Urlaubsimpressionen: Sprüche, Erlebnisse, Anekdoten. Elterntypen. Kindertypen. Campertypen. Autofahrertypen. Fremd- und Eigenscham. Anmerkung: Die Bilder stammen nicht alle aus diesem Urlaub.
28. Juli: Lebensimpressionen
Tochter S™ sitzt im Kindersitz des Rextons:
Hat die Gurtzunge in der Hand, starrt auf den verschlungenen Gurt und meint:
„Der Gurt ist verdreht …“, sie seufzt, „so wie das Leben …“
Ich frage erstaunt „Bitte?“
Sie antwortet im genervten Tonfall, als sei man grenzdebil:
„Wie das Le-ben!“
28. Juli: Stauimpressionen
Vollsperrung.
Alles steht.
Rettungsgasse Fehlanzeige.
Am Staukopf sollen die eben wie Männer sterben.
Weiter vorne sehen wir die Blaulichter.
Rettungswagen, Polizei, alles da.
Wir stehen mit den Rädern des Wohnwagens auf der rechten Seitenlinie. Hinter uns ein LKW im lärmenden Leerlauf.
Ich stehe an der Leitplanke, schaue in die Landschaft.
Plötzlich ein heißer Hauch hinter mir. Ein Audi braust den Standstreifen mit rund 70 km/h entlang. Zwischen der Leitplanke, dem Wohnwagen – und mir. Was soll man sagen? Danke, Vollpfosten?
Merkbefreit – typischer Audi-Fahrer eben.
Vier Nullen am Kühler – und die fünfte sitzt am Steuer.
Hinter ihm noch zwei weitere geleaste Vertreterkarren – auf der Suche nach der nicht vorhandenen Abfahrt. Direkt vor der Unfallstelle versuchen sie wieder nach links zwischen die stehenden Autos zu kommen. Die Rennleitung stellt ihnen dafür Tickets aus.
Gibt es doch einen Gott?
28. Juli: Bildungsimpressionen
Das Gespräch während der Fahrt kommt auf die Infoveranstaltung einer weiterführenden Schule, die wir letztens besuchten.
Tochter S® (6): „Nur weil Bruder D© eine Eins geschrieben hat, geht er auf eine andere Schule!?“
„Äh… ja… so ungefähr…“
„Ich werde keine Eins schreiben, ich will leben!“
28. Juli: Redeimpressionen
Sandwichttochter im Redeschwall.
Auf einmal: „Du bist respektlos, Mama! Du hörst mir nicht zu!“
„Doch, aber es war so schrecklich uninteressant …“
28. Juli: Sprachimpressionen
„Michaela von Bitmarc“, einst die beste Stimme für Navis, zickt auf dem Android-Autoradio herum: In Österreich will sie mich partout von der (bereits bezahlten) Autobahn weg lotsen.
Das analoge Navigationssystem auf dem Beifahrersitz befindet sich im Ruhezustand.
Digitalen wie analogen Navi ist jeweils eine ebenso beharrliche wie nervenaufreibende Rechthaberei zu eigen.
Beschließe daher nachzugeben und die Fahrt über Land fortzusetzen.
29. Juli: Passimpressionen
Wir sind mit dem Wohnwagen über den Plöcknerpass gefahren. Landschaftlich tatsächlich reizvoll.
Besonders gefallen hat das Schild „Ende der Ausbaustrecke“.
Und natürlich der sich anschließende asphaltierte Acker.
Seltsamerweise war der Wohnwagen danach noch heile.
Also fast.
Die Bremsen sind nun runter … beim Bremsen bergab knuffte uns der Wohnwagen fortan wie ein rolliger Hund – freundlich, aber bestimmt und eine Spur zu aufdringlich – ins Heck.
30. Juli: Essensimpressionen
Die am Rexton angebaute Theke eingeweiht.
Erstklassiges Extra!
Sehr nützlich!
Mahlzeit!
01. August: Flüchtlingsimpressionen
Im Restaurant ein Gespräch an Nachbartisch belauscht. Ging wohl darum, dass ein Campingplatz/Bauer/whatever Geflüchtete untergebracht hat und diese wohl mehr oder weniger freiwillige kleinere Arbeiten für ihn erledigen.
Person A: „Ja, aber was sollen die denn machen?“
Person B: „Na ja, man kann die doch kurz anlernen. Rasenmähen zum Beispiel.“
A: „Rasenmähen?“
B: „Ja, Rasenmähen kann jeder. Selbst ich.“
A: „Aber … da, wo die herkommen, da gibt es doch gar keinen Rasen!“
Ich: „Bedienung! Einen Kanister Lambrusco, bitte! SCHNELL!“
02. August: Reinlichkeitsimpressionen
Ein heulendes Geräusch weckt mich aus dem unruhigen Mittagsschlaf, den ich in der Hängematte zu verbringen pflege. Ich hebe matt die Sonnenbrille und sehe mit schlafverkrusteten Augen, wie der Nachbar (deutsch) den Boden des Vorzeltes mit einem jaulenden Nass-Trockensauger (Kärcher) liebevoll, etwas zu gründlich, aber vor allem deutlich zu laut(!) absaugt.
