Schutz vor Microsoft Scammern

Microsoft-Scammer sind Leute, die Euch anrufen und behaupten, dass sie von Microsoft wĂ€ren und Euer Computer gemeldet hĂ€tte, dass er infiziert wĂ€re. Oder aber Ihr surft auf eine Website, die den Browser in den Vollbildmodus stellt, so tut, als sei Euer Computer eingefroren wĂ€re und passend dazu eine Fehlermeldung mit einer dubiosen Telefonnummer anzeigt, die man anrufen „muss“.

Schutz vor Scammern?

Nun… das kann mit jedem Betriebssystem passieren, egal ob Windows, macOS oder einem Linux wie Ubuntu. Die Scammer haben auch jeweils passende Tools fĂŒr Linux oder auch macOS bereit. Ihr werdet dann in den jeweiligen „Support“ verbunden. Kein Tool der Welt kann Euch noch helfen, wenn Ihr Fremden Vollzugriff auf Euren Rechner gewĂ€hrt. Sind die einmal drauf, seid Ihr verloren.

Man kann Sicherheit nicht installieren. Warum glaubt Ihr, dass Euch AV-Software oder ein VPN vor Scammern beschĂŒtzen kann, vor allem, wenn Ihr Euch selbst als Admin angemeldet habt und jede Rechte-Anfrage einfach wegnickt? Die Schadsoftware hat dann die gleichen Rechte (oder im Zweifel noch mehr) wie Ihr selbst.
Der Witz ist, dass Ihr 99,9 % der Schadsoftware eigenhĂ€ndig u. a. mit solchen „System-Tools“ selbst(!) installiert. Die Windows-Fanboys in Eurem Bekanntenkreis wissen nichts von Computern, sie haben nicht einmal Ahnung von Windows. Es tut mir leid, aber das ist so, wenn derjenige kein ITler ist, sondern nur die Computer-Bild im Abo hat und sich wie der Experte auffĂŒhrt.
Niemals Dritten Zugriff auf Euren Rechner gewÀhren. NIEMALS!

Was wollen die Scammer?

Immer nur Geld. Sei es in Form von Codes fĂŒr Google Play, Paysafecard oder Ähnlichem. Die Profis rĂ€umen Dir Dein Bankkonto leer. Dazu darf Euer Wissen ĂŒber Computer aber nicht darĂŒber hinausgehen, wie man das Ding startet und wie rum man die Maus hĂ€lt. Die Scammer schalten via Remote-Zugriff, den Ihr denen bereitwillig eingerichtet habt, den Virenscanner unter Windows aus und installieren einen Keylogger, bzw. eine Umleitung in der Hosts-Datei, die Eure Online-Banking-Website auf deren Server umleitet.

Warum glauben die Leute den Scammern?

Windows ist so eine riesige SicherheitslĂŒcke, dass die Leute tatsĂ€chlich glauben, dass MS sie anrufen wĂŒrde, wenn vom eigenen Rechner eine Bedrohung ausgehen wĂŒrde – oder er vollkommen verseucht wĂ€re. Microsoft oder ein anderer Hersteller wird Euch niemals (nie!) anrufen. ColdCalls dĂŒrften die sowieso nicht durchfĂŒhren.

Warnzeichen

Absurder als diese Anrufe kann es doch gar nicht sein, denn um denen zu glauben, mĂŒssten gleiche mehrere nicht existente Punkte zutreffen:

  1. Der Rechner mĂŒsste eine Schadsoftware erkennen, die das System aber augenscheinlich lahmgelegt hat. Ein absoluter Widerspruch in sich.
  2. Das Betriebssystem mĂŒsste dann noch den Hersteller Microsoft kontaktieren (statt ggf. Apple oder Canonical, was völlig abwegig wĂ€re)
  3. Microsoft mĂŒsste das mehr oder weniger jucken. Lustige Vorstellung, dass sich MS fĂŒr die Sicherheit der User interessiert, oder?
  4. Microsoft mĂŒsste die Kontaktdaten von jedem einzelnen Nutzer haben. Oder das Betriebssystem hat diese Daten rechtswidrig extrahiert.
  5. Microsoft mĂŒsste dafĂŒr allein im Support 99,8 % seiner Mitarbeiter beschĂ€ftigen.
  6. Microsoft beschĂ€ftigt keine deutschsprachigen Mitarbeiter im Support fĂŒr Deutschland? Klingt schlĂŒssig.
  7. Microsoft bietet Support fĂŒr macOS oder Linuxe an. Ja, neeee, is klaaa! LOL! 😀
  8. Der Support kostet um die 200 Euro? Zahlbar in Google-Play-Guthaben? Google? Also einem der Konkurrenten Microsofts? Klingt schlĂŒssig.

