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Noch immer hält sich beim deutschen Michel hartnäckig das Gerücht, Dashcams seien in Deutschland illegal. Das ist natürlich Boomer-Blödsinn. Dazu hier mehr Infos.
Warum eine Dashcam?
Aus reinem Eigenschutz. Seht Euch die Dashcam-Kanäle doch mal an. In jedem zweiten Video findet man Beispiele dafür, dass die Unfallgegner die Schuld abstreiten.
Klassiker: Spurwechsel, Wendemanöver, Rückwärtsfahren – alles ohne zu schauen. Sitzen im anderen Fahrzeug zwei Personen und ihr seid allein, ist eine Dashcam Euer unbestechlicher Zeuge.
Eine Dashcam ist billiger als jede Versicherung – und die beste Versicherung gegen:
Unfall mit unklarer Schuldfrage
Ist der Unfallhergang nicht eindeutig, kann eine Dashcam helfen, die Schuldfrage zu klären. So kann zum Beispiel nachgewiesen werden, wer Vorfahrt hatte oder wer zu schnell gefahren ist.
Unfall mit Fahrerflucht
Begeht ein Unfallverursacher Fahrerflucht, kann eine Dashcam helfen, den Täter zu ermitteln. Gerade auf viel frequentierten Parkplätzen ist eine Dashcam mit permanenter Parkraumüberwachung jeden Cent wert.
Vandalismus
Wird ein Fahrzeug beschädigt, kann eine Dashcam helfen, den Täter zu identifizieren.
Unfall mit Personenschaden
Werden bei einem Unfall Personen verletzt, kann eine Dashcam helfen, den Unfallhergang zu rekonstruieren und die Schuldfrage zu klären. Man ist allerdings auch nicht dazu verpflichtet, die Daten der Dashcam herauszugeben.
Wildunfall
Wenn ein Tier auf die Straße springt und ein Fahrzeug beschädigt, kann eine Dashcam helfen, den Schaden zu dokumentieren. Nicht jedes Tier bleibt verletzt oder tot auf der Straße liegen.
Versicherungsbetrug
Besonders im Fokus stehen Fahrer, die allein unterwegs sind, sowie unerfahrene Fahranfänger, ältere und ortsfremde Personen. Diese sind nach einem Unfall oft leichter zu verunsichern.
Die Ampel schaltet auf Gelb und der Fahrer vor Dir bremst überraschend früh und stark – dadurch kommt es zu einem Unfall.
Der Betrüger fährt absichtlich langsam, egal ob er rückwärts ausparkt, die Spur wechselt oder nach links abbiegt, nur um dann im letzten Moment Gas zu geben, sodass Du keine Möglichkeit mehr hast, auszuweichen.
Der andere Fahrer täuscht durch ein Handzeichen vor, dass er Vorfahrt gewähren wird, beschleunigt jedoch plötzlich und unerwartet. Später wird er die Handbewegung abstreiten oder den Vorfall so schildern, als ob Du ihm die Vorfahrt genommen hättest.
Plötzliche Zeugen tauchen auf, die den Unfall beobachtet haben wollen und sogar noch Druck auf Dich ausüben.
Unfallspuren werden schnellstmöglich beseitigt. Der Unfallgegner beabsichtigt, die beteiligten Fahrzeuge von der Straße zu bringen und entfernt umgehend verräterische Spuren wie Glas- und Lacksplitter. Dies begründet er damit, dass dadurch keine anderen Fahrzeuge gefährdet werden sollen.
Zeuge für Dritte
Ja, es in unmodern geworden, anderen zu helfen, aber Ihr wärt auch dankbar, wenn sich bei einem Umfall jemand um Euch kümmert. Nach der Unfallabsicherung, der Ersten Hilfe und dem Rufen der Rettungsdienste könnt Ihr Eure Dashcamaufnahmen anbieten, damit der Unfallhergang aufgeklärt werden kann.
Es muss nicht immer gleich dramatisch sein. Ihr könntet auch Zeuge eines Parkremplers gewesen sein.
