Kaufkraftrechner

Immer wieder liest man SĂ€tze wie diesen: „Der Golf I kostete im Jahr 1980 nur 10.000 DM, dies sind heute umgerechnet ca. 5.000 EUR.“. Da fĂ€llt jedem sofort auf, dass dies Unsinn ist. Hier kannst Du den korrekten Betrag herausfinden.



Debugging
Bitte nur Zahlen eingeben!

GĂŒltigkeitsjahr: 2021
Stand: 2022
NĂ€chstes Update: ca. FrĂŒhjahr 2023

Zu diesem Zeitpunkt war der aktuellste Stand: „BMF-Datensammlung zur Steuerpolitik – 2022
Stand 12.04.2022

Die Daten entstammen jeweils der Tabelle: „Doppelverdienerehepaar mit zwei Kindern (Aufteilung des Bruttolohns 2/3 zu 1/3; Steuerklasse III

WARNUNG! Nach dem durch nichts zu rechtfertigenden, brutalen und verachtenswerten Überfall Putins auf die Ukraine stiegen die Preise fĂŒr Nahrungsmittel und Energie weltweit enorm. Aktuell ist dieser Kaufkraftrechner also mit Vorsicht zu betrachten, schlicht, weil wir durch die Preissteigerungen allesamt Ă€rmer werden. Bitte beachten, dass immer die Kaufkraft des jeweiligen Vorjahres zugrunde liegt.

Das gilt folglich auch fĂŒr alle Preisangaben, die zur ErklĂ€rung nun folgen. Brot ist aktuell rund doppelt so teuer, wie zur Zeit der Erstellung der Texte.

kaufkraftrechner
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Inhalt:

Was ist das hier?

Ein Kaufkraftrechner, mit dem Du selbst ausrechnen kannst, ob frĂŒher wirklich alles billiger war.

FrĂŒher war alles billiger!

Stimmt das wirklich? Hier kannst Du es mit dem Onlinerechner ĂŒberprĂŒfen. Die Berechnung nutzt die Daten des Bundesministeriums fĂŒr Finanzen. Dessen Mitarbeiter sollten am besten wissen, was Otto Normalverbraucher verdient.

Warum das alles?

Immer wieder liest man SĂ€tze wie diesen: „Der Golf I kostete im Jahr 1980 10.000 DM, dies sind heute umgerechnet ca. 5.000 EUR.“. Da fĂ€llt jedem sofort auf, dass dies Unsinn ist. Hier kannst Du den korrekten Betrag herausfinden. Es gab nie einen neuen Golf zu so einem Kurs.

Die korrekte Frage wÀre also?

Ist ein Golf X heute teurer als damals ein KĂ€fer, Golf I oder Golf II? Daten eingeben und staunen!

Das richtige Ergebnis wÀre?

Ca. 12.000 EUR – statt der oft kolportierten 5.000 Euro. (Stand 2014)

 

Beispiel

Ein KĂ€fer kostete im Jahre 1967 mindestens 4.485 DM, das wĂ€ren fĂŒnfzig Jahre spĂ€ter umgerechnet 14.564 teuer verdiente Euronen. Im Vergleich kostet ein Golf mindestens satte 19.300 Euro. Ein Polo ist aber tatsĂ€chlich bereits ab 13.500 Euro zu haben.

Au weia! Alles wird teurer!

Nein, denn umgekehrt geht es aber auch, wie man am Beispiel des Fiat 128, des italienischen Golfs, sieht. Der wurde sogar etwas billiger:

5.500 DM im Jahr 1969 (entsprechen ca. 15.770 Euro im Jahr 2016) – die Fiat Tipo Limousine ist in diesem Jahr erfreulicherweise bereits ab 14.000 Euro im Programm.

Gut, ĂŒber den Fiat 128 sagte man seinerzeit, er wĂ€re eine hochmoderne Konstruktion, bringe aber keinen Luxus mit. Er böte nur Grundausstattung. Den Luxus von damals hat ein Tipo heute natĂŒrlich alle Male – dafĂŒr fehlt es ihm an aktuellen Assistenzsystemen. Der Vergleich zwischen 128 und Tipo ist also statthaft, der zwischen KĂ€fer und Gold aber eher nicht.

Wieso ist der Fiat immer noch gĂŒnstiger als der Golf?

