Gestern kam mit dem Abus CFA3010 auch die Lieferung der „Popp Home“, einer Kamera, die auch noch ein **Z-Wave-Gateway** darstellt. Hat mich bei NBB gerade mal einen Zwanni als B-Ware gekostet. Da dachte ich: „FĂŒr das GĂ€steklo reicht die!“. Der regulĂ€re Preis liegt aber auch nur bei 30 Euro. FĂŒr das Geld bekommt man keinen Z-Wave-Stick, geschweige denn auch nur im Ansatz ein Z-Wave-Gateway!
Der Anbieter
Womit fange ich an? Mit der deutschen Firma Popp, deren Logo ĂŒberall zu sehen ist? Wenn eine Firma im SmartHome-Bereich auf ihre 90-jĂ€hrige Tradition verweist, dann sollten alle Alarmsirenen angehen. Aber alle! Und so ist es auch: Popp/Zwaveeu hostet ein Forum, ohne es selber zu bedienen. Das ist mehr als nur peinlich und ein denkbar schlechtes AushĂ€ngeschild in der heutigen Zeit. Besser funktioniert die Reaktion ĂŒber YouTube. Dort hatte ich innerhalb weniger Stunden eine brauchbare Antwort auf die Z-Wave-Reichweite, die aber vom Mitarbeiter eher konservativ eingeschĂ€tzt wurde. Kein Ding, denn wenn er zu viel versprochen hĂ€tte, wĂ€re ich nur enttĂ€uscht gewesen. Dazu aber weiter unten mehr.
Der OEM (eigentliche Hersteller)
Die Kamera hört auf den Namen IC722z und ist eigentlich von StarVedia aus Taiwan und damit (noch) nicht China.
Die Website hat eine ganz normale Ladezeit, wie man sie aus einer (noch) freien und demokratischen Industrienation erwarten wĂŒrde. Sie ist im Default auf Englisch. Man sieht auf auf den (Stock-) Photos keinen einzigen Taiwaner. Man will sich, typisch fĂŒr Taiwan, international geben. Einzig auf dem YouTube-Channel sieht man Taiwaner. Die Videos sind professioneller gemacht, als von vielen anderen Mitbewerbern. Siehe das Video zu den Kamera-Gateways.
Hardware
Die Hardware macht durchaus einen guten Eindruck. Gute Verarbeitung, angenehme Haptik. Eine Metallplatte, die man an die Wand schrauben kann und in die der KamerafuĂ einrastet? Das gefĂ€llt! Die Kamera kann leicht in alle möglichen Richtungen geschwenkt werden, auch eine Deckenmontage ist möglich. Das Netzteilkabel ist ca. zwei Meter lang: prima! Das mitgelieferte, flache und weiĂe LAN-Kabel ist ca. 1,5 Meter lang. Stylisch und unauffĂ€llig.
Specs
2,4 GHz WLAN
LAN-Anschluss (leider ohne PoE)
Steckernetzteil mit Mini-Hohlstecker
FullHD Video bis 30 FPS
Mikrofon und Lautsprecher (keine Duplex-Funktion)
Micro-SD-Card-Slot
Z-Wave-Gateway (Z-Wave Plus)
Die Kamera steht nun im Wintergarten, dem Katzenbegegnungszentrum (KBZ), denn die dĂŒrfen nicht ins Haus. So kann man halt immer schauen, was die Viecher so treiben.
Software
Unter starvedia.com findet man alle Anleitungen, Dokumentationen und kann deren „CamView“-Software fĂŒr macOS und Windows laden. Das Programm kommt unter Windows zwar in einem echt schrĂ€gen XP-Look daher, aber da stehen ja immer noch viele Windows-Fanboys drauf. Das Programm ist gerade mal 10 MB groĂ. Das gefĂ€llt mir.
Bis zu 36 Kamerabilder auf einem Screen? Nicht schlecht fĂŒr den Heimanwender!
