Ein Kinderhaus im Garten bauen. Mit einer Schaukel, einem Sandkasten, einem Fahnenmast, Klettermöglichkeiten und zwei Stockwerken! Das ganze soll auch über Jahre hinaus wetterfest sein. Dazu braucht es gute Farbe und ein stabiles Fundament. Wie man so etwas aufbaut, dass es Jahrzehnte mit möglichst wenig Pflege hält, zeige ich Euch hier.
ACHTUNG:
Ich hafte nicht für Schäden, die Ihr beim Nachmachen dieser Arbeiten anrichtet. Irrtümer sind ausdrücklich vorbehalten.
Wenn Euch irgendwas abfackelt, explodiert, auf die Füße fällt, zusammenbricht und Euch unter sich begräbt, Ihr eine gefackelt bekommt, irgendjemand in Eure ungesicherte Baugrube fällt, oder Ihr Euch einen Fingernagel abbrecht: Ich bin nicht schuld! Ich sage nicht: „Macht es genau so!“, ich sage nur: „Ich habe es so gemacht!“. Jeder muss selber wissen, was er da tut.
2004
Vor dem Hausbau im Jahr 2004 fand meine Frau am schwarzen Brett eines Supermarktes einen Zettel, auf dem ein selbstgebautes Abenteuerbett für Kinderzimmer angeboten wurde. Wenn ich mich recht entsinne wurden dafür 100 EUR aufgerufen. Sie meinte, das wäre toll für das Zimmer unserer Tochter. Wir schlugen zu.
Als das Haus fertig war, bemerkten wir, dass dieses Bett einfach zu wuchtig für das Zimmer wäre. Mist. Was jetzt? Das Ding wurde ja als Abenteuerbett für drinnen gebaut. Gut, egal, dann musste es eben wetterfest gemacht werden.
Die Punktfundamente waren schnell gegossen. Bei uns reichen 50cm locker aus, um frostfrei gegründet zu sein. Löcher ausgehoben. Boden verdichtet, Kies reingekippt, diesen auch verdichtet und dann Beton drauf. Simpel.
Das Haus baute ich wieder so auf, wie es von seinem Erbauer einst gedacht war. Die Änderungen kamen dann nach und nach. Der Aufbau im Freien bedingt zum Beispiel auch ein ordentliches Dach und keines aus Spanplatten. Ja, das Holz ist nicht kesseldruckimprägniert. Deswegen ist ein ordentlicher Aufbau und ein guter Wetterschutz von Nöten.
Für die Schaukel habe ich in die Betonfundamente gleich Einsenbeschläge mit eingegossen, so dass ich die Balken daran sicher anschrauben konnte. Diese sollten auch keinen Bodenkontakt haben, damit sie Feuchte ziehen. Anfangs standen die Fundamente der Schaukel noch recht weit aus dem Boden, da wir wussten, dass das gesamte Grundstück auf dieser Seite etwas aufgeschüttet werden musste. Das Haus an sich wurde mit Dübeln und Winkeln mit den Fundamenten verschraubt.
(Kinderhaus im Rohbau, Fundamente gut zu sehen)
Ich baute mit einem drei Meter langen Balken einen Dachfirst, der gleichzeitig den oberen Balken der Schaukel darstellte. Die Kräfte, die beim Schaukeln entstehen, werden intern schlicht mit zwei „Element-System“-Schienen an der Rückwand abgeführt.
(Noch ohne Fensterscheiben)
Richtig! Eine Rückwand hat das Haus nie gehabt. Ich überlegte lange, ob ich eine bauen sollte, entschied mich aber dagegen. Das wäre nur ein Nistplatz für Insekten geworden.
(Treppe weiter eingezogen)
An dieser Stelle ist das Grundstück nur drei Meter breit. Die Treppe war anfangs komplett ausserhalb des Hauses. Beim Schaukeln hätte sie gestört, also baute ich das Haus so um, dass die Treppe so weit wie möglich im Haus verschwand.
Die Balkonkästen bestehen aus drei Nut- und Ferderbrettern, die mit Winkeln am Haus verschaubt sind. Die Verzierungen habe ich ausgesägt. Als Schablone benutzte ich dazu einfach die Griffe einer Schere. Billiger Trick. Das Schleppdach hat keine Verzierungen, aus Sicherheitsgründen.
