C65, Teil 5: FAQ

Wenn es um den Commodore C65 geht, wird die Diskussion schnell unsachlich. Auf der einen Seite die Fans, die in ihm den heiligen Gral sehen auf der anderen Seite die Leute, die ihn als Königsmörder und Commodores Sargnagel bezeichnen. Wie so oft liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo dazwischen. Hier eine Zusammenfassung der üblichen Vorurteile, Fragen und Fehlinformationen.

Was ist ein C65 wert?
Es handelt sich um ein Sammelobjekt, das in den letzten Jahren von anfangs 600,- EUR auf bald das zigfache gestiegen ist. Erstaunlicher Weise ist der Zustand und die Funktionsfähigkeit sekundär. Verranzte, defekte Geräte erreichen annähernd den Preis makelloser Exemplare. Zum Nutzert siehe „Der C65 ist nutzlos“.

Der C65 ist nutzlos!
Der Commodore C65 ist exakt genauso nutzlos wie jeder alte Homecomputer in der heutigen Zeit. Ob auf so einer Kiste nun 500, 5.000 oder 500.000 Programme laufen: Alle sind sie hoffnungslos nostalgisch und nutzlos. Keines hat einen Nutzen, den ein moderner Rechner nicht auch erfüllen könnte.
Wie nutzlos sind die zahllosen Erweiterungen für den C64? Die Super-CPU zum Beispiel erfüllt ja nun keinen sinnvollen Nutzen, jedes Navigationsgerät für 50,- EUR hat mehr Rechenleistung und praktischen Nutzen.
Der C65 ist aus C64-Fanboy-Sicht exakt so nutzlos wie ein C128. Nur – wen interessiert das? ;)

Es gab keine 1565-Floppy.
Nun, die gab es genau soviel oder wenig wie den C65 auch. Klar, diese externe 3,5″-Floppy ist noch sehr viel seltener als der Rechner selber, aber es gab sie. Auf Ebay ging Enno Conners C65 mit 1565 Ende 2017 für rund 81.000 Euro über den virtuellen Ladentisch. Die meisten C65 haben zwar keine Buchse für den Anschluss der Floppy auf der Hauptplatine bestückt, aber er war eben tatsächlich vorgesehen und blockiert deshalb stur Device 9 – auch im C64-Modus!

Es gab keine Erweiterungen für den C65.
Es gab eine RAM-Erweiterung, die C-1990 hieß.

Der C65 ist schrecklich langsam!
Er ist rasend schnell und stellte quasi die Spitze der 8-Bit-Homecomputer dar. Der C65 verfügte – wie die Amigas – über spezielle Customchips, die seine Leistungsfähigkeit weit über jedes andere 8-Bit-Gerät diese Ära hoben. Dass das Laden von Amiga-Bildern länger als auf den Amiga dauert, versteht sich doch wohl von selber, da dies 16/32-Bit-Geräte waren.

Der C65 ist voller 8-Bit-Flaschenhälse!
Ach? Das ist ja auch ein 8-Bit-System, auch wenn die CPU über einige 16-Bit-Erweiterungen verfügt.

Der C65 war viel zu teuer!
Der anvisierte Preis lag bei 600,- DM mit Floppylaufwerk und entsprach damit exakt dem eines C64 mit 1541. Der Amiga 500 lag zu dieser Zeit bei 1.000,- DM.

Der C65 war als Konkurrenz zu den PCs gedacht.
Er war laut internen Unterlagen zur Wiederbelebung des Homecomputermarktes gedacht. Er war der erklärte Nachfolger des Commodore 64. Zielgruppe waren niemals die Unternehmen, sondern Privatanwender. Klares Indiz ist der fehlende Nummernblock der Tastatur. Auch wenn sich die Leistung mit einem damaligen PC messen konnte, so war das gesamte Konzept des Rechners auf Heimanwender ausgerichtet. Die Amigas (x.000er Serien) traten aber gegen die PC an und waren ihnen zeitweise um Jahre voraus.

Der C65 hätte dem Amiga Konkurrenz gemacht.
Defacto war der Amiga 500/600 ein Homecomputer. Der Fehler lag eher darin, die Amiga-Reihe im Homecomputersektor und im professionellen Bereich etablieren zu wollen, ohne die Geräte von der Leistungsfähigkeit zu unterscheiden. Diese kam erst mit der weiteren Entwicklung der Amiga-Hardware. Da hatte diese Plattform aber schon den Ruf des Spielzeuges und der Freak-Maschine für Künstler und Medienschaffende.

Hätte der Commodore 65 den 64er und den Amiga ohne wenn und aber ersetzt, wäre er ein Erfolg geworden. Da es den A500 aber bereits vorher gab und der C65 weniger Leistung bot, wäre ein Ersatz des Amiga 500 durch eine schwächere Maschine widersinnig gewesen.

Der Commodore 65 wäre die ideale Aufrüstung für die C64-Eigner gewesen, da er dessen Peripherie und Software hätte nutzen können. Diese funktionierte am/auf einem Amiga natürlich nicht.

Auf den C65 laufen so gut wie keine Programme!
Bis auf wenige Ausnahmen laufen auf den C65 wohl alle Anwendungsprogramme des C64. Bei Spielen sieht das aber anders aus. Es ist auch nicht am Alter des Spieles festzumachen, sondern eher daran, ob das Spiel nach den Systemspezifikationen des C64 programmiert wurde. Spiele, die sehr viele der illegalen Opcodes benutzen, die laufen eher weniger. Das Problem gibt es aber auch mit dem Aldi-C64, dem C64G.
Naturgemäß gab es für den C65-Modus kaum Programme, was aber nicht verwundert, wenn man sich überlegt, dass die Prototypen, die sich heute noch im Umaluf befinden, seinerzeit für Softwareentwickler und Redaktionen produziert wurden, damit diese das Gerät schon vor dem Serienstart – der nie erfolgte – begutachten und Software dafür entwickeln konnten.

Selbst die C65-Software funktioniert nur auf einzelnen Geräten!
Es mag einzelne Geräte geben, auf denen das eine oder andere C65-Programm Probleme macht. Das liegt an den unterschiedlichen ROM- und Chip-Versionen.

Der C65 hat im Unterschied zu den anderen C=-Rechnern ein BASIC von Microsoft.
MS ist mit dem Verkauf von BASIC groß geworden. Jeder Commodore-Rechner hatte ein BASIC von Microsoft. Diese an die Geräte angepassten Interpreter wurden anfangs gegen eine Einmalzahlung(!) lizensiert, weswegen Commodore kein MS-Copyright in der Einschaltmeldung erwähnen musste, bzw. deren eigenes Copyright einsetzte. Bereits der Commodore C128 zeigte ab 1985 das Copyright von MS beim Einschalten.

Bilder zum Commodore 65:
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Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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