Inhalt:
Wenn man keine Ahnung hat, sollte man nicht an der Elektrik rumbas … rumpfuschen. Kabelbrand, ick hör Dir trapsen!
Ich musste wegen der Stürme wieder nach dem Rechten auf dem Campingplatz sehen, wir sind keine Dauercamper und das Vorzelt ist folglich … ein Vorzelt und keine mit Stoff bespannte Gartenlaube.
Am 26. Februar war das Wetter okayig und da dachte ich mir, wenn ich schon zu nix an der Karre komme, dann kann ich doch wenigstens mal diese völlig sinnlose „Heizung“ vom Vorbesitzer entsorgen, deren Kabel in Handschuhfach verschwindet.
Kein Vorwurf
Oder doch? Verkauft man ein Fahrzeug mit so einer Kabellage? Wenn man sich nicht auskennt, warum liest man sich nicht ein, bzw. warum fragt man niemanden, der sich mit Elektrik auskennt?
Der Vorbesitzer meinte zu mir, dass er die 12 Volt-Buchse abgeklemmt hatte, weil er die Heizung direkt angeschlossen hatte, denn sie brachte mit dem originalen 12-Volt-Stecker nicht die gewünschte Leistung. Was er dabei für massive Denkfehler gemacht hat, zeige ich gleich. Ich kenne mich rudimentär mit Elektrik aus, ich habe im Physikunterricht aufgepasst, als Schüler ein Elektriker-Praktikum bei der Deutschen Bahn gemacht und mich für die Haussanierung leidlich in die Thematik „Elektrizität“ und „DIN-Normen“ eingelesen.
Der Vorbesitzer schlief im Physikunterricht sicher regelmäßig an der warmen Heizung ein, anders kann ich mir das Drama nicht erklären, dass ich vorfand.
Er hat die Leitung(en!) vermutlich angelötet, denn am Armaturenbrett fanden sich Spuren eines Lötkolbens. Wäre nicht meine erste Wahl, aber um die Übergangswiderstände zu minimieren, kann man das ja machen. Im Auto zu löten ist nicht so clever, denn durch die Vibrationen neigen die Leitungen ohne entsprechende Zugentlastung, bzw. ohne Führung dazu zu brechen. Aber gut, darüber lässt sich streiten. Ein TÜV-Ingenieur sah das anders:
Was sagt der TÜV?
An unserem Tabbert war so eine seltsame Buchse kurz vor dem 13-poligen Stromstecker verbaut. Die sorgte immer wieder dafür, dass Teile der Heckbeleuchtung ausfielen und sogar die Sicherung im Zugfahrzeug flog. Ich sprach mit dem TÜV, wie ich diese Leitung ersetzen soll. Für mich wäre eine Bettermann-Box und Wago-Klemmen erste Wahl gewesen. Hätte ich auch eingegossen, kein Ding. Aber nein, der Prüfingenieur wollte unbedingt die Sache verlötet wissen. Wie stellt der sich dann bitte die Überprüfung der Arbeit vor, wenn die mit Schrupfschläuchen und zig Lagen selbstverschweissenden Elektrikerband versiegelt sind?
Und soll ich Euch was sagen? In Ermangelung eines Dachkolbenlötkolbens sahen die Lötstellen auch maximal scheiße aus. Kalt war zwar keine, aber alle waren dicht dran.
Beim TÜV-Termin mit einem anderen PI heulte ich mich aus. Dieser Prufingenieur meinte nur zu mir, dass er das exakt so wie ich sieht und er wäre mit einer wasserdichten Box und Wagoklemmen sehr zufrieden gewesen. Wow. Danke. Kommt nur zu spät.
Bessere Lötverbindungen
Heute würde ich im Falle des Bestehens auf Lötverbindungen folgende, „werkzeuglose“ Verbindungsart verwenden:
Heissluftpistole (sofern vorhanden)
(Stab-)Feuerzeug
Das ist mit Abstand die einfachste und sauberste Möglichkeit, Leitungen zu verlängern, zu flicken oder zu ersetzen. Aber Achtung: in der Regel sind diese nicht in der Hauselektrik zulässig! Bitte nur im unteren Kleinspannungsbereich verwenden.
