Aufbau eines Arcadeautomaten

Installation der Joysticks

O.k., wir haben uns nun mit einem notwendigen, bescheidenen Grundwissen versorgt. Wir haben Lötkolben, Schraubendreher, Stromkabel, Aderendhülsen und Steckdosenleisten. Die weiter o.a. Teile haben wir uns alle besorgt und der Tag steht frei zu unserer Verfügung.

Nachdem Generationen von spielsüchtigen Jugendlichen den Automaten traktiert haben, wird das, trotz des robusten Aufbaus solcher Geräte, nicht ganz ohne Folgen geblieben sein. Auch hier wieder der Hinweis: So funktioniert das bei meinem Automaten, aber die Dinger sind in Handarbeit und in den unterschiedlichsten Ausführungen gebaut worden, da kann es schon elementare Unterschiede geben. Also Augen auf, bevor Ihr mit Gewalt irgendwas am Cabinet beschädigt.

Mein Controllpanel konnte ich nach vorn klappen, indem ich zwei Spannverschlüsse öffnete, die ich durch die geöffnete Kassentür bequem erreichte.

(Aufgeklapptes Controllpanel)

Nun kann man auch die Frontscheibe für die Reinigung herausnehmen, die nur von einer Leiste oben und dem Panel unten an ihrer Position gehalten wird. Die Sitcks und die Pushbuttons sind mit großen Plastikmuttern gesichert. Diese habe ich gelöst und die Kabel abgezogen. Eventuell kann ein Foto dabei helfen, später die Kabel wieder an die richtige Stelle zu stecken. Auf jeden Fall müssen wir aber notieren, welches Kabel für welchen Kontakt zuständig ist, damit wir sie nachher korrekt an die zerlegten USB-Joypads anschliessen können.

(Joystick mit verkabelten Microschaltern)

Wir nehmen die Pushbuttons aus dem Panel und zerlegen sie für die Reinigung. Dazu entfernen wir die Microschalter, die nur geclipst sind. Nun biegen wir die Haltenasen der Buttons vorsichtig mit einem Uhrmacherschraubendreher in das Gehäuse des Knopfes und ziehen den Knopf nach oben raus. Die innen liegende Feder entnehmen wir ebenfalls.

(Haltenasen)


(Pushbutton, zerlegt – mit Jahrzehnte alten, widerwärtigen Schmodder)


(zerlegter Button mit Feder)

Die anschließende Reinigung unter fließendem Wasser und Pflege mit Kunststoffreiniger und einem Cockpitspray. Sollte keine Probleme aufwerfen. Die Feder kann man etwas aufziehen und mit WD40 (oder Caramba, etc.) pflegen. Wenn der Mikroschalter noch einwandfrei funktioniert (was es meistens auch nach Jahrzehnten noch tut), dann brauchen wir ihn nur äußerlich zu reinigen und die Kontakte ebenfalls einzuölen. Sollte er defekt sein, so tauschen wir ihn gegen einen neuen aus. Eine Reparatur lohnt sich nicht. Den Knopf nun wieder zusammenbauen. Diese Prozedur führen wir an allen Knöpfen durch.

Kommen wir zu den Joysticks: Die Kabel werden abgezogen und die Halteplatte vom Stick gedreht – sie ist quasi eine große Mutter. Die Microschalter sind nur mit jeweils einer kleinen Schraube gesichert und lassen sich schnell entfernen. Wir prüfen (ggf. mit einem Multimeter) und reinigen sie. Die Kontakte bekommen etwas Öl zur Pflege.

Der Stick wird nun mit dem Kopf auf die Tischplatte gedrückt, so dass die untere Führung, die die Microschalter betätigt, locker nach unten rutscht. Den Haltesplint drücken wir mit einem Schraubendreher aus der Führung, ggf. vorher mit Rostlöser gangbar machen. Der Joystick lässt sich nun leicht in seine Einzelteile zerlegen. Sind erstaunlich viele, nicht wahr?

