Garagenbau Teil 1

Von einem, der auszog, eine Garage fĂŒr einen Wohnwagen zu bauen. Ich habe mich dumm und doof gelesen. Alle Vor- und Nachteile recherchiert. Vor allem auf den Seiten von Anbietern, die Beton- und Stahlgaragen anbieten. Dass ein Betongaragen-hersteller Dir erzĂ€hlt, dass Stahlgaragen rosten und der Stahgaragenhersteller Dir erzĂ€hlt, dass Betongaragen Tropfsteinhöhlen sind, ist ja keine ĂŒberraschende Erkenntnis…

Garagenbau Teil 1: Planung, Genehmigung und Vermessung
Garagenbau Teil 2: Tragschichten und Bordsteine
Garagenbau Teil 3: Schalung und VerdichtungGaragenbau Teil 4: Bodenplatte betonieren
Garagenbau Teil 4: Bodenplatte betonieren
Garagenbau Teil 5: Verlegeplan ausarbeiten
Garagenbau Teil 6: Pflasterarbeiten
Garagenbau Teil 7: Die Garage an sich

Teil 1: Planung, Genehmigung und Vermessung

ACHTUNG:
Ich hafte nicht fĂŒr SchĂ€den, die Ihr beim Nachmachen dieser Arbeiten anrichtet. IrrtĂŒmer sind ausdrĂŒcklich vorbehalten.
Wenn Euch irgendwas abfackelt, explodiert, auf die FĂŒĂŸe fĂ€llt, zusammenbricht und Euch unter sich begrĂ€bt, Ihr eine gefackelt bekommt, irgendjemand in Eure ungesicherte Baugrube fĂ€llt, oder Ihr Euch einen Fingernagel abbrecht: Ich bin nicht schuld! Ich sage nicht: „Macht es genau so!“, ich sage nur: Ich habe es so gemacht. Jeder muss selber wissen, was er da tut. Macht Euch vorher ĂŒber Bau- und AusfĂŒhrungsvorschriften schlau und fragt den Lieferanten der Garage nach den Vorgaben fĂŒr die Bodenplatte.

Ausgangslage

Fertiggarage? Mauern? Stahlgarage? Carport?

Vor- und Nachteile:
– Carports schĂŒtzen unzureichend
– Betonfertiggaragen sind nicht in der GrĂ¶ĂŸe liefer-/tranportierbar
– Aufbau i.d.R. nur mit 40-Tonner und Kran möglich
– Stahlgarage benötigt Bodenplatte (gepflastert oder aus Beton)
– Beide sind ungedĂ€mmt
– Fallrohr der Regenrinne bei Stahlgaragen liegt aussen
– EntwĂ€sserung der Stahlgarage i.d.R. nur seitlich möglich.
– Kondenwasserschutz bei Stahlgarage notwendig
– Bessere BelĂŒftung bei Stahlgaragen

Mauern war lange Zeit auch eine Option, aber das dauert sehr lange und man muss dafĂŒr die GrundstĂŒcke der Nachbarn betreten. Zu den bereits bestehenden Nachbargaragen wĂ€re ein verputzen auch nicht möglich gewesen. Zum Mauern der eigenen Garage benötigt man offenbar auch keinen Architekten. Originalton Bauamt: „Ist doch Ihr Problem, wenn das Ding zusammenstĂŒrzt.“.

Warum kein Carport?
Da ich RĂŒckfragen bekam, dies als ErgĂ€nzung: Ein Carport ist keine Garage.

– Holz muss ca. alle 10 Jahre neu gestrichen werden: Null Bock darauf, habe ich im Garten genug davon
– Stahlcarports in dieser GrĂ¶ĂŸe sehen wie Garagen ohne WĂ€nde aus. Oder wie der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe
– Ich komme seitlich sowieso nicht an den Wohnwagen heran, weil dort ĂŒberall die Garagen der Nachbarn stehen
– Ein Carport passt optisch nicht in das Umfeld
– Man sieht immer noch den Wohnwagen
– Ein Carport ist offen, keine Stellmöglichkeiten fĂŒr das Zubehör oder RĂ€der
– Ein Carport schĂŒtzt nicht gegen UV-Strahlung (Seitenscheiben)
– Ein Carport lĂ€sst WitterungseinflĂŒsse und Schmutz herein (Laub, z.B.)
– Ein Carport fĂŒr einen Wohnagen ist höher als die umliegenden Garagen -> sieht besch…eiden aus.
– Wir haben sehr, sehr starken Wind, der Gartenmöbel auch mal 15 Meter durch die Luft fliegen lĂ€sst
– Die preislichen Unterschiede zu einer Garage fallen bei diesen Abmessungen nicht ins Gewicht
– Ein Carport kann nachher nicht zum Schrauben an Autos verwendet werden
– Ein Carport kann man nicht abschliessen. Wir leben im Landkreis Offenbach.
– Bei uns weht so ein Wind (Holsgartenmöbel fliegen 10 Meter durch die Luft!) und der Carport wĂŒrde deutlich ĂŒber die anderen Garagen stehen, so dass ich Bedenken wegen der Dacheindeckung und BeschĂ€digungen des Wohnwagens hĂ€tte.

