Die Idee
Nach meinem aufrechten Arcadeautomaten in Cabinetbauweise, musste eine Ergänzung her, bei der die Spieler vis-a-vis, sich also gegenüber sitzen sollten. Retro sollte er sein, ganz klar! Welche Epoche? 90er-Jahre? 80er-Jahre? 70er-Jahre? Warum halbe Sachen machen? Ich stellte die Zeitmaschine also auf minus 80 Jahre und glühte den Fluxkompensator vor!
Ein Arcade-Table ist so richtig retro. Ein aufrechtes Cabinet, also der klassische Arcadeautomat ist sicher nett, aber so ein Table hat diesen herrlich unpraktischen Schlag, da es deutlich mehr Grundfläche wegnimmt. Allerdings machen 2-Player-Games, die nacheinander gespielt werden, mit so einem Gerät wesentlich mehr Spass, da man sich gegenüber sitzt, statt nebeneinander zu stehen. Prima ist aber auch, dass man endlich Platz für Getränke findet.
Der Reiner vom For-Amusement-Only e.V. aus Rodenbach bei Hanau hatte einen Tisch übrig. Ich weiss gar nicht, was da ursprünglich drin war. Ein Vectormonitor mit vier Drehreglern auf jeden Fall, aber welches Spiel? Egal, denn Reiner störte nicht, dass ich seinen Tisch umbauen wollte. Ich packte das Teil also in mein Auto und fing mit den Planungen bereits während der Fahrt an.
Irgendwie war mir klar, dass dieses Gerät ein zweites Leben eingehaucht bekommen würde, also lag doch Dr. Frankenstein nahe. Ich mag sowieso das Steampunk-Design, also hatte ich schnell einen Traum aus Messing, dunklem Holz und Leder. Über die dadurch sntstehenden Kosten war ich mir aber nicht klar. Diese führten letztlich dazu, dass ich den Automaten zu 80 Prozent aus dem aufbauen sollte, was der Werkraum hergab.
An dieser Stelle gehe ich nicht auf den prinzipiellen Aufbau eines solchen Automaten oder die Konfiguration von MAME ein, denn diese Themen werden mehr als ausführlich in den folgenden Anleitungen beschrieben:
Tisch im Auto, vorne das Loch, das der Münzprüfer hinterliess
Gut zu erkennen: tiefe Kratzer
Der Hersteller: Video Games GmbH aus Giessen, Spiel: Competition
Juni 1977, da war ich gerade mal 10 Jahre alt
Ein drehbarer Monitor für horizontale und vertikale Spiele schwebte mir vor, scheiterte aber an den Platzverhältnissen
Haftungsausschluss
ACHTUNG! NICHT NACHMACHEN!
- Dies ist keine Anleitung!
- Der Artikel dient der persönlichen Dokumentation!
- Dieser Artikel soll nicht die beiliegenden Anleitungen, Einbauhinweise oder Installationsanleitungen ersetzen!
- Dieser Artikel soll einen groben Überblick über die anfallenden Arbeiten ermöglichen.
- Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Korrektheit.
- Hier beschreibe ich, wie ich diese Arbeiten als Laie erledigt habe – nicht, wie man sie korrekt oder nach handwerklichen Standards, Vorschriften oder Gesetzen erledigt.
- Ich lehne jede Verantwortung, Haftung und Gewährleistung ab. Jeder muss selbst wissen, was er macht.
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- 230 Volt sind tödlich!
- Kein Backup? Kein Mitleid!
- Meine 3D-Modelle sind nur Machbarkeitsstudien, keine geprüften, funktionsfähigen Bauteile.
- Die beschriebenen Tätigkeiten sind in der Folge rein akademischer Natur.
- Bedenke, dass durch Deine Arbeiten Dritte an Leib und Leben gefährdet werden können und Du persönlich dafür haftest.
Mit dem Weiterlesen stimmst Du diesem Haftungsausschluss zu.
