„Blood Red Sky„? Ein Horrorfilm aus Deutschland? Kann das gut gehen? Nosferatu ist ein Klassiker, keine Frage. Auch gab es dazwischen immer wieder den Versuch von Horror aus Deutschland. Die Streifen, die in irgendeiner Weise im Gedächtnis blieben, waren meiste internationale Produktionen mit deutscher Beteiligung. Aber gut: sehr, sehr viele Hollywood-Streifen werden aus Deutschland finanziert, also haken wir das Thema einfach mal ab und halten fest: Deutschland kann seichte Komödien und schwere Filmkost. Ihr interessiert Euch für beides nicht, sonst wärt Ihr nicht hier.
Der Film ist im besten Sinn „undeutsch“. Hier wird keine Botschaft vermittelt, hier gibt es keinen tieferen Sinn, der sich einem erst später erschließt. Er ist keine Analogie auf etwas. Er ist einfach ein Horrorfilm ohne Firlefanz oder Längen. Eigentlich gibt es keinen Helden in dem Film, die Handlung steht im Vordergrund. Die Hauptfiguren stehen wie üblich eher am Rand der Gesellschaft und sie nehmen nur widerwillig und unvollständig die Rolle der Helden an. So weit, so bekannt.
Inhalt
Neu für die Freunde des Genres sind die vielen teils doch überraschenden Wendungen im Plot, das gefällt! Deswegen spoilere ich hier auch mit keinem Wort.
SFX
„Blood Red Sky“ ist vermutlich mit einem eher begrenzten Budget entstanden. Streaming-Filme verfügen selten über das Budget eines Kinofilmes. So ist das hier kein Hochglanzkino mit perfekten, überbordenden Effekten. Die Masken sind aber gelungen und auch bei den SFX und den CGI-Effekten gibt es nichts zu meckern. Solide Arbeit. Die Splattereffekte kommen teilweise überraschend und hart daher – man rechnet eben bei deutschem Horror nicht mit expliziten Darstellungen. Trotzdem sind diese Szenen nicht übertrieben brutal. „Blood Red Sky“ ist eben kein Splatter, sondern solider Horror, bei dem man unwillkürlich an die Werke John Carpenters oder John Landis’ „American Werewolf“ denken muss.
Kulissen
Perfekt sind die Kulissen geraten. Ob stimmungsvolle Außenaufnahmen oder das komplexe Innere des Flugzeuges: hier stimmt alles. Solche Aufnahmen und Einblicke in die Architektur eines Flugzeuges wünscht man sich in anderen Luftfahrt-Filmen. Hier wirkt alles authentisch und zeigt u.a. „Snakes on a Plane“ oder „Airforce One„, wie es richtig geht.
Kameraführung
Ebenso ist die Kameraführung im positiven Sinne unauffällig. Nah am Geschehen gewährt sie selten dem Zuschauer einen Überblick über die Geschehnisse. Bei anderen Filmen hat man immer den Eindruck, dass der Regisseur dem Zuschauer dadurch das geringe Budget vorenthalten will, hier möchte man aber selbst gar nicht seinen Kopf weit über die Sitzlehnen hinaus strecken.
Schauspieler
Die Leistungen der Schauspieler sind solide und sie sind allesamt gut besetzt. Mein persönlicher Horror sind immer Kinder als instabiles Element. Ist mir zu blöd. Ich spule alle „Kinderszenen“ bei „The Strain“ auf Disney+ immer vor. Gähnend langweilig und vorhersehbar. Es gibt auch in „Blood Red Sky“ eine Kinderrolle, die von Karl Anton Koch erfreulich wenig nervig und glaubhaft verkörpert wird. Wenn ich es mir recht überlege, spielt er im Film fast den Kollegen Kais Setti an die Wand. Ebenso erfreulich ist die Darstellung von Alexander Sheer, der zwar etwas „overactet“, aber so ist eben die Rolle des extrovertierten Psychopathen angelegt. Im Laufe des Films gewinnt man ihn aber richtig lieb.
Soundtrack
Ich habe das nicht recherchiert, aber der Soundtrack erinnert an die Serie „Dark“ und ein wenig an Carpenters eigene Kompositionen, ist aber absolut unaufdringlich. Heute kann man ja froh sein, wenn einem ein Soundtrack nicht auf den Keks geht.
Fazit
„Blood Red Sky“ läuft auf Netflix und ist eine tiefe Verbeugung vor John Carpenter. Wer das im Laufe des Films noch nicht mitbekommen hat, dem wird es mit der Musik während des Abspanns noch einmal um die Ohren gehauen. Rat Pack Film hat hier ein sehr erfreuliches Popcorn-Kino abgeliefert, das nicht nur Horrorfreunden Spaß bereitet.
Anmerkung: Das Bild stammt von Pixabay und hat mit dem Film nichts zu tun.