Profitipp
Nicht immer sind die Kennzeichen auf den Aufnahmen gut zu erkennen. Sei es aufgrund der Entfernung oder dem Aufnahmewinkel. Sprecht immer laut das / die Kennzeichen aus, damit die Dashcam diese Angaben mit aufzeichnen kann.
Rechtliche Aspekte
Urteil des BGH
Die permanenten und anlasslosen Aufzeichnungen einer Dashcam können im Einzelfall als Beweismittel im Rahmen eines Unfallhaftpflichtprozesses verwertbar sein. Das ist das Ergebnis einer Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) (Az. VI ZR 233/17).
Das Gericht begründete die Verwertbarkeit unter anderem damit, dass sich der Beklagte durch seine Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr selbst der Gefahr aussetzt, von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen und beobachtet zu werden. Zudem sei zu berücksichtigen, dass aufgrund der Schnelligkeit des Straßenverkehrs häufig ein Beweisnotstand eintrete, führte das Gericht aus.
Ein Beweisverwertungsverbot ergibt sich nach Auffassung des Gerichts auch nicht aus dem Eingriff in das Persönlichkeitsrecht anderer. Dieses werde durch Datenschutzbestimmungen geschützt, die selbst kein Beweisverwertungsverbot enthielten.
Eine permanente und anlasslose Aufzeichnung sei jedoch nach Auffassung des Gerichts zur Wahrnehmung der Interessen der Beweissicherung nicht erforderlich und daher datenschutzwidrig.
Mir drängt sich jedoch eine Frage auf: Sobald eine Aufzeichnung als Notfall durch die Dashcam selbst oder durch den Fahrer markiert wurde, ist sie nicht mehr ansatzlos.
Da Dashcams die Aufnahmen in einer Endlosschleife speichern und somit ältere Videos ständig (je nach Größe des Speichermediums) überschreiben, kann von einer „permanenten, anlasslosen Aufzeichnung“ wohl nicht die Rede sein. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man für die Aufzeichnung seiner Dashcam-Videos aus rechtlichen Gründen möglichst kleine Datenspeicher verwenden.
Technische Aspekte
Über die Lebensdauer der verschiedenen SD-Karten habe ich bereits einen separaten Artikel geschrieben.
Art der Aufzeichnung
Eine Dashcam nimmt permanent Videos in einer typischen Länge von einer bis fünf Minuten auf. Auf der SD-Karte befinden sich nach einer einstündigen Fahrt folglich 12 bis 20 einzelne Videodateien, von denen allerdings die jeweils ältesten wieder überschrieben werden, wenn die Speicherkarte voll ist.
Wird eine laufende Aufnahme durch die Dashcam oder manuell durch den Benutzer als Notfall- oder SOS-Aufnahme bei einem Unfall markiert, wird diese automatisch in einen SOS- oder Emergency-Ordner verschoben und vor dem Überschreiben geschützt.
Wenn sich das auslösende Ereignis nahe am Anfang oder Ende des Clips ereignet hat, werden auch die angrenzenden Aufnahmen gesichert, da es sinnvoll ist, auch die Minuten um das Unfallereignis herum zu sichern.
Diese Aufzeichnungen sind daher zwar permanent, aber aus meiner Sicht eben nicht ansatzlos.
Problematiken
Es ist nicht ratsam, eine zu kleine Speicherkarte zu benutzen. Zum einen unterliegt sie einem Verschleiß, zum anderen muss noch Platz für Notfallaufnahmen bleiben.
Kleine Karten finden
Eine weltfremde Empfehlung lautet, dass man nur wenige Minuten aufzeichnen sollte. Doch wie lang ist „wenig“? Wenn ich eine kleine SD-Karte mit nur 16 GB kaufe (werden diese überhaupt noch produziert?), passen darauf immerhin 1,5 Stunden FullHD- und ca. 40 Minuten 4K-Videomaterial.
Verschleiß der Speicherkarte
Wenn man über ein tiefes Schlagloch fährt, stark bremst oder die Autotür hart zuschlägt, kann der SOS-Ordner auf der Dashcam, abhängig von der eingestellten Auslöse-Empfindlichkeit, schnell größer werden. Dadurch steht auf der SD-Karte immer weniger Platz für aktuelle Aufnahmen zur Verfügung.
