Mobilfunk statt Festnetz

Mithilfe dieser Anleitung könnt Ihr Euch mit einem vorhandenen Festnetzrouter den Festnetzzugang komplett sparen und über das Mobilfunknetz surfen. Dazu müsst Ihr keine Endgeräte neu konfigurieren oder mit Einschränkungen oder Umgewöhnungen leben. Voraussetzung dazu ist selbstverständlich ein Mobilfunkvertrag mit Daten- und Telefonflatrate. Es soll ja immer noch Orte geben, in denen das Mobilfunknetz schneller als das Festnetz ist. 🙂

Mobilfunk statt Festnetz?

Natürlich muss bei so einer Geschichte Euer Mobilfunkanbieter auch mitspielen. Die meisten haben etwas dagegen, wenn man deren Karte als Ersatz für den Festnetzanschluss einer ganzen Familie verwendet. Das kommt spätestens dann heraus, wenn man mehrere Video-On-Demand-Dienste oder YouTube dauerhaft gleichzeitig nutzt.

Backup-Internetzugang

Aber gehen wir sicherheitshalber im Weiteren von der Grundprämisse aus, dass Ihr hier seid, weil ihr Euch einen Backup-Internetzugang einrichten wollt, falls das Festnetz wieder mal ausfallen sollte. Euer Internetprovider hat Euch im Stich gelassen? Durch eine Störung seid Ihr von der Außenwelt abgeschnitten? Wir nehmen das Heft selbst in die Hand und werden gewissermaßen unser eigener Provider.

Voraussetzungen

Die SIM-Karte sollte über einen Tarif mit Datenvolumen verfügen und idealerweise sollte das VoIP-Protokoll nicht geblockt sein. Soweit ich weiß haben die Telekom oder Vodafone teils solche Tarife.

VoIP-Telefonaccount erstellen

Eine VoIP-Account mit eigener Rufnummer solltet Ihr nur erstellen, wenn Ihr:

  • unbedingt über die Festnetztelefone telefonieren wollt
  • und/oder keine SIM-Karte mit Telefonflatrate besitzt

Bei Sipgate.de einen Free-Account erstellen. Bestenfalls sind am Folgetag die Unterlagen im Briefkasten. Die sind recht flott.

Anmeldung online abschließen, auf das blaue Guthaben oben rechts klicken und mit einer Kreditkarte oder per Überweisung Guthaben von 10 EUR aufladen.

Anrufe kosten Euch in das deutsche Festnetz ca., 1,8 Cent die Minute und in das deutsche Mobilfunknetz ca. 15 Cent.

Anschluss an Fritz!Box

Ein iPhone, Android-Telefon oder Surfstick an den USB-Anschluss der Fritz!Box anschließen.

Android:
–> Einstellungen
—> Mobiler Hotspot
—-> USB-Tethering anschalten.

iPhone: funktioniert automatisch

Stick: einfach einstecken

Für Handy konfigurieren

Das Handy muss in der Fritz!Box stecken, sonst erscheint auf der Benutzeroberfläche der Fritz!Box nicht der Unterpunkt für die Konfiguration! Hier ein Beispiel:

Kein Stick oder kein Handy eingesteckt: „Mobilfunk“-Unterpunkt fehlt!

—> Internet
—-> Mobilfunk
——> „Internetzugang über Smartphone oder Mobilfunk-Stick per USB-Tethering aktiv“

Damit wird dauerhaft die Internetverbindung über das Mobilfunknetz hergestellt.

–> „Internettelefonie über die mobile Internetverbindung“
—-> Auswählen: „Internetrufnummern über mobile Internetverbindung nutzen.“

Wenn man die Mobilfunknummer der SIM-Karte im Surfstick zum Telefonieren nutzen will, was aber ohne Telefonieflatrate des Mobilfunkvertrages i.d.R. deutlich teurer als ein Gespräch über Sipgate ist, dann „Telefonie über Mobilfunk“ auswählen.

Für Surfstick konfigurieren

rooter lte

Der LTE-Stick muss in der Fritz!Box stecken, sonst erscheint auf der Benutzeroberfläche der Fritz!Box nicht der Unterpunkt für die Konfiguration!

