Es ging ganz plötzlich: spratzen, röhren und brabbeln im Schiebebetrieb. Der Picanto hörte sich auf einmal so ungehobelt – andere sagen „sportlich“ – an. Ja, ja, ich gebe ja zu: schlecht hat sich das – zumindest drinnen – nicht angehört. Aber der TÜV ist bald fällig und ich habe im Hinterkopf, dass die bei solchen Dingen eher humorlos sind.
Nach genau 11,5 Jahren fing der Picanto an zu röhren. Diagnose: Nachschalldämpfer undicht. Unter das Auto gelegt, geschaut… hmmm, der Endtopf sieht doch noch tacko aus. Aber etwas weiter vorne sah ich an der Schelle schwarzen Ruß. Ja, ich fahre zu viel Kurzstrecke, ist mir klar. :-( Irgendwas war da undicht.
Nun sind die Konstrukteure ja nicht völlig verblödet. Wenn die Nachschalldämpfer sowieso als erstes durch Kondenswasser von innen durchfaulen, dann kann man auch an der Nahtstelle zwischen Hauptschalldämpfer und Nachschalldämpfer die Stelle zum Endtopf so auslegen, dass diese auch zuerst kaputt geht. Aus heutiger Sicht ist das natürlich ein feiner Zug von denen, Stichwort geplante Obsoleszenz. Der Pic ist von 2004 – keine Ahnung, ob die Hersteller heute die Auspuffanlagen so konstruieren, dass ich in meinem Fall gleich die gesamte Auspuffanlage hätte austauschen müssen?
Ich hätte nun den Endpott bei Kia kaufen können: teuer!
Ich hätte nun den Endpott auf Ebay schiessen können: billig!
Ich entschied mich für den Mittelweg: Einen guten Aftermarket-Auspuff von Bosal. Der sollte leidlich lange halten.
Wir hatten den Picanto im November 2004 neu bei Kia Deutschland gekauft, der ist quasi noch ein Neuwagen. :-) Da kann man auch mal was besseres unter das Auto löten, als einen Auspuff vom Polen Paule.
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(Arsch hoch!
(Werkzeug bereit legen)
Im Gegensatz zu Espace, Trajet und Rexton, bei denen man auch eine Anhängerkupplung einbauen kann, ohne das Auto aufzubocken, ist das bei einem Kleinwagen natürlich nicht möglich: Picanto: Anhängerkupplung einbauen
Auch der Endtopf-Wechsel wäre ohne Auffahrrampen unmöglich, wenn man nicht gerade der Gummimensch „Mr. Fantastic“ wäre.
(Kurzer Check: alles wie neu an dem alten Picanto)
Die Kiste ist von unten wirklich noch super in Schuss. Dafür, dass Kia den neuen Picanto damit bewarb, dass der alte nur auf Kosteneffizienz getrimmt wurde (also gewissermaßen billig gemacht wäre), mussten nur folgende Teile erneuert werden (ohne die, die bei den Inspektionen sowieso getauscht werden müssen – Filter, Kerzen, Zahnriemen, etc.):
10.000 km: Schachtleisten an den Türen vergraut, auf Garantie bei Kia tauschen lassen.
30.000 km: Scheinwerferbirnen selbst getauscht: Philips Xtreme Racing Performance: 50 Euro
40.000 km: Scheinwerferbirnen selbst getauscht: Baumark-Funzeln (bei 150tkm immer noch drin): 10 Euro
80.000 km: Scheibenwischermotor tauschen lassen: 140 Euro bei Kia, Originalteil
90.000 km: Vordere Beläge und Scheiben tauschen lassen: 140 Euro bei Kia, Originalteile
105.000 km: Hintere Scheiben und Beläge tauschen lassen: 125 Euro bei Kia, Originalteile
135.000 km: Vordere Domlager getauscht: 135 Euro, freie Werkstatt, After-Sales-Market-Neuteile
140.000 km: Steinschlag im Klimakühler. Wir ließen das erst nach einem Jahr machen, da war dann auch der Kompressor durch fehlendes Klimamittel undicht: 280 Euro in freier Werkstatt, After-Sales-Market-Neuteile (Großhandelspreise)
145.000 km: Dachimmel hing durch, selbst gemacht: 40 Euro
150.000 km: Endschalldämpfer selber erneuert: 90 Euro, Bosal
Scheibenwischer zähle ich nicht dazu. Filter sind ja auch in den Inspektionen dabei.