Das Gehirn
Hatte man in den 1830er-Jahren eigentlich Computer? Öhm… eher nicht… aber die Gehirne von Schwerverbrechern! Super, ich musste also ein gut abgehangenes Gehirn besorgen. Das von unserem Hund war zu klein, Nachbars Katze krazt und Kühe umschmeissen war noch nie mein Ding. Also bestellte ich ebven online eines aus Latex im Horrorschop. Bei der Gelegenheit orderte ich auch gleich zwei Schlüsselanhänger.
Pimp my brain: Datenbus und Steuerleitungen angebracht
Gehirnversorgung
Auf Gloyyspaper druckte ich mir eine selbsterstellte Versorgung für das Gehirn her. Schleim, Nervenstränge und blutige Aterien waren natürlich Pflicht. Das ganze steckte ich in einen leeren Eisbecher aus dem Supermarkt und dekorierte es mit einer LED-Lichterkette. Leider war das rot zu intensiv, so dass die roten, gelben und grünen Farben in dem Gehäuse einfach „absoffen“.
Keine Details zu erkennen, schade.
O.k., das Hirn war der Auftakt für das Gehäuse. Das musste und wollte ich zuerst haben. Ein Bullauge wäre schick gewesen, aber sowohl „echte“ Bullaugen, wie auch Wanduhren schlugen mit über 30,- EUR zu Buche. Ikea ist immer eine gute Adresse, wenn man Alltagsgegenstände sucht, die man verändern kann. Beim Durchstreifen des Möbelhauses fiel mir ein weisser Rahmen mit Ornamenten auf. Eckig, Hässlich. Aber aus Metall! Und zu einem guten Kurs! Ich packte das Ding also vorsichtshalber ein.
Lackierung
Im Bauhaus besorgte ich auf dem Rückweg auch gleich noch Hammerschlaglack von Hamerite, aber nur eine kleine Dose, damit wollte ich ja nur die Dekoteile aus Messing trimmen. Merkwürdiger Weise nennt sich ein Ton zwischen Messing und Bronze bei Hamerite „Kupfer“, aber egal, passt scho‘!
Im Keller fand sich noch eine große Dose silberner Hammerschlaglack von Glasurit. Damit wollte ich das Gerät lackieren und entweder mit Schrauben oder mit Nieten versehen, so dass es aussehen sollte, als wäre das Gehäuse aus Stahlplatten zusammengesetzt worden. Dadurch wollte ich mir auch das Spachteln der sichtbaren Stosskanten an den Platten sparen. Tja, aber alles einfarbig silber rollen? Puh! Ganz schön trist! Aber vielleicht hätte Dr. Frankenstein seine Tischplatte aus massivem Messing anfertigen müssen, damit keine Ätherstrahlung nach draussen dringt? Ja, das hätte er ganz sicher machen müssen!
Tischplatte schleifen: erst 200er, dann 600er Papier
Fleckiges T-Molding
Erster Anstrich
Die Tischplatte rollte ich zweimal nach Gebrauchsanweisung. Nun gut, ich bin kein Maler oder Lackierer und so könnte das Ergebnis sicher besser ausfallen. Müsste ich es nocheinmal machen, würde ich die Platte spritzen statt rollen.
Gamepanel
Während die Farbe vor dem Zweitanstrich zwischentrocknen musste, kümmerte ich mich um das Gamepanel, das ich bei Alpha Electronic in Worms gekauft hatte. Es stammt aus dem Jahre 1989, ist also auch durch und durch retro. Die Sticks und Buttons hatte ich bereits zerlegt und gereinigt, aber das Panel an sich war viel zu breit für den Tisch und ausserdem sollte man sich ja gegenüber sitzen.
Ein kurzer Blick auf das Panel offenbarte, dass ich da mit der Stichsäge nicht weiterkommen würde: fetter Edelstahl! Flugs die Flex freigemacht und ab dafür. Männer begnügen sich nicht mit Laufsägearbeiten!