Das gleiche Spiel mit den Abdeckungen des Daches an den Seiten. Das Haus stand beim Vorbesitzer in einer exakt passenden Nische, so dass er keine Abdeckungen benötigte.
Das Dach an sich habe ich mit Nut- und Federbrettern aufgebaut. Damit noch genug Kopffreiheit bleibt, habe ich die Dachsparren ebenfalls nur in Nut und Feder ausgeführt. Einfach nur verschraubt, das hält und es biegt sich auch nichts durch.
Die Bitumen-Dachschindeln habe ich nicht direkt auf das Dach getackert, sondern noch eine Bitumenbahn untergelegt. Das ist nun absolut wasserdicht.
Nach 12 Jahren ist das Dach immer noch nicht durchgebogen, auch wenn die Große es mittlerweile als Lese-Hochsitz im Sommer verwendet.
(Klettergerüst)
Als Wetterschutz benutzte ich die Eigenmarke-Farbe aus dem Bauhaus. Weiss und sonnengelb decken absolut super. Die anderen Farben sind nicht so toll. Das ganze Haus habe ich mit diesen Streichpads „gestrichen“, das ging tatsächlich viel leichter, schneller und gleichmäßiger als mit dem Pinsel.
Ein Klettergerüst entstand aus Dachlatten.
(Boden im Erdgeschoss)
Der Boden im Erdgeschoss entstand aus diesen Holzfliesen. Als Lager an den Ecken der Platten benutzte ich einfach Pflastersteine. Hier liegt ein Rest Grasteppich auf dem Boden.
Im Dachgeschoss ist der gesamte Boden damit ausgelegt. Ebenso habe ich die Stufen damit beklebt.
(Schleppdach mit Terrasse)
Unter einem Schleppdach habe ich eine Art Terrasse mit Bank gebaut.
(Fensterscheiben eingebaut)
Die Fensterscheiben baute ich aus Plexiglas. Mit einem Kunststoffblatt ausgesägt, die Löcher vorgebohrt und einfach verschraubt.
(Fast fertig)
An die Seite baute ich noch ein „Fenster“ in Rautenform ein. Fallschutzmatten verhindern Verletzungen.
Das Kinderhaus mochte jeder. Als die Häuser drumherum noch nicht standen, kannte wohl jeder in Seligenstadt dieses Kinderhaus. Man konnte es noch von der Ausfallstraße durch den Einschnitt im Wall gut sehen. Wir wurden sehr oft darauf angesprochen.
2013
Im Großen und Ganzen blieb das Haus so bis 2013 unverändert und unrenoviert bestehen. Die Farbe erwies sich dabei als erstaunlich robust.
Pubertierende Teenager nutzen solche Kinderhäuser eher weniger. Die Nutzungsdauer war auch nie so lange gedacht gewesen. Eigentlich hätte es abgebaut werden sollen.
Aber wir bekamen eine Nachzüglerin.
Das Haus wurde aufgehübscht und umgebaut.
(Neue Tür)
Die Treppe musste weg. Die Trägerplatte bestand aus einfachem Leimholz und bekam dauernd Regen und Schnee ab. Die mit Rasenteppich bezogenen Treppenstufen waren auch eine Art Feuchtigkeitsdepot.
Aber der ganze Kram hat immerhin fast 10 Jahre lang Wind und Wetter getrotzt.
Die Tür. ja, seht sie Euch an! Das ist IIRC Nußbaumholz! Es klingt verrückt, aber das ist als Reststück billiger als eine Kiefernholzplatte gewesen! Der Mitarbeiter im Holzzuschnitt meinte, dass das Holz von Natur aus gut gegen Witterungseinflüsse geschützt wäre.
Gut, jetzt ist da eine Tür aus Nußbaumholz drin. Sehr dekadent.
Auf dem oberen Bild sieht man, wie gut die Farbe die Jahre überstanden hat. An den Querlatten kann man aber auch Abnutzungsspuren erkennen. Die Kinder kletterten daran immer hoch.
