Auf dem Forum 64-Treffen

Anta Baka, Hessi und Quarkbeutel machten sich am 27.06.2009 nach 74722 Möckmühl/Korb auf den Weg um dort einige der Nasen aus dem Forum 64 zu treffen. Organisiert wurde das Ganze von C64Doc, dem Betreiber des Forum64. Das Treffen fand im Saal im ersten Stock des Landgasthof Krone statt.

Im Vorfeld klärten wir ab, wie wir unseren Weg dorthin finden würden. Doc empfahl uns (Zitat):

„Fahre Aschaffenburg von der Autobahn ab und nimm die B469 (ist mehrspurig ausgebaut) bis Miltenberg, dann -> Amorbach, Schneeberg, Rippberg, Walldürn, Buchen, Boftsheim, Osterburken, Adelsheim (dort dann Richtung Leibenstatt) und schon bist du in Korb.“

Und schon bist du in Korb – soso. Ein kurzer Gegencheck mit dem Routenplaner stütze diese Aussage: Über die Autobahn 148km und über Land nur 96km. Klare Sache. Die Fahrtzeit wird in etwa gleich sein, schliesslich ist die Landstraße ja (Zitat): „mehrspurig ausgebaut“. Sprit sparen wir auch noch auf die Art. Prima Sache, oder?

Defacto war die „mehrspurig ausgebaute“ Landstraße mit vier Fahrspuren dann so um die 20km lang. 🙂 Was danach folgte, war eine normale kurvige zweispurige Landstraße. Jedenfalls für die nächsten 60 Kilometer. Schlimm genug. Aber danach… also… das muss man sich ansehen, sonst glaubt man es nicht:

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WTF?

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Wenigstens gibt es Fahrbahnmarkierungen… irgendwie…

Am Ende zeigte der Tageskilometerzähler fast 150 Kilometer an. Das Navi hatte uns halt auf dem kürzesten Wege nach Korb geführt. 🙂

Wir nahmen es mit Humor und genossen es, für Stunden nicht einem einzigen anderem Fahrzeug zu begegnen. Gut, das erste Auto, das uns dann begegnete war ein gelber Ibiza, in welchem eine Tante saß, die rückwärts aus ihrer Einfahrt quer auf die Straße vor uns fuhr – ohne sich umzusehen, versteht sich. Normalerweise kommt dort ja nie jemand vorbei…

Gut, das Tantchen war unterwegs nur wieder einer der Anlässe für einen dummen Spruch. Dumme Sprüche sonderten wir während der Fahrt ohne Ende ab. Gab ja auch genügend Anlass dazu. Ausserdem überspielte das unsere Angst in der Wildnis verloren zu gehen.

Einige Ortschaften, durch die wir kamen sahen so wenig einladend aus, dass wir beschlossen, sollten wir dort mit einer Panne liegenbleiben, würden wir die Zentralverriegelung schliessen, den ADAC per Telefon rufen (falls es dort überhaupt Empfang geben sollte) und ruhig auf Hilfe warten. Es blieben aber Zweifel, ob der ADAC diese Ortschaften überhaupt anfahren würde oder ob diese denn überhaupt auf irgendeiner Nachkriegskarte verzeichnet wären.

In Möckendingens wollten wir an der Tanke nach dem Gasthof fragen. Wir losten aus, wer sich denn auf einen Kommunikationsversuch mit den Eingeborenen einlassen sollte. Die Wahl fiel auf Hessi. Todesmutig betrat ich also den Kassenraum der Spritverteilungsanstalt und begann die Konversation mit den Worten:

„Spreeeecheeeen – Siiiie – Dooiitsch?“

Der Tankwart sah mich fragend an. Schaute auf den Monitor der Überwachungskamera, sah unser Kennzeichen: „OF-Land“ und schaltete auf Hochdeutsch um. Oder das, was er dafür hielt. Er erklärte mir dann sogar noch den Unterschied zwischen Korb und Möckendingens. Mit einem Lächeln kaschierte ich mein Desinteresse darüber und versuchte mir nur den Weg zu merken.

