Ich habe vor einigen Tagen Filamentboxen zum Spaßpreis aus dem Action-Markt gekauft. Zeit für ein Upgrade und einen Test.
Upgrades
Ich bestellte zum Primeday auf Amazon 1 kg Silicagel, orange mit Indikator, 12 Säckchen aus Organza und 6 Mini-Thermo-/Hygrometer. Lustig: Die liefern trotz Prime nicht zum versprochenen Termin, sondern erst eine Woche später. Derweil wird bei den bestellten Artikeln immer noch der nächste Tage als Liefertermin angezeigt.
Einzig das Silicagel kam überpünklich an. Aber das wurde auch von einem Marketplaceteilnehmer (nagamil – Marius Haas) versendet.
Im Action kaufte ich neben sechs 19-Liter-Boxen mit Deckel, zwei Packungen Silikon-Dichtband, die jeweils sechs Meter lang sind. Gutes Zeug, kostet keine 3 EUR. Um die Hygrometer zu befestigen, wählte ich Nano-Doppelklebeband für 2 EUR. Das ist Transparent und sehr dick. Zudem klebt es wirklich wie die Hölle, was ein sauberes Zuschneiden erschwert.
Kosten
Das Upgrade summierte sich auf 38 EUR, die Boxen kamen auf 24 EUR.
Insgesamt zahlte ich also 62 EUR, was 2,58 EUR pro Rolle macht.
Vergleich zu den beliebten und bekannten Müsliboxen? Gerne: 5,25 EUR je Box, kein Dichtband nötig, Rest gleich – ergibt 157 EUR oder 6,55 EUR pro Rolle. Vorteil der Müsliboxen: hat man nur wenigen Rollen Filament, ist die Einzelverpackung einfacher zu handhaben.
Anwendung
Die Hygrometer klebte ich mit dem Nano-Tape von innen an die Boxen. Das Dichtband kam in den Deckel. Da man nicht um die Ecken kommt, muss man es passend mit einem Cuttermesser abschneiden. Ja, die gibt es auch im Action. Ich liebe den Action-Markt, die führen gute Qualität zu wirklich günstigen Preisen.
Wirksamkeit
Wie schnell sinkt die Luftfeuchtigkeit in der Box?
Nach einer Stunde ist die Feuchtigkeit in der Box um 30 % gefallen.
Hier kann man gut erkennen, dass das Nano-Tape vom Action so gut klebt, dass es auch mit einem Cuttermesser nicht ganz sauber abzuschneiden ist, da die Klinge beim Schneiden schon daran festklebt.
Nach zwei Stunden sank die Luftfeuchtigkeit dann auf 10 Prozent. Laut verschiedenen Foren scheint dies ein normaler Wert in der Realität zu sein. Theoretisch könnte Silicagel die Luftfeuchtigkeit in einem geschlossenen System bis auf 0 % herabsenken. Wer näheres darüber wissen will: *klick* Aber Obacht: Das ist sehr wissenschaftlich aufgearbeitet.
Test
Benötigen diese Boxen unbedingt ein Dichtband? Kommt wirklich so viel feuchte Raumluft in die Kisten hinein? Wie kann man das testen? Indem man eine Box mit einem Dichtband und offenen Rollen versieht und eine ohne Dichtband mit verschweißten Rollen bestückt.
Die Box, in der das Silicagel nach einigen Wochen dunkler ist, die ist entweder dichter, wovon man bei einem Dichtband ausgehen kann, oder das Filament hatte noch Restfeuchte in sich.
Ich hatte das PLA bei 50 Grad sechs Stunden im Umluftofen bei leicht geöffneter Tür trocknen lassen. PLA ist nicht so hygroskopisch wie andere Filamente.
Okay, man sieht es auf den Bildern rein gar nicht, aber das Silicagel in der Box mit dem offenen Filament ist deutlich dunkler geworden. Das bedeutet, dass es mehr Wasser aufgenommen hat. Einige Testkugeln, die draußen lagen, sind in dieser Zeit komplett schwarz geworden.
Das bedeutet für mich, dass die Dichtungen etwas überbewertet sind – oder ich noch Klammen an die Seiten der Deckel machen muss. Ich vermute aber schlicht, dass das Trocknen im Backofen doch nicht die gesamte Feuchtigkeit aus dem PLA holen konnte, die sich in vier Jahren offener Aufbewahrung darin angesammelt hatte.
Wo sind die Beutel?
Ach, offen in der Box verteilt nimmt das Silicagel die Luftfeuchtigkeit schneller auf, als in so einem Beutel. Nachteil ist aber, dass ich für die Regenerierung der Kugeln das Material auf ein Backblech umfüllen muss, ohne einen signifikanten Teil zu verschütten.
Regeneration
Es wird empfohlen pro 0,5 kg das Silicagel 90 Minuten bei 120 Grad Umluft zu regenerieren. In meinem Falle also drei Stunden. Zwischendurch würde ich die Backofentür mehrfach öffnen, um die feuchte Luft herauszulassen. Die Farbe sollte nach der Regeneration wieder in ein fröhliches Orange umschlagen.
Bereits beim Trocknen des Filaments bemerkte ich, dass mir richtig feuchte Luft entgegenschlug, als ich die Backofentür öffnete. Man (ich) unterschätzt tatsächlich die Aufnahmefähigkeit von Filamenten.
Damit das Silicagel-Granulat nicht beim Abkühlen nicht wieder Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnimmt, sollte es in ein hitzefestes Gefäß mit Deckel gegeben werden. Beispielsweise alte Marmeladen- oder Einweckgläser. Nach dem Abkühlen kommt es wieder in die Boxen.
Fazit
Hat sich das Upgrade gelohnt? Ja, für das Silicagel auf jeden Fall. Die Hygrometer sind ein nettes Add-on für den Kontrollfreak in einem selbst. Die Organza-Beutel werde ich bei Gelegenheit ausprobieren, aber die würde ich eigentlich nur verwenden, wenn ich eine der o. a. Müsliboxen für ganz spezielle, sehr empfindliche Filamente verwenden wollte.
Hier gibt es eine Liste der Empfindlichkeit der Filamente.
UPDATE!
Das Dichtband aus dem Action hat sich als zu dick erwiesen. Bei einigen Boxen wölbte sich der Deckel dadurch in der Mitte hoch und Luft konnte eindringen.
Ich habe 12mm x 1,5 mm starkes Dichtband bei Amazon bestellt, das passt sehr viel besser. Es ist zehn Meter lang, was perfekt für acht Boxen reicht. Das Band kann man ein klein wenig um die Kurven biegen und dann schräg abschneiden. Mit der abgeschnittenen Ecke kann man auf der anderen Seite weitermachen, so gibt es keinerlei Verschnitt.
Acht Boxen? Ja, ich habe mir zwei weitere Boxen gekauft. Kaufen müssen. Eine ist (noch) leer, aber ich möchte noch Regenbogenfilament, mattes TPU und ein Holzfilament. Die Düse im Qidi ist vernickelt, denn Holzfilament ist abrasiv und zerstört normale Messingnozzeln.
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