Sitzkonsolen selbermachen

Man muss nicht unbequeme, sperrige Campingstühle mitnehmen, wenn man doch bereits bequeme Sitze im Espace hat! Die Multifunktionssitze lassen sich aber nicht frei aufstellen, sie kippen durch das Gewicht der Lehne nach hinten. Ausserdem sind sie zu niedrig. Das kann man leicht ändern.

Ich stellte im April 2008 wieder Telespiele und einen Arcade-Automaten auf dem Vintage Computer Festival Europe (VCFe) in München aus. Für meinen Telespiel-Stand wollte ich erst ein kleines Sofa mitnehmen. Dann dachte ich aber: „Wozu sich die Mühe machen? Ich habe doch Sessel dabei!“. Diese Erkenntnis kam mir natürlich erst in der Nacht zum Abfahrtstag nach München. Es musste also sehr schnell gehen.

Die Grundidee war, dass die Sitze im Fahrzeug in Schienen im Wagenboden eingerastet werden. Ich musste mir quasi nur so eine Schiene nachbauen, bzw. gleich zwei davon pro Sitz. Würde die Schiene den Sitz hinten überragen, so konnte der Sitz nicht umkippen.

Das Sollte bei allen Espace vom J11 bis zum JE ohne Vario-Schienen funktionieren. Wie das danach war, weiss ich nicht. Über eine Info im Kommentar würde ich mich sehr freuen.

Wer schwerere Konsolen in Kauf nehmen will, deutlich mehr Geld ausgeben will und auch noch über Schweisskenntnisse verfügt, der kann die Konsolen natürlich auch aus Metall bauen.

Vorneweg:
Ich hatte es sehr eilig beim Zusammenbau, deswegen habe ich auch nicht mit der Oberfräse die Kanten angefast, bin mit einem groben Stichsägeblatt durch das Holz gejagt, habe die Löcher mit zuviel Druck gebohrt und habe es bei den Radien der Kurven nicht genau genommen. Unnötig zu sagen, dass ich auch nicht mit dem Schleifgerät die Sägekanten beigeschliffen habe.
Auf der Ausstellung sollte sowieso ein Überwurf die Sitze verdecken.

Haftungsausschluss

ACHTUNG! NICHT NACHMACHEN!

  1. Dies ist keine Anleitung!
  2. Der Artikel dient der persönlichen Dokumentation!
  3. Dieser Artikel soll nicht die beiliegenden Anleitungen, Einbauhinweise oder Installationsanleitungen ersetzen!
  4. Dieser Artikel soll einen groben Überblick über die anfallenden Arbeiten ermöglichen.
  5. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Korrektheit.
  6. Hier beschreibe ich, wie ich diese Arbeiten als Laie erledigt habe – nicht, wie man sie korrekt oder nach handwerklichen Standards, Vorschriften oder Gesetzen erledigt.
  7. Ich lehne jede Verantwortung, Haftung und Gewährleistung ab. Jeder muss selbst wissen, was er macht.
  8. Einige Arbeiten sind durch Fachfremde nicht zulässig, respektive gesetzwidrig und bedürfen teilweise mindestens der Abnahme durch einen ausgebildeten Berechtigten.
  9. Einige Handlungen und Arbeiten sind im öffentlichen Bereich (Straßenverkehr, Stromnetz, Luftraum, Internet, etc.) verboten oder verstoßen gegen Lizenzvereinbarungen, was straf- oder zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
  10. 230 Volt sind tödlich!
  11. Kein Backup? Kein Mitleid!
  12. Meine 3D-Modelle sind nur Machbarkeitsstudien, keine geprüften, funktionsfähigen Bauteile.
  13. Die beschriebenen Tätigkeiten sind in der Folge rein akademischer Natur.
  14. Bedenke, dass durch Deine Arbeiten Dritte an Leib und Leben gefährdet werden können und Du persönlich dafür haftest.

Mit dem Weiterlesen stimmst Du diesem Haftungsausschluss zu.