(Caramba! Da ist Ruß!)
Nach mehr als elf Jahren löst sich so eine Schelle nicht freiwillig, das kann man vergessen! Also ordentlich Caramba drauf und erst mal einen guten Kaffee kochen!
Nach einiger Zeit können wir versuchen die Schraube zu lösen. Naturgemäß nicht ganz leicht, weil sich der ganze Auspuff beim drehen mitbewegt. Zuerst machen wir mit einer Drahtbürste das Schraubengewinde sauber.
(Drahtbürstenaufsatz)
(Schraube und Gewinde sauber)
Ich gebe der Wahrheit die Ehre: Das bringt natürlich alles nichts. Hier hilft nur rohe Gewalt. Lange 16er-Nuss auf die Ratsche und gib ihm! Die Schraube löst sich nicht, aber man reisst die olle Schelle kaputt und kann sie abziehen.
Klar, ich hätte mit der Lötlampe arbeiten und die Mutter erhitzen können, aber es ging ja auch so.
Die Werks-Lösung von Kia, mit dieser komplett umschliessenden Schelle ist schon wirklich super gemacht und auch das Lösen der Schelle war nicht sonderlich schwer.
Den losen Pott nun vorne und hinten aus den Gummilagern drücken. Dabei wirkt etwas Fett wahre Wunder!
(Alt und neu von unten)
(Alt und neu von oben)
(Loch am Flansch, siehe Schatten!)
Auffällig ist, dass der originale Kia-Auspuff deutlich größer ist! Trotzdem passte der Bosal wieder perfekt unter das Auto.
Der alte Pott ist eigentlich noch gut. Da rasselt nichts drin, da ist nichts durchgegammelt. Hätte man auch schweissen können. Aber egal, so ist dauerhaft Ruhe im Wortsinne.
(Alte und neue Schelle)
Das alte Rohr vom Hauptschalldämpfer mit einer Drahtbürste und ggf. etwas Schmirgelpapier an der Nahstelle säubern. Ich habe dort etwas Kupferpaste dran getan, damit das nicht zusammenrostet.
Den neuen Pott nun an den beiden Gummis wieder einhängen und die Schelle an den Rohren anbringen.
(neue Schelle festgezogen)
Die Schraubengewinde habe ich mit Kupferpaste eingeschmiert, damit sie sich ggf. etwas leichter wieder lösen können. An den heissen Auspuffanlagen ist Kupferpaste geeignet. Aber nehmt niemals Kupferpaste an den Stehbolzen von Aluminium-Zylinderköpfen, denn das Halbedelmetall Kupfer wird Euch die Gewinde im Kopf zerfressen, da sich das Alu für das Kupfer „opfern“ wird.
Ebenso hat Kupferpaste nichts an Radmuttern oder -bolzen zu suchen.
Aber wieder zum Thema: Schelle so setzen, dass man auch noch mit Schlüssel und Ratsche an die Schrauben kommt, aber nachher nichts an die Karosserie bzw. an das Hitzeschild des Tanks schlagen kann. Mal ordentlich rütteln reicht meist schon.
An dieser Stelle mal richtig Schimpfe mit Boasal: Wären die Schrauben nur zwei Milimeter länger gewesen, so hätte ich die zweite Sicherungs-Unterlegscheibe auch noch darunter bekommen. Ich hatte beide Muttern schon komplett mit den Schrauben bündig gedreht, aber beim Lösen federten die Schellen wieder soweit zurück, dass ich die U-Scheiben wieder nicht draufbekam.
Klar, ich hätte nun alles noch einmal lösen können, aber darauf hatte ich aber keinen Bock mehr. Ich behalte das im Auge und gut ist.
(passt: Bosal-Endtopf)
(lugt weiter vor: Endrohr)
(trotzdem unsichtbar: Endrohr)
Das Endrohr steht etwas weiter vor, was man aber aus normaler Sicht nicht sieht.
Hier noch der Vergleich zu vorher und nachher:
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Auspuff Picanto |
Jo! Das ist wunderbar leise. Hat wohl geklappt.
Schnell noch eine ruppige und hochdrehende Probefahrt gemacht: Ja, alles ist gut.
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