Die Bedienung ist intuitiv und gibt keinerlei RĂ€tsel auf. Die Kamera(s) werden auch gleich gefunden. Nach Eingabe des Admin-Passworts wird das Bild angezeigt. Gefundene Kameras werden mit Drag&Drop zur Liste der eigenen Kameras hinzugefĂŒgt. Alles wirklich gut gemacht.
DieApp von Popp
Die deutsche Popp Home App ist nicht sooo ĂŒbel, sie ist aber auch nur die mCamViewZ+-App â aber im typischen deutschen Kohlekeller-Schwarz. Wer es mag… Einziger echter Minuspunkt ist, dass man nicht die ZurĂŒck-Taste auf dem Telefon verwenden sollte, wenn man Einstellungen Ă€ndert, sondern die ZurĂŒck-Taste in der App, sonst erscheint nicht der Speichern-Dialog und die Ănderungen sind futsch.
Die Popp Home App: Nur eine mCamView-App in Schwarz.
Webend
Auf dem Webend packt einen aber echt das kalte Grausen! Wer glaubt, er hĂ€tte schon alle gruseligen chinesischen Ăbersetzungen und Designs gesehen, wird hier noch einmal richtig ĂŒberrascht. Die 1990er lassen ganz lieb grĂŒĂen! Die Ăbersetzungen sind grottig: „Bewahren & anwenden“ ist ja noch fast witzig, aber „Methode schadet“? „Wagge Tag/Eigennacht“? Soviel möchte ich nun doch nicht raten und stellt die Sprache auf English. Nun wird auch alles gleich verstĂ€ndlich(er). Was auch ein typischer Anachronismus in den Webends asiatischer IP-Cams ist: Irgendwelche uralten Plugins fĂŒr den Internetexplorer werden vorausgesetzt! Hier ist es ActiveX. Super. Super schlecht. Aber auch egal, man kann ja auch ĂŒber RTSP auf den Stream zugreifen.
Video
Das Videobild ist in FullHD, nicht ĂŒbel, da kann man nichts sagen. Die Cam mĂŒht sich im Gegenlicht redlich, alles auf die Kette zu bekommen und das gelingt ihr sogar. Allerdings auf Kosten der Spitzlichter. Aber wenigstens saufen die dunklen Passagen nicht ab. Es gibt keine Automatikfunktion fĂŒr das Bild, aber das ist kein Fehler, denn in unserem Falle ist die beste Wahl fĂŒr den Wintergarten eben „Outdoor“. Naja, fĂŒr 20 Euro ist das Bild schon mehr als gut. Also… was sage ich? Verdammt gut. Auch die Videowiedergabe hat nur minimalste Ruckler bei 30 FPS, was aber auch der Entfernung geschuldet sein kann.
Das Objektiv ist sehr weitwinkelig. Ich stellte die Cam in eine Ecke und sie nahm beide angrenzenden WĂ€nde auf. Ich schĂ€tze den Blickwinkel auf deutlich ĂŒber 90 Grad, vielleicht um die 110 Grad?
Hier Bilder aus dem KBZ. Der Standort wird nachher noch geĂ€ndert. Die Kamera wandert in die Regale, wenn die fertig aufgebaut sind. Ist halt noch eine halbe Baustelle. Meine Frau hat dieses Klappbett da aufgestellt. Sie hĂ€lt da offensichtlich öfter ein MittagsschlĂ€fchen im GrĂŒnen. Mit Katzenbefall, steht zu vermuten.
Einstellung „Indoor“, Helligkeit „medium“ (5/10), Katze vergröĂert
Einstellung „Indoor“, Helligkeit „medium“, Gesamtbild
Einstellung „Outdoor“, Helligkeit fast komplett auf „Dunkel“ gestellt (8/10), Gesamtbild. Naja, da könnte ich noch etwas aufhellen, man sieht ja schon Farbrauschen.
Einstellung „Outdoor“, Helligkeit fast komplett auf „Dunkel“ gestellt (8/10), Katze vergröĂert
Generell sieht das Bild live auf dem Handy deutlich besser aus, als es die Standbilder vermuten lassen. Aber das ist ja immer so.