Beschließe spontan, dies als surrealen Traum abzuspeichern.
Am nächsten Tag spreche ich mit einer Nachbarin darüber. Die meinte nur trocken: „Der würde auch noch die Gass feucht durchwischen, wenn das ginge.“
02. August: Filmimpressionen
Der Raspi am 27″ IPS-Monitor unterhält mit einem Dino-Filmchen.
Dabei habe ich die spontane Idee für ein Blockbuster-Rezept.
Man nehme:
- Ein Typ „Ich habe es doch gleich gesagt!“, Held wider Willen
- Reicher Typ, Bösewicht wider Willen
- Zwei irrationale Kinder als instabiles Element.
- Eine hysterische Kreische, die sich zur pragmatischen Heldin wandelt und beim Rennen in High Heels ordentlich was wackeln lässt. (entwickelt Mutterinstinkte… also die Figur, nicht der Zuschauer)
- Inkompetenter, aber dynamischer Bösewicht (lustig-brutales Ende)
- Passionierte(r) Jäger (schneller & sinnloser Tod)
- Dinosaurier, gute
- Dinosaurier, böse
- Lange unsichtbarer, böser Megasaurus™, tritt nur als Wellen im Glas oder als Schatten zwischen Blättern auf
- Mercedes SUV, gute
- schwarze Geländewagen, böse
- Bunte oder futuristische Fahrzeuge, welche die Insassen wie ein Tankstellensandwich präsentieren
- lahme Slapstick-Elemente
- Zweigeteilte Menschen in „lustig“
FERTIG ist der Blockbuster!
03. August: Alkoholimpressionen
Die Sechzehnjährige® öffnet den Außenkühlschrank. Die Sonne taucht ihr Gesicht in einen warmen, goldenen Schimmer, als sich die Strahlen in den Becks Gold-Flaschen reflektieren, die in der undefinierbaren Suppe aus Tauwasser, Etikettenrückständen und Limonadentropfen schwimmen. Ich muss an Indy Jones und die Bundeslade denken. Im Geiste höre ich einen sphärischen Ton: „Oooooooohhh“
Ein extrem zufriedenes Lächeln umspielt ihre Mundwinkel, als sie zielsicher und glücklich nach einer kalten Flasche Schöffesaft greift.
Dieses Glück muss sie mit uns teilen.
Sie blickt uns an und fragt: „Jemand ein Bier?“
Sohn D™ blickt mich an, dann auf seine Coke. „Nein, danke, ich habe ne Cherry Coke.“
Ich schaue mein abstinentes Wasserglas an: „Danke, alles gut.“
Etwas enttäuscht setzt sie sich zu uns und meint nach einem langen, erfrischen Schluck aus ihrer Flasche:
„Für Euch Männer ist auch noch eine Tüte kalte Milch da.“
04. August: Filmimpressionen II
Lasse Tochter N® einen Blick in den alten Streifen „Antarctica“ mit dem früh verstorbenen Paul Walker in der Hauptrolle werfen:
Sie ganz begeistert: „Oooooh, wie süüüß – und der Husky ist auch ganz niedlich!“
04. August: KIZ-Impressionen
Mein Augenlid zuckt unregelmäßig, als ich Tochter S™ (6) fröhlich vom Badehaus wiederkehren sehe. Sie hüpft ausgelassen, schwenkt dabei den Kulturbeutel vor und zurück – und intoniert dabei sehr laut KIZs „Bumm, Bumm, Bumm Bumm! Ich bring Euch alle um! Ich hab nen roten Knopf mit einem Totenkopf!“
06. August: Filmimpressionen III
Am Frühstückstisch kommt das Gespräch auf zu schauende Filme. Es wird „Kill the Boss 2″ erwähnt.
Tochter S® (6): „Waaas? Käsebock Zwei?“
Merke: Nicht mit vollem Mund sprechen!
11. August: Toilettenimpressionen
Lieber Geschlechtsgenosse,
ja, genau Dich meine ich.
Ja, Dich.
Genau!
Ja, auch ich vermisse hier Pissoirs schmerzlich…
Ich höre Dich immer neben mir in der Kabine im Stehen pissen.
Ja, schöner, kräftiger Strahl.
Alles gut mit der Prostata.
Freut mich.
Vielleicht etwas zu viel Sprühnebel für meinen Geschmack.
Wenn ich viel Glück habe, dann hast Du die Klobrille dieses Mal hochgeklappt gelassen. Dann meide ich diese Kabine einfach das nächste Mal.
Wenn ich Pech habe und Du Dich direkt durch (um, auf) die Brille (respektive Schüsselrand, Boden, Wände) erleichtert hast, setzte ich mich schlaftrunken direkt in Deine warmen, durch die Verdunstung halb eingedickten Tropfen.
