Spaß mit dem neuen 3D-Drucker! (Update)

Der Artillery Sidewinder X2 hat eigentlich einen guten Ruf. Gutes Druckbild, robust und groß. Schon sein Vorgänger setzte bei seinem Erscheinen Maßstäbe. Mich trieb er aber fast in den Irrsinn.

Ich hatte mir in einem Spontankauf, mitten in der Nacht, einen Artillery Sidewinder X2 bei TomTop zum Spaßpreis bestellt. Ein Gerät, das ich nicht benötige, habe ich von Geld gekauft, das ich nicht habe. Aber Weihnachten steht vor der Tür und warum sollte man sich nicht in meinem Alter einfach mal selbst etwas schenken, das man haben möchte, statt darauf zu hoffen, dass ein Weihnachtsgeschenk anderer Gefallen findet?

Nur … werde ich das Eigengeschenk vielleicht doch bereuen? Aber alle Influencer auf YouTube lobten durchweg das tolle Druckbild des X2, das direkt nach dem Aufbau produziert werden soll. Nun kennen wir alle die Glaubwürdigkeit von deutschen Jubelpersern, aka YouTubern, richtig?

Erstes Druckergebnis

Der Drucker war schnell aufgebaut und ein erster Druck von dem mitgelieferten USB-Stick war so eine Art Griff für eine große Mutter. Es waren Löcher im Druck. Längliche Fehlstellen in der Wand, unterschiedlich lang, als ob nicht extrudiert worden wäre. Sah nicht wirklich gut aus.

Auch die Z-Naht hatte ich bereits weniger wulstig gesehen.

Relativ unsaubere Wänd, dazu kein echtes Wobbling, aber … Microwobbeling, wenn ich es beschreiben müsste. Aber das ist Jammern auf extrem hohem Niveau und wohl normal für einen Drucker dieser Generation, auch wenn mein Any i3m etwas sauberer druckt. Vermutlich wird es besser, wenn ich ihn so kalibriere, dass auch die Wände keine Löcher mehr haben.

Gehen wir dieses Problem an

Folgende Maßnahmen habe ich durchgeführt:

  • E-Steps ausgemessen – das Extrudieren des Filaments war aber nur 1,2 mm zu kurz – und justiert. Die Löcher sind immer noch da!
  • Einen Würfel mit 20 mm Kantenlänge und nur einer Wand gedruckt. Damit kann ich feststellen, ob zu wenig Material gefördert wurde, indem ich die Wandstärke messe. Die sollte bei einer 0,4 mm Düse etwas breiter als 0,4 mm sein.

Der Würfel ist voller Löcher und ca. 0,47 bis 0,53 mm dick. Aber ich denke, das kommt von den Kanten der Löcher und nicht von der tatsächlichen Wandstärke, die ich für dünner halte.

Mit Logik herangehen

Die Löcher sind verteilt, und nicht nach der Z-Naht zu finden. Vom Retrackt stammen sie also nicht.

Im OrcaSlicer habe ich die Einstellungen für „Artillery PLA Default“ geändert. Die Temperatur von 200 auf 220 erhöht. Kein Effekt!

Wände auf Classic-Mode gestellt, nichts. Im Gegenteil: Es scheint, als wären die Löcher mehr geworden! Ist das Filament feucht?

Eine andere Rolle PLA-Filament (Kingroon) genommen, von der ich 100 % weiß, dass sie mit dem Qidi bei 200 mm/s und 220 Grad absolut perfekt druckt. Aber auch Fehlanzeige: Sieht genau gleich aus. Ein Schweizer Käse.

Jetzt stelle ich den Flow von 0.98 auf 1.1. Sieht immer noch so aus, nur dass die Wände Anzeichen einer Überextrusion zeigen.

Stimmt etwas am Extruder nicht?

Düse getauscht. Das sollte sich noch rächen!

Verkabelung und Spiel am Extruder überprüft: nix! Filament läuft sauber durch und wird kraftvoll gefördert.

Ich sehe aber Temperaturschwankungen im Octoprint: Die Düsentemperatur fällt ständig um ca. 5 Grad nach unten. Das ist nicht dramatisch viel und sollte so ein Fehlerbild nicht verursachen.

PID Tuning!