Den Golf als Nachfolger des KĂ€fers zu sehen ist sehr nostalgisch. Ein KĂ€fer bot 1969 weder irgendwelchen zeitgemĂ€ĂŸen Luxus noch vergleichsweise hinreichend Platz – und modern war er bereits damals schon sehr, sehr lange nicht mehr. Der Golf ein halbes Jahrhundert spĂ€ter ist modern, hat eine zeitgemĂ€ĂŸe Ausstattung und bringt auch mehr Assistenzsysteme (wenn auch teils Aufpreispflichtig) mit, als der Tipo – was die Preisdifferenz zwischen Tipo und Golf erklĂ€rt.

Warum nimmst Du Autos fĂŒr dieses Beispiel?

Na ja, soll ich Brot nehmen? 1.000 g Brot kosteten 1967 nach Quellenlage 1,21 D-Mark. Das wĂ€ren 2017 in etwa 3,90 Euro. Ich bekomme beim Discounter ein Krustenbrot fĂŒr 1,15 Euro. Brot ist also billiger geworden! Um satte 70%! Wow! Aber welche Brotsorte wird in den Verbraucherpreistabellen angegeben?

Heute haben wir unglaublich viele, unterschiedlich teure Brotsorten – und auch jede Menge verschiedene Anbieter. Ich kann locker beim BĂ€cker 5 Euro fĂŒr ein Brot ausgeben. Aber selbst der bietet meist nur noch irgendwelche aufgebackenen Rohlinge, die er aus Fabriken bezieht. Nicht alles was hinkt, ist also ein Vergleich.

Viele Produkte sind durch die fortschreitende Industrialisierung schlicht gĂŒnstiger geworden. Einige Rohstoffe haben hingegen einen enormen Preisanstieg erlebt, wie insbesondere Gold. Arbeitskraft war in den 1960er billig, heute teuer.

Autos sind ein großer Batzen auf der Ausgabenliste der meisten Menschen. Im Gegensatz zu anderen großen Batzen wie der Miete oder den Heizkosten sind aber Kraftfahrzeuge keine Objekte fĂŒr Spekulanten. Sie unterliegen, auch wenn sie in Deutschland subventioniert werden, einem halbwegs funktionierenden Marktmechanismus.

Lass mich das mit den Autos noch einmal genauer betrachten: Ein Fahrzeug war vor 100 Jahren ein Luxusgut. Erst mit dem deutschen Wirtschaftswunder wurde es in Deutschland (und anderen Erste-Welt-LĂ€ndern) fĂŒr die Masse der Menschen bezahlbar. Das wandelt sich im Moment wieder. WĂ€ren EV (Elektroautos) nicht so massiv durch den Staat subventioniert, so wĂŒrde sich die breite Bevölkerung keines kaufen können, respektive kaufen wollen. Wobei wir in Deutschland auch nicht vergessen wollen, dass – je nach Fahrzeugklasse – allein durch die Firmenwagenregelung mehr als 95 % der Neufahrzeuge zugelassen werden. Der Rest ist geleast, finanziert oder eben kein Neufahrzeug. Aber das wĂŒrde Euer Nachbar niemals zugeben. 😀

Autos sind als Vergleich unpassend – aber jeder kann etwas damit anfangen. Was wĂ€re das Internet ohne den beliebten Autovergleich?

Und noch etwas!

Nicht nur die Mehrwertsteuer hat sich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt. In der EU fielen die Zölle weg – auf der anderen Seite erhöhten sich Zölle aus anderen LĂ€ndern teils deutlich. So ganz einfach sind Vergleiche also nie.

Klar, das klingt alles langweilig und passt nicht zum Schema: „FrĂŒher war alles besser und billiger!“. Aber Ihr seht, dass frĂŒher eben nicht alles billiger war. Ganz im Gegenteil.

 

Wieso rechnest Du nicht mit Brot- oder Immobilienpreisen?

Warum sollte ich das? Die BedĂŒrfnisse der Menschen verschieben sich immer und immer wieder. In der freien Marktwirtschaft herrschen Angebot und Nachfrage. Die Menschen sind (in einer idealisierten Welt) eben nicht bereit mehr als einen gewissen Prozentsatz ihres Einkommens fĂŒr ein gewisses Produkt (oder eine Dienstleistung) zu bezahlen.

Außerdem: Soll ich den Preis fĂŒr ein Brot ansetzen, welches Annodunnemal aus lokal angebauten, per Hand geernteten Rohstoffen von BĂ€cker auf der anderen Straßenseite in Handarbeit gebacken wurde? Heute ist die Brotfertigung bei den meisten BĂ€ckern ausgelagert worden. Die backen nur noch industriell gefertigte Rohlinge auf, die dort produziert werden, wo es momentan am gĂŒnstigsten ist.

