Mercusys Halo 1200G Mesh-System getestet

Einer der GL.iNet Mangos riss die Hufe hoch, wodurch die smarten Geräte im Ostflügel des Erdgeschosses Empfangsprobleme hatten und auch die Google Minis träger wurden. Ich orderte Ersatz. Das war ein Fehler.

Transparenz

Ich habe mir den Mercusys Halo 1200G vom eigenen Geld bei Amazon bestellt.

Unboxing

Der Lieferumfang ist erfreulich umfangreich. Der Haupteinheit, dem Router, liegt ein kurzes Ethernetkabel bei. Die Verpackung besteht fast ausschließlich aus Pappe und ist daher erfreulich umweltfreundlich .

Situation

Einfamilienhaus mit Keller, Erdgeschoss und Dachgeschoss – alle smart vernetzt. Netzwerkdosen in jedem Zimmer. Stahlbetondecken mit Fußbodenheizung. Etwa 70 Clients im Smarthome-WLAN.

Dieses Setup ist historisch gewachsen, und ich plane keine weiteren Smarthome-Geräte mit WLAN mehr anzuschaffen. Ich werde künftig auf Zigbee setzen. Ich habe schon die Dimmer von Avatoo ausprobiert und die sind bisher ein guter und preiswerter Ersatz für die immer teurer werdenden Shelly, von denen immer mehr bei uns komplett ausfallen.

Einer der bisher eingesetzten GL.iNet Mango war einfach so ausgefallen. Er riss die Hufe hoch, die Zunge hing aus dem Maul und das war es. Tot. Aus. Vorbei.

Werbeversprechen

Das Mercusys Halo H1200G Mesh-WLAN-System kann bis zu 100 Geräte gleichzeitig verbinden. Dank der MU-MIMO-Technologie werden Ihre Telefone, Computer und IoT-Geräte gleichzeitig verbunden und arbeiten mit höchster Leistung.“ Hossa! Na dann! Und schnell habe ich mir das 3er-Set für 50 EUR gekauft! Ein richtig guter Preis für so ein Set! Ich wollte schon immer mal ein echtes Mesh-WLAN haben! :-)

Realität

Der Router, das „Herz“ des Systems, hat eine wirklich beeindruckende Reichweite, aber erst bei vielen verbundenen Geräten zeigt er, was er wirklich drauf hat, nicht wahr?

Bei nur 43 Smarthome-Geräten konnte er bereits den zweiten Satelliten nicht mehr ins Mesh-Netzwerk integrieren, und er wurde dann als offline angezeigt. Ob die Reichweite des ersten Satelliten der des Routers entsprach, konnte ich leider nicht feststellen, denn das System wurde immer weniger responsiv. Was war da los? Das System schlug vor, das Netzwerk zu optimieren.

Router im Einsatz
Router im Einsatz

Nach der automatischen Netzwerkoptimierung verbesserte sich erst mal nichts. Reboot tut gut aber nach einem Neustart waren nur noch 22 Geräte verbunden, und das System war extrem laggy oder reagierte gar nicht mehr. Die wenigen verbliebenen Geräte waren schwer erreichbar, und die Übertragungsraten fielen auf KBit-Bereich – ja, KBit, nicht MBit! Da stand teilweise „12 KBit“ als Übertragugsrate in der App!

Das gesamte System war damit weitgehend unbrauchbar, was deutlich machte, dass es mit der Anzahl verbundener Geräte überfordert war.

Außerdem tauchten dutzende Access Points von „heimatlosen“ Smarthome-Geräten auf, die ihre ursprünglichen Netzwerkverbindungen verloren hatten. Das führte dazu, dass dadurch alle WLAN-Kanäle vollkommen überlastet waren. Besonders schlimm war das mein dediziertes Streaming-WLAN, das auf einem festen Kanalbereich lief, nun auch zusammenbrach.

Lösung

Letztlich habe ich meine zwei verbliebenen kleinen GL.iNet Mango, die ich eigentlich durch das Mercusys-System ersetzen wollte, reaktiviert – und der Spuk war sofort vorbei. Den einen ausgefallenen GL.iNet Mango habe ich heute durch einen GL.iNet Shadow ersetzt. Ja, der kostet alleine schon halb so viel wie das Mercusys-Set, aber er leistet auch wesentlich mehr. Jedenfalls in einem Smarthome-WLAN mit 2,4 GHz.