Trotzdem: PID-Tuning? Also die Kalibrierung der Heizelemente des Druckers? Bett und Düse? Beim Aufheizen kommt es immer wieder zu Überschwingern und Unterschwingern. Bis das System die eingestellte Temperatur halten kann, schwingt die Temperaturkurve um die Linie der eingestellten Temperatur herum. Das System soll aber lernen, wie schnell die Düse aufheizt, um vorher Leistung wegzunehmen und frühzeitig wieder aufzuheizen, bevor die Temperatur zu stark fällt.

Das geht in der originalen Firmware nicht. Aber in der Marlin 2.0 Firmware ist es implementiert. Also habe ich diese frisch kompiliert und auf den Drucker geflasht. Aber im Menü findet sich keine Einstellung für das PID-Tuning. Das hat selbst die Knutwurst-Firmware für den uralten Anycubic i3 Mega. Ich bin enttäuscht. 🙁

Das liegt aber daran, dass bei 3D-Druckern das Mainboard zum Teil vom Display gesteuert wird. Das Display ist ein eigener kleiner Rechner, muss man wissen. In meinem X2 ist ein „neues“ Display mit einem anderen Chipset installiert, für das ich auf die Schnelle kein Update fand. Also gibt es auch keine neuen Menüpunkte mit einer neuen Firmware.

Gut, erstmal kein PID. Aber druckt er besser? Nein, der Druck sieht gleich aus, nur halten jetzt die Lagen untereinander nicht mehr so gut.

Die Superfirmware?

Es gibt noch eine Firmware für den X2 von Etheral Project. Bisschen großkotziger Auftritt und es wird nur von „vielen Tweaks und Verbesserungen“ geschrieben, die diese Firmware mitbringen soll.  Also gut, Firmware geflasht. Das klappt. Aber das Display? Ein Update dafür sollte im Download zu finden sein.

Keine Dokumentation verfügbar. Nur irgendwelche Ordner für Windows und macOS ohne Erklärung. Ich erinnere mich einmal gehört zu haben, dass man den Kram auf eine SD-Karte wirft und der Drucker beim Einschalten die Updates installiert. Ubuntu ist näher an macOS als als Windows, also habe ich den Inhalt dieses Ordners auf eine SD-Karte kopiert. In den Drucker gesteckt … passiert nichts. Null, nada.

Noch einen Druckversuch unternommen. Das dauert. Also suche ich währenddessen in diesem Internetz nach weiteren Informationen. In der Zeit, in der der X2 diesen dürren Würfel ausdruckt, schafft der Qidi ein komplettes Benchy! In viiiiiiel besserer Qualität!

YouTuber?

Ich schaute mir sogar YouTube-Videos über Marlin 2.0 auf dem Sidewinder X2 an. Reinste Zeitverschwendung! Einige der Influencer haben eine Vollmacke, sorry. Die erklären nichts, sondern klicken in einem Explorerfenster mit unscharfer Schrift wüst umher: „Hier, nein, das hier, das muss man dahin schieben und dann … Moment …. nein, so geht das nicht, wie habe ich das gemacht ….?“ Da bekomme ich Aggressionen. Und warum müssen diese Leute immer ihr Gesicht in die Kamera halten? Das will ich nicht sehen! Die sind doch keine Nachrichtensprecher!

Der x-te Ausdruck sah genauso scheiße aus, wie die vorhergehenden. Letzter Versuch: Ich schaue in den Windows-Ordner und sehe … bin-Dateien! MEINE FRESSE! Warum sind die nicht im macOS-Folder? Ich schob die auf die SD-Karte, und ich konnte deren TFT-Update installieren. Aber auch hier kein PID-Tune im Menü. WTF?

Warum kann der Knutwurst Funktionen hinzufügen und diese Leute nicht? 🙁

PID-Tuning ohne Menü

Dann eben manuell.

Gibt es da einen GCode? Ja, gibt es! M303! Wirklich? Na gut.

Das Hotend hat sich aber nicht wirklich kalibrieren lassen:

SENDING:M303 E0 C8 S220
PID Autotune start
bias: 54 d: 54 min: 218.48 max: 227.78
bias: 51 d: 51 min: 218.05 max: 221.67
bias: 49 d: 49 min: 218.45 max: 221.36 Ku: 42.86 Tu: 15.68
Classic PID
Kp: 25.72 Ki: 3.28 Kd: 50.41

PID Autotune finished! Put the last Kp, Ki and Kd constants from below into Configuration.h
#define DEFAULT_Kp 23.95
#define DEFAULT_Ki 2.91
#define DEFAULT_Kd 49.34
echo:Unknown command: „nU55“

WTF? nU55? Nuss was? Ich google danach und finde nichts. Mir schwant, dass der großkotzige Entwickler der Firmware hier richtig scheiße gebaut hat. Ja, nun gut, kann passieren, ist menschlich.