Wie jetzt? Der Text ist bis hierher viel zu lang? Nix über das Treffen an sich?
Was glaubt Ihr, wie lange wir durch die Gegend gefahren sind und Bäume gezählt haben? Da sollt Ihr eben auch ein wenig leiden.

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Nun gut, wir kamen schliesslich vor dem Landgasthof Krone an – sogar als erste nach dem Doc. Ich darf den Doc doch noch einmal zitieren, oder? „Idyllische Lage und 300 Einwohner. Handy und DSL freie Zone.“. Ja. Das kann man so stehen lassen. Sauber, odentlich, fast schon spiessig. Der Fortschritt der Kommunikationstechnik der letzten 60 Jahre ging an diesem Örtchen spurlos vorbei. Typisch deutsch eben. 😛

Der liebevoll gepflegte Gasthof übertraf unsere Erwartungen dann aber doch. Die Räumlichkeit war sehr gemütlich und das Essen ganz ausgezeichnet. Allerdings ware die Portionen für Quarkbeutel zu klein. Das hat aber nichts zu bedeuten, denn wenn man im Duden unter dem Wörtern „Schlingen“, „Gierig“ und „Unersättlich“ nachsieht, dann findet man dort seinen Namen. Wo der Hungerhaken das alles hinstopft ist mir aber ein Rätsel.

Während wir aufbauten, kamen auch die anderen. Als erster betrat CompiRudi den Ort des Geschehens, dann gesellte sich noch x1541 dazu. Später fand sogar sich Weibsvolk – in Inkarnation Camailleons (mit ihrem Freund im Schlepptau) – ein. Sie brachte ausser besagtem Freund aber keine weitere Hardware mit.

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(Camailleons Freund, Camailleon, Doc64 vor einem Commodore SX64)

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(x1541 – hatte die weiteste Anfahrt – vom Bodensee)

Nick, als Stammgast, wusste zwar, dass es dort keinen Mobilfunkempfang gibt, aber das hinderte ihn trotzdem nicht daran, wie ein Wünschelrutengänger, nur mit über dem Kopf erhobenen Handy, den Saal kreuz und quer zu durchmessen.

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(Anta, Compirudi)

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(x1541, Camailleons Hardware, Camailleon, Hessi)

Ich versuchte meinen G7400 an den Fernseher des Gasthöhlenbetreibers(TM) anzuschliessen, musste aber feststellen, dass mein gutes Telespiel das selbe Baujahr wie die Glotze hatte, noch über die Originalfernbedienung verfügte, die aber natürlich völlig blankgewetzte Tasten ohne Aufschrift hatte. Die Funktion der einzelnen Tasten blieb also im Dunkeln und ich musste das Gerät im Trial-and-Error-Verfahren bezwingen.

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(Mensch gegen Maschine: Hessi)

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(Compurudi, Anta und Mr. Pacman mit den lustigen kleinen Pillen, die Anta ab und an verteilt (Insider))

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(Sammelsurium von C=-Geräten, die nur ein Vectrex auflockert)

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(Quarkbeutel bei der Arbeit)

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(x1541: Ordnung sieht anders aus)

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(Quarkis C128: Hätte er nicht die Hälfte der Kabel vergessen…)

Zwischenzeitlich kam das äusserst leckere Essen, das Quarki, wie gesagt, schlicht…. hmm… absorbierte. An Getränken zu günstigen Preisen herrschte kein Mangel, der Nachschub kam unentwegt.

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(Antas Vectrex: unpassendes Overlay)

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(sehr seltener Commodore 65: Skol!)

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(Man beachte die Fliegen auf dem Monitor!!)