Ein Joystick war an meinem Apparat verbogen, da hat wohl mal jemand den Highscore nur knapp verpasst und musste seine Wut am Gerät auslassen. Ich habe die Metallachse in den Schraubstock gespannt und mit einem Hammer gerade gebogen. Verdammt zähes Material! Ich musste mehr Gewalt anwenden, als ich dachte.

Wir reinigen alle Kunststoffteile und pflegen sie mit Cockpitspray. Alle Metallteile werden mit WD40 eingesprüht. Das Zusammensetzen sollte wohl keinerlei Probleme bereiten.


(Ausgebauter Joystick ohne Microschalterplatte.


(gelöster Haltesplint an der Unterseite der Joystickachse)


(Betätigungshülse, Splint und Feder)


(komplett zerlegter Joystick)

Wir reinigen nun das leere Controllpanel (oder wir lackieren es ggf. neu) und setzten die Bedieneinheiten wieder hinein. Den Kabelbaum schneiden wir nun beherzt an einer Stelle ab, die lang genug ist, um die Platinen des USB-Gamepads sicher am Cab befestigen zu können.

Was jetzt kommt, ist klar: Kabelenden abisolieren und verzinnen. Wir löten die Enden der Pushbuttons an die Kontakte auf dem USB-Pad. Das ist ganz simpel, man muss nur darauf achten, die Kontakte zu nehmen, die nicht miteinander verbunden sind. Die verbundenen Kontakte sind die Schaltmasse.


(deutlich zu erkennen: durch dicke Leiterbahnen miteinander verbundene Kontakflächen)

Kniffliger sind die Kontakte der Richtungssteuerung. Diese sind miteinander verzahnt – und beim festlöten würde man zwangsläufig die Schaltflächen miteinander verbinden. Deswegen trennte ich die Leiterbahnen zwischen Schaltkontakt und Masse mit einem kleinen Teppichmesser durch. Die Seite, die mit den großen Flächen der Schaltmasse verbunden sind, interessiert uns nicht. Die Seite, die zu den kleinen Leiterbahnen führt, dem Schaltplus, an die löten wir unsere Kabelenden. Die Schaltmasse (ist nur eine Ader) kommt an einen der freien Massekontakte des Pads. Bitte darauf achten, dass es umgekehrt zum Joystick belegt ist. Beispiel: Druck nach vorne betätigt den oberen Kontakt am Pad, aber den unteren Kontakt am Joystick!


(durchtrenne Schaltkontakte (unten))


(Fertig verlötetes Gamepad)

Das gleiche Spiel machen wir noch mit den Schaltern der Buttons für „Neues Spiel“ und den Geldeinwurf. Der Geldeinwurfkontakt ist in der Kassentür zu finden, man muss nur den Münzprüfer außer Gefecht setzen und den Münzkontaktschalter an einen der Schulterschalterkontakte des Gamepads löten. Ich habe keine Lust, mit Münzen zu jonglieren, also bohrte ich mit einem Lochkreisbohrer ein Loch zwischen die beiden Münzeinwürfe und montierte dort einen beleuchteten Knopf mit einem Euro-Symbol (im Bild mit den roten Kabeln).

Mein Automat hatte keinen Knopf für „Neues Spiel“ – wozu auch? Werden die meisten nicht haben. Also habe ich diesen auch nachgerüstet. Er befindet sich nun unter dem „P1“-Knopf und dient dazu, das laufende Spiel zu beenden und zum MaLa-Menue zurückzukehren und im Menue den Rechner herunterzufahren.


(Münzschalter und „Neues Spiel“-Schalter von innen (rote Kabel) gut zu erkennen, rechts die Gamepad-Platinen)


(„Neues Spiel“-Taster gleichen Kabeln am Microschalter und der Beleuchtung)


(Münztaster mit selbstgedruckten Euro-Symbol)


(Taster für „neues Spiel“, selbst gedruckt)

Zum Schluss sichern wir die Kabel gegen herausreißen, dazu benutzen wir Kabelbinder (im Bild grün) und befestigen die Kabel an den Bohrlöchern der Gamepadplatine.


(Platinen mit Kabelbindern)

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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