Abgeflext: Gamepanel
Über die Befestigung machte ich mir noch wenig Sorgen, mir würde schon etwas einfallen. Ausserdem war an dem Teil ja ein Klavierband. Mir schwebte also an der oberen Kante ein Schnappverschluss vor. Es sollte anders kommen…
Folie abziehen
Die Panels sollten nachher aussehen, als wäre sie aus Holz. Dazu wollte ich die gute alte d-c-fix-Folie verwenden. Auf dem Panel befand sich aber eine dicke Dekorplatte, auf der die Joystickrichtungen aufgedruckt war. Die musste also runter. Bei der Gelegenheit zog ich auch gleich noch die dünne schwarze Folie vom Metall ab. Das erwies sich als leichter als gedacht, da sie verdammt zäh ist und sich so gut in einem Stück abziehen liess.
Die Monitorhalterung
Monitorhalterung
Die Zeit bis zum Zweitanstrich reichte noch, also kümmerte ich mich um die Monitorhalterung. Zwei Dachlatten, die sich in meinem Fundus fanden, passten von der Breite her exakt zwischen den Monitor und den Gehäusewänden. Der Monitor ist zum Glück so gebaut, dass die Bildröhre im Kunststoffgehäuse befestigt ist, und die Elektronik mehr oder weniger lose hinten dranhängt. Die Abschirmbleche verdienen kaum den Namen, gehen eher Richtung Alufolien und können sowieso nicht das Gewicht der Röhre tragen. Ich musste also nur dafür sorgen, dass die Bildröhre fest sass, der Rest ergab sich.
Eingebauter, bzw. aufgelegter Monitor
Gestaltungsversuche
Nach dem zweiten Anstrich der Tischplatte ging es an die Joysticks. Ich habe leider kein Photo vom Ursprungszustand, aber die sahen diesen sehr ähnlich. Tja, die Problematik liegt auf der Hand: Das ist alles vergossen und lässt sich nur mit Gewalt entfernen. Ich wollte ja nur den Griff selber entfernen und den Stahlschaft durch das untere Kunststoffteil verdeckt lassen. Mein Weg war die Bearbeitung mit einem Stechbeitel und einer Säge. Das hat wunderbar geklappt.
Der Totenkopf fixierte ich in einem Schraubstock in der Ständerbohrmaschine und bohrte IIRC ein 8mm Loch in den Resin-Kopf. Mit ein wenig Pattex setzte ich den Kopf auf die Stange. Da sowieso kaum Spiel herrschte, sitzt das bombenfest.
Joystick, gemoddet
Kruezespender: Kerzenleuchter
Bei Andreas, einem Deko-Großhandel in Dietzenbach, gibt es allerlei Trauerdevotionalien. Unter anderem fand ich dort Kerzenleuchter für den schmalen Euro, auf die einfach zwei Blechkreuze mit den Rücken aneinander gecrimpt wurde. Etwas Rütteln und Wackeln und schon waren die Kreuze ab. Der Preis war um die 2,- EUR, dafür bekomme ich solche gestanzte Kreuze nicht einzeln gekauft.
Abgelöste Kreuze
In der Kassentür klaffte ein Loch, wo ehemals der Münzprüfer auf frische Kohle wartete. Das musste ich ja irgendwie schliessen. Bei Andreas fand ich aber auch so ein merkwürdiges „geschmackvolles“ Wandbild aus irgendeinem gegossenen Kunststoff. Leider ist es nicht 100%ig gerade, aber egal, das passt schon.
Schick
Kassentür
Anprobe
Zeit, den ganzen Krempel, den ich für den Tisch vorgesehen hatte, mal anzuhalten, um zu sehen, ob das überhaupt alles da draufpasst.