Bei einer Videoclip-Länge von drei Minuten wird der verbleibende Speicherplatz in der Stunde 20-mal überschrieben. Dies beeinträchtigt die Lebensdauer der SD-Karte erheblich. Bei der durchschnittlichen Fahrzeugnutzung in der EU wird die Karte rein rechnerisch damit innerhalb von fünf Monaten versagen.
Verpasste Ereignisse
Wenn nur noch Speicherplatz für einen einzigen Clip auf der Karte übrig bleibt und der Unfall in den ersten Sekunden dieser Aufzeichnung passiert, können unter Umständen die Ereignisse, die zum Unfall führten, fehlen.
Pflicht zur Wartung?
Aber wie oft wird der typische Benutzer die Notfallaufnahmen überprüfen und löschen? Offen gestanden doch erst, wenn eine Fehlermeldung auftritt, richtig?
Man kauft die Dashcam, setzt eine Karte ein und vertraut darauf, dass man sich nicht weiter darum kümmern muss und ab jetzt vor fingierten Unfällen und lügenden Verkehrsteilnehmern geschützt ist.
Es ist doch nicht das Ziel der meisten Benutzer, die aufgezeichneten Daten im Internet unzensiert zu veröffentlichen.
Richter und technisch affine Klugscheißer werden nun behaupten, dass es unkompliziert ist, die Notfall-Aufnahmen häufig zu überprüfen oder die Karte regelmäßig zu formatieren.
Würde ein Richter oder ein Klugscheißer erwarten, dass selbst die eigene Mutter die Instandhaltung einer Dashcam durchführt? Wohl kaum!
In der Realität wird es so sein, dass die Oma oder die Mutter erst Bescheid sagen, wenn die Dashcam rot blinkt. Die Alternative wäre, dass Mutti alle vier Wochen zur Werkstatt fährt und für 50 € die Dashcam neu formatieren lässt – insofern zwischenzeitlich kein Unfall geschah.
Meine Meinung
Ich bin ein wirklicher Freund von Datenschutz und Datensparsamkeit, wie man an meinen zahlreichen Artikeln darüber unschwer erkennen kann, aber es gibt jedoch wirklich Grenzen. Was interessiert mich, ob die Oma im Auto hinter mir mein Auto und mein Kennzeichen *sic* mit Ort und Uhrzeit aufzeichnet, solange sie es nicht unzensiert im Netz veröffentlicht?
Ich bewege mich im öffentlichen Raum, in denen jeder ein Smartphone mit 8k-Auflösung in der Tasche hat! Ich muss folglich damit rechnen, aufgenommen zu werden – wenn auch nur als Beiwerk. Überraschung: Das ist vollkommen legal!
Diese Dashcam-Aufnahmen sind, im Gegensatz zu denen der NSA, eben nicht permanent, sondern werden innerhalb der nächsten Monate oder Jahre automatisch überschrieben. Die wird nie ein Mensch zu Gesicht bekommen. Die Oma müsste schon mit ihrem Auto in mein Wohnzimmer fahren, um meine Privatsphäre zu verletzen. Und das wäre in dem Moment mein geringstes Problem.
Entscheidungshilfen
Für wen ist welche Dashcam geeignet?