Plötzlich sprach mich Camailleon an: „Du, es regnet und Deine Dächer sind offen.“. Ein lässiger Hund wie ich bin, quittierte ich diese Information mit einem bestätigenden Grunzen. Interessierte mich halt net wirklich. Durch die weit offenen Fenster drang aber wenige Augenblicke später ein Geräusch, als würden Milliarden von Stahlkugeln vom Himmel fallen: Gott wollte Korb offenbar mit einer Sintflut hinwegfegen! Hätte ich nix gegen, aber mein Auto befand sich ja auch noch in Korb. Und zwar mit zwei offenen Sonnendächern!!

Cool stand ich auf und ging gemessenen Schrittes zur Tür des Saales, nur um – ausser Sicht – gleich vier Stufen auf einmal nehmend – die Treppen herunter zu stürzen. Auf den zehn Metern bis zum Espace und zurück war ich auch schon Nass bis auf die Haut. Auf dem Beifahrersitz stand das Wasser bis zu den Sitzwangen, aber dort musste ich ja auf der Rückfahrt nicht sitzen. 🙂

Auf der Flucht vor dem Regen retteten sich alle Fliegen Korbs durch die offenen Fenster in unseren Saal. Fröhlich kackend und korpulierend bevölkerte die Insektenpopulation für den Rest des Tages die warmen Monitore unserer Rechner. 🙂 Anta Baka zeigte sich äusserst pikiert ob des schamlosen Treibens auf seinen wertvollen Datensichtgeräten, aber Doc stand ihm zur Seite und tötete einige der Quälgeister, nur um sich dann Antas Beschwerden über nekrophile Fliegen anhören zu müssen. Mein Gott, so sind eben die wilden Bestien von Korb! Natur pur!

Quarkbeutel rippte Rudi ab und kaufte ihm 264er-Geräte für einen Spottpreis ab. Zu allem Überfluss erwiess sich der frisch gekaufte C16 als aufgerüstetes Gerät, eine Dreingabe, die Quarki sicher freute, auch wenn er es nicht zeigen konnte. O.k., die Geräte hatten alle irgendwelche Defekte, aber aus drei defekten konnte Quarki mit der Hilfe von x1541 wenigstens zwei funktionierende machen.

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(Es krachte fürchterlich: Nick drückt die ausgewechselte CPU in den Sockel)

Die Gespräche drehten sich um Wetter und Politik – oder so. Na, ist klar: Computerthemen bestimmten die Konversationen des Tages, keine Frage. Später, nach dem Abendessen packten wir langsam zusammen, beluden die Autos und fanden uns zu einem Schwank über die Jugend auf der Straße vor dem Gasthof wieder.

Doc64 lotste uns noch ein Stück nach Hause, vielen Dank dafür! Er benutzte dazu Schleichwege, gegen die die oben abgebildeten Feldwege wie der Highway vor Los Angeles wirkte. Aber wir wollen uns mal nicht beschweren, wir nahmen Eindrücke von der Fahrt mit nach Hause, die uns unsere Enkel niemals glauben werden.

Die weitere Rückfahrt fand in der Dämmerung bei Nieselregen statt. Ätzend, wenn man die Gegend nicht kennt, und zu allem Überfluss auch noch das Fernlicht ausfällt.

Kaum in der Zivilisation angekommen, fassten wir wieder neuen Lebensmut, hielten noch einen Schwatz über Splatterfilme, Gehirnoperationen und Rückenmarkpunktierungen – wir werden eben auch älter.

Abschliessend müssen wir darauf hinweisen, dass einige Forenmitglieder, die ihr Kommen angemeldet hatten, verschollen blieben. Sie haben sich seit Wochen auch nicht im Forum64 angemeldet. Suchmannschaften durchkämmten die Wälder um Korb, doch bisher fehlt jede Spur dieser Leute.

Wenn Ihr also das nächste Mal zum Treffen nach Korb kommt und unsinniger Weise nicht die Autobahn nehmt, dann passt bitte auf, dass nicht eine zerlumpte Gestalt mit einem 64er unter dem Arm vor Eurem Kühler aus dem Unterholz neben dem Feldweg bricht. Wäre doch schade um den Rechner, nicht wahr?

 

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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