Zur Sicherheit würde ich im Außenbereich noch einen weiteren Schrumpschlauch (3:1 Schrumpfungsverhältnis, klebend), einen Kabelschutz, witterungsbeständige Kabelbinder und auch selbstverscheissendes Isolierband verwenden.
Vorgehensweise
- Langes Stück Schrumpfschlauch auf das originale Leitungsbündel schieben
- Längere Stücke Schrumpfschläuche als die Lötverbinder jeweils auf die einzelnen Adern schieben
- Links und rechts die abisolieren Leitungen in die Lötverbinder stecken und mit dem Feuerzeug (oder besser der Heißluftpistole) vorsichtig das Lötzinn von allen Seiten verflüssigen
- Die kurzen Stücke Schrumpfschlauch über die Lötverbinder schieben und mit Hitze schrumpfen
- Das lange Stück Schrumpfschlauch über die ganze Geschichte schieben, sodass es über dem Mantel des Kabelbündels liegt. Mit Hitze schrumpfen.
- Den Kabelschutz über die komplette, geflickte Stelle schieben und an den Enden mit Kabelbindern befestigen
- Nun die Flickstelle mit Kabelbindern so befestigen, dass sie weder vibrieren noch knicken kann.
Autoelektrik für Dummies
Aus Anlass dieser vorgefundenen Bastelei habe ich einen Artikel über die Grundlagen der Autoelektrik, bzw. die Grundlagen, die man beachten muss, wenn man eine Dashcam anschließen, eine Sitzheizung installieren oder einen beleuchteten Weihnachtsbaum auf das Armaturenbrett pflanzen will, ohne dass es im flammenden Inferno endet und einem mit der Karre gleich der ganze Wohnblock abfackelt.
—> Autoelektrik richtig anschließen <—
Aktion Kabelbrand
Was soll ich aber noch lange schreiben? Ich lasse Bilder sprechen.
Sehet und weinet!
Mechanische Beschädigungen
Ein Lötkolbenmarker.
Hier vermutlich auch.
Hier waren Klett-Pads aufgeklebt, mit denen die Heizung befestigt war. Das wird bleibende Spuren hinterlassen.
Eventuell ein Gestaltungsanlass?
Ja, okay, ist ein Gebrauchsgegenstand und beim Kauf war mir das auch klar.
Das war die Bohrung für die 12 Volt-Buchse. Was zum Teufel … ? Ach … ich will es nicht wissen, ist seine Karre gewesen, muss er wissen.
Elektrische Eigenarten
Kommen wir zur Elektrik. Die mit den geringen Übergangswiderständen.
Die „Isolierung“ mit Paketband war am viel zu langen Kabel im Fahrgastraum.
Paketband, mit freundlichen Grüßen Ihres VDE.
Kann man so machen, klar. Dann ist es nur Scheiße.
Oh! Noch mehr Paketband! Diesmal im professionellen Orange!
Und darunter? Einer dieser „professionellen“ Quetschverbinder!
Hey, ja, die kann man nehmen.
Zum Beispiel für Lautsprecher.
Rot: bis 1,5 mm2
Blau: bis 2,5 mm2
Wäre jetzt nicht sooo schlimm. Nur … müsste man die Stecker nicht crimpen? Also zum Beispiel mit einer Crimpzange?
Zugtest nicht bestanden, logisch.
Macht ja nichts, denn die Isolierung steckte eh nicht im Stecker.
Die schwarze Leitung endet in zwei einzelnen Leitungen: rot und schwarz.
Diesmal ist es die Heavy-Duty-Ausführung! Statt schnöden Paketbandes wurde zu Gaffa-Tape gegriffen.
Das hält vom Nordkap bis in die Sahara!
Top!
Auch das popele ich ab, denn ich will es wissen!
Wurde hier gelötet?
NEIN!
Wieder die (zu großen) Quetschverbinder!
Diesmal in einer seltsam aufgeplatzten Ausführung.
Ein Hoch auf die Minimierung der Übergangswiderstände!
Aber wo endet das rote und das schwarze Kabel?
Richtig!
An der originalen Leitung, an der der Experte die Buchsen abgeschnitten hatte, statt sie wiederzuverwenden!
Okay! Hier wurde aber gelötet, sonst hätte er die Buchsen doch drangelassen!
Joar! Die Verbindung sieht viel filigraner aus!
