Zu Besuch bei Alpha-Electronic

Neulich waren Mugg, Sailorsat, der Reiner und meine Wenigkeit bei AlphaElectronic, einem Großhändler für (gebrauchte) Unterhaltungsgeräte wie Arcadeautomaten, Airhockey-Tische und Geldspieler. Alpha hat seinen Sitz in Worms, also nicht allzu weit entfernt. Wir bildeten eine Fahrgemeinschaft um Kosten zu sparen, aber würde sich die Fahrt auch alleine lohnen? Radio Eriwan sagt: „Im Prinzip schon, aber…“

…aber man muss schon eher ein Großeinkauf tätigen, damit sich die Fahrt von Frankfurt nach Worms rechnet. Für einen alten Joystick und eine Handvoll Taster lohnt es sich nicht. Das kann man sich auch unbesehen zuschicken lassen. Ist das Objekt der Begierde aber ein Arcadeautomat, sollte man den vorher schon in Augenschein nehmen. Auch ein Monitor dankt es, wenn er nicht im Transporter eines Paketzustellers herum fliegt.

Ich will jetzt gar keine großen Worte über Zeitmanagement oder Pünktlichkeit verlieren, aber unser Fahrer kam vornehm zu spät und nahm sich gleich fünf oder sechs akademische Viertel. Nicht weiter schlimm, es bestand kein Zeitdruck von unserer Seite her.

Nachdem alle eingesammelt waren flogen wir im weißen Benz über die Piste, dass sich Quarki wie in Abrahams Schoss gefühlt hätte – wäre er denn auch an Bord gewesen. Quarkbeutel ist ein Anhänger der These, dass sich die schlimmsten Unfälle unter 100 km/h ereignen, weil die Leute bei diesen nicht nennenswerten Geschwindigkeiten unkonzentriert wären. Folgerichtig entspannt er sich erst richtig, wenn die Nadel die 200er-Marke passiert hat.

Alle Passagiere starrten also mit voller Pani… ähm… Konzentration durch die Frontscheibe, durch die sich auch bald die Autobahnabfahrt zum Industriegebiet abzeichnete.


(Reiner, Sailorsat und Mugg vor den heiligen Hallen)


(olle Jukebox im Verkaufsraum)


(isser net schuffig: quasi ein Commodore SX64 als Pokerautomat, man beachte den Münzeinwurf um die „Größe“ zu erahnen)


(Sailorsat ergeht sich in Gewaltphantasien)


(Verkaufsraum)

Wir hatten uns im Vorfeld angekündigt, so dass uns die Frau André bereits erwartete. An dieser Stelle vielen Dank für die geduldige Führung durch den Verkaufsraum und die Lagerhalle, die sie wahrhaftig fast wie eine Museumstour gestaltete. Zu jedem „Exponat“ hatte sie eine Fülle von Informationen, die sie uns bereitwillig mitteilte. Toll, so einen Service und eine Einsatzfreude findet man wirklich selten heutzutage.


(Jugendstilsäule trifft Plastikpalme in der Lagerhalle)


(Schneemobil-Arcadeautomat)


(der Sitz von einem Quad-Automaten)


(Fatal Judgement – irgendwie morbide, oder?)


(Geldspieler – nicht unsere Welt)

Unsere Einkäufe waren ganz sicher nicht so umfangreich, wie sie sich das erhofft hatte, aber das lies sich Frau André nicht anmerken und blieb immer professionell und freundlich. Konkret fanden am Ende des Besuchs nur ein 15″-Arcade-Monitor, ein Dutzend Pushbuttons, ein Arcadepanel mit zwei Sticks und Tastern, sowie ein ungeprüfter Photoplay-Tabletop mit Touchscreen ihren Weg in den großen Kofferraum des Daimlers.

Es handelte sich aber ja nur um eine Sondierungsfahrt, um zu schauen, ob die Geräte so sind, wie sie auf den Verkaufslisten beschrieben werden und ob es auch noch Teile gibt, die nicht gelistet sind. Die Quintessenz ist wirklich, dass die Geräte den Angaben entsprechen und dass es noch viel mehr interessante Dinge gibt, als die Listen vemuten lassen. Verbrauchsmaterialien, zu denen mittlerweile auch alte 15kHz-Röhrenmonitore zahlen, sind immer vorrätig und werden nicht explizit gelistet – im Gegensatz zu speziellen Röhren wie 40″-16:9-Monstern.


