Die Schrauben, die die Scharniere halten, waren locker. Ich drehte die Schrauben nach, aber das fühlte sich schon nicht wirklich gut an.

Das Loch in der Spanplatte war über die Jahre durch die Öffnungsvorgänge und die dauernden Vibrationen während der Fahrt schlicht größer geworden. Mist. :-(

Was nicht tun?

Hier geht es um einen billigen Trick, nicht um Schreinerarbeiten. Also vergessen wir mal schön stundenlanges Arbeiten mit Aufbohren, Holzdübelchen (oder gar teuren Spezialeinsätzen) und anschließenden zeitraubenden und aufwendigen Justieren der Klappen oder Türen, weil danach schlicht die ursprünglichen Schraubenlöcher komplett weg sind. Es soll schnell gehen, einfach durchzuführen und billig sein. 

Diesen Trick sollten wir nicht in Wohnwagenforen teilen, denn dort sind Boomer, die aus so einer Kleinigkeit ein Zwei-Tagesprojekt machen wollen. Sonst wäre es ja „nicht richtig gemacht“ worden. ;-)

Was tun?

Größere Schrauben? Holzdübel? Ja, neee, die Schrauben sind noch vollkommen in Ordnung. Außerdem bringt es nichts, da die Spanplatte früher oder später wieder ausreißen würde.
Die Lösung liegt doch so nahe! Wir müssen die Struktur der Spanplatte stärken!

Mit Uhu? Pattex?

Fließfähigkeit gleich null und das Zeug wird auch nicht hart.

Pattex Repair Extreme?

Ich liebe diesem Klebstoff! Das ist der Hammer! Aber auch zu dickflüssig!

Mit Ponal?

Ja, super, das wäre eigentlich perfekt, aber das Zeug ist auch nicht kriechfähig genug!

Mit Sekundenkleber?

Was kann man nehmen, was zwischen die Späne fließt? Sekundenkleber! Aber den dünnflüssigen, nicht das Gel! Das funktioniert nicht!

(Sekundenkleber)

Die Marke ist da egal, je dünner, desto besser. Der hier ist aus dem Tedi und kostete 1 EUR je 5er-Pack.
Online ist dies hier ein guter Sekundenkleber, aber auch teurer – dafür die vierfache Menge. Alles ist relativ.

Funktioniert das auch mit anderen Möbeln?

Ja! Überall, wo Euch eine Schraube aus einer Spanplatte gerissen ist, funktioniert dieser Trick ebenfalls. Je größer das Loch, desto mehr Kleber benötigt Ihr. Bei einer Schreibtischreparatur ging bei mir auch mal eine ganze Tube drauf.

Hält das denn auch?

Ja, wie Hölle, wie wir leider feststellen mussten. Auf der letzten Fahrt schloss jemand nicht die Badezimmertür. Bei der Ankunft hing sie nur noch traurig am untersten Scharnier und lag quer im Wohnwagen. Die Scharniere waren ausgerissen.

Aber nicht aus dem Holz! Nein! Im Holz steckten noch die Schrauben! Die Scharniere wurden einfach aufgebogen und die Schraubenköpfe durch die Hebelkräfte durch die Löcher der Scharniere gezogen! Na ja, Scharniere kann man ersetzen, Hauptsache das Holz wurde nicht wieder ausgerissen.

Vorgehensweise

Wir schrauben die Scharniere komplett auf beiden Seiten ab, entfernen überstehende Späne und lassen immer einen kleinen Tropfen Kleber in die Löcher laufen.
Dabei hört man ausgezeichnet, wie sich die Spanplatte damit vollsaugt.
Es geht nicht darum, das Loch zu füllen! Es geht nur darum, das Material um das Schraubenloch herum zu stabilisieren.

Das wiederholen wir zwei oder dreimal, je nachdem und lassen es über Nacht trocknen.
Ja, auch wenn das Zeug „Sekundenkleber“ heißt, so dauert es doch einige Stunden, bis es hart wird, wenn da keine Luft drankommt.

Bevor wir die Scharniere wieder festschrauben, feilen/schmirgeln wir evtl. verbliebene, überstehende Späne ab.
Die Schrauben lassen sich nun wieder wie gewohnt – mit gutem Widerstand und sauberen Anschlag – hineindrehen.

Fertig! :-)

Klebstoffnasen?

An vertikalen Flächen ist es schnell passiert: Der Klebstoff läuft das Furnier herab!  Tut Euch einen Gefallen, sollte Euch das auch passieren, dann wischt auf keinen Fall den Kleber weg! Das Tuch würde auf dem Holz kleben bleiben und Ihr hättet ein ewiges Souvenir an die Reparatur. Lasst es einfach trocknen, es härtet transparent aus. Oder klebt den Bereich mit Kreppband vorher großzügig ab – better safe than sorry.

Beschleuniger

Durch die hohe Verdunstungsrate von Alkohol (Spiritus), ist dieser ein guter Beschleuniger für Sekundenkleber. Man sollte ihn aufsprühen. Seit Corona sollte jeder sicherlich Desinfektionsspray im Hause haben. Aber Vorsicht! Die Belastbarkeit des Sekundenklebers leidet darunter ein wenig.

Beispiele

Bei unserer Badezimmertür hatte der Vorbesitzer basteln lassen. Die Tür wurde schlicht „repariert“ indem man die Scharniere einfach ein Stück weiter nach oben setzte. Das hielt natürlich auch nicht lange.

(Doppelte Löcher)

Zwei Löcher direkt übereinander? So geht das natürlich nicht.

(Repariertes Scharnier an der Klappe)

Am Ende solltet Ihr von der Reparatur nichts mehr sehen können, so wie auf dem Bild hier oben. Man sieht allerdings, dass sich hier der Stift nach links verschoben hat. Das ist nicht schlimm, den drücke ich bei Gelegenheit mal bei. :-)

Loch zu groß?

Natron

Kein Problem! Streut etwas Natron (kein Backpulver!) in das Loch und gebt Sekundenkleber dazu. So arbeitet Ihr Euch einfach weiter nach oben, bis das Loch geschlossen ist. Nun solltet Ihr allerdings das Schraubenloch vorbohren, denn die Sekundenkleber-Natrom-Mischung ist sehr hart.

Zigarettenasche

Raucher können auch Zigarettenasche als Füllmittel verwenden. Oder den Filtereinsatz aus der Zigarette, der sich unter dem gelben Papier befindet, wenn das Loch sehr groß ist.

Alternativen

Im Prinzip kann man jedes feine Pulver als Füllmaterial verwenden. Schleifstaub von Holz oder Kunststoff. Oder Fasern, wie zum Beispiel Polier- oder Kosmetikwatte. Aber auch Styropor ist geeignet, eine extrem widerstandsfähige Füllung zu generieren. Allerdings schmilzt Styropor bei Kontakt mit Sekundenkleber. Daher muss man den Vorgang ein paar Mal durchführen, bis das Loch gefüllt ist.

Es geht zum einen darum, dass man nicht Unmengen von Sekundenkleber verwenden muss, der dann nicht durchtrocknet. Zum  anderen dient das Füllmaterial als Verstärkung, so wie es beispielsweise von glasfaser- oder kohlefaserverstärkten Materialien her kennt.