(Leiter)
(Bitumenbahnen als Trittschutz)
Über eine Leiter gelangen die Bewohner in das obere Stockwerk. Dazu habe ich allerdings einen Zwischenboden eingezogen.
(Zwischenboden)
(Zwischenboden fertig)
Der Zwischenboden ist freischwebend. Jetzt kommt man vom Dachgeschoss in das Erdgeschoss ohne das Haus verlassen zu müssen. Das ist mehr Abenteuerfeeling drin.
(Tür mit Bullauge)
Damit man sieht, wer vor der Tür steht, haben wir ein Bullauge eingebaut. Die Kanten habe ich alle mit der Oberfräse gebrochen.
(Tür mit Riegel)
Die Tür bekam einen Riegel und einen Griff zum zuziehen. Hier sieht man gut, dass ich die Tür etwas arg zu groß dimensioniert hatte. Durch Hitze und Feuchtigkeit dehnt sich das Holz der Tür und des Hauses doch aus, so dass ich mit einem Elektrobobel und dem Dreiecksschleifer nachhelfen musste.
(Bullauge innen)
Das Bullauge enstand aus einer runden Plexiglasscheibe (Massanfertigung von Ebay) und einem äusseren Rahmen aus Bastelholz. Der Rahmen besteht aus zwei Teilen, einem dicken äusseren Ring und einem dünneren inneren Ring (zwischen Tür und äusseren Ring), welcher die Plexiglasplatte hält. So ist der Rahmen bündig über dem Glas und schliesst direkt nahtlos mit der Tür ab.
(Tür mit Bullauge)
Die Fransenvorhänge hinter der Leiter sollen Katzenbesuche verhindern.
Innenraum lackieren
(Innenanstricht)
Mit der Wagner-Pistole habe ich den Anstrich im Inneren vollenden können. Frau® wollte vor neuen Jahren innen alles mit einem Pinsel streichen. Ich meinte damals schon, dass das keine gute Idee ist. Das Holz war teilweise sägerau und man sieht ja, wieviele Ecken, Spalten und Ritzen dort sind. Der Anstrich war also unvollendet.
Mit der Wagner und der Bauhaus-Farbe war das aber tatsächlich in wenigen Minuten deckend zu sprühen. Man sieht hier gut, dass auch die Zwischenräume der Geschossdecke perfekt weis geworden sind.
Ich bin weder mit Wagner noch mit dem Bauhaus verschwägert, bekomme auch kein Geld von denen für die „Werbung“. Aber die Kombination ist halt klasse. Die Farbe ist wasserlöslich, so dass man die Pistole zur Not auch in den Geschirrspüler stekcne könnte.
(Sprühergebnis ohne abkleben!)
(weisser Innenraum)
Sandkasten
Der alte Sandkasten, eine dieser großen Plastikschildkröten, war schon lange verschenkt worden. Es musste ein neuer Sandkasten her.
Ich wollte schon immer mal einen selber bauen. :-)
(Fundamente für den Rahmen)
Als Fundamente benutzte ich wieder die altbewährten Pflastersteine. Die müssen nur den Rahmen tragen, der Sand ruht auf der Erde.
(Der Rahmen)
Ich baute einfach mit einer groben Idee im Kopf drauf los. Hier der untere Rahmen.
(Seitenwand)
(Test der Sitzfläche)
(Sandkastenkonstruktion fertig)
(Sandkasten Seitenansicht)
(Feuchteschutz)
(Vlies aus Unkrautschutz)
Der Sand sollte auf jeden Fall im Zweifel auch Wasser an die Erde abgeben können. Deshalb kein Feuchteschutz auf dem Boden. Ja, Feuchte kann umgekehrt nun auch aufsteigen. Besser aber als wenn Wasser dort stehen bleiben würde.
(Sandkasten halb gefüllt)
Ja, der Sandkasten schluckt was weg. Er ist deutlich höher als normale Sandkästen, aber auch etwas kleiner. Das passt schon.
Das Schleppdach schützt vor Regengüssen und dem Regenwasser, welches vom Dach fliesst.
Problem ist nur: Hier gibt es Katzen. Alos muste so etwas wie ein Deckel her. Der sollte möglichst leicht sein.