(Route 66 – Truckersimulatoren)


(Trauriger Anblick: Vandalen rissen die CB-Funk-Anlage aus dem Automaten)


(Victorylap, schneller als ein Truck auf jeden Fall!)

Reiner kaufte also einen 15″ Arcademonitor, der vor Ort noch vom Alpha-Techniker geprüft wurde, und sich prompt als defekt herausstellte. So ist das bei den alten Schätzchen: Geprüft und eingelagert halten die auch nicht ewig, besser sie werden regelmässig ihrer Bestimmung zugeführt.


(Alles wird gut: Arcademonitor auf dem Prüfstand)

An einem wirklich schrägen Photoplay im Holzdekor kam Reiner nicht vorbei. Ganz oben auf einem Stapel in drei Meter Höhe thronte diese Ausgeburt des einsamen Geschmacks und weckte Reiners Beschützerinstinkte. Ja, irgendwie ist er ja… schnuckelig. Das Gerät wechselte nach launigen Preisverhandlungen, ungeprüft aber für einen akzeptablen Preis, den Besitzer.

Mugg plante sich einen Arcadestick selber bauen, die Einzelteile dazu suchte er sich aus den Wühlkisten mit Pushbuttons und Joysticks zusammen, in denen ich selber auch erst kramte. Nach einigem hin und her griff ich dann aber doch zu einem kompletten Arcadepanel.


(Mugg prüft verschiedene Arten von Pushbuttons)


(In Reih und Glied: Muggs Ausbeute)

Der Einzige, der vorerst leer bei der ganzen Sache ausging, war der Sailorsat. Das ist aber durchaus verständlich, denn die Geräte, bei denen er leuchtende Augen bekam, hätten selbst zersägt nicht in den Kombi gepasst. Sailor schlich immer wieder um die Daytona-Fahrsimulatoren herum und begann mit Preisverhandlungen. Ich fürchte, dass er bald zuschlagen wird, denn ohne Grund wird er seinen Vierspieler-Giant-Arcadeautomaten letztens nicht von seiner Wohnung in die Räume des For-Amusement-Only-e.V.s gekarrt haben.


(Schmachtet: Sailorsat vor zwei Daytona USA))

Die Mitarbeiter liessen es sich nicht nehmen, uns beim Beladen des Autos zu helfen. Nach einer netten Verabschiedung und der Verteilung von Reiners leckeren Mohrenköpfen perversester Geschmacksrichtungen (Waldmeister-Kümmel, Straciatella-Senf, Capuchino-Altöl u.ä. – alles frisch von der Fabrik Köhler in Hainburg), fuhren wir noch zu einem Schnellimbiss auf dem Parkplatz des nahegelegen aber gesichtslosen Einkaufszentrums und orderten Currywürste mit Pommes, die wir mit koffeinhaltiger brauner Zuckerplörre hinunterspülten.

Auf der Rückfahrt blieb das Essen und die Ladung an Ort und Stelle, auch wenn die Landschaft nur schemenhaft aus den Seitenscheiben erkennbar war, während wir mit knapp unter Mach 1 der Heimat entgegen donnerten.

Fazit:
Manche sagen, Alpha wäre zu teuer, andere lieben Alpha und kaufen dort ihre Schnäppchen. Es kommt immer darauf an, was man haben will. Geprüfte Geräte sind kein Schnäppchen, aber dafür eben geprüft. Ein Automat, der gerade ausgeladen wurde, und der nicht mal an eine Steckdose angeschlossen wurde ist aber durchaus zum Spasspreis zu bekommen. Wie immer bei gebrauchter Ware gilt: alles Verhandlungssache!

So kann bei Alpha jeder glücklich werden: Der ungeprüfte und eventuell defekte Schnapp für den Bastler und das funktionierende Gerät für den Kunden, der den Stecker einstecken und gleich spielen will.

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