Auf der letzten Retrobörse fiel mir durch Zufall ein Milton Bradley (heute: Hasbro) Logic 5 in die Hände. Ich hatte diesen Mastermind-Computer aus dem Jahre 1977 bereits als Kind, verdrängte die Erinnerung daran aber erfolgreich, weil dieser Kollege nicht gerade der Brüller war. Das markante Design in petrol, rot und grün stach mir gleich in’s Auge, aber das ist eine andere Geschichte. An dieser Stelle will ich einfach einige nützliche Informationen über das Gerät zusammentragen die etwas weiter gehen, als die üblichen Bilderchen von Gerät und Verpackung.
Zugegeben: Die Infos zu dem Kasten, der ausserhalb Deutschlands und Großbritanniens meist „Comp IV“ und in Japan „Pythaligoras“ (vertrieben durch Takara Tomy) hiess, sind mehr als rar gesät. Aber soviel gibt es über das Gerät auch gar nicht zu sagen.
Es handelt sich bei diesem Kleinod der MB-Designabteilung um eine Art Mastermind-Computergegner. „Mastermind“ oder „Superhirn“ sind Dir ein Begriff? Nein? Bei Mastermind geht es darum, dass ein Spieler verdeckt eine Kombination aus vier farbigen Steckern auf ein Spielbrett steckt und der Mitspieler versucht diese zu erraten. Der Ersteller der Kombination gibt Rückmeldung in der Form von: „Drei Farben korrekt, eine davon an der richtigen Position.“ Das Logic 5 macht das gleiche, nur eben mit Zahlen statt Farben:
Das Gerät legt dazu eine geordnete, drei- bis fünfstelligen Zahlenkombination mit den Ziffern 0 bis 9 an, die der Spieler erraten muss. Jede Ziffer kommt nur ein einziges Mal in diesem Code vor. Die Eingabe erfolgt über eine Nummerntastatur, die Ausgabe durch rote LEDs auf einem einfachen Display. Dieses zeigt an, wie viele Ziffern erraten wurden und wie viele davon an der korrekten Stelle im Code stehen.
(MB Logic 5)
(Logic 5)
Spielen
Das Logic5 benötigt einen 9V-Block oder ein Gleichstromnetzteil mit 9V Ausgangspannung, 2,5mm Klinkenstecker und dem Pluspol vorne. Die Batterie kann eingelegt bleiben, da die Buchse die Batterie beim einstecken trennt. Dies ist aber nicht empfehlenswert, da Batterien zum Auslaufen neigen.
1. Gerät einschalten. Keine Sorge, auch wenn man die LEDs nur ganz leicht glimmen sieht: Der Numbercruncher hat nicht die Bits abgegeben, der zeigt nur nichts an – völlig normal.
2. Für einen optionalen Selbsttest die Tasten 7, E, 1, 2, 3, 4, 5 und E hintereinander eingeben. Wenn alles in Ordnung ist, werden alle LEDs (bis auf die „R“) flackern.
3. Um zu spielen, drücke die Taste „R“. Die LEDs leuchten durcheinander auf und sollen so eine gewisse Rechenleistung vortäuschen.
(Teil der Rechensequenz)
(Fertig gerechnet, bereit zur Eingabe)
4. Alle Eingaben werden mit der Taste „E“ abgeschlossen. Das Logic 5 kann eine Kombination aus drei, vier oder fünf Zahlen erstellen. Den Schwierigkeitsgrad wählt man einfach, indem man beim ersten Eintippen einer geratenen Kombination diese eben nach drei, vier oder fünf Zahlen mit der Taste „E“ abschliesst. Die Büchse benutzt dann nur soviele Stellen, wie man eintippte.
(Zwei Ziffern richtig, eine an der korrekten Position)
(Zwei Ziffern richtig, zwei an der korrekten Position)
5. Eine Ziffernfolge besteht immer aus unterschiedlichen Zahlen. „1,2,3,4,5“ kann es geben, nicht aber „1,2,3,4,1“ oder „3,3,3,3,3“.
6. Das Logic 5 zeigt nun im Display an, wie viele Ziffern richtig erraten wurden und wie viele sich davon an der korrekten Stelle befinden. Spiel man mit mehreren Spielern kooperativ, so kann man nun das Gerät weitergeben.
7. Macht man weiter nichts, dann blinkt die „R“-LED nach 30 Sekunden langsam, nach weiteren 30 Sekunden blinkt sie schnell. Irgendwann soll sich das Gerät angeblich abschalten – aber das bezweifele ich stark. Es hat ja nur einen mechanischen Schalter.
8. Hat man die Kombination schliesslich erraten, wird das Display hektisch anfangen zu blinken. Meiner Meinung nach ist dies ein eindeutiges Zeichen des schlechten Verlierers. :-P
9. Drückt man jetzt die Taste „E“, so wird der gleiche Code für das nächste Spiel verwendet, so dass dieser durch einen Mitspieler erraten werden muss, wenn man im „Gegnermodus“ spielen möchte.