Hier noch ein paar Videoschnipsel. Das Rauschen ist immer dann weg, wenn ich in das Mikrofon gesprochen hatte. Wie gesagt: geht nur in eine Richtung.
https://youtu.be/LR_uZrQ9In4
Was heute IP-Cams um die 40 Euro leisten können, habe ich hier gestetet.
DVR
Die Kamera kann auf microSD-Karten, aber auch in eine Dropbox oder auf ein lokales NAS aufzeichnen. Auch das gefÀllt!
Sound
Die Gegensprechfunktion muss leider auf einen Duplex-Betrieb verzichten. Entweder man hört oder man spricht. Die MikrofonqualitĂ€t ist absolut in Ordnung, man hört die GerĂ€usche aus dem Raum sehr gut, aber ein deutlich vernehmbares Grundrauschen ist vorhanden. Der Lautsprecher hingegen… nun gut, bei so einem kleinen GehĂ€use und zu dem Preis kann man nicht viel erwarten.
Updates/Service
Ich habe von deren FTP-Servern ein Upgrade durchgefĂŒhrt, die aktuelle Firmware ist die 040210 vom Januar 2021. Der Filename lautet IC722z-s2c-040210-n.f
TatsĂ€chlich muss man den Namen des Firmware-Files wissen, bevor man das Upgrade durchfĂŒhren kann, denn das Webend findet den nicht automatisch. Das ist etwas blöd, denn man braucht schon ein FTP-Programm, um nachzusehen, was denn der Server so alles anbietet. Im Browser wird man nĂ€mlich einfach wieder auf die Startseite gelenkt.
Die alte Firmware: v040206
Die Daten des FTP-Servers mĂŒssen selber eingetragen werden: Das gefĂ€llt mir NICHT!
Update lÀuft!
Update durchgefĂŒhrt: v040210
Offensichtlich wird das GerÀt also vom Hersteller noch gepflegt, auch wenn es bei Popp bereits aus dem Programm geflogen ist.
StarVedia hĂ€lt auch eine gut mit guten Fragen gefĂŒllte FAQ bereit. Joar, was ich so alles fĂŒr einen Zwanni bekomme ist schon nett.
Der Feind im Bett
Mit Wireshark kann ich keine Verbindungen in das Internet zu irgendwelchen dubiosen Cloudservern feststellen. Auch die seltsamen DNS-Server entpuppten sich als ganz normale Server (168.95.192.1) der Chunghwa Telecom Co.,Ltd aus Taiwan. Es werden nur Verbindungen zu den GerĂ€ten im WLAN angezeigt, die auch auf die Kamera zugreifen. Ansonsten eben der ĂŒbliche UPnP-Broadcast auf 239.255.255.250 (SSDP/UDP, :1900), den alle diese GerĂ€te aussenden, damit man sich mit ihnen verbinden kann. Befindet man sich im gleichen Netzwerk wie die Kamera, kann man ĂŒber die App die Z-Wave-GerĂ€te auch ohne Internetzverbindung steuern. Wireshark und auch ein praktischer Test bestĂ€tigen dies.
An offenen Ports konnte ich folgende feststellen:
80, Webend
554, RTSP (Video)
8090, HTTP alternativ, nicht konfiguriert
9999, das könnte Telnet, eine Analytics-Funktion oder aber eine Art RS485 (vielleicht Wiegand?) over Ethernet sein
12040, absolut keine Ahnung, was das ist
Alarmfunktionen
Weder im Webend, noch der Software kann man irgendwelche Privacy- oder Alarm-Zonen im Bild definieren. Einzig kann man die Empfindlichkeit fĂŒr Bild und Ton in zehn Stufen, sowie die Zeit, die vergehen soll, bis ein Trigger zum Alarm wird, einstellen. Das ist aber nicht so wild, denn es handelt sich ja um eine Inndoor-Kamera. Die eingebaute, winzige IR-Diode ist fĂŒr einen Innenraum ausreichend hell. Der Alarm kann ĂŒber den eingebauten Lautsprecher wiedergegeben werden, aber auch stumm per Email erfolgen. Dabei können mehrere Adressen angegeben werden. Statt eines Alarm-Geheules kann man auch einen aufgenommenen Sound wiedergeben: „ACHTUNG! EINDRINGLINGSALARM!“, oder: „Ich sehe Dich! Verschwinde, bevor ich Dir in den Arsch trete!“ â das ist doch nett, oder?