Und ja: Mir ist klar, dass man von den 100 % Gehalt, die man zur VerfĂŒgung hat, heute aus mehr Produktgruppen wĂ€hlen kann. FrĂŒher gab es keine/weniger weiße Ware, einfachere Unterhaltungselektronik und keine Informationstechnologie. Auf der anderen Seite Ă€ndert sich aber auch bestĂ€ndig die Wertung, was „notwendig“ fĂŒr ein Leben in unserer Gesellschaft ist – und was nicht. FrĂŒher war ein Radio ein pfĂ€ndbares Luxusgut, dann wurde es ein unpfĂ€ndbarer Apparat fĂŒr die Informationsbeschaffung. Heute ist ein Radio gewissermaßen obsolet und wurde durch das Smartphone ersetzt.

 

Wie funktioniert das?

Der Rechner setzt das VerhĂ€ltnis des ehemaligen verfĂŒgbaren Einkommens und des ehemaligen Produktpreises auf das aktuelle verfĂŒgbare Einkommen und errechnet daraus den Preis, den das Produkt heute kosten wĂŒrde.

Dieser Rechner benutzt als Grundlage die Datenbasis des Bundesministeriums fĂŒr Finanzen fĂŒr einen verheirateten (oder in einer Lebensgemeinschaft lebenden), allein verdienenden Arbeitnehmer mit zwei Kindern. Ab 2005 werden die Daten eines Doppelverdienerhaushaltes mit zwei Kindern (2/3 zu 1/3, Steuerklasse III/V) zugrunde gelegt. Diese sind fĂŒr frĂŒhere ZeitrĂ€ume nicht verfĂŒgbar.

Prinzipiell gilt: das verfĂŒgbare Jahresgehalt abzĂŒglich Steuern, zuzĂŒglich Zulagen wie Kindergeld, ist der Geldbetrag, der dem Haushalt zur VerfĂŒgung steht. Dieser bildet hier die Berechnungsgrundlage.

Durchgehende Konstante

Die durchgehende Konstante ĂŒber alle Zeiten hinweg ist einzig das Einkommen der Menschen. Alles andere ist dem dauernden Wandel unterzogen und immer nur eine Teilmenge dieser Konstante. Egal, ob Miete, Brot, Milch, Butter, Eier oder die viel strapazierten Autos: Ich kann davon nur soviel oder wenig kaufen, wie es mein Einkommen zulĂ€sst.

 

Gibt es Diagramme dazu?

Schön dass Du fragst, denn ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.
Hier gibt es die Diagramme zur Einkommensentwicklung, zur EinkommensverÀnderung und zur KaufkraftÀquivalenz.

Die Daten des DeStatis bezogen sich auf 100 % Gehalt, die im Jahr 1995 festgelegt wurden. Ich habe die Daten des BMF fĂŒr dieses Jahr verwendet, da ich schauen wollte, ob die Kurve nachvollziehbar ist.

Die Daten des INSM *seufz* rechnen uns alle Ă€rmer. Auch wenn dort die Transferleistungen nicht berĂŒcksichtigt sind und es sich um einen Alleinverdiener handelt, so sind deren Gehaltsangaben weit unterhalb der offizieller Quellen.
Ich sage es mal so: Ist halt fĂŒr Arbeitnehmer bei Gehaltsverhandlungen doof, wenn der Chef einem mit dem INSM-Flyer zeigt, dass man doch bereits ein weit ĂŒberdurchschnittliches SalĂ€r erhalten wĂŒrde.

Spannend ist, dass die Renteneinzahlungen seit den 1980er-Jahren augenscheinlich nicht mit den Einkommenssteuereinnahmen steigen, sondern stagnieren. Ohne das genauer zu hinterfragen, könnte das ein Zeichen der Überalterung der Gesellschaft sein, denn Rentner zahlen nicht in die Rentenkasse ein. Boomer stellen mittlerweile die grĂ¶ĂŸte Bevölkerungsgruppe, was sich immer mehr als problematisch erweist. Dies bremst den Fortschritt in unglaublich vielen Bereichen. Wenn es ein Mindestalter zum WĂ€hlen gibt, drĂ€ngt sich hier die Frage nach einem Höchstalter auf, wenn wir in Deutschland noch zukunftsfĂ€hig bleiben wollen.

Unterschiede in den Quellen, bei der INSM fehlen die Transferleistungen, die aber die enorme Differenz nicht erklÀren.