Was habe ich für den Zusammenbau benötigt? (Material pro Sitz)

– Akkuschrauber

– 7mm Holzbohrer

. ggf. Schleifpapier, Excenterschleifer

– Zollstock

– Blechschere oder Eisensäge

– ein Glattkantbrett, ca. 2,40 Länge, 18x69mm (z.B. Birke)

– vier Schrauben, 6×60, Teilgewinde mind. 35mm, ich habe 6×70 mit Sechskantkopf genommen

– vier M6-Muttern (ggf. selbstsichernde)

– ggf. acht M6-Unterlegscheiben für Holz verwenden, ich hatte keine passenden besorgen können

– 12mm breites Lochband

– Holzschrauben, 3,0×25 und 4,0×50 (so um den Dreh)

– Holzleim


Benötigte Zeit: ca. eine halbe Stunde pro Sitz

Zu beachten: Schrauben immer vorbohren!

Die Latten auf vier mal 55cm (Schienen) und vier mal 5cm (Abstandshölzer) (= insgesamt 240cm) ablängen. Die langen Teile links und rechts an den beiden oberen Ecken rund absägen und ggf. beischleifen:

Wir kleben nun mit dem Holzleim die 5cm Abstandshölzer zwischen die Schienen. Der Abstand zur vorderen Kante muss 105mm und zur hinteren 125mm betragen.

Die Abstandshölzer mit je einer 4,0x50er Holzschraube durchgehend fixieren:

Nun 7mm-Löcher in die Latten bohren:
– Das erste ca. 50mm von vorne und 12mm von oben bohren
– Das zweite im Abstand zum ersten (Lochmitte-Lochmitte) von 349mm, ebenfalls 12mm von oben bohren

Die 6×60-Schrauben durchstecken und leicht anziehen. Da muss kein Druck drauf, die sollen sich nur nicht lösen. Eventuell selbstsichernde Muttern verwenden. (Die Senkkopfschraube auf dem Bild, neben der Mutter, einfach ignorieren)

Wie wirken nun die Kräfte bei Gebrauch auf die Halteschrauben? Hinten nach unten, kein Problem, da ist genug „Fleisch“.
Aber vorne!
Vorne wird die Schraube aus dem Holz nach oben gezogen!
Wieviel Holz haben wir dort noch?
Ganze neun (9!) Millimeter!
Das ist zu wenig, das würde ausreissen!
Deshalb muss das Holz unbedingt mit dem Lochband verstärkt werden!

Wer jetzt schlau sein will und die Löcher weiter nach unten setzt, damit mehr Holz die Schraube hält, dem sei gesagt, dass die Sitze Auflagen über den Krallen haben. Uns bleibt also nichts weiter übrig, als das Holz zu verstärken.

Wir schneiden das Lochband ca. 170mm lang zwischen zwei Löchern ab und Schrauben es mit Holzschrauben (3,0×25) auf die vorderen Kanten der Schienen:

Der Abstand der oberen Schrauben muss so gross sein, sonst kann der Sitz nicht einrasten!

Sitzkonsolen

Die Sitzschienen werden umgekehrt zur Montage im Fahrzeug befestigt. Der Sitz kommt mit den Füssen nach oben. Zuerst die vorderen Krallen einrasten lassen, dann die hinteren.

Bei der Montage im Espace fällt es nicht auf, aber die vorderen Krallen haben eine gefederte Zunge, die den Sitz nach oben drückt. Deswegen muss die Selbstbau-Schiene mit einem gewissen Druck eingerastet werden. Uns fehlt bei den Schienen das Gewicht der Sitze.

Würden wir aber unsere Schienen auf den Boden stellen und versuchen, die Sitze dann einzurasten, haben wir das Problem, dass wir beide Schienen gleichzeitig einrasten müssten. Mit einem so schweren Sitz ist das eine Fummelarbeit ohne Gleichen.

So, das war es schon!
Der ganze Stand sah dann übrigens so aus:

Viel Spaß beim Nachbauen!

Euer
Michael

{gallery}Sitzkonsolen{/gallery}

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

Schreibe einen Kommentar

Ich bin mit der Datenschutzerklärung und der Speicherung meiner eingegebenen Daten einverstanden.