Dreistellige Zahlen sind ja noch bequem für den Normalsterblichen im Kopf zu handhaben, aber bei einer fünfstelligen Folge ist ein Hilfsblatt nützlich. Das Logic 5 wurde tatsächlich mit so einem Block ausgeliefert. Schön, wenn Ihr einen beim Kauf dazubekommen hattet, aber nicht schlimm, wenn nicht. Ich habe da schnell was vorbereitet: Auswertungsblock. Die englische Originalanleitung (ohne Auswertungsblock) für den „CompIV“ könnt Ihr beim Handheldmuseum herunterladen.
Innenleben
Spielen ist immer die eine Sache und sicher auch unheimlich wichtig. Aber ebenso interessant ist es, zu sehen, was das Teil zum ticken bringt. Also flugs zum Schraubendreher gegriffen und nachgesehen.
(TMX0904)
(Gesamtes Innenleben)
(Handgemalt und daher leicht nachzubauen: Rückseite der Hauptplatine)
Herzstück ist ein Mikrocontroller von TI, der TMS0904. Vermutlich ein Ableger des TMS0970 – oder gar mit diesem identisch. Einige Quellen legen nahe, dass das Logic V eigentlich mit einem TMS0970 bestückt wäre. Dieser Chip ist ein Ableger des TMS1000, einem 4-Bit-Microcontroller, der in Taschenrechnern und einigen anderen elektronischen Spielen eingesetzt wurde, als da wären: „Code Name Sector“, „Wiz-a-Tron“ – oder eben dem Taschenrechner „TI-1270“.
In meinem Gerät werkelt ein TMX0904NL (DCS 7827). Das „X“ in TMX0904 steht eigentlich für Vorserienexemplare, vielleicht habe ich also wirklich eine Vorserienplatine erwischt, auch wenn die Seriennummer „139720“ recht hoch ist. Die „4757-X3“ steht sehr wahrscheinlich für die Artikelnummer des Logic 5.
Andere Logic 5 / Comp IV / Pythaligoras werden durch einen TMC0904NL (CTP 7810) betrieben. Wobei ich den Verdacht habe, dass „CTP“ und „DCS“ für die Fertigungsstätte und „7810“ und „7827“ für das Jahr 1978 und für die Kalenderwochen (10, 28) stehen.
Made in…?
Als zweites fällt auf, dass das Logic 5 ein Kind vieler Väter ist und im Vorgriff auf die globalisierte Welt aus Teilen zusammengefrickelt wurde, die aus aller Herren Länder stammen. Schon das Typenschild mag sich nicht entscheiden, woher der petrolfarbene Plastikkasten stammt. Singapur oder Irland? Irland war seinerzeit das China Europas, dort wurde das Spielzeug letztlich zusammengebaut. Der Controller stammt aus Singapur, das Gehäuse aus Deutschland und die Tastatur aus Hong Kong. Naja, wenigstens schrieben die überall drauf, woher es kam – keine Selbstverständlichkeit aus heutiger Sicht.
(Made in Ireland und Made in Singapore)
(Made in W.-Germany)
(„Made in Hong Kong“ auf handgemalter Platine)
Eingabe, bitte!
Sehr seltsam mutet die Konstruktion der Tastatur an: Die seinerzeit üblichen Knackschalter finden sich auch im CX40-Joystick von Atari und bestechen nicht gerade durch Langlebigkeit. Richtig schräg ist aber die „Federkonstruktion“: Gummikappen auf einem Papierstreifen! Soll man das lachen oder weinen? Soll man es bewundern oder verwundert den Kopf schütteln?
(Vorderseite der „Federn“)
(Rückseite der „Federn“)
Emulator
Für Palm-Geräte gibt es sogar einen „MAME ROM „ Das Programm ist Freeware und eine schöne Alternative, wenn man einen Palm, aber eben kein Logic 5 besitzt.
Fazit
Das Logic 5 ist gar nicht mal so schlecht. Die Bedienung ist schlüssig, sobald man das Spielprinzip verstanden hat. Einzig die Nutzung eines Schreibblockes wirkt aus heutiger Sicht nicht ganz logisch, aber wie soll man das ohne grafisches Display anders handhaben? Die Verarbeitung ist robust und die leicht milchigen LEDs haben im Zusammenspiel mit der glitzernden Displayabdeckung, dem Chrom und der schrägen Farbgebung einen verdammt hohen Retrofunfaktor, der dadurch noch verstärkt wird, dass man die Hauptplatine und das IC durch die rot-transparente Displayabdeckung sehen kann. Das Gerät ist also nicht nur einer echter Hingucker in der Vitrine, sondern auch ein netter Zeitvertreib für Leute, die diese Art Spiele mögen.
Alle Bilder zum Logic5:
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