Die Kids bekommen leuchtende Augen, die Eltern spontane Schnappatmung. Die Rede ist vom Erscheinen der neuen Konsolengenerationen. Die Playstation 4 wird in einigen Shops schon ab 550 € gelistet, die Xbox ohne Vertrag für 499 €. Das sind 1.000Mark! Wahnsinn! Soviel Geld! Das Atari VCS hat 1980 doch nur 398 Mark gekostet. Und das SNES 1993 auch nur 329 DM! Das haben die Eltern doch lächelnd aus der Portokasse geschockt!
Wirklich?
Um das herauszufinden habe ich den Nachmittag im Ozean der Statistiken und Erhebungen verbracht.
Interessiert Dich das aber wirklich? Du willst gleich einen Preis umrechnen? Das kann mein Kaufkraftrechner auf der Seite vom Institut für Tellerrandforschung!
Ich habe mal Umrechnungen angestellt. Als Basis habe ich die Daten des Bundesfinanzministeriums herangezogen (Familie, zwei Kinder). Die gehen bis 1960 zurück, da allerdings immer im Fünfjahresrhythmus. Erst ab 1985 sind die jedes Jahr erhoben worden. Die fehlenden Daten habe ich dann der Einfachheit halber extrapoliert. Ich habe die Daten zugrunde gelegt, die angeben, was den Menschen nach Abzug der Abgaben (z.B. Steuern) und zzgl. Zulagen (z.B. Kindergeld) zur Verfügung stand. Also das reine Nettoeinkommen. Wenn ein Commodore 64 ein Monatsgehalt gekostet hat, was würde er dann heute kosten. Ganz klar, auch ein Monatsgehalt.
Ja, ich weiss auch dass sich der Kaufkraftindex verschoben hat. Der ist regional sehr unterschiedlich. Auch die Mittelschicht ist heutzutage massiv am schrumpfen. Heute sind Lebensmittel billiger und der Sprit teurer als früher. Elektronik wird geradezu verramscht. Äpfel mit Birnen zu vergleichen bringt nichts, oder?
Doch, denn eigentlich interessiert es mich nicht, für was ich das Geld heute mehr (oder weniger) ausgebe als früher. Ich habe nun einmal eine bestimmte Menge Geld zur Verfügung und möchte nur sehen, was unsere Eltern zu deren Zeit Anteilig ausgeben mussten, um uns unsere Spielzeuge kaufen zu können. Damit das nicht abstrakt wird, habe ich die Preis eben auf heutige (Stand 2013) umgerechnet.
Die Daten des Finanzministeriums unterscheiden sich erheblich von den Daten, die das Statistische Bundesamt zur Verfügung stellt. Letztere sind um Größenordnungen höher. Beispiele zum Jahresnettoeinkommen:
1970:
6.842 € zu 5.636 €
und
2010:
31.101 € zu 25.565 €
Wer das schon für zu hoch hält, dem empfehle ich einen Blick auf Sozialpolitik-aktuell.de. Nach deren Erhebungen hat ein Arbeiterhaushalt 2010 netto 37.824 € in der Kasse gehabt, ein Angestelltenhaushalt 45.000 – auch netto, versteht sich.
Wie dem auch sei. Unter dem Strich ist es egal, ob einige meinen, wir würden monatlich weit, weit mehr verdienen, als wir es in der Realität tun – zumindest für meine Zwecke. Wenn das Verhältnis zu den vergangenen Jahren stimmt, ist das irrelevant, denn mich interessiert, wie gesagt, nur das Verhältnis.
Mal eine kleine Aufzählung (Stand 2012!):
1977 kam der PET 2001 für 2.999 DM auf den Markt. 2013 entspricht das satten 3.975 €!
Das erwähnte Atari VCS 2660 würde mit 447 € in Schlagweite der Xbox rücken. 1980 waren das 398 DM.
Der ZX81, der 1981 für 398 DM über den Ladentisch ging, würde die gleiche Reise heute für 434,29 € antreten.
Der ZX Printer, eine Art Thermopapier-Kassendrucker, würde für satte 325 € zu haben sein.
Ein G7000, 1982 für 375 DM angeboten, würde angepasst 2013 immer noch 398 € kosten.
Demnach würde ein C64, der 1982 zur Markteinführung für 1495 DM zu haben war, 2013 1.586 € kosten.
Der 64er kostet 1984 immer noch 698 DM – die heute zu zahlende Summe: 686,22 €
Nintendo verkauft seine Konsole seit Jahrzehnten für das gleiche Geld. 1993 kostete das SNES 329 DM.
Die umgerechneten 243,50 € entsprechen erstaunlich genau dem Preis der Wii bei der Einführung.
Ein Thinkpad „Butterfly“, 1995 für satte 9.648,50 DM beim Händler, entspricht heute einem Gerät für 6.811,72 €.
Und der C65, der nach dem Konkurs von Commodore für diabolische 666 DM in den Resteverkauf ging, kostet heute real ein Vielfaches der umgerechneten 489 €.
Ein Einsteiger-iMac ist heutzutage für weit weniger Geld als noch 1998 zu haben. Man zahlte damals umgerechnet stolze 1.975 €!
Da muss ne alte Frau lange für stricken! :-) Für das Geld gibt es heute ein schickes MacBook Pro.
Ihr seht also, dass sich die Preise nicht signifikant geändert haben. Die Konsolen sind nicht günstiger geworden und auch bei den Rechnern hat sich nicht sooo viel geändert. Die sind aber auch erst in letzter Zeit, vor allem mit dem Aufkommen von Alternativen wie den Tablets, um einiges günstiger geworden.
Berechnungsgrundlagen
Meine Formel für die Jahre vor 2002:
(aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Gerätepreis))/Eurowechselkurs 2002
(Wechselkurs war: 1:1,95583)
…und für die nach 2002:
aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Gerätepreis)
Beispiel:
(26.525/(12.783/398))/1,95583=422,25
Man muss das Ergebnis noch durch den Eurowechselkurs von 2002 teilen, weil der Gerätepreis in DM, das Jahresgehalt aber bereits in Euro angegeben ist
Angaben des Bundesfinanzministeriums.
Graue Schrift bedeutet, dass ich die Daten hochgerechnet habe, da diese erst ab 1985 jährlich erhoben wurden.
1960 2.671 €
1961 2.952 €
1962 3.233 €
1963 3.515 €
1964 3.796 €
1965 4.077 €
1966 4.389 €
1967 4.701 €
1968 5.012 €
1969 5.324 €
1970 5.636 €
1971 6.310 €
1972 6.984 €
1973 7.657 €
1974 8.331 €
1975 9.005 €
1976 9.619 €
1977 10.233 €
1978 10.847 €
1979 11.461 €
1980 12.075 €
1981 12.429 €
1982 12.783 €
1983 13.136 €
1984 13.490 €
1985 13.844 €
1986 14.683 €
1987 15.024 €
1988 15.410 €
1989 15.779 €
1990 17.138 €
1991 16.076 €
1992 17.707 €
1993 18.322 €
1994 18.495 €
1995 19.210 €
1996 20.293 €
1997 20.403 €
1998 20.586 €
1999 21.453 €
2000 22.161 €
2001 22.721 €
2002 23.050 €
2003 23.118 €
2004 23.571 €
2005 23.658 €
2006 23.775 €
2007 24.409 €
2008 24.812 €
2009 25.184 €
2010 25.565 €
2011 25.693 €
2012 26.124 €
2013 26.525 €