Bekannte zogen um und wollten ihr Gartenhaus auf den Sperrmüll geben. Bei den ganzen Entrümpelungsarbeiten hatten wir geholfen und dachten uns, solange wir noch keine Garage gebaut haben, könnten wir das Haus auf das Stellplatzgrundstück stellen. Ansehnlich war es nicht mehr. Der selbst gebaute, dicke Rahmen hatte einen Schaden. Er stand auf dem Pflaster und das Wasser sammelte sich innen, sodass er sich langsam auflöste. Es war dunkelbraun gestrichen, matt und ausgeblichen. Das Dach hing schon leicht durch. Es sah also aus, wie alle Gartenhäuser der 1.000 EUR-Klasse nach einer Weile aussehen. Irgendwie… traurig.
Für den Stellplatz sollte es aber noch reichen.
Wie es so ist, haben wir das Haus in Einzelteilen auf den verwilderten Stellplatz gelegt – und mehr oder weniger vergessen.
Ein ganzes Jahr oder so.
Ausgangslage
Unser Vorgarten ging uns schon immer auf die Nerven – schon vor dem Bau. Wer braucht einen Vorgarten? Zumal der Richtung Norden liegt.
Die Pflanzen, die da wachsen, die will man ja nicht haben. Gras? Fehlanzeige! Eine Reihe Koniferen standen dort. Ein Gartenschrank und die Mülltonnenbox. Gerade die Box hatte die besten Jahre hinter sich. Die Farbe blätterte ab und im Prinzip war sie zu groß für die kleinen Mülltonnen. Das gefiel uns alles nicht wirklich.
(Mülltonnenbox, neuer Rollrasen)
Da war doch noch das Gartenhaus…? Könnte das nicht passen?
Jo, passt wie die Faust aufs Auge. Wer will aber schon ein Gartenhaus direkt neben dem Eingang stehen haben? Wir eigentlich nicht. Egal. Besser als kümmerliche Pflanzen und blanke Erde. Am Ende siegte die Logik.
Haftungsausschluss
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Aufräumarbeiten
Die Mülltonnenboxen kamen weg. Die habe ich auf Ebay-Kleinanzeigen verschenkt.
Die Waschbetonplatten habe ich aber so gelassen. Die waren ordentlich in Split verlegt. Unter dem Haus muss ja keine feuchte Erde liegen, dann hält es auch länger.
Der Bekannte hatte das Haus auf einen übermassiven Rahmen gesetzt. Bei ihm stand es aber auf einer durchweg gepflasterten Stelle. Leider auch nicht ganz im Wasser, sodass selbiges unter den Rahmen floss und einen Balken bereits aufgelöst hatte. Ich habe einfach Ersatz im Baumarkt gekauft, den drangetaktert. Damit der recht dünne Boden nicht zu sehr federt (was er beim Bekannten tat), habe ich noch ein paar Hartholzlatten eingearbeitet.
Das Ganze dann noch gründlich mit Lasur von allen Seiten getränkt – besser ist besser. Die Masse des Rahmens habe ich mir notiert, damit ich das Fundement passend setzen konnte.
(Mülltonnenboxen entsorgt, Rahmen erneuert und verstärkt)
(Abgeholzt und aufgereiht: Koniferen)
Aber zuerst mussten die Koniferen weg. Ich versuchte es mit dem Spaten, ich versuchte es mit der Spitzhacke, ich versuchte es sogar mit dem Brecheisen. Keine Chance!
Vielleicht hätte ich das Auto mit einem Seil und einen Abschleppseil nehme sollen, um die Bäume heraus zu reissen… dann wäre das Video dazu sicher auf Youtube gelandet – und der Baum im meiner Heckscheibe.
So sägte ich die Bäumchen einfach stumpf ab Frau® rückte denen mit allerlei elektisch betriebenen Gerätschaften zu Leibe und brachte die Äste zum Bauhof. Die Stämme landeten im Holzunterstand.