 

KaufkraftÀquivalenz

1892 bis 2020 

1921 – 1923: Verfall der Papiermark bis zur Hyperinflation 1923, die durch die EinfĂŒhrung der Rentenmark gestoppt wurde
1929: Weltwirtschaftskrise, 24. Oktober 1929, schwarzer Donnerstag, Aktienkurs fallen in das Bodenlose
1948: EinfĂŒhrung der D-Mark
1948 – 1973: Deutsches Wirtschaftwunder
1973: Erste Ölkrise
1979: Zweite Ölkrise
1990: Wiedervereinigung
1999: EinfĂŒhrung des Euros (Buchungen)
2001: Dotcom-Blase
2002: EinfĂŒhrung des Euros (Bargeld)
2007 (noch anhaltend): Weltfinanzkrise
2010 (noch anhaltend): Eurokrise
ab 2020: Corona-Rezession

Steigt die Kurve, geht es uns finanziell nicht zwangslÀufig besser. Das Geld wird nur mehr, aber nicht mehr wert.

Zwei Weltkriege und eine Hyperinflation

EinfĂŒhrung der D-Mark

Deutsches Wirtschaftswunder (1948 bis 1973)

Auswirkung der Wiedervereinigung

Auswirkung der Euro-EinfĂŒhrung

Gibt es Quellenangaben?

Ja, natĂŒrlich. PrimĂ€re Quelle sind und bleiben die Daten des Finanzministeriums. Das BMF sollte am genauesten wissen, wie hoch die JahresgehĂ€lter der Bevölkerung sind.

ZeitrÀume und Differenzen

Das BMF liefert also die aktuellen (1960 bis heute) Daten. FĂŒr die Zeit davor gibt es aber keine Erhebungen durch das Ministerium. Jetzt kommt das Statistische Bundesamt (DeStatis) ins Spiel, die haben die Daten von 1948 bis heute… aber… huch! Diese Daten unterscheiden sich ja von denen des BMF!
Demnach wĂ€ren wir alle viel „reicher“ als das BMF behauptet!
Oha!
Also dann eben die Daten der Rentenkassen? Die haben die Daten von 1891 bis heute!
Oh, weia!
Demnach wĂ€ren wir alle viel „Àrmer“ als uns das BMF erzĂ€hlt! Aber warum ist das so? Das ist sehr komplex. Aber unter anderen, weil die Einzahlungen in die Rentenkasse im VerhĂ€ltnis zu Gehalt immer weniger werden und immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Das hat demografische, aber auch soziale respektive volkswirtschaftliche GrĂŒnde.

Wie zuvor erwÀhnt

FĂŒr mich ist das BMF die vertrauenswĂŒrdigste Quelle. Wenn man sich die Daten ansieht, dann bemerkt man, dass die sich immer weniger unterscheiden, je weiter man in der Vergangenheit zurĂŒckgeht. Bis in die 1970er-Jahre lag die Differenz zwischen den Angaben des BMF und der Rentenversicherung zwischen 0 und 5 Prozent. Ab 1995 bei 10 %, laufend steigend, bis sie 2015 bei 26 % ankam. Dabei waren die Angaben der Rentenversicherung immer geringer als die des BMF.

Scheren

Ab den 1980er-Jahren (mit dem Ende des Wirtschaftswunders, dessen Abschwung mit der Ölkrise in den 1970ern einherging) ging die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die versicherungspflichtigen Arbeitnehmer verdienten weniger – oder die Rentenversicherungen nahmen weniger BeitrĂ€ge ein. Ab der Wiedervereinigung steigerte sich dieser Effekt noch.

Da liegt auch das Problem der Daten des Finanzamtes: Die weiter auseinander gehende Schere zwischen Arm und Reich verfĂ€lscht diese Daten. Aber laut DeStatis sollen ja die JahresdurchschnittsgehĂ€lter noch viel höher liegen, als nach dem BMF. Dazu kommt noch, dass ich eben hier den klassischen Vier-Personen-Haushalt zugrunde lege. Warum eigentlich? Nun, der Rechner befasst sich mit der Vergangenheit – und frĂŒher war ein Vier-Personen-Haushalt eben ĂŒblich. DeStatis veröffentlicht aber seit 1999 solche Daten nicht mehr – nur noch einen allgemeinen Verbraucherindex.

Fazit

Wie dem auch sei: Die Daten des DeStatis bekomme ich auch (und gerade) ĂŒber die Jahre nicht mit den Daten des BMF und denen der Rentenversicherung unter einem Hut. Da stimmt nicht einmal im Ansatz die Steigerungsrate.
Folglich grĂŒndet dieser Rechner (siehe auch weiter unten „Teuerungsrate“) von 1891 bis 1960 auf den Daten der Rentenversicherung und ab 1960 auf den Daten des BMF.

 

Aber die Wikipedia hat eine Inflationsvorlage, die teilweise ganz andere Zahlen ausgibt!