Naja…
Nunja…
Solala…
Der weinende Engel
Als nächstes brauchte ich natürlich Seitenwände für die Panels. Dazu habe ich einfach mit einem Bleistift in ca. 5mm Entfernung die Konturen nachgezeichnet, diese ausgeschnitten und auf eine Holzplatte übertragen. Zwei Wochen später, als die erste, unbefriedigende Lackschicht durchgetrochnet war, verspachtelte und schliff ich die Seiten neu. Generell scheint der Glasurit-Lack beim Streichen eher zur Streifenbildung zu neigen und er entwickelt nicht so eine schöne strukturierte Oberfläche wie der von Hamerite.
Seitenteile
Eingepasster Engel
Die unregelmässige Kontur des Engels übertrug ich auch auf die Kassentür uns sägte sie aus. Das ganze Bild ist aber in sich schief. Da ich keine Zeit vor der HomeCon 11 für Experimente hatte, verzichtete ich auch Spachtelorgien, mit ungewissem Ausgang und schloss die gröbsten Löcher schnell mit Heisskleber. Es kommt auch nicht so auf das Detail an, der ganze Tisch ist ja im Frankensteinstyle aufgebaut, da gibt es halt die eine oder andere Narbe und Hautunreinheit.
Löcher für das Aussägen der Panelöffnung und des Gehirnkastens
Fertig
Auch die Rundinstrumente sind schon drin
Ein Taubenschlag?!?
Alle größeren Öffnungen sind ausgesägt
Das Finish
Auch in Silber sieht das aus wie ein Taubenschlag
Abends strich ich noch die Rundinstrumente mit Hammerschlaglack. Die Oberfläche wurde wirklich wunderschön.
Mir gefällt die Oberfläche sehr gut!
Bullaugen & Instrumente
Am nächsten Tag machte ich mich an die Bullaugenringe für die Lüfter und den Lautsprecher. Der Trick dabei ist, dass man eine Bastelholzplatte auf eine Holzplatte schraubt und zuerst den inneren Ring mit einer kleinen Lochkreissäge ausschneidet. Danach kommt die größere Säge ran, die automatisch durch den Bohrer zentriert wird und so einen schönen Ring aussägt. Natürlich müssen die Ränder noch geschliffen werden.
Bastelholzplatte verschraubt
Innenseite des Rings
Nach dem äusseren Schnitt ist der Ring fertig
Das Ganze dreimal!
Fertig lackiert
Auf dem obigen Bild sieht man auch noch drei „Messingplatten“ aus einer Möbelrückwand. Eine solche Platte hätte aus Metall rund 20,- EUR gekostet. Das ist mir ein wenig zuviel für den Spass, tut mir leid.
Bemalter Engel
Der Engel sah in Silber ein wenig blass aus, also bin ich da noch einmal mit Farbe ran. Boaaar! Voll der Kitsch! Perfekt!
Gehirnsaft
Ätherdichte
Die alten Skalen den Instrumente fotografierte ich einfach ab, Abscannen erschien mit sinnlos, denn dazu hätte ich die Skala aus dem Instrument herausnehmen müssen, wofür ich es völlig zerlegen müsste. Im Photoshop baute ich die Skalen nach, versah sie noch mit dem Frankensteinwerke-Schriftzug und den Masseinheiten. Ätherdichte lag ja auf der Hand, aber für den „Gehirnsaft“ liess ich mich vom alten Xbox-Spiel „Kill All Humans“ inspirieren.
Die Skalen habe ich mit LEDs grün beleuchtet, sie hatten vorher gar keine Beleuchtung. Die Zeiger habe ich schlicht über verschiedene Widerstände an 5V angeschlossen, so dass sie unterschiedliche Stellungen einnahmen.
Die Panels
Spanngurte
Befestigung der Panels.