Ich schrieb manuell ein M500 hinterher, damit solle die Sache gespeichert sein.

Das Bett kalibrierte und speicherte hingegen sauber.

Crash!

E-Steps kalibriert und dann nivellierte ich das Bett perfekt. P E R F E K T. Mit Liebe und Hingabe.

Dann Autleveling gestartet. Zur Erklärung: Das levelt nichts, das vermisst nur die Unebenheiten des Druckbetts.

Gespeichert.

Gedruckt.

Hahahaha! Jetzt ist das Bett wirklich im Arsch! Diese blöde Ethereal Project–Firmware hat die Düse auf das Bett gesetzt und dann versucht zu drucken. So schnell habe ich das nicht bemerkt. Die Düse schob sich wie ein Pflug durch die Beschichtung des Betts. Toll gemacht! Danke!

Vielleicht mein Fehler?

Z-Offset durchlaufen lassen.

Passt.

Gespeichert.

Wie kann man das testen? Durch manuelles Nivellieren.

Punkt 1 angesteuert:

Nozzle runter und … *KLOCK*.

Direkt auf die Glasplatte gesetzt!

Mein Fehler, oder? Habe ich nicht gespeichert?

Z-Offset noch mal gemacht.

Aber im Pronterface M500 eingegeben. Ja, es speichert.

Kontrolle ist besser.

Z-Offset wieder aufgerufen.

Und die Düse wieder *klonk*.

WTF?

Tiefer kann ich das Bett nicht mehr leveln! Die Federn sind jetzt am Anschlag!

Dieser Drucker kostet mich jetzt schon mehr Zeit und Nerven als alle anderen Drucker zusammen!

Marlin regelt

Ich habe nun als letzten Versuch, die vorhin kompilierte Marlin-Firmware geflasht und will das Menü erst mal so lassen.

Keine E-Steps kalibriert. Eines nach dem anderen.

Bett wieder so weit hochgedreht, dass die Levelräder am Schraubenende sind. Alle Ecken des Betts sind nun gleich stark gespannt.

Dann manuell gelevelt. Vierpunkt, nicht in der Mitte, denn das X2-Bett gibt dem Wort „Geschlüsselt“ eine völlig neue Bedeutung.

Autoleveling (das sollte ehrlicherweise Bettvermessung heißen) durchgeführt und gespeichert.

Gedruckt.

Suuuuuper!
Ein ordentlicher Druck!
ENDLICH!
In Schulnoten eine 4 und nicht mehr eine 6.

Die Wände sind indessen alle durchgehend 0.37 mm stark.
Aber ich habe Wobbeling auf ca. 3 mm bis 8 mm gesehen. Das sollte nicht passieren und gab es vorher auch nicht.

Letztlich ist das aber eine gute Ausgangsbasis.

Morgen werde ich die E-Steps kalibrieren und hoffen, dass der Flow so passt.

An diese Aktion werden mich eine diagonale Linie zur Druckbettmitte und ein Abdruck eines Würfels inklusive Skirt solange erinnern, bis ich eine Aluplatte für das Ding kaufe.

Ja, ich spielte heute schon mit dem Gedanken an Klipper. Nur als reinen Selbstzweck ist das ja auch doof. Wenn der X2 damit schneller drucken könnte, wäre es interessant, aber soweit ich hörte, ist bei 80 mm/s Feierabend.

Morgen schaue ich, ob ich das Ding zu einem akzeptablen Drucker machen kann. Wenn ich weiß, dass er gut drucken kann, dann kann ich immer noch an Klipper denken.

Nächster Tag

Er druckte ganz passabel. Hatte die Flowrate noch auf 1.01 gestellt, was zu perfekten Wandstärken führte. Allerdings hätte ich mindestens zwei oder drei Wände drucken wollen, damit ich ein besser verwertbares Ergebnis bekomme.

Da sind so … Verbrennungen drin. Ich schob die darauf, dass ich mit dieser Ethereal-Firmware das Hotend zum Spaß auf 300 Grad aufgeheizt hatte, was mächtig Rauch produzierte.