Die machen es sich ganz einfach und nehmen den Verbraucherpreisindex. Warum das ein Denkfehler ist, habe ich schon weiter oben erklÀrt.

Nur mal so als Denkanstoß

Wenn der KĂ€fer im Jahr 1938 fĂŒr 990 RM (kĂŒnstlicher Preis, der etwa dem Jahresgehalt eines Arbeiters entsprechen sollte) angeboten wurde, rechnet die Wikipedia dies in „ca. 4.300 Euro“ um.

Ein Arbeiter verdiente 995 RM im Jahr.
Also entsprechen heute 4.300 Euro einem aktuellen Jahresgehalt?
Na? Klingelt es?

Es gab damals Sparmarken und Sammelhefte fĂŒr den Kauf eines KĂ€fers. WĂ€re der so billig gewesen, wĂ€ren die nicht nötig gewesen.
Die haben damals doch keine Autos verschenkt, Leute!

Selbst die 990 RM waren massiv subventioniert. Oder wÀren gewesen, wenn es denn den KdF-Wagen regulÀr zu kaufen gegeben hÀtte.

Im Übrigen

Die Autobild gibt auch so lustige Zahlen an. Bei denen wurden frĂŒher auch alle Autos praktisch verschenkt. Na ja, kennt man ja: Bild bildet.
Das einzige, was die bilden ist Populismus.

 

Wieso gibt es eine LĂŒcke in den 1920er-Jahren?

1922 und 1923 war die Inflation so hoch, dass es dazu keine Daten gibt. Ältere erzĂ€hlten dazu immer wieder gerne folgende Geschichten:
Die Mutter ging mit einem WĂ€schekorb voller Geld zum BĂ€cker. Als sie dort ankam, war das Geld wieder so wenig wert geworden, dass es nicht fĂŒr ein Brot reichte.
Der Opa verkaufte 1921 sein Haus und freute sich sehr ĂŒber den schönen Gewinn. Ein Jahr spĂ€ter konnte er fĂŒr das Geld nur noch ein Laib Brot kaufen.

 

Wieso gibt es in den Diagrammen sonst keine BrĂŒche, wie bei der EuroeinfĂŒhrung?

Beim Euro war der Wechselkurs 1:1,95583. Es gab zwar wĂ€hrend der WĂ€hrungsreform 1948 einen Umrechnungskurs fĂŒr Barvermögen, der bei ca. 1:0,065 (100:6,5) lag, aber alle laufenden Posten wie GehĂ€lter, Steuern und Mieten wurden mit einem VerhĂ€ltnis von 1:1 festgelegt – folglich gibt es da keine „Kante“ in den Diagrammen. Wir entsinnen uns: Damals blĂŒhte der Schwarzmarkt und es waren Unmengen an Bargeld im Umlauf. Beispiel: Eine Konservendose us-amerikanisches Corned Beef konnte 1947 ĂŒber 1.000 RM kosten. So wurde der Preis dafĂŒr auf 65 DM gedeckelt. Immer noch verdammt viel Geld, aber es galt eben „Angebot und Nachfrage“.

 

Wie lautet die Formel?

Meine Formel fĂŒr die Jahre vor 2002:
Heutiger Preis = (aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Preis))/Eurowechselkurs 2002
(Wechselkurs war: 1:1,95583)

…und die fĂŒr nach 2002:
Heutiger Preis = aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Preis)

Letztlich ist aber das Script mit 380 Zeilen weitaus umfangreicher, als man denkt. Aber im Groben ist dies die Formel ohne den Korrekturfaktor (s. u.) fĂŒr die Einzel- und Doppelverdienerhaushalte.

 

Wieso gibt es hier keine Teuerungsrate?

Die eigentliche Grundidee ist, dass die durchschnittliche Bevölkerung nicht „reicher“ wird. Einige Publikationen gehen (zu Recht!) sogar davon aus, dass sich jĂŒngere Generationen weniger leisten können als die Elterngeneration. Ich gehe also davon aus, dass die Inflation fortlaufend durch Gehaltserhöhungen mehr oder weniger ausgeglichen wird.

Steigt die Inflation zu schnell, kann es dieser Rechner nicht abbilden. Er arbeitet mit der Datenlage der Haushaltseinkommen des jeweiligen Vorjahres – und selbst diese Ă€ndern sich meistens noch leicht in den Folgejahren, je mehr EinkommenssteuererklĂ€rungen bei den FinanzĂ€mtern nachgereicht werden. Ich lasse nicht Preissteigerungen somit nur indirekt einfließen. Die Umrechnungen ergeben sich rein aus dem Einkommen der Menschen. Man könnte auch sagen, dass dieser Kaufkraftrechner zu trĂ€ge ist und nur im historischen Kontext zu verwenden ist.

