Der Auszug ist endlich durch! Ich muss gestehen, dass wir es ohne einen glücklichen Zufall nicht geschafft hätten. Am letzten Tag des Mietvertrages – die Teppiche lagen noch in allen Zimmern und irgendwie hatten wir am Ende noch drei Autoladungen Möbel und Kleinkram in der Wohnung verstreut und wir gifteten uns schon echt an – setzte ich mich entnervt auf die Treppenstufen, nahm mein Handy und checkte meine Mails. Warum auch immer, ich hatte natürlich besseres zu tun! Aber da war eine Rückfragemail von SssangYong. Ging um die exakten Ersatzteile, die am Rodius defekt waren. Zwei Gummilager und eine ein Welleneingangslager mit Dichtung. Die schickten eine Explosionszeichnung und ich solle die Teile auswählen.
Bah! Das wusste doch nur Vergölst. Die sind um die Ecke. Ich benötigte etwas anderes als die Wohnung und taperte dahin. Ich war etwas zu früh, die waren noch im Mittag (isso in unserem Ort – und mittwochnachmittags ist hier eh alles zu), öffneten aber einige Minuten früher. Der Kollesch, der den Rodius machte, war nicht da. Aber der junge Kollege wollte die Karre schnell auf die Hebebühne packen. Ich also zurückgelaufen und mit dem Auto zurückgekommen.
Auf dem Weg zurück kommt ein Kerle direkt vor mir aus der Sparkasse. Ich lese: „Entrümpelungen“ auf seiner Jacke.
Laufe weiter hinter ihm her.
Hmmm, Entrümpelungen… das passt doch!
„Entschuldigung! Sie machen Entrümpelungen? Haben Sie heute zufällig Zeit?“
Hatte er!
Und er kannte das Haus und unsere Vermieterin, weil er auch nebenher noch im eigentlichen Job als Landschaftsgärtner unterwegs ist!
Wow! Es gibt doch einen Gott!
Er heißt Abdul, wohnt im Flüchtlingsheim und arbeitet für ein Entrümpelungsunternehmen. Er kommt aus Syrien und hatte dort ein großes Haus mit 2.000 Garten und eine Firma, mit der er oft im Libanon war. Durch den Krieg hat er alles verloren.
Bemerkenswert, dass er seine gute Laune und seine positive Ausstrahlung nicht verloren hat, sondern es auch noch schaffte, uns mitzureißen.
Am Ersten um 12:00 Uhr war Schlüsselübergabe. Abdul hatte erst wieder am späten Nachmittag einen Gartenpflegetermin und half so auch am zweiten Tag beim Putzen.
Das war dann am Ende die leere Wohnung:
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Hier die Tour im VOLLBILD!
In der Tour gibt es zahlreiche Infoboxen zu der Wohnung. Was war gut, was war schlecht. Nun… wir sind heilfroh dort raus zu sein und empfehlen auch niemanden diese Wohnung zu mieten.
Es ist eine hellhörige 1990er Yuppie-Wohnung mit maroden Leitungen, undichten Wänden und schlecht isolierten Fenstern, einer Heizung, die immer wieder Liebe durch einen Heizungsmenschen benötigt und dreißig Jahren alten Bädern.
Der Sanierungsstau ist so hoch, dass sich selbst die Sparkassenversicherung bei einem Wasserschaden weigerte, eine Reparatur zu bezahlen, bei der die Leitungen wieder Unterputz verlegt werden.
Im Schlafzimmer kann man auch nachts das Fenster nicht öffnen, weil der Straßenlärm wirklich nervt. Am Wochenende blasen die Hillbillies um 4:30 Uhr mit ehrlich geschätzten 100 km/h durch den Ort. BÄÄÄÄM! Und man steht senkrecht im Bett.
Die Straße hat eine ganz üble Charakteristik. In den unteren Stockwerken fällt das nicht auf, aber bei uns ist es wirklich krass gewesen.
Jeden Tag, auch am Wochenende, bimmelt die benachbarte Kirche viermal am Tag Sturm. 07:00, 12:00, 18:00 und um 19:30 Uhr.
Die Akustik in der Wohnung ist dann so, dass man sich im hinteren Anbau nicht mehr unterhalten kann, geschweige denn einen klaren Gedanken beim Schreiben fassen kann.
Aber egal, das haben wir hinter uns.
Dann der Oberklopper! Die Vermieterin wollte, dass wir die Küche mitnehmen, die eigentlich ihr gehört. Meine Frau™ hatte die alte Pressspan-Baumarktküche beim Einzug nach Absprache mit der Vermieterin durch eine von Ikea ersetzt aber die alten Elektrogeräte behalten.
Die Elektrogeräte sollten wir auf unsere Kosten entsorgen. Die Küche haben wir klein gemacht, aber den Kühlschrank in der Wohnung gelassen und den Herd in den Keller gestellt.
Sie hat sich nie um die Reparaturen gekümmert, die von Art und Umfang in ihrem Zuständigkeitsbereich lagen.
Egal, kann man alles in den Infoboxen in der VR-Tour lesen.
Küche praktisch wortwörtlich klein geschlagen und entsorgt.
Hier fällt auf, dass in dieser Wohnung alles aus Kunststoff kaputtging. Ich weiß nicht, ob hier irgendwas ausdünstet, dass Weichmacher angreift. Bei der nur fünf Jahre alten Geschirrspülmaschine von Miele brach der Öffnungsgriff ab. Im Kühlschrank splitterten die Boxen im Gefrierbereich, wenn man TK-Packungen nur hineinlegte!
Soviel dazu, dass wir den Container niemals voll bekommen!
Na ja, ist gewissermaßen gestrichen voll.
Unglaublich: Wir haben mit dem ganzen Rest aus dem Keller, also Regale, Fahrrad, Blumenkübel – sowie natürlich den Putzutensilien und dem Werkzeug auch an diesem Tag den Rodius voll bekommen!
Was für ein Gerümpel!
Wo kam das alles noch her?
Egal, wir sind nun froh, dass wir es hinter uns haben, auch wenn im Haus sicher 90 % der Dinge noch nicht an dem Platz stehen, an dem sie am Ende stehen sollen.
Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.