Panelbefestigung von innen
Oben habe ich es bereits angesprochen: Die Befestigung der Panels erwies sich als kniffliger, aber letztlich auch simpler, als ich dachte. Das eingebaute Klavierband funktioniert nur, wenn das Panel oben auf die Kante eines Bretts geschraubt wird. An einer „Wand“ kann das Panel nicht aufklappen. Ich habe also je vier Löcher in den Stahl gebohrt und diese im 45 Grad Winkel (mehr oder weniger) durch das Gehäuse verlängert. Damit die Panels auch bei dieser Arbeit fixiert blieben, musste ich sie mit Ratschegurten befestigen. Der Lack war noch nicht durchgetrocknet (dauert zwei Wochen) und noch etwas weich, so dass das Metall auf dem Gehäuse nicht verrutschen konnte.
Panel mit d-c-fix Holzdekor, die Seitenteile sind noch nicht verspachtelt und daher rau
Das d-c-fix kann man blasenfrei aufbringen, wenn man die Klebeseite leicht mit einer Seifenlauge einsprüht und die Blasen mit einem Rakel entfernt. Die Ausschnitte lassen sich mit einem Cuttermesser einschneiden und Sternförmig nach innen klappen.
Player-2-Panel, Seitenteile bereits verspachtelt
Die Seitenteile sind ganz simpel befestigt: Eine Gewindestange verbindet beide Seiten, die Hutmuttern ziehen die Platten gegen das Panel. Das hält selbst mit der Hand angezogen bombenfest.
Typenschilder
„Messingplatte“
Die Schriften auf den Messingplatten habe ich mit Wasserschiebezeichen (Decals) der Firma „Bare-Metal Foil Co.“ und einem Laserdrucker realisiert. Solche Nassschiebebilder kennt man aus dem Modellbau (Revell-, Tamiya- oder Airfixmodelle). Nach dem Aufbringen und Trocknen habe ich die Decals mit einer Schicht Klarlack versiegelt. Diese Decal-Bögen bekommt man bei dem Firma Shopartikel24.de
Typenschild
Wilhelm Pforte
Das Bild von „Wilhelm Pforte“ habe ich aus dem Netz. Der Gute wurde wohl mal in Mexiko wegen irgendeiner Jugendsünde verhaftet, aber Papa Gates hat ihn wohl wieder rausgehauen. Die rote Beleuchtung kommt von der roten Rückseite eines Schnellhefters her, die ich ausgeschnitten und mit zwei(!) kleinen Kaltkathodenröhren aus dem Moddingbedarf versehen habe. Die Nieten sind Polsternägel aus dem Bauhaus. Die Kreuze sind die von oben, nur eben lackiert. Der Gehirnwellenindikator ist eine „Wassereffektlampe“ aus dem PC-Moddingbereich. Auf dem Kolben wabern ständig blaue Entladungen entlang.
Gehirnkasten
Das Gehirn wird von stroboskopartigen RGB-LEDs beleuchtet. Solche fertig mit einem Molex-Stecker für den PC versehenen LEDs bekommt man beim CWC-Shop.
Lautsprecher
Die Bullaugen
Die Bullaugen der Lautsprecher und Lüfter sind nicht einfach offen, nein! Neugierige Kinder- und Erwachsenenfinger werden durch straff eingeklebten, goldfarbenen Gazestoff geschützt. Der blaue Blüteneffekt auf dem Lautsprecher rührt von in die Streben des Chassis eingelassenen LEDs her, die ich an die 3,3 Volt Stromversorgung des P4-Steckers des ATX-Netzteiles angeklemmt habe. Die Membran besteht aus echten naturfarbenen Carbongeflecht und ist so durchscheinend. Beim Aufbohren des Chassis habe ich auch einen Lautsprecher ruiniert. Was habe ich geflucht!