 

Wieso steigt mein eigenes Einkommen nicht so wie im Diagramm dargelegt?

Das liegt an der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich. Steigt Dein Gehalt nicht, gehörst Du vermutlich eher zur (weiter schwindenden) Mittelschicht. Die Hans-Böckler-Stiftung stellte 2016 fest, dass 10 % der Bevölkerung ĂŒber 50 % des Nettovermögens besaßen (Vermögen ist nicht gleich Einkommen, aber es gibt natĂŒrlich auch KapitalertrĂ€ge – und Steuern sowie ggf. Abgaben darauf). Die untersten Schichten besitzen nur 1% des Nettovermögens. Menschen aus der Mittelschicht steigen aber immer seltener auf, sie rutschen heute schneller in die Armut als frĂŒher. Das Jahresdurchschnittsgehalt wird also weiter steigen – nur eben ohne Dich.

 

WofĂŒr ist der Korrekturfaktor gut?

Das VerhĂ€ltniss des Einzelverdienerhaushaltes zu einem Doppelverdienserhaushalt lag 2005, der erstmaligen Veröffentlichung dieser Daten, bei 1:1,598. Dieses VerhĂ€ltnis stieg bis 20014 – im Schnitt um 0,01 Punkte – auf letztlich 1:1,628 (Stand 2016).

Leider benötige ich fĂŒr die Datenbasis von vor 2005 diesen Korrekturfaktor. Dieser wird auch kĂŒnftig jedes Jahr um 0,1 Punkte steigen, da alle Ă€lteren Daten vor 2005 mit 1:1,5945 (-0,1/Jahr) umgerechnet werden. Dies Ă€ndert nichts an den Daten an sich, die bleiben natĂŒrlich völlig unverĂ€ndert, sondern hilft, nur sie auch weiterhin vergleichbar zu machen. Es zĂ€hlt nur das VerhĂ€ltnis der Einkommen zueinander.

Die GegenprĂŒfung fand mit den Daten fĂŒr den Einverdienerhaushalt der letzten 55 Jahre statt. Die Abweichung von den echten Daten, zu den durch den Korrekturfaktor errechneten liegt, in den Endergebnissen der jeweiligen Jahre bei 100,- EUR/DM Ausgangswert bei maximal +/- 1,- EUR/DM. Der Korrekturfaktor hat also ca. 1 % nicht-progressive Ungenauigkeit. Damit kann ich leben.

Die GrĂŒnde fĂŒr die sich öffnende Schere zwischen den Einzel- und Doppelverdienerhaushalten liegen primĂ€r darin, dass der klassische Einzelverdienerhaushalt der Wirtschaftswunderjahre nicht mehr die Lebenswirklichkeit in der Bundesrepublik widerspiegelt. Diese Daten weiterhin zu verwenden, wĂŒrde den Rechner am Ende unbrauchbar machen.

 

Ist das Ergebnis genau?

Dieser Rechner ist so „genau“, wie es die Daten des Bundesministeriums fĂŒr Finanzen sind. Ich habe ihn nach besten Wissen und Gewissen erstellt und mir sehr viele Gedanken gemacht, welche Datenbasis vertrauenswĂŒrdig ist. Man darf aber nicht vergessen, dass sich viele Produkte (nicht nur Produktkategorien!) im Laufe der Zeit unterschiedlich entwickelt haben.

Letztlich spielen auch viele volkswirtschaftliche Faktoren eine Rolle, sodass das Ergebnis natĂŒrlich nur eine grobe NĂ€herung darstellen kann. Die eigentliche Grundidee ist, dass die durchschnittliche Bevölkerung nicht „reicher“ wird. Einige Publikationen gehen sogar davon aus, dass sich jĂŒngere Generationen weniger leisten können als die Elterngeneration.

Ja, die durchschnittliche Bevölkerung und deren Einkommen… was ist das genau? Es liegt natĂŒrlich auf der Hand, dass die Einkommensverteilung keiner gaußschen Normalverteilung entspricht. TatsĂ€chlich geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf, was auch schon die OECD festgestellt hat. Der Ginikoeffizient verschlechterte sich in Deutschland weit mehr als in jedem anderen Land der OECD.

Eigentlich mĂŒsste ich den Ginikoeffizienten, respektive die Lorenz-Kurve auch noch in meine Berechnungen einfließen lassen. Die durchschnittliche Kaufkraft nach meinem Rechner wĂŒrde dann aber extrem abnehmen – und mit ihr vermutlich auch die Akzeptanz des Rechners, oder? Es ist alles nicht einfach.

