Meine Frau sucht ständig das Ladegerät für ihr Smartphone. Das nervt. Aber es gibt eine Lösung: Eine USB-Steckdose.
Ich orderte bei Amazon die Logilink PA0254 für 15 EUR. Natürlich müssten wir dafür auf eine Steckdose neben dem Bett verzichten, aber wir bekommen im Ausgleich dafür zwei USB-A- und einen USB-C-Anschluss mit einer Ladeleistung von bis zu 15 Watt.
Natürlich musste ich die theoretische und die praktische Ladeleistung mit meinem Dolla Tek USB-Lastwiderstand und einem USB-Tester von Joyock ausprobieren.
- Wie baut man so ein USB-Steckdose ein?
- Wie verhält sich das Logilink, an der Lastgrenze?
- Welche Rolle spielen USB-Kabel bei der ganzen Sache?
- Kann ich damit mein Telefon auch schnellladen?
Fangen wir mit letzterem Punkt an: Nein, denn die USB-Steckdose kann nur eine Spannung von 5 Volt ausgeben. Schnellladen kann man nur mit USB-Netzteilen, die bis zu 20 V ausgeben können.
Watt Ihr Volt
Wir erinnern uns an den Physikunterricht: Watt = Volt * Ampere. Will man mehr Leistung über eine Stromleitung übertragen, muss man die Spannung (Volt) und/oder die Stromstärke (Ampere) erhöhen.
Bei der Stromstärke sind uns Grenzen gesetzt, denn wir können nicht beliebig viele Elektronen durch die Leitung jagen, ohne dass sich diese erwärmt. Durch die Erwärmung steigt der Widerstand der Leitung, der den Elektronen entgegengesetzt wird, wodurch noch mehr Energie in Form von Wärme verloren geht. Dies kann zu einer Überhitzung der Leitung und möglicherweise zu Schäden bis hin zum Brand führen.
Dickere Leitungen vertragen mehr Ampere. Nur … man will ja nicht ein fingerdickes Kabel an seinem Smartphone hängen haben. Unpraktisch.
Man kann also die Stromstärke nicht beliebig erhöhen, um mehr Leistung durch eine Leitung zu transportieren, weil die Kabel dann zu dick würden. Einfacher ist es, die Spannung (Volt) zu erhöhen, um mehr Leistung über die Leitung (Watt) zu übertragen, da dann weniger Strom (Ampere) benötigt wird, um die gleiche Leistung zu liefern.
Die Erhöhung der Spannung kann aber auch z.B. eine erhöhte Gefahr von Lichtbögen oder elektrischen Durchschlägen zur Folge haben. Einen Tod muss man immer sterben. Wir sprechen hier aber von 20 Volt auf USB, da lichtbogt noch nix, wenn man den Stecker in das Phone stecken will.
Zu teuer?
Ja, doof, diese USB-Steckdose kann keine 20 Volt und damit auch kein Schnellladen. „Unverschämtheit! Ich will für meine 15 EUR aber Schnellladen mit 65 Watt!„.
Was kostet noch gleich ein Schnelladernetzteil? Ja, neee, merkste selbst, gell?
Für 15 Euro hat aber endlich das Suchen der Frau nach ihrem Netzteil ein Ende. Ist doch auch was.
Einbau
Was sagt die Einbauanleitung? Man soll es einbauen. Toll.
Theorie und Wirklichkeit! Ist die Dose bis auf die Zuleitung leer, klappt es.
Mit einem Abzweig darin, sollte es bereits eine tiefe Dose sein.
Hatte schon mehr Spaß beim Einbau. Das Gehäuse ist unwesentlich kleiner als eine deutsche Unterputzdose.
Am Ende passte es aber doch.
Nur die Blende wollte nicht in unsere Busch-Jäger-Serie passen. Man sieht es: Ich hielt die Ecken an den Bandschleifer und dann passte es doch ganz gut. Nur die Farbe ist nicht so der Hit. Nichts, was eine Farb-Sprühdose nicht regeln könnte.
Leistung?