Beim Ausmessen der ganzen Geschichte hatte ich schon festgestellt, dass die Stümpfe mit den Wurzeln den Fundamenten nicht im Wege sein würde.
Ich stellte dabei auch fest, dass es keinen rechten Winkel zu Straße gibt.
Sollte ich das Gartenhaus also parallel zum Haus oder zur Straße bauen?
Was sähe „schiefer“ aus?
Ich entschied mich, es parallel zum Haus aufstellen.
Spatenstich für das erste Fundament!
Das Punktfundament
Im Rhein-Main-Gebiet herrscht fast schon mediterranes Klima. Ich musste die Fundamente also nicht sehr weit ausschachten, um sie frostfrei gründen zu können.
An dem Seiten zum Gehweg hin musste ich die Rückenstütze der Bordsteine entfernen, um überhaupt graben zu können. Dabei halt mir mein Boschhammer mit Meisselaufsatz.
Das Loch stach ich mit Spaten passend aus und verdichtete mit dem alten Balken des Rahmens das Erdreich darin sehr gründlich, in dem ich ein Ende immer wieder mit Wucht hineinstieß.
Ich füllte dann noch ordentlich Kies hinein und verdichtete diesen ebenfalls. Aber deutlich vorsichtiger, damit ich den Kies nicht in den Boden arbeitete.
Beton nach Anleitung angemischt und nach und nach in das Loch gefüllt. Den erdfeuchten Beton verdichtete ich durch stochern und ebenfalls mit dem Balken.
(Fundament gesetzt)
Das Grundstück fällt zum Gehweg hin deutlich ab. Also mussten die Fundamente gerade vorne recht hoch sein. Das in Beton auszuführen wollte mir nicht recht gefallen. Im Baumarkt kaufte ich mir also relativ große Naturpflastersteine und setzte die auf das Fundement. Der Vorteil dabei ist eindeutig, dass ich die Punktfundamente so sehr exakt positionieren, ins Wasser legen und nivellieren konnte. Ausserdem konnte ich nahe an die Aussenkanten des Grundstückes gehen.
(Knappe Kiste: Fundament neben Wurzel)
Die Koniferen haben sehr gerade Wurzeln. Sie verteilen sich nicht im Erdreich nach allen Seiten, sondern wachsen erst einmal stumpf nach unten. Das kam mir sehr zupass, denn ein Fundament war sehr dicht an einem Baumstumpf.
Klar, der Stumpf wird irgendwann verrotten und zu Erde werden. Aber da das Gewicht des Gartenhauses wird durch die Punktfundamente nach unten abgeleitet, nicht zur Seite. Auf der windabgewandten Seite des Wohnhauses muss ich auch nicht mit schweren Stürmen rechnen. :-)
(Erste Fundamentreihe fertig)
Die erste Reihe mit den Fundamenten war fertig. Alles war perfekt ausgerichtet und sauber nivelliert. Kein Stein war verkantet. Prima.
(Drei Löcher für die weiteren Fundamente)
Der Natursteinweg war leider ein klein wenig im Weg. Aber das war nicht schlimm, denn im folgendem Jahr wollten wir sowieso den kompletten Vorgarten neu gestalten und vermutlich pflastern. Siehe dazu: Vorgarten pflastern
Bei der Gelegenheit testete ich, ob ich den kleinen Boschhammer auch zum entfernen der Natursteinplatten im Betonbett benutzen könnte.
Nein, das kann man vergessen, keine Chance. Das Ding ist eher kaputt, als das der Weg auch nur zu einem Zehntel fertig wäre.
(Kontrolle der Nivellierung)
Am Ende prüfte ich noch einmal die gesamte Nivellierung von jedem einzelnen Stein und den anderen. Alles passte perfekt.
Ich konnte also das darauf folgende Wochenende mit dem Bau weiter machen.
In der Zwischenzeit würde es sowieso noch genug Arbeit am Gartenhaus geben.