Je weiter man in die Vergangenheit geht, um Einkommens- und Ausgabendaten mit denen von heute zu vergleichen, desto ungenauer wird die ganze Sache selbstverstÀndlich ebenfalls.

Die Bundesbank hat die Problematik des Kaufkraftvergleiches historischer WĂ€hrungen genauer ausgefĂŒhrt.

 

Sind die anderen Kaufkraftrechner im Netz falsch?

Nein, die nehmen nur andere Daten oder Formeln. Die rechnen auch mit komplett unterschiedlichen Grundannahmen – und einige folgen natĂŒrlich auch einer Agenda. Das hat nichts mit AluhĂŒten zu tun, denn z. B. ist das INSM ganz offen  eine Lobbyorganisation der deutschen ArbeitgeberverbĂ€nde.

 

Ist das aktuell?

Nicht ganz. Das BMF veröffentlicht die Daten meist Ende MÀrz, oder Anfang April des Folgejahres. Ich muss diese dann noch einpflegen. Manchmal erscheinen aber auch Doppelausgaben, deren Daten sich noch leicht Àndern können.

 

Warum habe ich manchmal das laufende Jahr und nicht das Vorjahr im Rechner?

Das BMF kann hellsehen. 🙂 Nein, ich nehme an, dass die laufenden EinkĂŒnfte hochgerechnet werden. Das ist nicht schlimm, denn diese Zahlen fliegen mit der nĂ€chsten Datensammlung aus dem Rechner.

 

Was ist mit der DDR-Mark?

Ich arbeite daran. Eine belastbare Datenbasis dafĂŒr zu finden ist nicht trivial. Die Mark der DDR war eine BinnenwĂ€hrung.
Der offizielle Kurs in der DDR war 1:1.
Inoffiziell konnte man die Mark im Westen
1950 1:6,
1970 1:1,8,
1975 1:2,2
1980 1:2,5
1987 1:4
1988 1:4,4
1989 1:3
1990 1:1, 1:3 und letztlich 1:2
tauschen.

Auf der Straße lagen die Kurse zwischen 1:5 und 1:20, je nach wirtschaftlicher und politischer Lage.
Das Problem war auch die IllegalitĂ€t der Ausfuhr (und damit natĂŒrlich auch der Einfuhr!) der Mark aus der DDR.

Ich kann keine Preise von Produkten des tĂ€glichen Lebens als Anhalt oder auch nur fĂŒr eine Verifizierung der spĂ€rlich vorhandenen Daten verwenden, denn die meisten Produkte hatten eine staatliche Preisbindung (Einzelhandelsverkaufspreis, auch bekannt als EVP).

Im Netz kann ich nur BruchstĂŒcke von Daten finden. Einige scheinen völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein. Andere wurden offenbar aus dem offiziellen Inlandsprodukt der DDR genommen und einfach durch die Zahl der ErwerbstĂ€tigen geteilt. Dolle Show.

Die Quellenlage ist ein Desaster, vieles scheint nicht digitalisiert worden zu sein. Ich werde Antiquariate fĂŒr weitere Recherchen besuchen mĂŒssen.

„Pffffft!“ – das war tatsĂ€chlich(!) das GerĂ€usch der Mitarbeiter bei der Bundesbank, dem Statistischen Bundesamt und des Bundesamtes fĂŒr Finanzen, als ich von denen Daten fĂŒr die Jahre von 1960 bis 1989 aus der DDR haben wollte. Aber wir bleiben in Kontakt. 🙂

 

Und andere WĂ€hrungen?

Die kannst Du bei Bedarf mit dem Big-Mac-Index selbst anpassen. Alles dazu nötige findest Du in diesem PDF. Die unterschiedliche Kaufkraft verschiedener WĂ€hrungen wird mit einem Produkt abgeglichen, das es ĂŒberall auf der Welt gibt: dem Big Mac von McDonald’s. Der BigMac-Index wurde 1986 erdacht. Du kannst hier die Daten ab dem Jahr 2000 online miteinander vergleichen.

 

Ich will aber auch die Preise von vor 1891 umrechnen!

Das geht immer weiter in die Richtung, dass es absurd wird, je weiter man in der Zeit zurĂŒckgeht. Es spielen dermaßen viele Faktoren eine Rolle, die man entweder gar nicht ĂŒbertragen kann, oder die frĂŒher gar nicht dokumentiert wurden.