Fritz!Box im Browser öffnen:

–>Internet
—-> Mobilfunk
——> „Internetzugang über Smartphone oder Mobilfunk-Stick per USB-Tethering aktiv

Nun die folgenden Felder ausfüllen:

  • PIN
  • Mobilfunk-Betreiber

Wenn in der Ausklappliste Euer Mobilfunk-Betreiber nicht erscheint, wählt „Anderer Betreiber“. Die nötigen Daten stehen auf dem Schreiben, das mit der SIM-Karte kam.

Für die Telefonie, wenn gewünscht:

–> Internettelefonie über die mobile Internetverbindung
—-> Auswählen: „Internetrufnummern über mobile Internetverbindung nutzen.

Wenn man die Mobilfunknummer der SIM-Karte im Surfstick zum Telefonieren nutzen will, was aber deutlich teurer als ein Gespräch über Sipgate ist, dann „Telefonie über Mobilfunk“ auswählen.

Automatisches Umschalten

Soll es generell ein automatisches Backup sein, falls mal die Internetverbindung ausfällt, dann den zweiten Punkt wählen:

Internetzugang über Smartphone oder Mobilfunk-Stick per USB-Tethering automatisch aktivieren, wenn die DSL-Verbindung unterbrochen wird.

Jetzt können alle Geräte wie gewohnt im WLAN surfen.
Die Telefonnummer hat sich allerdings auf die von Sipgate geändert. Ruft jemand unter der alten Nummer an, werden die an der Fritz!Box angeschlossenen Telefon nicht klingeln. Auch ausgehende Anrufe werden beim Angerufenen mit der neuen Rufnummer angezeigt.

Telefonnummer eintragen

–> Telefonie
—-> Eigene Rufnummern
——> Rufnummern
——–> Neue Rufnummer

Als Telefonieanbieter Sipgate wählen und die Zugangsdaten aus dem Schreiben von Sipgate eintragen. Wir wechseln nun zum Reiter Asnchlusseinstellungen:

–> Ersatzverbindung
—-> „Ersatzverbindung verwenden“ auswählen

Es spricht absolut nichts dagegen, diese Rufnummer und die Einstellungen immer aktiv zu lassen, auch wenn Ihr über das Festnetz mit dem Internet verbunden seid.

Vorhandenen mobilen LTE-Router an der Fritte nutzen?

Ihr habt noch einen LTE-Router, den Ihr sonst nur im Urlaub oder auf Reisen verwendet, der aber ansonsten nur Staub sammelt? Auch kein Problem, den können wir auch verwenden.
Falls er sich nicht mit der Fritz!Box über den USB-Anschluss wie ein Handy oder ein Surfstick anschließen lässt, geht wie folgt vor:

  • Backup-LTE-Router mit der Fritz!Box via LAN (meine erste Wahl) oder WLAN verbinden
  • Im LTE-Router den DHCP-Server abschalten
  • Dem LTE-Router in der Fritz!Box eine feste IP-Adresse in Eurem Heimnetzwerk zuweisen:
    –> Heimnetz
    —-> Netzwerk
    ——> Gerät bearbeiten (Stift-Symbol)
    ——–> „Diesem Netzwerkgerät immer die gleiche IPv4-Adresse zuweisen.

Beim Ausfall des Internets in Eurer Fritz!Box folgendes einstellen unter

–> Internet
—- Zugangsdaten
——> Einstellungen: „Internetzugang über „LAN 1″ wählen

Darunter bei

–> Verbindungseinstellungen
—-> IP-Einstellungen
——> IP-Adresse manuell festlegen

  • IP-Adresse: IP-Adresse Eures LTE-Routers
  • Subnetzmaske: 255.255.255.0
  • Standard-Gateway: IP-Adresse Eures LTE-Routers
  • Primärer DNS-Server: IP-Adresse Eures LTE-Routers
  • Sekundärer DNS-Server: (leer lassen oder einen öffentlichen DNS-Server eintragen)

Keine Fritz!Box?