Noch einen Würfel gedruckt. Drei Linien Wandstärke. Ein absolut perfektes Ergebnis auf allen Wänden.

Rüdiger! NEIIIN!

Als Erstes druckte ich ein Einhorn. Das ist klar. Ich wollte es Rüdiger nennen.

Der Druck sah super aus, aber der Flow war doch zu viel.
Stellte ihn später auf 99,5, was okaig aussah.

Dachte, dass diese schwarzen Blobs daher kommen könnten. Aber warum waren die verbrannt?

Und dann riss der Druck von der Platte ab!
Der halbe Kopf des Einhorns fehlte noch!

Rüdiger
Rüüüdigeeeeeeeer!

Mein Einhorn!
Nein!
Rüdiger! Neiiin!

WARUM?
WARUM NUR?
*schluchz*

Was man aber sieht: So über druckt der X2 Überhänge gar nicht, wie alle immer sagen. Ja, klar, der ist rau und da hängt so ein Schmodder dran, aber der Überhang (Kinn) ist wirklich sportlich zu drucken, wenn man keine Stützstrukturen benutzen will.

Ich gehe mit dem Z-Offset noch ein ganz winziges Stück runter und drehe die Temperatur des Betts etwas hoch, denn OrcaSlicer stellt die nur auf 55 Grad ein.

Ob auch die 220 Grad für PLA sein müssen, die Orca einstellt? Na ja. Eher nicht.

Schwarze Brocken

Die schwarzen Brocken nervten. Woher kamen die? Ganz einfach: Das Hotend leckt! Ich hatte die Düse beim Wechsel wohl nicht fest genug angezogen. Das sollten um die 7 Nm sein, wie ich mal hörte. Das ist nicht viel. Aber für den X2 wohl zu wenig.

Beim Qidi und beim Any habe ich schon die Düsen gewechselt. Mit einer kleinen Ratsche und einer Nuss. Das ist ratzfatz erledigt. Aber beim Sidewinder X2 ist das Hotend im Prinzip lose. Laut eines Videos von Artillery … ach, was erzähle ich? Man muss es selbst sehen:

Man muss den verdamten Druckkopf zerlegen? WTF?
Die halten das Hotend mit einer reppigen Zange fest! WTF?

Nun gut, das Zerlegen musste ohnehin sein, denn das Innere des Druckkopfes war voller Filament. Das erklärt auch, warum ich die Flowrate nach oben setzen musste. Kam ja nicht genug aus der Düse raus, das lief ja in den Druckkopf und tropfte dann auf das Druckteil Suuuuper.

Mit einer Heißluftpistole und einer Messingbürste gelang es mir, den Druckkopf wieder komplett zu säubern.

Erster „ernsthafter“ Druck

Ich habe danach mal meinen ersten ernsthaften Druck angestoßen. Der wurde aber eher mau.

Ja, ich hatte nicht alle Teile auf dem unteren Bild auf dem Druckbett, vielleicht ein Drittel davon.

Ich wollte Stringing vermeiden und ließ großzügige Abstände zwischen den Druckteilen.

Hat nicht funktioniert. 🙁

Mir war nicht klar, wie toll der X2 über eine Distanz von 20 cm waagerechte, nicht durchhängende Fäden ziehen kann. Und so viele! 🙂

Trotzdem werde ich das Ergebnis verwenden, denn mein graues PLA geht zur Neige.

Nase voll, Feierabend!

Noch ein weiterer Tag

Heute den Retrackt eingestellt: 2 mm mit 25 mm/s. Das sollte Stringing vermeiden. Um das Z-Wobbeling kümmere ich mich danach, das liegt einfach an der Brücke, die unten wohl etwas im Rahmen klemmt. Das passiert bei einem modernen 3D-Drucker eher nicht.

Das nächste Projekt ist auch wieder produktiv, denn ich hatte vor einem Jahr eine hintere Abdeckung für Steckdosen gebaut, die in einen Schrank eingebaut sind. Die Bilder findet man —> hier.

Merkte erst am Ende, dass die mein Any i3 Mega nicht drucken kann. Nun habe ich ja den passenden Drucker. Ob der Druck Z-Wobbeling hat oder Peng ist egal, das ist ein Funktionsteil mit geringer Höhe, das man ohnehin nicht richtig sieht, wenn es eingebaut ist.