Die Gesellschaft ist im stÀndigen Wandel

Nimm bitte das ĂŒbliche Familienmodell des Wirtschaftswunders (1950er bis 1980er): Vater Hauptverdiener, Hausfrau, zwei Kinder. Und heute? In der Regel sind beide Elternteile berufstĂ€tig (mĂŒssen es sein) und Kinder gibt es immer weniger. Die Mittelschicht schrumpft, die Einkommens-Schere immer weiter auf, aber auch die großen Erbschaften nehmen zu. Die Erbschaften zĂ€hlen nicht als Einkommen. Auf der anderen Seite haben wir die Generation Y, die erste Generation, der es schlechter als der Elterngeneration ging. Andere sagen, das wĂ€re einfach nur eine Generation, die gerne jammert (das glaube ich allerdings nicht). Hinzu kommen solche substanzlosen SchattenwĂ€hrungen wie Bitcoin & Co, die nicht goldgedeckt sind und ihren Wert rein durch die Fantasie der Menschen erhalten. Das wird in der Zukunft noch alles sehr spannend werden.

ZurĂŒck zum Thema: Wie definiert man denn die „Mittelschicht“ z. B. im Mittelalter (das weder finster, noch mehr oder weniger homogen war)? Die meist lokalen WĂ€hrungen wurden frĂŒher mehr durch Tauschhandel umgangen, als heute. So gerne ich das selbst wĂŒsste, so unseriös wĂ€re eine Kaufkraftumrechnung aus Zeiten, von denen wir zu wenig Aufzeichnungen haben, und die einfach viel grĂ¶ĂŸere regionale Unterschiede hatten.

Noch ein Einwand

Was ist mit der Arbeitszeit? Soweit mir bekannt ist, mussten die Menschen im Mittelalter unter dem Strich weniger fĂŒr ihren Lebensunterhalt arbeiten, als wir heute. Ist Lebenszeit eine Art WĂ€hrung? Dann waren die Menschen frĂŒher reicher als wir heute. ?

Eine Kaufkraftumrechnung in diesen Zeiten kann man nur in einem engeren Zeitraum vergleichen und auch da eher mit materiellen TauschgĂŒtern, als mit WĂ€hrungen. Damals konnte man wohl als Beispiel noch Dörfer inklusive Menschen „kaufen“. Laut Adrian Latsch, einem Historiker, war so ein Dorf in etwa so viel wert wie die RĂŒstung eines Edelmannes. Wie willst Du das heute berechnen? In unserem Kulturkreis stehen Menschen gewöhnlich nicht mehr zum Verkauf. ? 

Wo wir gerade bei schlechter Umrechnung sind: Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Leute Schmuck gegen Kartoffeln getauscht und der Schwarzmarkt in den StĂ€dten florierte. Der ÜbergangswĂ€hrung wurde nicht vertraut. Soll ich nun einen Kartoffel-Euro-Rechner entwerfen?

 

Ich kann die Daten teilweise nicht verifizieren

In den Datensammlungen erscheinen leicht abweichende Zahlen? Tja, dafĂŒr kann ich nichts. Die Leute geben Ihre SteuererklĂ€rungen eben nicht immer zeitnah ab. Ich verwende aber fĂŒr einen aktuellen Rechner immer die neuesten Datensammlungen und Ă€ndere die Daten nicht nachtrĂ€glich um die wenigen Euro im Jahr.

Das Bundesministerium der Finanzen hat einige Publikationen der Datensammlung zur Steuerpolitik nachtrÀglich verÀndert und neu hochgeladen. Du kannst aber in freien Quellen wie dem DocPlayer (hier: 2017) suchen.
Die Daten, die den Kaufkraftrechner betreffen, wurden aber nur marginal um ca. einen zweistelligen Betrag im Jahr geÀndert.

Datensammlung aus 2017:
2016: 48.605 EUR

Datensammlung aus 2019:
2016: 48.509 EUR

Nun ja, was sagt uns das? Haben geringer verdienende Haushalte Ihre SteuererklÀrung um Jahre verspÀtet abgegeben? Das steht tatsÀchlich zu vermuten.

 

Ich will auch Autopreise umrechnen, finde aber keine originalen Preislisten!

auto-preisliste.de ist Dein Freund. Wenn es diese Seite nicht geben wĂŒrde, mĂŒsste man sie erfinden! Meine Hochachtung vor dieser wunderbaren und vor allem kostenlosen Sammlung, die Alexander Seidt zusammengetragen hat.

 

WeiterfĂŒhrende Links

Bundesministerium fĂŒr Finanzen: Datensammlungen zur Steuerpolitik
Deutsche Bundesbank: Kaufkraftvergleiche historischer GeldbetrÀge