Halb so wild, der Ausschlag geht nach ein paar Spritzen und einer guten Creme auch bald wieder weg. Gegen Hepatitis A-Z bin ich zum Glück geimpft.
Ach … und dass Du Dir nie die Hände wäschst, höre ich daran, ich welcher Richtung Du gewohnheitsmäßig die Kabine verlässt.
Daher fasse ich auch nur sehr ungern die Griffe der Einkaufskörbe im nahe gelegenen Supermarkt an…
Ich störe mich auch nicht an dem schmatzenden Geräusch, welches meine Crocs verursachen, wenn sie sich vom feucht-klebrigen Belag rund um die Schüssel lösen. Das gehört zum Camping wohl dazu.
Mal am Rande: War das Dein benutztes Pflaster, in das ich gestern mit Schaum in den Augen gegriffen habe, als ich nach der Armatur unter der Dusche tastete und dabei in der Ablage landete?
Draußen hast Du dann Dein Rad quer vor die anderen Räder gestellt.
Richtig!
Ständer sind was für Sitzpinkler und der einzige Ständer, den Du benötigst, den hast Du in der Hose.
Schon klar.
Uups, da ist mir doch Dein Rad beim Wegräumen aus der Hand gerutscht!
Sorry, urinfeuchte Finger – kennst Du ja.
Auf dem Rückweg riss ich auf dem Rad schon siegestrunken die Arme nach oben, als ich die Zielmarkierung sah.
Ein Zielband auf dem Campingplatz?
WTF?
Doch lieber mal in die Eisen gehen!
Sieh da:
Das warst nur Du mit Deinem Köter an der Schleppleine.
Du links, er rechts – die Leine quer über de Gass gespannt.
Wenn ich dann an meinem Platz ankomme, vermischen sich Deine Hinterlassenschaften unter der Sohle meiner Crocs mit denen Deiner dauerkläffenden Kackbratze, die direkt auf meine Parzelle gekackt hat.
Macht nichts, ich habe ja selbst die Beutel an unserer Hundeleine, ich mache das gerne weg – so wie Mutti auch bei Euch zu Hause gerne die Wände und den Boden um Eure Toilette putzt.
Tut sie doch, oder?
12. August: Seximpressionen
Endlich mal ein paar Minuten allein. Körperliche Beziehungsausübung für Erwachsene ist angesagt. Da klopft es an der Tür. Öffne die obere Hälfte der Wohnwagentür und spähe durch die Fliegenschutzbommel. Tochter S™ steht mit einer Geschäftsfreundin vor der Tür. Sie wollen zum Strand. Gewährt.
Da bemerkt sie es doch noch: „DU BIST JA NACKIG! HAHAHA! NACKIG!“
Das stellt sie viel zu laut für meinen Geschmack fest!
Ich schließe die Tür und höre noch ein fröhliches und sehr lautes „Macht weiter SEX!“ von draußen!
13. August: Duschimpressionen
Am Dienstagabend (leider unserem letztem in Venetien), parkte ich das Rad rechts am Badehaus vor der Hundezone. Eine junge Dame ging vor mir direkt auf die Behindertentoilette.
Federnden Schrittes!
Na ja, geschenkt.
Ich musste grinsen, denn als sie die Tür schloss, sah ich kurz einen schuldbewussten Schatten auf ihrem Gesicht.
Dann, als ich in die Männerduschen ging, schlüpfte vor mir eine „ältere Dame“ (also in etwa in meinem Alter), im unauffälligen, roten Bademantel, in eine der freien Männerduschen.
Allein.
Hoffe ich zumindest.
Wer mag schon nacktem Fußes in einer Lache herabgetropfter, noch warmer Korpulationsflüssigkeit ausrutschen?
Vielleicht findet die Dame in Rot auch nur die Vorstellung prickelnd, dass sie von lauter nackten, gut gebauten (und hervorragend ausgestatteten) Männern umgeben ist?
Oder lag es doch nur an der Schlange vor den Damenduschen?
So profan kann das Leben sein.
Nur damit keine Irritationen aufkommen: Auch wenn mich meine Frau „mein Gewürzgürkchen“ oder „mein Fruchtgummi“ nennt, so war ich schon im korrekten Duschbereich.
Oder doch nicht?
Einige der anwesenden Personen sahen verdächtig schwanger aus.
Und Brüste hatten die auch!
Aber die waren auch so… *würg* behaart!
An Stellen, wo ich bei Damen/Menschen des 21. Jahrhunderts keine Haare schätze!
Tja, also gewissermaßen überall!
Also bitte, die Damen! Was war Dienstag Abend mit Euch los? Lag es am frisch abgezapften Lambrusco? Oder war es der Vollmond, der in Euch die animalische Lust am Verbotenen weckte?
Bis jetzt nicht genug von der nackten, ungeschönten Wahrheit?
Man spricht Deutsch! wirft ein Schlaglicht auf deutsche Camper.