Kein Problem! 🙂

Anmerkungen vorab:

  • Einige Router ermöglichen auch, dass sie den Internetzugang über einen bestimmten Port (Fritz!Box: Port 1 am eingebauten Switch) bekommen, oder einen vorhandenen Zugang mitbenutzen (Fritz!Box: Client-Mode). In letzteren Fall muss aber im ROOTer der DHCP-Server wieder aktiviert werden.
  • Falls Euer Haupt-Router die Eingabe eine zweiten (secondary) Gateways und DNS-Servers ermöglicht, dann tragt dort die IP Eures Backup-Routers ein. Beim Ausfall des Internetzuganges wird der Router dann automatisch den LTE-Zugang benutzen.
  • Es dürfen niemals zwei DHCP-Server in Eurem Netzwerk aktiv sein, achtet bitte darauf. Die u. a. Lösung über die Veränderung des Gateways und des DNS-Servers ist einfach die sauberste Lösung.

ROOTer

rooter lte

In dieser Anleitung habe ich ausführlich beschrieben, wie man einen DIY-LTE-Router aufsetzt, den man sogar Outdoor verwenden kann. Jeder Router aus der Liste kann mit der Firmware ROOTer als LTE-Router konfiguriert werden.
Die allgemeingültige Installation und Konfiguration sieht so aus:

  • Backup-Router mit ROOTer und dem Surfstick / Smartphone mit Euren normalen Router via LAN (meine erste Wahl) oder WLAN verbinden
  • Im ROOTer den DHCP-Server abschalten
  • Dem ROOTer in Eurem Haupt-Router eine feste IP-Adresse aus Eurem Heimnetzwerk zuweisen
  • Beim Ausfall des Internets in Eurem Router die IP-Adresse des ROOTers als Gateway und DNS-Server einstellen

Kauf-Lösung

Möchtet Ihr Euch keinen ROOTer selbst bauen, könnt Ihr auch fertige LTE-Router, am besten mit RJ45-Anschluss, kaufen. Ja, klar, auch reine WLAN-Geräte sind brauchbar, ich mag aber möglichst schnelle und stabile Verbindungen. Auch hier ist die Vorgehensweise identisch zum ROOTer:

  • Backup-LTE-Router mit Euren normalen Router via LAN (meine erste Wahl) oder WLAN verbinden
  • Im LTE-Router den DHCP-Server abschalten
  • Dem LTE-Router in Eurem Haupt-Router eine feste IP-Adresse in Eurem Heimnetzwerk zuweisen
  • Beim Ausfall des Internets in Eurem Router die IP-Adresse des ROOTers als Gateway und DNS-Server einstellen

Keine aktivierte SIM-Karte mit Internetoption?

Das ist schlecht, denn für die schnelle Aktivierung benötigt man einen Online-Zugang mit Webcam (oder eben ein Smartphone mit Kamera) und einen gültigen Personalausweis oder Reisepass. Die Authentifizierung wird meist via Videochat vorgenommen. Ohne Internetzugang ist also eine Bestellung und Aktivierung der Karte eher schlecht möglich.

Welchen Provider wählen?

Mobilfunkvertrag

Am ehesten wird man für einen Ersatz des Festnetzanschlusses auf einen echten Mobilfunkvertrag (ohne finanziertes Handy!) ausweichen können, der eine Daten- und Telefonflatrate bietet. Da sich die Tarife im ständigen Wandel befinden und ich einen echten Mobilfunkvertrag das letzte Mal vor mehr als 25 Jahren abgeschlossen hatte, kann ich hier keine seriöse und persönliche Empfehlung dafür geben.

Hier die Empfehlungen für SIM-Karten von Prepaid-Providern, die man als Backup-Zugang nutzen kann.

Prepaid

Empfehlung für eine günstige Prepaidkarte mit Datenvolumen: Lebara.de
Ich konnte in den AGB nichts über ein Verbot von VoIP finden.

Blau ist ebenfalls empfehlenswert und bietet faire Tarife an.

Bei beiden fangen die Starterpakete bei rund 10 Euro an. Meistens ist noch ein Guthaben mit dabei. Ich war u.a. bei beiden und war von dem ganzen Drumherum und der Netzabdeckung ganz angetan. Die Karte von Lebara nutze ich in dem o.a. DIY-Outdoor-LTE-Router und war immer mehr als zufrieden damit.

