Mit dem Rexton W in den Urlaub

War die Entscheidung für den Rexton W gut? Wie verhält er sich mit einem Wohnwagen am Haken. Hält er, was die Eckdaten versprachen, oder kamen wir abgenervt am Reiseziel an?

Ich schreibe diesen Post aus Venezien. Wir sind hierher mit unserem fast neuen Auto, einem SsangYong Rexton W RX200 e-XDi 4WD Sapphire mit Automatik und Zusatz-Sapphire-Paket (optisches Klimbim, Pommestheke und separat zu öffnende Heckscheibe – welche durchaus praktisch ist), gefahren. Am Haken hatten wir unseren 97er Tabbert Kornett mit 1.500kg.

Die Suche nach einem Ersatz für unseren Hyundai Trajet (Minivan der Sharan-/Galaxy-Klasse) mit 2 Liter Benziner und manueller Schaltung lief über zahllose Excel-Sheets mit Kostenaufstellungen und einem Lastenheft.

Rexton/Urlaub/Altautos

 

Kopfentscheidungen

Alle Autos, die wir bis dahin favorisierten, flogen leider nach und nach raus. Zafira, Carens, Mazda 5, Carnival, SantaFe, Tucson, i40 Kombi, Voyager, Freemont, Grand C4 Picasso, R-Klasse, Alhambra, Galaxy… alte oder neue Fahrzeuge… alle fielen dem Taschenrechner – und natürlich unseren Erwartungen an ein Fahrzeug – zum Opfer

Heute darf (und kann!) ja kaum ein Fahrzeug noch etwas Gewicht ziehen. Die „Vernunftklasse“ der 5+2-Sitzer-Kombis – wie Zafira, Carens oder C-Max – darf maximal 1.500 kg ziehen. Dürfen heisst aber auch nicht können – jedenfalls nicht so, wie wir und das gedacht hatten. Wir wollten ja eine Verbesserung zum Trajet mit 1.900 Kilo Leergewicht.

Gerade die Sheets mit den (Unterhalts-) Kostenaufstellungen – und sagen wir es doch direkt: mit den Finanzierungskosten – waren erhellend. Oder erschreckend, wie es die Realität ja oft ist. Der Mix aus Anschaffungskosten, Inspektions- und Ersatzteilkosten, Versicherungsprämien, Steuer, Verbrauch und Reifen sieht am Ende der Rechnung sehr oft völlig anders aus, als wir es erwarteten.

Gebrauchtfahrzeuge lohnen sich auch nur bis zu einer gewissen Grenze, denn schließlich sollte der neue Wagen nicht nur den Trajet als Zweitwagen, sondern auch den Picanto als Alltagsfahrzeug und Kilometerfresser ersetzen. Der kleine Pic bleibt uns aber erhalten.

Bis zuletzt war noch ein „normales“ Auto im Rennen: ein Ford Galaxy. Aber den gibt es de facto nicht mehr zu kaufen bis das neue Modell erscheint. Und auch das hätte es nur mit diesem wirtschaftlich desaströsen DS-Getriebe gegeben.

Wie neulich ein VW Mitarbeiter zu mir meinte: „Es soll ja Leute geben, die mit einem DSG 120tkm schaffen, aber meist fallen die 6.000,- EUR Reparaturkosten schon viel früher an.“. Da wird einem schon klar, warum es bei „deutschen“ Herstellern nur zwei Jahre Garantie gibt. Die müssen nur die ersten zwei Leasingsjahre wirtschaftlich sein, der Firmenwagenregelung sei Dank.  :|

Lange Rede, kurzer Sinn:

Es wurde am Ende also ein SsangYong mit fünf Jahren Garantie. Zwei Fahrzeuge waren noch in der engeren Wahl: Ein Rodius Sapphire aus 11/2014 mit 3.500km auf der Uhr, Standort bei Trier – und ein Rexton Sapphire vom Ende 01/2015 mit 2.200 Vorführkilometern runter, welcher in Nidderau stand. Diesen Rexton kannten wir sogar schon: klick!