Am Ende war die Stahlgarage fĂŒr uns die einzige reele Option, denn es gibt keine Betonfertiggaragen in genau der benötigten GrĂ¶ĂŸe. Dass auch der Preis letztlich vergleichsweise gĂŒstig war, war nur noch das I-TĂŒpfelchen.


Technische Fragen

Die Garage musste also mindestens 3m breit und hoch, sowie 8m lang sein. Betonfertiggaragen gibt es nicht in der GrĂ¶ĂŸe, aber ein Nachbar hatte bereits eine Garage gebaut, die auch deutlich grĂ¶ĂŸer war. Diese war aus Stahl, sah aber wie eine ganz normale Garage von aussen aus. Wir wurde folglich ebenfalls bei einerm Stahgaragenhersteller fĂŒndig. Modell „Caravan“. Passt:

Garage mit Wohnwagen

Rot markiert: „Kopffreiheit“ des Wohnwagens, satte 6 Zentimeter! :-)
Die „FĂ€cher“ stellen de Öffnungswinkel des Garagentores dar. Der Wohnwagen könnte also bei einem Schwingtor auch mit der Deichsel nach vorne in die Garage gestellt werden.
Bei einem Sektionaltor ist die Durchfahrtshöhe erstaunlicher Weise deutlich geringer.

Die Abmessungen unseres Wohnwagens unterscheiden sich von den Angaben im Schein. Er ist jeweils einige Zentimert höher, breiter und lĂ€nger als angegeben. Wir haben ihn natĂŒrlich vorher ausgemessen.

Klar: Der nĂ€chste Wohnwagen darf nicht grĂ¶ĂŸer sein. Aber da die beiden großen Kids bald im eigenen Auto in den Urlaub fahren werden, wird das Nachfolgemodell definitiv kleiner werden. Und zur Not kann man immer noch Luft aus den Reifen lassen, sollte der nĂ€chste Wohnwagen zu hoch sein. Wenn das Ding drin steht, kann man die Luft ja wieder draufmachen. :-)

Fundament:

Eine Stahlgarage kommt ohne Boden daher. Man kann aber z.B. Punktfundamente setzen und den Boden pflastern.
Dazu bin ich zu aber faul.
Also eine Betonplatte.
Stahlarmiert.
Was fĂŒr die Ewigkeit.

Strom gibt es an den StellplÀtzen keinen. Aber die Garage soll ja nicht dauernd benutzt werden.

Das Regenwasser vom Dach muss nach hinten ablaufen, sonst ist die Durchfahrtshöhe durch die Dachneigung viel zu gering. Da es keinen Abwasseranschluss auf den StellplĂ€tzen gibt, wird das Wasser seitlich auf das freie GrundstĂŒck abgeleitet. So wurde es auch bei der anderen Stahlgarage gemacht. Bei den Betonfertiggaragen lĂ€uft es intern durch die Bodenplatte zwischen die Streifenfundamente.

Merke:

Eine Stahlgarage ist dauerhafter als eine Betongarage.
Sie ist zudem durch die Attika besser belĂŒftet.
Sie hat verglichen eine grĂ¶ĂŸere Innenbreite, höhe und -lĂ€nge.

GrundstĂŒck

Unser GaragengrundstĂŒck liegt mit denen der Nachbarm auf einem Areal, dessem Bebauungsplan man nicht wirklich nachvollziehen kann, da dieses Areal mal in den 1980ern als Kinderspielplatz gedacht war. Da ist alles kreuz und quer.

