Hölle Elternabend

Lesedauer 3 Minuten

Als Mann (und mit mehr als einem Kind) sind diese Veranstaltungen nur schwierig zu ertragen. Ganz schlimm sind Elternabende in der Grundschule: Emotionen und Irrationalität statt Sachlichkeit und Argumente – auf allen Seiten.

Was mir auf Elternabenden aber immer wieder auffällt:

  • Die Eltern sind undisziplinierter als die Kinder. Offenbar ist es schwierig bis unmöglich einfach mal nichts zu sagen, wenn man nicht dran ist.
  • Bei einigen (meist Müttern) scheint der Elternabend eher den Charakter eines Happenings oder eines Kaffeeklatsches zu haben.
  • Beginnt jemand einen Satz mit „Mein Kind…“ muss man sofort dazwischen grätschen, sonst hört man die nächsten 15 Minuten nur uninteressantes Gejammer über ein bedauernswertes Einzelschicksal.
  • Sagt ein Elternteil: „Nein, die Kinder haben sich aber dagegen entschieden!“, dann hat nur die eigene Tochter/Sohn keine Lust auf den geplanten Ausflug.
  • Es werden immer wieder Fragen gestellt, die bereits vorher durch die Lehrkräfte erklärt wurden. Bekommt man natürlich nur mit, wenn man auch mal still sein kann oder am Smartphone den Flugzeugmodus aktiviert.
  • Glauben manche Eltern, dass die Kinder aus Zucker sind. Das sind meist erstgebährende Einzelkinder-Hubschrauber-Eltern, die selbst schon damit überfordert sind, auf dem Parkplatz vor der Schule mit ihrem geleasten Minivan nicht zwei oder mehr Parkplätze auf einmal zu blockieren. Die meisten parken aber sowieso gleich den Bürgersteig und die Feuerwehreinfahrt zu.
  • Die Elternhaltestelle wird zum Elterndauerparkplatz, weil der Viertklässler von Mami noch bis in den Klassenraum gebracht werden muss. Er könnte sich verlaufen und entführt werden. Da wird nicht nur mit anderen Eltern diskutiert, nein, auch mit der Polizei! Die können sich alle gar nicht in eine zarte Kinder …  nein … Helikoptermutter-Seele einfühlen, das ist das Problem!
  • Der beste Schulweg mit dem Fahrrad wird diskutiert und es kristallisiert sich heraus, dass die viel befahrene Hauptstraße ohne Radweg präferiert wird. In der ruhigen, für Fahrradfahrer geeigneten Parallelstraße könnten die Kinder in dunkle Minivans gezogen werden. Risikoanalyse für Privatfernsehkonsumenten und Telegram-Gruppenchat-Teilnehmer.
  • Wie kommen Eltern auf die Idee, die eigenen Zappel-Kinder seien hochbegabt, wenn sie selbst einen eher unterdurchschnittlichen IQ haben?
    Was?
    Ah, ja!
    Eben deswegen!
  • Es geht immer nur um die eigene missratene Göre, nie um den Klassenverband.
  • Viele Eltern glauben, dass die Schule die eigenen Fehler in der Erziehung auszugleichen hat. In sechs Stunden am Tag sollen Lehrer mit 25 Kindern an der Backe das schaffen, was man selbst in den restlichen 18 Stunden nicht auf die Kette bekommt?
  • Einige Eltern verlangen, dass das eigene Kind größtmögliche Förderung zu erhalten habe. Die meisten von denen haben nicht einmal zwanzig Bücher zu Hause und setzten das eigene Kind zur Entlastung für Stunden vor einen Werbekanal wie Nickelodeon oder Toggo.
  • Stichwort „Soziale Kompetenz“: Die meisten Kinder haben maximal ein oder zwei Nachmittage in der Woche frei. Man lässt Dritte fördern. Soziale Kontakte zu anderen, gleichaltrigen Kindern finden so durchgehend in kontrollierten Gruppen statt.
  • Gerade im Kindergarten und der Grundschule wird mehr Englischunterricht gefordert. Vermutlich, weil man selbst miserabel diese Sprache spricht. „Dis pärens ahr hewi on se woodway“!
  • Man darf niemals die wählen, die freiwillig Elternbeirat werden wollen. Die stoßen später mit der Nachbarin mit einem Glas Prosecco auf diesen grandiosen Wahlsieg an. Alles Selbstdarsteller, die die eigenen Interessen durchsetzen und sich dann nur noch um die Belange des eigenen Kindes kümmern wollen.
  • Warum müssen Elternabende immer alle am selben Abend stattfinden? Sogar die im Kindergarten? Gibt es da einen geheimen Google-Kalender?
  • Dauert ein Elternabend mehr als 20 Minuten, ist etwas ganz schrecklich aus dem Ruder gelaufen. Punkt.

Zusammengefasst kann man sagen:

Eltern (und Lehrer) vergessen immer wieder, dass es für den Austausch untereinander die Elternstammtische in den Kneipen und für den Austausch mit den Lehrern die Elternsprechtage in der Schule gibt.

Drei einfache Verhaltensregeln für Eltern bei Elternabende sind folglich:

  • Schnauze zu
  • Handy aus
  • zuhören.

 

Bildnachweis:

Image by Sergei Tokmakov Terms.Law from Pixabay

1 Gedanke zu „Hölle Elternabend“

  1. Die Netto-Zeit für die Informationen steht in keinem Verhältnis mit der Brutto-Anwesenheitszeit, in der man Heli-Eltern ertragen muss.

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