Lautsprecher von innen
Letzte Arbeiten
Drehregler, bzw. Spinner
Der originale Tisch verfügte über vier Spinner, also Drehregler, die ich natürlich gerne behalten wollte. Leider sind die Wellen dieser Potis 6mm stark und somit viel zu dick für meine eigens dafür besorgten Altmessingknöpfe mit Ornamenten und einem Kristall. Ich wollte den Tisch zum VCFe 12.0 in München mitnehmen, sah am Morgen der Abfahrt keine Chance mehr, die Potis an den Start zu bekommen und suchte in meinem Fundus nach geeigneten Abdeckkappen. Da fiel mir eine auf Vorrat gekaufte Packung mit verchromten Totenkopfautoventilkappen in die Hände! Bisschen klein, die Dinger, aber mit etwas Heisskleber schnell zu befestigen! Mein Tisch wird ein echter Resteverwerter und eines Dr. Frankenstein würdig!
Das echte Gehirn des Gerätes ist ein AMD Athlon XP 2000+, der zusammen mit 512 MB und einer Geforce 2 GTS-Grafikkarte auf einem PCChips M848-Mainboard sitzt. Klar, das Ding ist alt, aber es läuft wie ein Uhrwerk und es ist zudem vollkommen ausreichend für so ein Cab, warum also neu kaufen?
Mainboard
Das Ganze habe ich zusammen mit einer 40GB HDD von Samsung an die Kassentür geschraubt, so kann man im Falle des Falles schnell an die Sachen ran, ohne irgendetwas zerlegen zu müssen. Den Ein-/Aus-Schalter habe ich praktischer Weise auch gleich in die Tür integriert.
Das Innere ohne Monitor
Hier ein Blick in das Gerät, wenn der Monitor nicht an seinem Platz ist. Die tausend Kabel von den Sticks und der Beleuchtung der Taster habe ich mit Kabelsammlern zusammengefasst. Die blauen Kabel sind tatsächlich 900 MHz PIMF-Netzwerkkabel. Sicher oversized für ein paar LEDs, aber ich hatte davon noch genug übrig. Stichwort Frankenstein! Links sieht man die beiden Kaltkathodenröhren unter einer Abdeckung aus schwarzem Karton. Die Lampen sind so hell, dass sie durch die Lüfter und den Lautsprecher geschienen hätten.
Joystickverkabelung
Hier sieht man gut die Verkabelung der Joysticks mit der Zugentlastung. Das blau-weisse Kabel gehört zu den Anzeigeinstrumenten für die Ätherdichte und den Gehirnsaft. Darunter ist die Eisbox vom Gehirn.
Wer jetzt glaubt, das sein hier irgendwie gepfuscht, der hat noch nie im Leben einen Arcadeautomaten von innen gesehen.
A-Pac
Sticks und Spinner habe ich über ein A-Pac aus dem Arcadeshop angeschlossen. Das geht kinderleicht und das A-Pac toleriert sogar Potis mit unterschiedlichen Widerständen vollautomatisch. Unter Windows wird das A-Pac als normale Gamecontroller erkannt (Plural). Ebenfalls von diesem Onlineshop habe ich den kleinen Verstärker für den Lautsprecher. Der Onboardsound des Mainboards hat nur einen Line-out.
Um das Ganze abzurunden habe ich die Windowssounds durch Soundclips aus den alten Frankensteinfilmen ersetzt. Donnergegrolle, Höllenlachen und „It lives!“-Schreie gehören ja wohl dazu, oder?
Erster Auftritt
Erster Auftritt des Tabels auf dem VCFe 12.0 in München
Spieler am Automaten
Umlagerter Automat auf dem HomeCon-Stand
Mit Anleitung und einem Infoblatt
Entsetzen bei den Besuchern!
Klar, das Ding ist keine Schönheit, aber das war Dr. Frankensteins Monster ebenfalls nicht. Bei diesem Cab kann ich unbesorgt zum Pinsel greifen und Transportmacken ausbessern, denn dass würde nur den Charakter des Automaten betonen. Diese Bilder können nur einen Zwischenstand wiedergeben, denn so ein Projekt ist eigentlich nie fertig. Einige Veränderungen schweben mir bereits vor!