Bundesweit waren die beiden die attraktivsten Angebote. Zum Rabatt für „kinderreiche Familien“, die von SangYong mit immerhin 20% auf den Endpreis bedacht werden, kamen noch einmal etwas über 5% für das halbe Jahr Nutzungsdauer hinzu. Für meinen abgeliebten Trajet wurde mir noch eine Summe geboten, die meine Kinnlade auf das Brustbein klappen liess und die ich wohl niemals auf dem freien Markt hätte erzielen können.

Beide Händler waren – im Gegensatz zu einigen wirklich seltsam patzigen und uninteressierten Händlern – wirklich bemüht und freundlich. Den Ausschlag machte aber am Ende der um (nur) 500,- EUR höhere Preis des Rodius, den wir für uns selbst als Entscheidungshilfe nahmen. Wäre er gleich gewesen, hätten wir den Rodius gekauft.

Wie fährt sich der Rexton im Hängerbetrieb?

Kurz: perfekt! Zielgruppe des Autos sind vermutlich Pferdebesitzer, die einen Pferdeanhänger von der durchweichten Wiese ziehen müssen. Der zuschaltbare Vorderradantrieb ist eigentlich nur bis 80 km/h auf der Strasse zugelassen. Man sollte ihn dort aber nicht zum Spass benutzen, denn er ist nicht sonderlich „intelligent“ und schränkt auch den Wendekreis deutlich ein. Mit zugeschalteten Untersetzergetriebe ist dann sowieso nur noch Gelände angesagt, in dem normale SUVs stecken bleiben.

Der Rexton hat einen klassischen Leiterrahmen, an dem ich mit vier Schrauben sehr leicht und schnell eine abnehmbare Anhängerkupplung anschrauben konnte. Es gibt nur noch wenige Fahrzeuge die einen Leiterrahmen haben, der neue Mitsubishi L200 ist so ein Vertreter.

Einbau der Anhängerkupplung vor dem Urlaub

An den Haken nehmen kann der Rexton mit dem Zweiliter Diesel, der Ende 2015 durch einen 2,2 Liter Diesel mit 185 PS und 400 Nm ersetzt wird, immerhin noch 2.600kg. Das Chassis ist für bis zu 3,5 Tonnen gut, aber die Motoren, die das ziehen dürfen, gibt es in Deutschland nicht im Angebot.

Die Leistungswerte des neuen Euro 6-Motors erreicht der Euro 5-Zweiliter auf anderen Märkten, nur in Europa eben nicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man ihn durch billiges Chiptuning leicht auf die 185 PS und 400 Nm bringen kann.

Hätte, wäre, wenn! Mit dem aktuellen Motor bekommt man immerhin 155 PS und 360 Nm. Letztere stehen bereits bei 1.500 U/min an und ergeben mit der kurz übersetzten Wandlerautomatik eine Basis für ein hervorragendes Zugfahrzeug.

 

Rexton/Urlaub/Fahrt

Platznehmen!

Die Passagiere (zwei Erwachsene, zwei Jugendliche mit 14 und 16 Jahren, unsere Kleinste mit 5 Jahren sowie unser Hund wurden auf die Sitze so verteilt, dass nur der mittlere Sitz der zweiten Reihe frei blieb. Dort trennte die herausklappbare Armlehne die Jugendlichen und verhinderte Streitereien.

Auf der dritten Sitzbank saß die Kleinste auf einem Recaro Start und der Hund auf einer der üblichen Schutzdecke. Der Hund war mit einem Geschirr angeschnallt. Von niemandem kamen Klagen, alle waren augenscheinlich gut untergebracht. Der Gepäckraum war aber leider so gut wie leer. Zu klein für das Vorzeltgestänge, schluckte er nur unser „Handgepäck“.

Der Wohnwagen steht etwas höher auf dem Kugelkopf der Anhängerkupplung, als noch beim Trajet. Es empfiehlt sich also, die angegebene Stützlast des Wohnwagens auszunutzen, sofern diese 140kg nicht überschreitet (je nach Anhängerkupplung).