Tags darauf konnte ich aber bereits das Fundament auflegen, so dass es nicht mehr im Wege war.
(Rahmen aufgelegt)
Hier sieht man sehr schon, dass ich keine Winkel zur Befestigung der Hartholzlatten benutze, sondern diese tatsächlich durch die vorgebohrten Balken verschraubte. Das erklärt auch den Versatz der Hölzer zueinander.
Ja, ich weiss, das ist hoffnungslos übertrieben, aber so bin ich eben.
Die beiden schrägen Latten verhindern provisorisch, dass sich der Rahmen nicht verschiebt und als Rechteck und nicht als Parallelogramm dort liegt.
Malerarbeiten und Restaurierung
(Braun muss weg)
Das gesamte Haus war in Nussbaum (oder so was in der Art) gestrichen.
Fleckig, eingerissen, aufgeraut, verwittert.
Ich schliff das Holz mit dem Deltaschleifer an und sprühte es mit dem Wagner-Pistole und der wasserlöslichen 2-in-1-Hausmarkenfarbe aus dem Bauhaus an.
Nach dem Trocknen ein feiner Zwischenschliff und die Endlackierung.
Ja, drei Schichten wären besser gewesen, das merke ich nun nach zwei Jahren auch. Aber auch so war das noch genug Arbeit. Man glaubt ja nicht, wie groß das Haus letztlich ist.
Nach einigen Tagen schraubte ich den teilsanierten Boden auf den Rahmen. Ja, das lackieren und schleifen des Holzes dauert länger als man denkt.
Wasserschaden
Etwas Sorgen bereitete mir eines der Wandelemente. Dieses hatt doch einiges an Feuchtigkeit gezogen. Das Holz hatte sich wie ein Schwamm vollgesogen, so dass das Panel mehr als doppelt so schwer wie die trockenen Panele waren.
Ich stellte es an die Hauswand und liess es von der Sonne trocknen. Ich hatte keine große Hoffnung, dass ich es wiederverwenden könnte, aber ich täuschte mich. Anders, als man vermuten würde, litt die Holzstruktur kaum unter der Wassereinwirkung. Klopf- und Drücktests zeigten keine Schwächen und auch der Schraubenzieher konnte nicht tiefer als in normales Holz eindringen.
(Nach dem Schleifen deutlich heller)
(Lücken in der Tür)
Einige Bretter waren aber zu stark beschädigt. An der Tür hatte einige Nut- und Federpanele böse Risse. Die konnte ich aber problemlos mit Ersatz aus dem Baumarkt reparieren.
Aufbau
Wände
Den Boden hatte ich ja schon die Tage vorher repariert und verlegt, nun konnte ich die Wände aufstellen. Das ist auch alles kein Hexenwerk. Man beginnt in einer Ecke und verschraubt schlicht die Vierkanthölzer mit dem Boden und den anderen Wänden.
(Zur Probe hingestellt: das Fahrrad)
Dach
Beim Dach ging ich andere Wege als vom Hersteller vorgesehen. Der verschraubte die OSB-Dachplatten einfach mit dem fünf Pfetten. Ich brachte aber noch einmal quasi Dachsparren aus Dachlatten an. Dadurch hat man etwas mehr Kopffreiheit und das Haus ist besser durchlüftet.
Hauptargument ist aber für mich, dass die Sparren das Dach so stabilisieren, dass es sich nicht so rasch durchbiegt, wie man das bei vielen Gartenhäusern sehen kann. Ich mag das nicht.
(Dachsparren, vorne Ziersparren)
Leider habe ich da einen Fehler gemacht. Mein Tipp ist, dass Ihr die Sparren um die fünf Zentimeter länger lasst als die Dachhaut lang ist. Ich habe die exakt so lang wie die OSB-Platten gemacht, was zur Folge hat, dass die Sparren am unteren Ende im rechten Winkel zu den Platten stehen. Die Schnittkanten sollten aber senkrecht zum Boden stehen, so dass man nachher problemlos und ohne zu frickeln eine Blende anbringen kann. Bei den Ziersparren hatte ich es dann richtig gemacht.