Euer
Hessi
Update Mai 2011
EDIT 08. Mai 2011
Eigentlich wollte ich die Rauchglasplatte durch eine aus Klarglas ersetzen. Das Bild war doch arg dunkel und schlecht zu sehen. Beim Ausbau zum Vermessen, bemerkte ich allerdings, dass die Platte eine Doppelglasscheibe ist! Oben die beschriftete klare Glasplatte, dann ein Schaumstoffrahmen ringsum und dann eine Rauchglasplatte aus Plexiglas! Hurra! Platten getrennt, Kosten gespart!
Ausgebaute Platte mit Silikonresten
Klarglasplatte, Schaumstoffrand, Plexiglasplatte rauchfarben
Enormer Unterschied! Brillanteres Bild ohne Rauchglas
Mich störten die chromblitzenden Nieten am Gerät, das sah so kitschig aus, irgendwie nach 70er Jahre Nietenjeansjacke. Das ist zwar auch retro, aber mal ehrlich: *würg*. Ich habe also alle Nieten, auch die messingsfarbenen, mit Hammerschlaglack Silber lackiert. Jetzt wirkt das Gerät wesentlich harmonischer. Zudem habe ich die Nieten auf dem oberen Lüfter neu gesetzt, die waren ja total schief.
Deutlich stimmiger mit matten Nieten!
Sieht nun echter aus
Den schwarzen Rand des Monitors habe ich ebenfalls messingfarben lackiert und mit „Nieten“ (aus mit einem Locher ausgestanzten d-c-fix Dekorbogen Aluminumplatte, gerifftelt) dekoriert. Die Ecken, wo man noch in das Gehäuse sehen kann, werde ich später schliessen.
Die Schrift auf der Glasplatte störte mich, allerdings wollte ich die nicht zerstören, also habe ich ein Holzdekor darübergeklebt und eine Goldkante als Abschluss draufgemalt. Tja, leider habe ich einen der Holzdekorstreifen schräg angesetzt ohne es zu merken. Wer dachte, dass man auf 45cm eine Abweichung von 2mm so deutlich sieht? :-(
Monitor mit Goldrand und „Nieten“
Glasplatte, Goldrand, Dekorstreifen Holz
Gewährt den Blick in das Innere
Ohne Schrift gleich viel altmodischer, die Lücken kommen noch zu.
Update Mai 2011 (2)
EDIT 11. Mai 2011:
Splashscreen angepasst.
Holzlesite unter die Glasplatte gesetzt, so dass es wie ein gesamter Holzrahmen mit Messingfassung für die Scheibe aussieht.
Update April 2013
Noch ein Update! (April 2013)
Irgendwie sah der Automat zu neu aus. Nach einigen Ausstellungen, an denen viele Menschen daran spielten, merkte ich, dass ihm Patina gut stehen würde. Ich kannte dieses „Weathering“ aber bisher nur vom Modellbau. Dort wird es mit stark verdünnten Farben gemacht. Einige benutzen sogar Wasserfarbe dafür… Wasserfarbe! Das ist es! Die kann man fett auftragen und dann wieder wegwischen, wenn es nicht gefällt. Beim Wegwischen merkte ich, dass das einen tollen Effekt gibt, der aussieht, als wäre über Jahre hinweg immer eher oberflächlich gesäubert worden. Fixiert habe ich das am Ende mit Klarlack.
Ich experimentierte ein wenig mit verschiedenen Farben, Effekten und Tüchern – und und bin mit dem Ergebnis leidlich zufrieden. Besser geht immer, aber der Tisch ist doch eine ewige Baustelle, auf der ich immer wieder neue Ideen ausprobiere und alte rückgängig mache.