Jeden dieser Punkte sollte jeder mit auch nur einem Hauch gesunden Menschenverstandes als Alarmsignal werten können. Dass es die Opfer nicht tun, zeugt von einem unglaublichen Obrigkeitsdenken und einer naiven GutglÀubigkeit. Gesunder Menschenverstand ist der beste Schutz.

Soforthilfe

Ihr bekommt mit, dass jemand in Eurem Haushalt gerade einem Scammer auf den Leim geht? Stecker aus dem Rechner reißen! Direkt stromlos machen, das Ding. Eine irreparable BeschĂ€digung des Dateisystems ist heutzutage unwahrscheinlich, aber der Verlust von einer Menge Geld absolut sicher. Ist das Opfer stĂ€rker oder sturer als Ihr, geht zum Router und macht diesen stromlos.

Danach keinesfalls den Rechner wieder neu starten. Wenn er noch lÀuft, einfach den Stecker aus Steckdose ziehen! Vielleicht ist es noch nicht zu spÀt.

Bank anrufen!

War es schon zu spĂ€t und das Konto ist leer, dann ruft sofort bei Eurer Bank an und schildert den Fall! Vielleicht wurde die Überweisung wegen verdĂ€chtigen Verhaltens zurĂŒckgehalten. Gegebenenfalls mĂŒsst Ihr noch eine Anzeige bei der Polizei erstatten, wenn die Bank eine BestĂ€tigung benötigt.

Notfall-Scanner

Nun mit einer Notfall-DVD den Rechner scannen.
Das Betriebssystem vorher auf keinen Fall starten!
Ja, auch ich habe schon seit Jahren kein optisches Laufwerk mehr in einem meiner Rechner oder Notebooks. Aber man kann sich auch einen USB-Stick erstellen.

Einen solchen Stick (oder eine DVD) kann man sich zum Beispiel beim renommierten Heise-Verlag herunterladen: Desinfec’t-Image
Nach Eingabe Eurer E-Mail-Adresse bekommt Ihr einen Downloadlink zugesendet.
Funktioniert der Link nicht mehr, Ă€ndert einfach das Jahr im o.a. Linktext. Die Desinfec’t erscheint meistens in Heft 12 des jeweiligen Jahres.

Auf einen USB-Stick bekommt Ihr das ISO-Image mit folgenden Tools:

Unetbootin
oder
Etcher

DafĂŒr benötigt Ihr entweder einen weiteren (sauberen) Rechner mit Windows, macOS oder Linux – oder Ihr habt vorgesorgt und JETZT bereits so einen Notfall-USB-Stick erstellt.

Den Stick steckt Ihr in den Rechner und drĂŒckt beim Starten die F12-Taste, die meistens ein BootmenĂŒ aufruft. Den Stick zum Booten auswĂ€hlen, wodurch ein Linux mit mehreren Virenscannern gestartet wird. Nun den Anweisungen folgen, die Viren-Definitionen aktualisieren und den Rechner grĂŒndlich nach Trojanern, Rootkits und Keyloggern scannen.

Falls der Rechner nach dem Scan nicht mehr starte will, hilft Euch vielleicht dieser Artikel weiter?

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit ĂŒber 25 Jahren betreibt, deckt vielfĂ€ltige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine BeitrĂ€ge sind sorgfĂ€ltig recherchiert und leicht verstĂ€ndlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstĂŒtzen.

1 Gedanke zu „Schutz vor Microsoft Scammern“

  1. Wenn mich so ein Microsoftler meist mit schlechtem Englisch aus Bulgarien anruft und sagt das mein PC ein Problem hat antworte ich wie folgt:

    Thank you for your phone call. Your colleague called me yesterday. The problem is fixed…..

    Und lege einfach auf 😉

    Antworten

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