Solido Twingo fĂŒr 45 EUR

Bereits im letzten April erhielt ich den Twingo von Solido als Geburtstagsgeschenk.

Ich besaß einen echten Renault Twingo von 1994 bis 19998, als ihn meine Mutter von mir ĂŒbernahm und noch viele Jahre weiterfuhr.

Meine Frau schenkte mir also diesen Twingo von Solido, den ich schon lange auf meiner Amazon-Wunschliste stehen hatte, zum Geburtstag. FĂŒr die HĂ€lfte des Preises des R5 Baccara von Ottomobile erwartete ich nun wirklich keine exzellente QualitĂ€t, muss aber zugeben, dass ich trotzdem etwas enttĂ€uscht wurde.

Woran liegt das eigentlich? Dass ich mich selbst mit dem Entwerfen von einfachen 3D-Modellen beschĂ€ftige? Oder spiele ich zu viele Computerspiele? In der heutigen Zeit kann man doch Autos außen und innen einscannen und daraus fantastische Modelle bauen. Hier am Beispiel unseres Rodius. Ja, ja, fĂŒr dieses rein virtuelle Modell will der Anbieter satte 95 EUR haben. Aber er verkauft davon ja vielleicht nur eine Handvoll. GĂ€be es das Auto als DieCast-Modell, wĂŒrden es sich Sammler eher kaufen.

Warum es ein Sondermodell eines Wagens, welches in Deutschland nur 4.000-mal verkauft wurde, als Modellauto gibt, aber das einer polarisierenden „Designikone“, eben nicht gibt, das wissen nur die Hersteller der Modelle.

Aber zurĂŒck zum Modell des Twingos.

Es ist im Maßstab 1:18 und besteht aus Metall und Kunststoff. Es wird als „Solido 421186200 Renault Twingo, MK1, 1993“ beworben. MK1? Mark 1? Das ist die Bezeichnung, die die Entwicklungsphase englischer Autos unterscheidet. Mark One, Two, Three, etc. Renault nennt diese immer „Phase 1“, „Phase 2“ und so weiter. Das ist schon mal irgendwie doof aus meiner Sicht. Aber sei es drum. Bei diesem Modell handelt es sich um eines der Phase 1, wie ich es hatte.

Ich bestellte ihn in metallic rot fĂŒr rund 18.000 DM bei Renault Behrens in Kassel und musste zwei Monate(?) auf die Lieferung warten, weil es bei der Serienfertigung Probleme mit dem Faltdach gab. Na ja, dafĂŒr hatte ich dann einen der ersten Twingo mit Faltdach.

Ich bin kein Experte, aber ich denke, dass jedes Solido-Modell ĂŒber die folgenden Features verfĂŒgt:

  • drehende RĂ€der
  • Lenkrad mit RĂ€dern verbunden
  • TĂŒren zu öffnen
  • Motorhaube und Heckklappe sind nicht zu öffnen
  • Lieferung in Pappvitrine

Bilder

 

Negatives

Ganz klar: Wir sprechen hier ĂŒber ein „billiges“ Modell. Ich kenne mich in der Materie exakt null aus, sehe das also nicht durch die Brille eine „Modellbau-Experten“, sondern durch die eine tumben Konsumenten. Wer ist die anvisierte Zielgruppe von Solido? Ich weiß es nicht. Ganz ehrlich.

Vom GefĂŒhl her ist die Zielgruppe Leute, die so einen Twingo als erstes Auto hatten und sich ihn einfach in das Regal stellen wollen. Hat er dort genug Staub gesammelt, gibt man es seinem VierjĂ€hrigen zum Spielen. Nach einer Woche sind alle TĂŒren und Anbauteile abgebrochen und das Ding landet in der Tonne.

Aber wie zuvor erwĂ€hnt, vielleicht liege ich da falsch. Aber warum komme ich ĂŒberhaupt auf so eine bösartige Idee? Weil mich das ganze Modell an ein teures Matchboxauto erinnert.

Ja, okay, so ĂŒbel ist er im Vergleich nun auch wieder nicht – wenn da nicht die Farbwahl im Innenraum wĂ€re. Die Farben Blau und TĂŒrkis liegen beide ziemlich neben dem des Originals.

  • Die Gummidichtung der hinteren Fenster ist irgendwie … falsch. Ich kann es nicht beschreiben. Generell gilt das fĂŒr alle Dichtungen am Fahrzeug.
  • Das Armaturenbrett ist aber deutlich zu eckig
  • Das Lenkrad ist im Original etwas mehr geschlĂŒsselt und nicht zweifarbig
  • Die Spaltmaße sind im Prinzip nicht vorhanden, da zu flach und zu rund ausgefĂŒhrt
  • Die HinterrĂ€der eiern stark
  • Beim ersten Öffnen der TĂŒr brach direkt die Scharnierfeder ab.