(Deckel)
(Deckelbefestigung)
Ich zimmerte schnell einen Rahmen aus Dachlatten zurecht und bespannte den mit dem Vlies. War mir ja klart, dass das nicht ewig halten würde, aber bis ich mir eine gute Lösung überlegte, hätte der Deckel halten sollen.
In meinem Fundus zu kramen und dabei Funktionen für Dinge zu finden, die eigentlich für etwas anderes gedacht waren, macht mir einfach enorm viel Spass. Hier hält ein Riegel, der eigentlich ein Gardinenstangenhalter ist, den Deckel sehr sicher. Auch Kinder können ihn hochklappen und dann arretiert er automatisch. Zum Lösen muss der Riegel angehoben werden. Die untere Schraube ist nicht ganz festgezogen.
Nach einigen Tagen war der Deckel hin. Die Katzen nutzen ihn als Schlafplatz und schnitten mit den Krallen Löcher hinein.
Ich ersetzte den Stoff durch eine schwarze Kunststoffplatte und sprühte den Rahmen in schwarz an.
(„Veranda“)
Um das Haus und den Sandkasten kan eine umlaufende „Veranda“. Was sollte ich da auch machen? Gras? So bleibt auch der Boden trocken und auch der Sandkasten ist quasi zwangsbelüftet. Auch hier dienen wieder Pflastersteine als Auflagen.
Fahnenmast
Ein Fahnenmast enstand aus mehreren im Wechsel miteinander verschraubten und verklebten Dachlatten. Ich schraubte ihn an das Klettergerüst. Eine Seilrolle oben und eine unten – und schon kann man eine Fahne hissen. Ein Winkel oben dient als Anschlag. Ein Seilspanner soant das Seil.
(Fahnenmast)
(Deutschlandfahne)
Eigentlich hing da schon immer eine Piratenfahne (St. Pauli), aber die war fertig. Also kam provisorisch eine kleine Deutschlandfahne dran.
Regenrinne Schleppdach
(Regenrinne Schleppdach)
Ihr wisst ja schon, dass ich diesen Hang zum improvisieren habe. Dazu eine ausgeprägte Faulheit. Ich war zu faul zum Baumarkt zu fahren, also schaute ich, wie ich schnell eine Regenrinne bauen könnte.
Da lag noch ein KG-Rohr, etwas silberne Sprühfarbe. Meine so geliebten Lochbänder und ein paar metrische Schrauben… daraus kann man doch was machen?
Mit dem Drehmel das KG-Rohr längst geteilt, Silbern von aussen übergejaucht. Aus Lochband Halter gebogen und mit Schrauben und Muttern an die Rohrhälften geschraubt. Ablaufende rundgeschliffen (Verletzungsgefahr) und fertig war ich.
Es werde Licht!
Licht und Strom sind Basics. Die braucht man einfach. Der Gartenbereich ist sowieso mit einem zusätzlichen FI-Schalter ausgestattet, so dass ich nichts nachrüsten musste.
(Licht, Verteilung und Steckdosen im Obergeschoss)
Die Verteilungen habe ich mit Lochband gesichert. Man weiss ja nie.
(Lichtschalter im Obergeschoss)
(Licht, Lichtschalter und Steckdosen im Untergeschoss)
Jetzt können wir den Rasenmäher auch mal im Kinderhaus anschliessen. Sehr praktisch!
Die Westerntüren haben nun auch endlich echte Westerntürenscharniere. Das waren zuvor nur normale, nicht selbstzurückstellende Scharniere.
(Blumenkasten frisch gestrichen)
(Kinderhaus abends)
Nachdem ich alles angeschlossen hatte, merkte ich, dass der Lichterschlauch, der das Haus indirekt aussen beleuchtete, bis auf die letzten 1,5 Meter kaputt war. Jetzt leuchtet nur noch eine Seite – und die auch nur halb. Die ist aber so aufwändig befestigt, dass ich keine Lust mehr hatte die zu erneuern. Vielleicht mal mit einem RGB-LED-Schlauch?
(Kinderhaus ist fertig)
Das Haus war nun fertig renoviert und modernisiert. :-)
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