Unser GrundstĂŒck hatte aber noch weitere Besonderheiten. Die rechte Seite war rund 20cm lĂ€nger und dazu noch nach rechts abschĂŒssig.

grundriss

Dunkelgrau: Garagen
Rosa: StellplÀtze
GrĂŒn: GemeinschaftsgrundstĂŒcke

701/25 und /26 in Dunkelgrau: Garage
Rot umrandet: Grenzbebauung

Abbildung 2: Abmessungen der Stahlgarage

Baugenehmigung

Eine Baugenehmigung brauchen wir in Hessen fĂŒr so ein Projekt (bis drei Meter Höhe im Mittel) nicht. Die zulĂ€ssige Grenzbebauung nach HBO betrĂ€gt immerhin sehr großzĂŒgige 15m.

ABER: Die HBO berĂŒcksichtigt nicht unsere Ă€usserst beknackte Bebauungsplanung. Die Garage grenzt an drei(!) Seiten an NachbargrundstĂŒcke.
Das heisst also: 8+8+3=19m!

Entweder muss eine Baugenehmigung her, oder die Nachbarn unterschreiben mir, dass sie mit der Bebauung so einverstanden sind. Letzeres empfahl mir das Bauamt. Alle Nachbarn spielten mit und so schickte ich die Unterschriften mit einer Bauanzeige (Mitteilung baugenehmigungsfreier Vorhaben nach §55) zum Bauamt und zur Bauaufsicht. Als technische Unterlagen reichte der Prospektauszug der Caravan-Garage, Ich bin halt direkt auf das Amt und habe mit den Leuten gesprochen. Das macht die ganze Sache fĂŒr beide Seiten viel einfacher und beschleunigt alles, da keine Nachfragen kommen.

GrundstĂŒck vermessen

Benötigtes Material:
Armierungseisen, ca. 1m lang (oberes Ende habe ich zum Schutz mit einem Holzklotz gesichert, damit sich keiner damit aufspiesst)
Mauererschnur, 100m Rolle reicht
Massband, mindestens so lang wie das GrundstĂŒck

Zuerst muss man sich vergewissern, welches die exakten Abmessungen des eigenen GrundstĂŒckes sind.

Auf den Bordsteinen sind meist eingeschlagene Pfeile und auf dem GrundstĂŒck selber einbetonierte Grenzsteine zu finden.

grundstĂŒck
SchrÀge Zufahrt: unsere StellplÀtze

Unser GrundstĂŒck hatte nur die Pfeile auf dem Bordstein eingeschlagen und einen Grenzstein (zweite von unten auf der linken Seite im Bild), der aber die Ecke des angrenzenden GrundstĂŒckes zur Rechten markierte. Die linke Seite war bereits mit einem StellplĂ€tz und einer Garage bebaut. Auch an der Stirnseite fand sich eine Garage. Im Prinzip mussten wir nur noch die Breite (3m) ĂŒbertragen.

Ach ja, die rechte Seite des GrundstĂŒcks war ja lĂ€nger, also musste auch die Breite an der Bordsteinkante viel breiter sein, oder? Auch wenn der Bordstein Grenzmarkierungen aufwies, wollte ich es genau wissen.
Ich bemĂŒhte also den alten Herrn Pythagoras:

A2 + B2 = C2
3002 + 372 = 302,272

Drei Meter und 2,3 Zentimeter.
Super, nicht einmal 2,3cm breiter. Dachte, das wÀre mehr.
Die Bordsteinkante zu unserem GrundstĂŒck ist aber zwischen den Markierungen nur 301cm breit, was, wenn die 1,3 cm fehlen wĂŒrden…?

Wie meinte der konsultierte Vermesser? „Ein Zentimerter ist bei der Vermessung nicht relevant. Auch mehr ist egal, vor allem, wenn der Nachbar noch ausweichen kann.„.
Gut, der Nachbar, ein ebenfalls unbebautes GaragengrundstĂŒck, kann auf unser GemeinschaftsgrundstĂŒck ausweichen. Soweit wollte ich es aber naturlich nicht kommen lassen.

Trotzdem musste ich wÀhrend der Planung noch oft an den Spruch des Vermessers denken.
Die 1,7cm konnte ich also als „UnschĂ€rfe“ betrachten.

Rechtwinkelig?

Ist das GrundstĂŒck jetzt auch korrekt vermessen? Ist es rechtwinkelig oder ein Parallelogramm?
Es ist ganz einfach das festzustellen:
Nimm eine Schnur und miss damit diagonal ĂŒber den Platz von einem Markierungsstab zum anderen.
Halte dieses Maß nun auf der anderenDiagonalen an. Ist es identisch?
Prima!
Dann hast Du (wie ich) alles korrekt ausgemessen.