Die Vorfreude lässt meine Hände zittern (oder ist es die Kälte?).
Ich versuche das orange Paketband zu entfernen …
Mist, klebt wie Sau.
Ich halte die Leitung etwas straffer, damit ich besser das Band abbekomme und …
Yeah!
War nicht gecrimpt und auch nicht gelötet, sondern verdrillt.
Also … kann man von verdrillen sprechen, wenn man die Leitungen zweimal um einander dreht?
Gut, woher stammen dann diese Schmelz-Spuren am Armaturenbrett? Muss ich weiterforschen?
Kurz an der anderen Leitung gezogen und ab war auch sie.
Spitze! Um die Übergangswiderstände zu minimieren, hat er hier also drei weitere geschaffen, die allesamt schlechter als so ein blöder 12 Volt-Stecker sind.
Respekt!
Aber kommen wir nun zur Länge. Bekanntlich steigt mit der Länge der Leitung deren Widerstand.
Wie lang war das Kabel von der linken Seite des Armaturenbretts zur rechten Seite?
Maximal so lang, wie das Auto breit ist, oder?
ODER?!
Länger als der Radstand des Twizy! ARGH! Einen fucking Meter Siebzig!
WARUM?
WARUM NUR?
Wenn man keine Ahnung hat und sich auch nicht in ein Thema einlesen möchte, warum fragt man dann niemanden, der sich damit auskennt?
Wenn man kein passendes Werkzeug und kein adäquates Material hat, warum kauft man sich dann keines, sondern bastelt mit Paketband herum und verdrillt Leitungen?
Selbst im Wohnwagen habe ich eine Grundausstattung für Elektrik liegen. Unterwegs weiß man ja nie und dann ist man froh, sich selbst helfen zu können.
Berechnung
Der Vorbesitzer wollte mehr Spannung an der Heizung haben. Hat das geklappt?
Würde man also eine Heizung mit 150 Watt Leistung (12,5 Ampere) im Twizy über die Bordsteckdose (15 A Sicherung) verbauen wollen, wie es der Vorbesitzer gemacht hat, so sollte man einen Leitungsquerschnitt von minimal 2,5 mm verwenden.
Verbaut war eine fast zwei Meter lange, 0,75 mm² Leitung mit drei verdrillten Übergängen.
Die Spannung fiel rein rechnerisch damit bereits um ca. 30 Prozent (20 % nur durch die zu lange und zu dünne Leitung, geschätzte 10 % durch die Übergangswiderstände) auf gerade einmal 8,4 Volt – und damit auf 100 Watt.
Dass er damit nicht zufrieden war, erklärt sich von selbst.
Mit der Scheibenheizung und dem Fahrlicht zusammen kommt der DC-DC-Wandler – der rechnerisch maximal 300 Watt raushauen kann – mit einer korrekt angeschlossener Heizung schon an seine Grenzen, sodass bei der Verwendung einer solchen Heizung bereits die Kapazität des Bleiankers angegangen wird.
Fazit
Okay, ich habe alles ausgebaut. Nun muss ich noch die Dashcam, das Tagfahrlicht und eben die Kfz-Steckdose wieder anklemmen. Dafür habe ich einen Kfz-Stromverteiler für Wago-Klemmen entworfen.
Hey,
Ich sehe die Seite http://www.hessburg.de und sie ist beeindruckend. Ich frage mich, ob auf Ihrer Website Content-Werbeoptionen oder Banner verfügbar sind?
Wie hoch ist der Preis, wenn wir einen Artikel auf Ihrer Website platzieren möchten?
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Prost
Kevin Del
Hallo Kevin,
gerne antworte ich auf solche Anfragen. Neu ist, dass sie per Kommentarfunktion hereinkommen. Aber man lernt nie aus.
/** SARKASMUS
Klar sind hier Werbeoptionen verfügbar:
Ein Banner kostet 18.000 Euro im Monat, ein Fremdartikel 150.000 monatlich.
Natürlich muss Werbecontent aus rechtlichen Gründen immer gekennzeichnet werden.
Was wollt Ihr denn bewerben?
Rheumadecken?
Ach, ist mir eigentlich egal, mit was für einem Mist Ihr die Leute über den Tisch ziehen wollt. Solange die Kohle stimmt, veröffentliche ich doch alles.
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