Gut, die sind jetzt kein Test für Stringing, aber doch … zwischen den Bauteilen wäre sicher sonst Stringing entstanden. Mit dem Druckergebnis bin ich bisher zufrieden. Sieht aus wie vom Any.

Ja, das, was die Szenerie beleuchtet, ist so eine 1,29 EUR USB-Lampe aus dem Action Markt, die im USB-Stick-Port des X2 steckt und an deren Schwanenhals ich eine Logitech C270 Webcam mit einem Kabelbinder befestigt habe. Das funktioniert so gut, dass ich dafür eventuell eine Halterung konstruiere.

Rollladen geschlossen

Und dann schloss ich die elektrischen Rollläden. Zufall oder nicht, aber just in diesem Augenblick brach die Verbindung zwischen dem Raspberry mit Octoprint und dem Drucker zusammen. Jeder Versuch den Druck fortzusetzen scheiterte.

Ach ja, macht nichts. Mein Modell hatte ohnehin einen viel zu dicken Deckel, da muss ich eh noch einmal bei.

Trotzdem habe ich nun die Faxen dicke. Es gibt noch andere, viel wichtigere Dinge im Leben, als am Drucker zu basteln.

Nun weiß ich meinen modernen Qidi X-Smart 3 zu schätzen. Der druckt direkt aus der Packung ohne Aufbauen, justieren und basteln schnell und perfekt.

Fazit

Ich sehe schon die „Experten“ die Augen verdrehen. Das Problem ist nicht der Drucker, das Problem bin natürlich ich. Ich sollte doch gefälligst verstehen, wie so ein 3D-Drucker und seine Firmware funktioniert. Muss alle GCodes auswendig kennen, klar. Ein Klipper-Studium absolvieren. Habe ja keine anderen Hobbys. Ich bin seit Jahren Anfänger. Und es ist mir egal.

Diese Leute haben keine Familie, kein Haus, keine anderen Hobbys und vermutlich einen Halbtagsjob. Für die ist der Drucker das Hobby und nicht das Drucken.

Ich habe neulich einen Artikel darüber geschrieben, dass diese Bastler-Generation mit der neuen 3D-Drucker-Generation fremdelt. Nicht alle, das ist klar, aber die Hardcore-Bastler hassen Bambu Lab und Qidi-Tech – und deren Besitzer.

Ach ja, woran erkennst Du ob jemand einen 3D-Drucker von Bambu Lab besitzt?
Er wird es Dir sofort erzählen.

Ja, diese Leute missionieren und sprechen in einer seltsamen Werbesprache, mit Abkürzungen, die meist nur Bambu Lab verwendet. Das irritiert manchmal schon etwas und erinnert an manche Apple-User.

Update

Ich habe meinen Frieden mit dem X2 gemacht. Es gibt zwar noch einiges zu „optimieren“, aber er druckt nun so, wie er soll. Das Problem mit dem Druckabbruch beim Schließen der Rollläden war schnell ausgemacht: ein billiges LAN-Kabel, das, wenn ich mich recht entsinne, bei einer Überwachungskamera beilag, hätte ich besser gleich entsorgen sollen.

Am Stecker hatte sich die Hülle mit der Schirmung gelöst. So konnte vermutlich ein elektromagnetischer Impuls eines der Elektromotoren die Datenübertragung stören und dadurch den Raspi aus den Tritt bringen.

Der Artillery Sidewinder X2 besticht vor allem durch die geringe Geräuschkulisse. Da er keinen Netzteillüfter hat, ist er im Standby einfach … still.

Mein Anycubic i3 Mega läuft indessen endlich mit Klipper und den leisten Motortreibern. Er ist nun deutlich leiser und schneller als vorher. Sehr angenehm. Das kann der Sidewinder X2 aber noch toppen. Wenn er druckt, hört man die Motoren zwar ebenfalls nicht aber durch die Gummirollen anstelle der Linearlager des Ai3M ist er in Bewegung sogar noch leiser. Ein wirklich angenehmes, unaufdringliches Geräusch. Fast schon beruhigend.

Zweiter Versuch

Vor einem Jahr hatte ich eine Abdeckung für die oben angeführten Schalterdosen entworfen, die man in der Flurgarderobe noch von innen sehen konnte. Als ich sie drucken wollte, stellte ich fest, dass sie viel zu groß für meinen arme kleinen Ai3M waren.