An den Außenspiegeln konnte ich unsere universellen Wohnwagenspiegel problemlos befestigen. Die elektrischen Spiegel lassen sich problemlos zum vorgegebenen Anschlag verstellen – das war bei Trajet nicht so, da störten die Klemmen der Wohnwagenspiegel.

Auf der Bahn!

Während der Fahrt

 

Mit unserem Wohnwagen, der beladen 1.500 Kilo wiegt und insgesamt 7,7 Meter lang ist, beschleunigt der Rexton in 14 Sekunden auf 80 km/h. So kommt man ohne Schweißperlen auf der Stirn auf jede Autobahn.

In Fahrt stellten wir dann im Abgleich mit der GPS-Geschwindigkeit fest, dass der Tacho mit den 255ern auf den 18″-Felgen die korrekte Geschwindigkeit anzeigt. Also den Tempomat auf 100 km/h gestellt und den Rest das Auto erledigen lassen. Der Tempomat lässt sich auch manuell am Hebelchen ändern, falls man etwas langsamer oder schneller sein will.

Nur bei einem Überholmanöver, wenn man schnell vorbei will und das Gas durchdrückt, schaltet die Automatik einen Gang runter. Ansonsten cruist sie auch Steigungen ganz entspannt empor.

Die Geräuschkulisse ist sehr niedrig. Man hört leise Windgeräusche ab 100 km/h, aber Motor und Abrollgeräusche halten sich vornehm zurück. Einzig die Klimaautomatik wird mit zunehmender Außentemperatur lauter. Hier fällt auf, dass wir die Temperatur aber auch um drei Grad wärmer einstellten als noch im Trajet: 24 Grad, statt 21 Grad. Darunter war es uns einfach zu kalt.

Erste Panne!

Beim ersten Halt, bei dem wir immer alles noch einmal kontrollieren, stellten wir fest, dass die Standlichter auf der rechten Seite des Autos und des Wohnwagens nicht mehr leuchteten. Der alte Tabbert nervt immer wieder mit solchen Geschichten.

Das dicke Handbuch von SsangYong schweigt sich zum Thema Sicherungen weitgehend aus und in den Deckeln der Sicherungskästen steht erstaunlich kryptisches Zeug. Also riefen wir den ADAC, soll der sich doch darum kümmern. Frau® bestand aber darauf, dass ich mich um die Sache selbst kümmern sollte. Also schaute ich mir den Sicherungskasten im Motorraum noch einmal genauer an… „Tail LD(RH)“ war mit 10 Ampere abgesichert. Wenn die nicht durchgebrannt wäre. Ich habe die gegen die Spare-Fuse getauscht und dem ADAC abgesagt.

 

Ich höre keine Stimmen!

Auf der letzten deutschen Tankstelle vor Österreich tanken wir noch einmal voll und änderten die Stimme des zugekauften Android Aftermarket-Navis auf die bekannte „Michaela by Bitmarc“, die man in einschlägigen Foren herunterladen kann. Diese Stimme ist perfekt und extrem natürlich. Leider ist sie auch sehr alt – und brachte die aktuelle Primo-Navigation wohl so durcheinander, dass sie nur noch Landstraße fahren wollte. Das fiel erst gar nicht auf. Was auffiel war, dass Michaela keine Abbiegeansagen machte. *grrrr*

Alle an Bord schliefen und ich wollte nicht blind am Radio fummeln, der Rexton schnurrte die Pässe hoch und die engen Kurven machten damit ungewohnten Spaß. Erst ein Reset und die Entfernung der Stimme brachten das Navi wieder auf Kurs. Aber da waren wir schon so weit in den österreichischen Bergen, dass die nächste Autobahn gewissermaßen unerreichbar war.

So führte uns der Weg auch über den Plöckenpass nach Italien hinein. Dort sieht man eher selten Wohnwagengespanne. Aus gutem Grund, wie uns nach dem Schild „Ende der Ausbaustrecke“ klar wurde. Den Aufstieg begrenzte aber nicht das Leistungsvermögen des Rextons, sondern die Angst um die Wohndose, die auf diesem asphaltierten Acker doch arg durchgeschüttelt wurde. Frau® kommentierte das mit: „Unglaublich, dass das Auto das einfach so wegsteckt!“.