Nachteile

Das Problem ist, dass es keine echte Flatrate gibt und man im Festnetz das Datenvolumen doch deutlich schneller verbraucht als mobil. Allein ein Windows-Update kann einen S- oder M-Tarif mit einem Schlag wegsaugen.
Die Datenpakete sind sehr teuer und nur für einen Monat lang gültig.
Sinnvoll ist also, einen absoluten Basis-Tarif mit dazu kaufbarer Datenoption zu wählen, wodurch aber ein automatisches Umschalten bei Internetausfall nicht nahtlos möglich ist, weil man erst das Datenpaket dazubuchen muss.

Ganz großer Nachteil

Wenn der Tarif solche Fallen wie „9 Cent für 1 MB Datenvolumen“ hat, dann ist das Prepaid-Konto in wenigen Sekunden verbraucht. Wenn man dann noch, wie bei Blau möglich, eine automatische Aufladung des Guthabens aktiviert hat, dann kann das schnell kostspielig enden.

„Prepaid“

Empfehlung für eine deutlich günstigere PrePaid-Karte mit echter Daten- und Telefon-Flatrate: Freenet FUNK.
Okay, PrePaid ist es nur bedingt, dann man hat laufende Kosten.
Freenet FUNK erlaubt ausdrücklich Tetehring und VoIP-Verbindungen.
Das Starter-Set kostet 10 Euro, 1 GB Datenvolumen kostet 69 Cent am Tag, die Flatrate 99 Cent. Man kann zwischen den Tarifen täglich wechseln, aber die Umstellung wird erst um 00:00 Uhr wirksam.

Da man täglich via PayPal zahlt, ist der Tarif extrem flexibel. Man kann folglich täglich:

  • Tarif wechseln
  • Pausieren
  • Kündigen

Ziemlich fair, denke ich.
Ich benutze in meinem Handy sowohl eine Karte von FUNK und eine von Blau. Letztere aber nur noch aus nostalgischen Gründen.

Nachteile

Bezahlen kann man ausschließlich via PayPal und Support gibt es ausschließlich über WhatApp, wo ein Bot die meisten Fragen sofort beantwortet.

Übertreibt es aber nicht, denn wenn Ihr den Tarif längere Zeit für mobile Geräte untypisch nutzt, kündigen die auch schonmal den Vertrag. Aber mal einige Tage Serien auf Netflix im Urlaub binchen scheint kein Problem darzustellen. Die wollen nur nicht, dass man deren Vertrag dauerhaft als Ersatz für den Festnetzanschluss benutzt.

FUNK hat als Backup-Internet-Zugang den Nachteil, dass es mindestens 69 Cent am Tag, also rund 20 Euro im Monat an laufenden Kosten erzeugt. Im Falle des Internetausfalles erhöhen sich die Kosten auf 99 Cent am Tag, also rund 30 Euro im Monat. Aber so lange fällt kein Zugang aus.

Unterschied

Der Vorteil an solchen echten PrePaid-Karten ist, dass man viel geringere laufenden Kosten für das Backup hat. Es gibt aber meisten Mindestvoraussetzungen, z. B. dass man alle X Monate X Euro bezahlen muss, sonst wird die SIM-Karte deaktiviert.
Auch muss man beim Ausfall des Internets ziemlich teure Datenpakete manuell dazu buchen.

Es muss jeder selbst entscheiden, was ihm das Internet-Backup an laufenden Kosten wert ist. Bei uns fiel das Internet mal über Wochen aus, weswegen ich diesen Artikel verfasste.

Handy mit eSIM?

Billiger ist es natürlich, wenn man sein Handy mit einer Flatrate verwendet. Hat es eine physische SIM-Karte, setzt man die in den Surfstick oder den LTE-Router ein. Ist es eine eSIM, schließt man sein Handy an den Router, wie oben beschrieben, via USB und USB-Thetering an. Für den „dauerhaften“ Einsatz ist das natürlich doof, denn man kann sein Handy schlecht benutzen und wenn man unterwegs ist, hat der Rest der Familie kein Internet mehr.

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