Aber auf das Druckbett des SW-X2 passten sie perfekt. Allerdings benötigte er dafür auch etwa sechs Stunden. Ja, ja, er ist auch nicht der schnellste Drucker, mit seinen 80 mm/s, mit denen ich ihn schon mehr als Artillery empfiehlt, gescheucht habe. Die sagen, man soll nicht schneller als 60 mm/s drucken.

SW-X2, erster guter Druck
SW-X2, erster guter Druck

 

SW-X2, erster guter Druck
SW-X2, erster guter Druck

Dafür ist das Druckergebnis absolut in Ordnung. Wieder das Kingroon-Filament. Das ist wirklich super. Allerdings habe ich immer noch den Z-Versatz auf ca. 3 mm Druckhöhe. Hier muss ich noch einmal die Brücke der Z-Achse lösen und neu ausrichten. Das sollte Abhilfe schaffen.

Der Z-Offset und das Bett sind perfekt eingestellt. Die Schichthaftung auf der Glasoberfläche ist unglaublich gut.

Einziges Problem bzw. First-World-Problem: Der Druck löst sich von selbst, wenn die Glasplatte komplett abgekühlt ist. Das dauert natürlich. Eine solche PEI-Platte nimmt man runter, biegt sie und die Druckobjekte fallen runter.

Für die Any und die Sidewinder nehme ich ein Cuttermesser. Damit gehe ich unter eine Ecke, ziehe es vorsichtig ein paar Zentimeter weiter, bis ich den Spachtel, der jedem Drucker beiliegt, unter den Spalt schieben kann. Das Bauteil löst sich dann relativ leicht.

Den Deckel habe ich auch gleich montiert. Hat fast so gepasst, wie ich es geplant hatte, nur die Abdeckung des hinteren Spalts in der Rückwand des Schrankes hätte ich besser planen können. Aber das ging auch so.

Ich bin wirklich froh, dass jetzt alle meine Drucker einsatzbereit sind. Es ist schon ein unangenehmes Gefühl, wenn da ein Metallklotz steht, der nicht drucken kann. Nun freue ich mich schon auf die ersten langen Drucke mit dem Sidewinder X2. Aber das geht erst, wenn ich mein Arbeitszimmer im KBZ einrichten kann.

2 Gedanken zu „Spaß mit dem neuen 3D-Drucker! (Update)“

  1. Ich habe mich mal wieder köstlich amüsiert bei deinem Artikel!

    Genau aus diesen von dir beschriebenen Gründen zögere ich immer noch mir einen 3D Drucker zu kaufen. Ich hätte das Teil im Artikel vermutlich nach 5 Stunden aus dem Fenster geworfen, so ein gefrickel darf eigentlich heutzutage nicht mehr vorkommen. Hut ab für deinen Ehrgeiz!

    Eben wie du sagst, wenn das Hobby der Drucker ist dann bitteschön sollen sie lange Bastelspaß daran haben, Filament verballern wie sie Lust und Zeit haben aber ohne mich!

    Gut, gegen kleine Verbesserungen habe ich auch nichts einzuwenden wenn sie das Druckergebnis verbessern. Zeitsparen ist meiner Meinung nach nicht das größte Maß aller Dinge. Klar will man den Druck schnell erledigt haben aber gut Ding braucht Weile….

    Ich werde wohl irgendwann dem Qidi X-Smart 3 eine Chance geben

    Antworten
    • Richtig, man kann über Bambu Lab sagen was man will, aber die haben die Einstiegshürde deutlich gesenkt. Sind mir nur zu teuer.
      Den X-Smart 3 gab es jetzt wohl für 280 EUR. Versand aus der EU.

      Ich habe da neulich auch eine Firmware installiert, die Qidi auf GitHub nicht als nur für den internen Gebrauch markierte. Ja, doof, da ist die Filamentwechselprozedur so doof gemacht, dass sie dreimal so lange dauert und man einen Schlauch abfummeln muss. Die wollten das einsteigerfreundlicher gestalten. Hat nicht geklappt. Auf meine Beschwerde bekam ich am Nachmittag innerhalb von zwei(!) Minuten eine Antwort von Qidi! Eine echte, persönliche. Der Support ist schon spitze, die geben richtig Gas.

      Was anderes: Ich habe ein Bild vom halben Rüdiger in den Artikel gepflegt, wenn Deine Nerven das aushalten, dann nur zu. Aber beschwere Dich nicht, wenn Du Albträume bekommst.

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