Los geht es!

Die hintere rechte Ecke unseres GrundstĂŒckes sollte rechtwinklig sein. Ja, sollte, war sie aber nicht 100%ig. Egal. Habe also vom linken Nachbarn 300cm nach rechts gemessen und da ein Armierungseisen eingeschlagen.

Vorne habe ich bei den Vermessungsmarkierungen das gleiche getan.

An der linken hinteren Ecke des GrundstĂŒckes ging das sehr schlecht, denn da ist alles voller Beton von den RĂŒckenstĂŒrzen und den Fundamenten der Nachbarn. Super.

Zwei weitere Stangen markierten die 8m, die die Bodenplatte der Garage lang sein sollte.

Grube

In den Markierungen habe ich eine Grube ausgehoben. Zuerst nur fĂŒr die Bodenplatte.

Die anvisierte Höhe der spĂ€teren Bodenplatte hat sich nicht nach den Nachbarn gerichtet, denn das GelĂ€nde ist nach rechts abschĂŒssig, sondern nach der linken Seite des Stellplatzes.

HĂ€tte ich diese Seite waagerecht gelegt, wĂ€re die ganze Soße seitlich zum Nachbarn geflossen. Das Wasser gehört aber auf die Strasse.
Eine gepflasterte FlÀche muss immer noch ein GefÀlle von mindestens 2 bis 2,5cm auf 1m haben, damit das Wasser abfliessen kann!

Das ist auf dem Bild bis auf den gewachsenen Boden abgetragen. Ist so ein ekelhafter Lehmboden. Theoretisch könnte da nun der Beton direkt drauf. Habe mich umgehört, mit den Besitzern und den Bauunternehmen gesprochen, das damals die HÀuser gabut hatte. Die meinten alle, dass man auf unserem Boden und bei unserer Wetterlage den Beton direkt auf den Boden kippen könnte. Aber das mache ich nicht.


Überlegungen zum Aufbau der Betonplatte und der Pfalsterung:

Es muss bis auf den gewachsenen Boden ausgehoben werden. Gewachsen heisst, dass die Erde auf natĂŒrlichen Wege gut verdichtet ist und nicht mehr die typische dunkle Farbe und Konsistenz des Mutterbodens hat.

FĂŒr die Betonplatte brauche ich mindestens eine StĂ€rke von 15cm, ich rechne mit 20cm.
Die darunter liegende Tragschicht muss mindestens 8 bis 10cm stark sein. Ich rechne mit 25cm.

FĂŒr die Pflasterung benötigt man 20 bis 25 cm Tragschicht – zusĂ€tzlich kommen noch 3 bis 5 cm Splitt als Bettung oben drauf. Das Pflaster soll 0,5cm bis 1cm (je nach Dicke des Bettes) ĂŒber das spĂ€tere Niveau stehen, da das Pflaster noch abgerĂŒttelt wird.
In der RealitÀt heisst das aber auch, dass die Tragschicht unter dem Pflaster entsprechend höher ausfallen muss, da es spÀter mit rund 10cm GesamtstÀrke inkl. Bettung nur halb so dick wie die Bodenplatte sein wird. Im Zufahrtsbereich muss also die Tragschicht 10cm starker sein als unter der Betonplatte.


Ich könnte nun noch den Boden verdichten, kann ich mir in meinem Falle aber sparen, der ist knĂŒppelhart, das Graben ist schon so eine echte Arbeit.

Wenn das Betonrecycling (0/32) als Tragschicht drin ist, wird abgezogen und abgerĂŒttelt. Das sind immerhin 10 Kubikmeter. Bevor der LKW kommt, muss ich zusehen, wie ich die Kante des Randsteines der Straße befestigen kann. Wenn da ein schwerer LKW drĂŒber fĂ€hrt, dann droht der Kantstein natĂŒrlich zu brechen.

Ich kippe immer wieder Erde an die Kante und fahre einige Male mit dem relativ schweren Trajet darĂŒber. Mehr kann ich nicht machen.

Als nÀchstes kommt dann die Tragschicht in Teil 2 des Artikels.

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit ĂŒber 25 Jahren betreibt, deckt vielfĂ€ltige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine BeitrĂ€ge sind sorgfĂ€ltig recherchiert und leicht verstĂ€ndlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstĂŒtzen.

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