Schauen wir mal auf die Blende:
„5 Volt, 3,1 Ampere total“ – nach Adam Riese 15,5 Watt Ladeleistung.
Was sagt aber der Aufdruck auf der USB-Steckdose selbst?
Ha-Ha!
Mit USB A kann man nur 2,4 Ampere ziehen! Das sind nur12 Watt!
Mit USB C sind es aber auch nur 3 Ampere, also 15 Watt!
Nur wenn man mehrere Geräte anschließt, kann man 0,5 Watt mehr ziehen. Ein halbes Watt. Nun ja.
Test
Bei vielen USB-Netzteilen bricht die Spannung zusammen, wenn sie am oder über ihrem Limit betrieben werden. Nicht so beim LogiLink PA0254!
Ich stelle 3,1 Ampere ein:
5,2 Volt? Ja, hallo? Nice!
Und ich bekomme folglich 16,1 Watt! An der Lastgrenze!
Da das Netzteil mit dem Smartphone kommuniziert, wird die übertragene Leistung nicht das Netzteil überfordern. Ein Überlasttest ist folglich ebenso sinnlos wie unnötig.
Das USB-Kabel ist der limitierende Faktor!
Für Euch habe ich einige Kabel getestet. Billo-Kabel vom Tedi, kurze Markenkabel und lange Markenkabel.
Micro-USB: Anker-Markenkabel, 1,8 Meter lang. Tolles Kabel, haptisch ein Traum und es ist jedes Mal befriedigend, wenn das Kabel mit einem satten „Klick“ im Gerät einrastet. Aber 1,8 Meter Kabellänge forder ihren Tribut: nur noch 4,5 Volt kommen an.
Das „gute“ Micro-USB-Kabel vom Tedi. Einen Meter lang und nur noch 4,6 Volt!
Noch ein Kabel von Anker: USB C, 100 Watt, 1,8 m lang, immerhin 4,7 Volt!
Der Sieger ist? Ein sehr kurzes USB C-Kabel, das bei meinem M2.-SSD-Gehäuse mit dabei war: 4,9 Watt, also nahe dran.
Und in der Praxis?
Das Redmi Note 12 meine Frau kann Schnellladen. Toll. Kann die Dose aber nicht. Was passiert, wenn ich das Telefon trotzdem damit laden will?
Der Test mit dem langen USB-C-Kabel von Anker:
WTF? 2,1 Watt?
Wieso ist aber die Spannung höher als beim vorherigen Test? Weil nur ein Bruchteil der Ampere fließt, steht zu vermuten.
8,4 Watt gehen mit dem mitgelieferten USB-A-auf-USB-C-Ladekabel.
Man beachte, dass die Spannung bei diesem deutlich kürzeren Kabel mehr als beim 1,8 Meter langen Kabel einbricht. So schlecht ist das 100W-Ladekabel von Anker augenscheinlich nicht. :-)
Bitte? Falsch herum? Ja, der Stecker des Messgerätes passt nicht in die Dose. Die Blende ist zu dick. Oder das Messgerät. Da die anderen Ein- und Ausgänge auch getauscht werden konnten, die Pfeile auf den Anschlüssen nach außen zeigen und die Flussrichtung im Display korrekt angezeigt wird, denke ich, dass die Messwerte leider stimmen.
Alternativen?
Ja, die gibt es, und sogar mit Schuko-Steckdose! USB-C-Unterputzsteckdosen auf Amazon. Nur dachte ich mit, dass ich die Blende dieses Gerätes noch anpassen und lackieren könnte, bei den Alternativen mit Schuko-Steckdose bin ich mir nicht so sicher. Vor allem würde sich die Farbe in der Steckdose sicher abnutzen. Wenn man also genügend Steckdosen hat, wie wir am Bett, der kann auch auf eine Schukodose verzichten.
Fazit
Für 15 Euro kann man das Ding mal auf dem Gästeklo installieren. Würde ich es wieder kaufen? Ja, auch wenn der Einbau nicht vergnügungssteuerpflichtig ist, so scheint doch die angegebene Leistung mehr als nur der Wahrheit zu entsprechen.