Dazu einfach die Kreissäge auf den passenden Winkel einstellen und nach Aufbau des Daches die überstehenden Sparrenenden bündig absägen.
(Doof: Sparren zu kurz und zu schräg)
(Dach von innen, angegriffenes Holz)
Die Dachhaut war ja nun bereits durchgebogen. Trick 17: Ich habe die Außenseite nach innen gelegt, so dass die Wölbung „falsch herum“ lag. So war der erste Druck bereits entgegen der Schwerkraft.
Bei den Schrauben war ich großzügig. Alle 20cm kam eine Schraube durch die OSB-Platte in die Dachlatte. Latten uns Platten sollten so quasi ein Sandwich bilden, dass sich nicht so schnell durch biegt.
Damit man die Schrauben nicht blind durchjagt, markiert man oben und unten die Sparren uns zieht eine Linie mit einer Dachlatte.
Hier sieht man die zwei angegriffenen Panele. Die schwarzen Flecken sehen nur auf den Bildern so krass aus. Aber man erahnt schon den Schaden. Umso erstaunlicher, dass das Holz nach dem Trocknen wieder fest wurde.
Jetzt ist eine gute Gelegenheit das Holz von innen mit Rapsöl einzusprühen (Wagner-Pistole), da durch das halb fehlende Dach die Belüftung noch gut ist, so dass weniger Gefahr besteht, sich dabei in die Luft zu jagen.
Ja, Ihr lacht, aber das kann durchaus ein zündfähiges Gemisch geben.
(Ziersparren. Überstand zum Ablängen)
Die Ziersparren kürzte ich mit der Kreissäge. Die Sparren halten nachher die Zierblenden.
(Dachüberstand gestrichen, Dachpappe aufgelegt)
Ich strich noch den Dachüberstand und brachte eine Lage Dachpappe auf. Diese tackerte ich mit dem Elektrotacker fest.
(Dachschindeln aus Dachpappe)
Rein für die Optik kamen noch Dachschindeln auf das Dach. Auch diese tackerte ich fest. Lieber eine Klammer zuviel, als dass sich nachher im Sturm etwas löst.
Nein, man sollte das Dach nicht mit Schindeln ohne darunter liegende Dachpappe decken, das wird sonst nicht wasserdicht.
(Die Giebelschindeln)
Giebelschindeln schneidet man aus den Schindelreihen heraus (bricht sie eher heraus), lässt sie etwas spitz zulaufen (siehe Bild) und tackert sie fest. Die Giebelschindeln liegen mit der Hauptwindrichtung.
Beim Abschneiden der überstehenden Dachpappe lässt man sie über die Kante der späteren Zierblende stehen, so dass das Wasser abtropfen kann.
Als Zierblende kann man Nut- und Federbretter nehmen, an denen man die Seite mit der Feder kürzt. Die Seite mit der Nut hat dadurch automatisch eine korrekte Abtropfkante.
Jetzt kamen noch die Kleinigkeiten dran: Türen, Zierleisten, Inneneinrichtung und so weiter. Über den Rahmen und die Fundamente kam noch eine weitere Zierblende. Wieder Nut- und Federbretter, wieder die Nut nach unten. Die obere Kante habe ich aber mit der Oberfräse noch abgeschrägt, so dass kein Wasser darauf stehen kann.
Fertiges Gartenhaus
(Vorderseite zu Halloween)
Die Türen habe ich sowohl innen verstärkt, wie auch aussen mit Abdeckbrettern oben und unten (sowie in der Mitte) versehen, so dass die Türschlitze abgedeckt sind.
(Auch selber gebaut: der Zaun)
Das war es auch schon. Ich hoffe, es hat dem einen oder anderen auf Ideen gebracht, wie er sein Gartenhaus hacken und verbessern kann (vergleiche: Ikeahacks).