Richtig, ein DSG hätte auf der Strecke vermutlich überhitzt den Geist aufgegeben und die Fahrt durch dauernde Schaltvorgänge unentspannt gemacht. Die einschlägigen Testberichte in den Caravanzeitschriften singen ein Lied davon. Die kleinen Turbobenziner, so toll die sind, hätten auf dem Pass die Öltemperatur auf die 120 Grad-Marke getrieben. Gesund ist das nicht.

Abwärts war auch alles in Ordnung. Das Auto ist eben als Zug- und Geländefahrzeug konzipiert worden. Nie kam ich auf die Idee, manuell die Gänge wählen zu wollen. Die alte Mercedes-Automatik ist – ohne Übertreibung – tatsächlich perfekt auf den Motor und das Fahrzeug angestimmt. Nur ist der Plöckenpass nicht wirklich für breitere Fahrzeuge gedacht, auch wenn uns zwei oder drei LKW entgegenkamen, war es an den meisten Stellen mit einem Wohnwagen und einem entgegenkommenden PKW so richtig knapp. Ein Glück gibt es immer wieder Ausweichbuchten. In eine dieser  fuhr nach einiger Zeit der vor uns fahrende Off-Road-Camper ein und stieg mit genervten Gesichtsausdruck aus. Ob der auch die Navigation von Primo hatte?

Plöckenpass

 

Fazit

Die Reise war also für alle Passagiere entspannend. Auch der Geldbeutel freute sich, als am Ende ein Durchschnittsverbrauch von 9,1 Liter Diesel angezeigt wurde. So entspannt, günstig und sicher sind wir mit dem Wohnwagen noch nicht in den Urlaub gefahren.

Rexton/Urlaub/Ziel

 

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

7 Gedanken zu „Mit dem Rexton W in den Urlaub“

  1. Danke für deinen tollen bericht.
    Wir sind nun auch stolze Rexton W besitzer (seit einer Woche).
    Und ja wir wollen auch mit unserem Wohnwagen verreissen,toll zu wissen das wir uns für das richtige Fahrzeug entschieden haben.
    Danke.

    Grüsse

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  2. Hallo Andreas,

    Steuern liegen um 400,- EUR, je nach gewähltem Getriebe und dem damit verbundenen CO2-Ausstoss.

    Schätze, dass SY nicht sonderlich clever war und das Motorsteuergerät nicht die Testläufe erkennt, denn unser Realverbrauch liegt nicht über dem vergleichbarer Fahrzeuge. Aber das Thema geht ja gerade durch die Presse. Die Dummen sind halt die Ehrlichen.

    Versicherung wird bei uns mit SF26 und TK ohne, VK650(?) um die 350,- EUR im Jahr betragen.

    Genaueres weiss ich erst beim Eintreffen der Bescheide. Gerade die Versicherung gibt mir telefonisch immer unterschiedliche Beiträge durch, die sich von den online errechneten unterscheiden.

    Die Vergleichsportale kannste direkt knicken, da kommen immer deutlich günstigere Angebote raus, als die einzelnen Anbieter Dir dann verbindlich mitteilen. Zeitverschwendung.

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  3. Netter Bericht,
    unser Rexton W 2.2 l 7 gang automatik, wird nächste woche geliefert.
    Dann kommt erst mal der 1.8 T Weippert darn
    Dein Verbrauch ist ja sensationell.
    Grüße

    Frank :-)

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  4. Hallo,

    habe sehr interessiert den Bericht gelesen, ich fahre einen Rodius, kannst Du mir sagen welche Spiegel da passen, bisher habe ich da Probleme.

    LG
    Günter

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  5. Von Berger, Huckepack 3.

    Aber so toll sind die nicht. Zittern schon. Aber, naja, geht schon.
    Es gibt ja noch die 4er, die sind vielleicht besser.

    Ich bin einfach zur Filiale und habe ein paar Spiegel ausprobiert, die Leute in FFM sind da schmerzfrei und lassen einen gewähren.

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