GL.iNet Shadow
GL.iNet Shadow

Ursache

Ich lese ungern Anleitungen, und als ich die Netzwerkanschlüsse auf den Produktbildern sah, nahm ich an, dass sie auch zur Vernetzung der Access Points im Halo-System genutzt werden können. Doch weit gefehlt!

Beim Halo H30G (Haupteinheit) gibt es zwei Gigabit-Ports, die automatisch als WAN- oder LAN-Port erkannt werden. Der WAN-Port dient dem Anschluss an das Modem oder den Internetzugang, während der LAN-Port für kabelgebundene Geräte im Heimnetzwerk genutzt werden kann. Die Satelliteneinheit Halo H30 verfügt hingegen nur über zwei 10/100-Mbps-Ports, die zum Anschluss kabelgebundener Geräte wie PCs, Drucker oder ältere Spielkonsolen gedacht sind – vorausgesetzt, sie haben kein WLAN.

Das Mesh selbst wird ausschließlich per WLAN aufgebaut, was erhebliche Nachteile mit sich bringt. Am Rand des WLAN-Bereichs eines Access Points verschlechtert sich die Übertragungsrate zunehmend. In einem reinen WLAN-Mesh wird dieses langsame Signal jedoch lediglich weitergereicht – man hat vollen Empfang, aber eine träge Verbindung.

Das Problem verschärft sich, wenn viele Clients verbunden sind, da das System mit der Last schnell überfordert ist. Wenn möglich, sollte man daher die Satelliten eines Mesh-Systems immer per LAN anbinden.

Zudem scheint die Rechenleistung des Routers für meinen Einsatzzweck nicht auszureichen, denn selbst im Alleinbetrieb konnte er nicht alle Smarthome-Geräte verbinden. Leider lassen sich die Geräte nicht zerstörungsfrei öffnen, um den verbauten SoC zu identifizieren. Doch offenbar liegt die gesamte Last auf der Haupteinheit, da die Satelliten mit schwächeren Netzteilen ausgestattet sind und daher vemutlich leistungsschwächere Hardware verbaut haben.

Cloudzwang

Als ob das nicht schon genug wäre, lassen sich die Geräte ohne Smartphone und einen Account bei Mercusys überhaupt nicht in Betrieb nehmen. Zudem muss man in der App die SSID und das Passwort eingeben.

Ja, zugegeben – WLAN und Passwort gibt man auch auf dem Smartphone, im Notebook oder im Fire TV Stick ein. Man muss also ohnehin Google, Microsoft und Amazon vertrauen, die diese Daten ebenfalls in der Cloud speichern. Dennoch hätte ich mir gerade in einem so sensiblen Bereich wie dem eigenen WLAN eine rein lokale Konfiguration gewünscht. Aber vermutlich bin ich da einfach altmodisch.

Positiv

  • Das Design der Würfel (je ca. 9 × 9 cm Kantenlänge) ist ansprechend.
  • Hervorragende Empfangsleistung des Routers.
  • Für absolute Anfänger ist die Konfiguration über die App und die Cloud unkompliziert.
  • An die Satelliten lassen sich je zwei Geräte via LAN verbinden. Praktisch.

Negativ

  • Das System kann nur wenige Clients verwalten.
  • Erweitert das Mesh nicht über LAN.
  • Zwang zur Nutzung von App und Cloud.
  • Keine lokale Weboberfläche verfügbar.
  • Stromversorgung über proprietäre Netzteile mit Hohlstecker.
  • Vergibt IP-Adressen nur innerhalb einer nicht änderbaren Range.
  • Kaum Einstellmöglichkeiten vorhanden.
  • Keine Möglichkeit zur Wandmontage.

Fazit

Optisch ansprechend, aber für Nutzer, die ein Smarthome betreiben, ein offenes System wie OpenWRT bevorzugen oder Wert auf Datenschutz und Kontrolle legen, vollkommen ungeeignet.

Kaufen

Man kann es bei Amazon kaufen: 3er-Set für 50 EUR. Das ist ein guter Preis für ein echtes Mesh-WLAN. Sonst hätte ich es nicht gekauft.

Kaufempfehlung?

Ambitionierter User

Für den User, der mehr will: auf keinen Fall!

Noob

Für den Otto-Normalverbraucher, der einfach nur die Reichweite von Fire TV Stick, Alexa, Notebook und Smartphone ohne Technikkenntnisse erweitern will und sich keine Gedanken über Datenschutz macht: Ja, das Set ist narrensicher und bietet starken Empfang. Kannste kaufen.

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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