Ach ja… der Monitor ging kaputt! Natürlich kurz bevor der Automat wieder auf Reisen sollte. Von einem Freund bekam ich einen alten 19″er von Siemens, der wunderbar auch mit dem Gehäuse in den Automaten passt, weil er eine kürzere Röhre als mein alter Samsung hat. Ein netter Nebeneffekt: Das Bild ist nicht ganz so gut wie beim Samsung (nett gesagt). Dreht man den Kontrast leicht zu hoch, wird das Bild so schlecht wie bei einem echten Automaten. :-)
Leider hatte ich keine große Lust, das Gehäuse aufwendig zu pimpen. Daher beliess ich es mit schwarzem und nussbaumfarbenem D-C-Fix. Es musste halt schnell gehen und ich hatte keine Zeit, dem Lack beim trocknen zuzusehen.
(Rauchablagerungen um den Monitor herum, Blutspritzer auf dem Tisch und dem Holzdekor)
(das Ganze bei Tageslicht auf einer Ausstellung)
Endlich habe ich auch die Schubladengriffe aus Messing mit dem künstlichen Brillanten auf die Drehregler gesetzt. Leider waren die Drehachsen der Potis etwas zu dick für die Gewinde in den Griffen. Ja, aufbohren ist eine Option gewesen, aber dann blieb nur ein verdammt dünner Rand im Metall. Es musste wieder schnell gehen, also habe ich die Griffe mit Autospachtel gefüllt und in der Ständerbohrmaschine aufgebohrt. Dauerte keine 15 Minuten. Das ganze habe ich dann mit Pattex Extrem zusammengepappt. Das hält sehr gut, lässt sich aber mit grober Gewalt auch wieder entfernen, wenn es nötig sein sollte.
(Dreckspuren um die Kanten herum)
Gut, ich habe zuviel „Dexter“ geschaut, gebe ich zu, daher musste ich mit verschiedenen „But“arten experimentieren. Interessant, denn auch wenn die drei dicken Blutspritzer schräg und unecht aussehen, so sind sie doch wirklich durch fette Tropfen entstanden. Ja, sieht doof aus, aber wer bin ich, mich mit der Physik zu streiten?
(Rauchablagerungen um die Lüfter und den Lautsprecher herum)
Auch das enstand „echt“. Ich habe alles dick mit verschiedenen Farben in einigen Schichten trocknen lassen, zwischendurch immer wieder kraftig mit einem trockenen oder feuchten Lappen drübergerubbelt und wieder Farbe aufgetragen. So als würde man den Automaten ab und zu mal grob sauberwischen wollen.
(der weinende Engel)
Ja, naja… auch das war echt. Ich habe immer wieder verdünnte Farbe an die Augen getupft, bis es minutenlang runterlief. Leider fliesst Farbe anders als Blut… auf der anderen Seite… ich habe es nie getestet. Vielleicht sollte ich mir beim Schlachter mal einen Eimer Blut besorgen? Äh… neee….
Aber das wird sicher mit der Zeit. Nun habe ich die Schmodderspuren am Gehirn teilweise überstrichen und neu laufen lassen. Jetzt ist es deutlich besser:
(Seite mit dem Gehirn)
Update März 2015
Edit März 2015:
Blutige Hand
Bei der Hand bin ich noch einmal bei. Mehr dunkles, getrocknetes Blut hinzugefügt. Die Laufbahnen des Blutes sind realistisch, da ich tatsächlich Farbe runter laufen liess.
Auch der Gehirnsaft hat ein Update erhalten. Gefällt mir noch nicht. Habe aber schon Pläne für ein Update mit rundem Bullauge und „Blubberwasser“.
Der Fleck ist „lustig“. War keine Absicht. Beim Wechsel der roten Patrone des Druckers fiel ein Tropfen auf den Tisch (und viele auf den Teppich!). Habe ihn etwas trocknen lassen und dann mit Klarlack versiegelt.
Die weinende Madonna. Ja, da muss ich noch einmal bei. Trotzdem hat sie durch die dunklen Tropfen deutlich gewonnen.
TBC…