Irgendwas ist immer (7)

Die Stürme im Februar 2022 ließen mich wieder schlimmes befürchten, sodass ich auf dem Campingplatz nach dem Rechten sehen wollte. Wir entsinnen uns, dass wir keine Dauercamper sind (auch wenn sich der Wohnwagen seit nunmehr drei Jahren nicht mehr vom Fleck bewegte und der TÜV selbstverständlich bereits abgelaufen ist.

Drei Stürme tobten über unser normales Vorzelt, das mittlerweile echt mitgenommen aussieht, konnten ihm aber nichts anhaben. Die Spanngurte, die ich vor langer Zeit als Ersatz für normale Abspannseile verwendete, sind zum Teil nicht UV-Licht beständig, zeigen also bereits Auflösungserscheinungen. Aber sie halten immer noch. Auch meine Unterkonstruktion aus Dachlatten und Kabelbindern hat sich bewährt: keine Wassertaschenbildung mehr!

So gesehen waren die Tage also ereignislos. Ich verbrachte sie das erste Mal mit Serien binchen. Für die Website oder für YouTube habe ich keinen Finger gerührt. Muss auch mal sein. Naja, doch ein wenig im Hintergrund an den Sicherheitseinstellungen rumgefummelt. Das Übliche eben.

Irgendwas ist immer

Beim Friseur war ich auch. Dazu fuhr ich nach Seligenstadt. Irgendwo auf der rustikalen Kopfsteinpflasterstraße entlang der langen Mauer der Basilika hörte ich durch das fröhliche Klappern des Twizy auf einmal ein hohles *PLONK*. Ich schaute neben den Sitz und sah den Türgriff auf dem Teppich liegen. An der Tür starrte mich ein Vierkantstahl an: „Mich drehst Du von Hand nicht!“, schien er zu höhnen. „Du steigst ab jetzt nur noch rechts aus!“

Ich konnte den Griff wieder andrücken, strafte ihn Lügen. Aber wirklich fest war das nicht mehr.

Zu Hause meinte meine Frau, dass der ihr dauernd abgefallen wäre. Da ich sowieso immer rechts ein- und aussteige (ist viel bequemer und sicherer), fiel mir das nicht auf. Allerdings frage ich mich, ab welcher Defektgröße meine Frau mal eine Info rüberwachsen lassen würde? Ein abgefallenes Rad?

Wie dem auch sei, im Netz gibt es tatsächlich Ersatz zu kaufen. 25 Euro für zwei Ersatztürgriffe. Die kamen mir aber bekannt vor … die kenne ich doch von Thingiverse!
Aha, die wurden ausgedruckt. Hmmm, das kann ich auch selbst. Und dann kostet mich das an Material und Strom um die 60 Cent das Stück.

Das soll nicht heißen, dass ich den Preis überzogen finde, nein gar nicht. Der Händler muss Steuern zahlen, hat Arbeit damit, druckte im aufwendigeren DLP-Verfahren und Gewährleistung muss er auch noch geben. Das passt alles und ist ein gutes Angebot für jeden, der selbst keinen 3D-Drucker besitzt.

Ersatz drucken?

Wie dem auch sei, ein Ersatz musste her. Den gibt es bei Thingiverse, wo sonst? Endlich mal ein Bauteil, das ich mir nicht selbst bauen musste.

Twizy Door Handle von Volker Schweier.

Das erste Bauteil, welches ich mir aus PETG in 0,1 mm Auflösung druckte. Die Druckzeit betrug rund drei Stunden – das doppelte eines normalen Drucks in 0,2 mm Schichtstärke.

Alle Außenwände setzte ich auf eine massive Stärke von 2,6 mm. Dadurch berührten die Kanten der Aussparung für den Vierkantstift in der Tür die Außenwände.
Infill setzte ich auf 20 Prozent und auf „Gyroid“, das ist eine Art dreidimensionale Schlangenlinienfüllung, die immer die Richtung ändert und so Kräfte perfekt ableiten kann.

Betttemperatur war 80 Grad, Drucktemperatur 220 Grad. Das PETG-Filament ist vom verschrienen Hersteller „Owl“, mit dem ich aber immer sehr zufrieden war.

PETG glänzt natürlich und an einem Griff möchte man keine raue Oberfläche fühlen, also musste ich noch schleifen.

Ja, das Modell ist etwas kleiner als das Original, aber auch nur marginal.

Eine Sollbruchstelle gibt es nun nicht mehr, aber natürlich dadurch auch keine Klemmwirkung.

Einbau

Ja, klar, ich hätte den Griff eigentlich in einer anderen Farbe gedruckt, aber leider habe ich als PETG nur schwarz auf Lager. Muss ich mal bei Gelegenheit ändern. Habe noch einiges an Änderungen am Twizy vor mir.

Den Griff schliff ich nur halbherzig in zwei Minuten mit 80er- und dann 600er-Schmirgelpapier.

Als Ersatz für die fehlende Klemmkraft benutzte ich wieder Pattex Repair Extreme. Das hält super, ist aber mit brutaler Gewalt wieder rückstandsfrei zu entfernen. Mehr so eine Art festes Silikon.

Damit habe ich am Auto schon einiges auf dem Armaturenbrett befestigt: GPS-Mäuse, Handyhalterungen und so einen Kram. Hielt immer jahrelang und bombenfest.

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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