Mal probiert, bei Amazon ein Geschenk zu reklamieren, wenn man an jemanden gerĂ€t, der in einem außereuropĂ€ischen Land sitzt und die Chat-Konversation augenscheinlich maschinell ĂŒbersetzt wird? Ich will nicht wissen, wie es das Übersetzungstools schaffte, dass wir komplett aneinander vorbeiredeten.

Erst als ich zu einem „native Speaker“ weitergeleitet wurde, bekam ich sofort meinen Retourenschein. Ja, das hat wenig mit dem Modell zu tun – oder doch: Leute, kauft Euch so ein Modell im Laden um die Ecke. Wenn es kaputt ist, kann man es direkt mit einem Mitarbeiter klĂ€ren, der auch versteht, wovon man spricht.

Positives

FĂŒr das Geld ist das Modell doch erfreulich detailreich. Die Proportionen stimmen meiner Ansicht nach. Selbst der Innenschweller und der TĂŒrausschnitt sind perfekt getroffen. So sah der Twingo aus – bis hin zu den ĂŒberlappenden Blechen mitten im Schweller.

Details wie Abschlepphaken, Griff und Schienen an der RĂŒckbank, die Renault-typischen Aufkleber an der Heckscheibe – oder auch die Auspuffanlage … „begeistern“ mich als Laie schon.

Die LackqualitĂ€t ist okay und der Farbton perfekt. Auch das Faltdach gefĂ€llt. Die Spaltmaße an den TĂŒren gehen klar, sind aber deutlich grĂ¶ĂŸer als beim Original. Wie kann das auch anders sein, wenn man die TĂŒren nicht wie bei echten Autos justieren kann? Die Alternative sind eben nicht zu öffnende TĂŒren.

Das als Ersatz gelieferte Modell scheint mir generell von etwas besserer QualitÀt zu sein. Vielleicht unterhÀlt Soldio unterschiedliche Fertigunsgwerke?

Das neue Modell habe ich nicht mehr aus seiner Verpackung genommen. Der bleibt fĂŒr das Erste dort drin. Hoffentlich fĂ€llt nichts einfach so ab. 🙂

Im Vergleich

Vergleichen wir doch einmal zwei Solido-Modelle mit einem von Ottomobile:

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Der R5 ist von Ottomobile und kostet soviel wie die beiden anderen Modelle zusammen. Beim R5 stimmt einfach alles, er sieht aus wie ein verkleinertes echtes Auto.

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Meiner Meinung nach sind bei Solido die scharfen Kanten einfach zu sehr abgerundet. Zum Beispiel an der Motorhaube und den KotflĂŒgeln.

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Bei Solido wird die Seitenscheibendichtung nicht nach innen weitergefĂŒhrt, sodass hier zu viel von der Wagenfarbe durchscheint.

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Gerade an der Front und am Heck gibt es aber erfreulich wenig Unterschiede in der Detailtreue zu dem QualitÀtsmodell.

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Einzig den R5 hatte ich in exakt dieser Farbe. Mein Autobianchi A112 war schwarz und der Twingo metallic rot. Wenn ich einmal nichts mehr am Haus zu tun habe und meine Homecomputer- und Telespielsammlung wieder eingerichtet habe, werde ich die Modelle vielleicht umlackieren.

Oh! Dazu mĂŒsste ich mir aber fĂŒr den Twingo noch einen Heckspoiler und Dreispeichenfelgen drucken. Und tiefergelegt mĂŒsste er auch noch werden! 🙂

Fazit

WĂŒrde ich das Modell wieder kaufen? Oder ein anderes Auto aus den „automobilen Erinnerungen„? Ja, keine Frage, denn fĂŒr das Geld kann ich mit den Defiziten der Modelle gut leben.

Über welche Automodelle wĂŒrde ich mich noch von Solido freuen?

Aber die gibt es leider allesamt nicht in 1:18.

Update

Als ich den neu gelieferten Twingo fĂŒr den Vergleich mit meinem Norev CX GTi aus der Packung nahm, viel ein oranges, lĂ€ngliches Teil aus der Verpackung. Einer der Schweller. Ih gebe es echt auf. Der Twingo von Solido ist eine Vollkatastrophe.

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit ĂŒber 25 Jahren betreibt, deckt vielfĂ€ltige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine BeitrĂ€ge sind sorgfĂ€ltig recherchiert und leicht verstĂ€ndlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstĂŒtzen.

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