Der Campingplatz rief an.
Wassertaschen am Vorzelt!
Muss sofort kommen!
Es gab wohl einen Sturm, der sogar das Sturmband abgerissen hatte.
Gut, ich war sowieso gerade unterwegs nach Hainburg um dort mein Auto abzuholen, welches ich neulich spontan beim Schrauber meines Vertrauens mit einer fest gebackenen Bremse stehen lieĂ. Ich nahm die Ăffis. Dauert auch nicht lĂ€nger als mit dem Auto und ist zudem tendenziell gĂŒnstiger. Und wie sollte ich alleine mit zwei Autos zurĂŒckfahren? Ja, ja, der Picanto passt sicher in den Kofferraum des Rodius (Rodiusses?), witzig.
ErwĂ€hnte ich, dass ich Ăffis hasse? Gut. Ich hasse Ăffis! Alleine diese sadistischen, unbenutzbaren RMV-Fahrkartenautomaten, die allesamt eine dekalibirerte Tastatur haben, sodass man immer einige Zentimeter versetzt auf dem Bildschirm rumdrĂŒcken muss â und die nicht einmal in der Lage sind einem einen Fahrplan an die Hand zu geben â können einem echt den SpaĂ verderben! Aber im vierten Anlauf hielt ich eine Karte in der Hand: „Jugenheim Ludwigstrasse nach Hainburg Ostring â direkte Verbindung“. Nicht ĂŒber FFM, was sollte ich auch in FFM? Nun, ich machte die Rechnung ohne den RMV…
„An einem Samstag“, meinte der Strassenbahnfahrer aus seinem Kabuff breit grinsend, „fahren nicht immer alle Busse und Bahnen so, wie es man es gerne hĂ€tte.“
Also aus Jugenheim mit der Strassenbahn zum Nordbahnhof Darmstadt gebummelt. Dort eine halbe Stunde auf die Regionalbahn gewartet, die zudem noch zehn Minuten VerspĂ€tung hatte. Unterhaltsam war es einigen Ă€lteren Herrschaften zuzuhören, die sich darĂŒber austauschten, dass der Service im Kaufhof bezĂŒglich Ersatzteile fĂŒr KĂŒchenmaschinen sehr davon abhĂ€ngt, ob das Verkaufspersonal zu alt sei, um im Computer ĂŒberhaupt was zu finden. Wenn man GlĂŒck hatte, geriete man an junge Leute, die das schnell erledigen könnten.
Der Zug fuhr dann eine Stunde lang durch die Gegend. Und hielt 15 Minuten in Frankfurt am Main! Mein Gott! Ich will da nicht hin! Soweit ich weiĂ, sind Offenbach am Meer und die unglaublich hĂ€ssliche Stadt Frankfurt irgendwie eine eigene RMV-Zone â fĂŒr die ich kein gĂŒltiges Ticket hatte. Aber das war mir in dem Moment völlig latte. Ich fröhnte meinem Hass auf Ăffis und schaute mir die Mitpassagiere an.
Da stieg zum Beispiel ein total hĂŒbsches MĂ€dchen um die 20 herum ein. Es gibt sicher Typen, die auf so ein PĂŒppchen stehen. Ich fand sie nur uninteressant fade. Generell waren an dem Tag viele Frauen unterwegs â neben den wenigen ĂŒblichen Fusselbarttypen im urbanen Radfahreroutfit, die allesamt wie Schwarzfahrer aussahen. Generell gab es nur Menschen bis 25 und Menschen ab 65 in diesem Zug. Erstaunlich? Eher erwartbar.
Kurz vor Offenbach kam dann die Kontrolleurin. Ich zeigte ihr meinen ungĂŒltigen Fahrschein â und wisst Ihr, was sie sagte? Richtig! „Schönen Tag noch.“
Der Kutscher von diesem Eisenross gab dann auch ordentlich die Sporen, holte bis auf zwei Minuten die Fahrtzeit wieder rein und brachte mich fast pĂŒnktlich zum Bahnhof Hainstadt und zum Bus nach Hainburg. Das mit diesen Hainorten habe ich nie verstanden. Ist mir aber ebenfalls völlig Latte.
Meinen Hass auf die Ăffis versuchte auch der Busfahrer zu mildern, da er mich an einer Ampel aussteigen liess. So hatte ich nur noch 200 m bis zur Werkstatt, vor der mein Schnauferl schon mit scharrenden RĂ€dern auf mich wartete.
Schnell noch die neue Bremse bewundert und bezahlt und ab auf den Campingplatz.
Schon doof irgendwie. Das Schnauferl beschleunigt nun so vehement. Die Höchstgeschwindigkeit ist auch besorgniserregend. Wenn ich bremse, nicke ich nun immer bestÀtigend.
Aber die gröĂte ScheiĂe ist: Ich muss an der Ampel beim Warten den FuĂ auf dem Pedal lassen, sonst rolle ich weg! Komfort adieu!
Auf dem Campingplatz erwartet mich ein eher unerquicklicher Anblick.
Wassertaschen fĂŒr MĂ€nner! Hat sich auch irgendwie erregend angefĂŒhlt, diese… hmpf… Tasche mit nackten HĂ€nden zu greifen und anzuheben. Es ergoss sich dann alles mit einem befreidigenden GerĂ€usch direkt auf den Rasen.
Schnell noch ein Provisorium aus Paddeln, Stangen, Kabelbindern und Panzerband gebastelt und wieder heimgefahren. Die Elektrik im groĂen Kellerraum wollte fertiggestellt werden.