Alarmeinstellungen im Webend
Drahtlose Netzwerke
Die Kamera kann bis zu 20 GerĂ€te verwalten. Acht User können gleichzeitig auf sie zugreifen. Immerhin. Z-Wave Reichweite? JA! Aus dem Wintergarten, sechs Meter durch eine AuĂenwand, an einem KĂŒhlschrank und einem Gefrierschrank vorbei, um einen Kaminzug herum? Kein Problem! Das Abus CFA3010 konnte ich jedenfalls schnell und problemlos durch das Scannen des QR-Codes mit dem eingebauten Z-Wave-Gateway verbinden.
Wie groà ist die WLAN-Reichweite? JA! Eine der besten, die ich hier im Haus von smarten GerÀtschaften bisher gesehen habe. Top!
TĂŒr offen
TĂŒr zu!
Das TĂŒrschloss ist das von der HaustĂŒr, nicht das des KBZ, aber da kommt jetzt natĂŒrlich auch noch so ein Teil rein. Gerade im Wintergarten vergisst man doch mal abzuschlieĂen.
IntegrationsfÀhigkeit:
Z-Wave
Autsch! Schwierig. Habe versucht, das Ding mit Google Home zu verbinden. Via mCamView- und Popp Home-Services in der Google Home App funktioniert das nicht. Der Dienst lĂ€sst sich â völlig ohne Fehlermeldung â einfach nicht hinzufĂŒgen. Liegt das an Google? Am Cloudservice? Oder an meinem Packetfilter vor dem Smart-Home-Netzwerk? Shelly Cloud und Tuya funktionieren aber problemlos damit.
Und ioBroker? Fehlanzeige, denn der kennt nur Z-Wave ĂŒber direkt angeschlossene Hardware, also einen USB-Stick wie den ZMEEUZB1 oder ein Razpberry 2-Modul. Ich habe keine Ahnung wie man den Status des Gateways abrufen könnte. Geht bestimmt, nur ĂŒbersteigt das meine FĂ€higkeiten.
Video
Jupp, lĂ€uft. Aber auch nur ĂŒber RTSP:
rtsp://Kamera_IP_Adresse/ID-der-Kamera.Passwort
Die Integration in Google Home klappt einfach nicht. BTW: LSC ist einfach Tuya, sonst nix.
Ich bin recht angetan von dem GerĂ€t und auch fast versucht, noch eines zu kaufen, wenn ich das fĂŒr einen Zwanni bekĂ€me. Nur… wozu? Wohin? Ich brauche eigentlich keine Kamera mehr, oder? ODER?
Und erst recht kein Z-Wave-Gateway.
Danke fĂŒr den wertvollen Beitrag! Leider fehlt auch bei Firmware-Version 040210 vom Januar 2021 noch TLS-UnterstĂŒtzung
Hallo Armin,
sorry fĂŒr die spĂ€te RĂŒckmeldung, durch den Umzug/die Migration der Website gingen einige Kommentare verloren.
Persönlich halte ich das fĂŒr problemlos:
1. Ist das WLAN eh verschlĂŒsselt
2. WĂ€re ein Zugriff von extern ĂŒber VPN ebenfalls verschlĂŒsselt
3. Sollte man eh nichts in fremde Clouds senden
Was sind denn Deine konkreten Bedenken?
GruĂ
Michael
Hallo wissen Sie vielleicht das RTSP stream path. Ich weiss schon dass diese PrĂ€sentation schon seit 2021 ist aber ich habe noch die Kamera im Haus und wĂŒrde die gerne weiternutzen.
LG
Mario
Steht doch da: rtsp://camera_IP_address/ID-of-camera.password