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Videoqualität | Die Auflösung und Bildqualität der Videos |
Optische Güte | Ein hochwertiges Objektiv kann Details besser erfassen und sorgt für ein klares und scharfes Bild. |
Aufnahmewinkel | Der Bereich, der von der Kamera erfasst wird |
Bildstabilisierung | Bildstabilisierung hilft, Verwacklungen des Bildes zu reduzieren. |
Nachtsicht | Die Fähigkeit, auch bei schlechten Lichtverhältnissen klare Videos aufzunehmen |
Multicam | Zwei oder mehr Kameras, um verschiedene Perspektiven und den Innenraum aufzunehmen |
G-Sensor | Erkennt abrupte Beschleunigungen oder Bremsmanöver und speichert die Aufnahmen automatisch |
Parkmodus | Ermöglicht es der Dashcam, auch wenn das Auto ausgeschaltet ist, Videos aufzuzeichnen, wenn es durch Bewegungen gestört wird |
GPS | Ermöglicht es, die Aufnahmen mit Geodaten zu versehen |
WLAN | Ermöglicht es, die Aufnahmen direkt auf ein Smartphone oder einen Computer zu übertragen |
App-Steuerung | Ermöglicht es, die Dashcam über ein Smartphone zu steuern und die Aufnahmen zu verwalten |
Preis | Die Kosten der Dashcam |
Montage | Die Art und Weise, wie die Dashcam am Fahrzeug befestigt wird |
Akkulaufzeit | Die Zeit, die die Dashcam mit dem Akku betrieben werden kann |
Videoqualität
Videoqualität ist nicht mit Auflösung gleichzusetzen. Die Auflösung ist ein Faktor, der die Videoqualität beeinflusst, aber es gibt noch andere Faktoren, die ebenfalls wichtig sind.
Die Auflösung gibt an, wie viele Pixel ein Video hat. Je höher die Auflösung, desto mehr Details sind im Video zu sehen. Eine höhere Auflösung führt jedoch auch zu einem größeren Dateiformat, das mehr Speicherplatz und Bandbreite benötigt.
Ebenso verringert eine höhere Auflösung die Lichtempfindlichkeit, weil weniger Licht auf die einzelnen Pixel des Fotosensors fällt. Mit steigernder Auflösung muss auch die optische Güte der Linsen und die Lichtempfindlichkeit der Zellen deutlich steigen.
Weitere Faktoren, die die Videoqualität beeinflussen, sind:
Optische Güte
Die Qualität der Linse beeinflusst die Qualität der Aufnahme direkt. Videos aus Kameras mit dem identischen Sensor können sich demnach deutlich voneinander unterscheiden, wenn die optische Qualität der Linsen unterschiedlich ist.
Ich habe noch keinen Test gesehen, der die optische Güte der Linse einer Dashcam unter Laborbedingungen validiert. Es ist auch rein akademisch, Dinge wie Randschärfe, Randabschattung, chromatische Aberrationen oder die Auflösungsleistung einer Dashcam-Linse testen zu wollen.
Blende
Die Blende ist eine Öffnung hinter der Linse einer Kamera, die die Lichtmenge reguliert, die auf den Sensor fällt. Die Blende wird normalerweise als f-Zahl angegeben, wobei eine kleinere Zahl eine größere Öffnung und mehr einfallendes Licht bedeutet.
Bei Dashcams ist die Blende ein entscheidender Faktor für die Bildqualität, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) ermöglicht der Kamera, mehr Licht einzufangen, was zu helleren und schärferen Bildern führt.
Die Blende beeinflusst aber auch die Schärfentiefe. Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl) führt zu einer geringeren Schärfentiefe, das bedeutet, weiter entfernte Objekte sind unschärfer.
Bildverbesserungen
HDR und WDR sind zwei Techniken, die den Dynamikumfang eines Bildes erweitern. Der Dynamikumfang ist der Unterschied zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Bereich eines Bildes.
Konkretes Beispiel: Man fahrt auf der Landstraße, es kommen Autos aus der tief stehenden Sonne (oder nachts mit Abblendlicht) entgegen. Normale Kameras würden nun ein (teils) überstrahltes Video aufnehmen. Die Fahrzeugtypen oder Kennzeichen wären nicht zu erkennen.
Ziel ist es, dass man die hellen, aber auch die dunklen Bereiche im Bild so aufhellt oder abdunkelt, dass man jedes Detail erkennen kann.
HDR
HDR ist die Abkürzung für „High Dynamic Range“. Bei HDR werden zwei oder mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung aufgenommen und zu einem Bild zusammengesetzt. Dadurch können sowohl die hellen als auch die dunklen Bereiche eines Bildes detailliert dargestellt werden.
Der Nachteil liegt auf der Hand: Durch die zwischenzeitliche Bewegung der Kamera und der Objekte unterscheiden sich die einzeln aufgenommenen und überlappenden Bilder teilweise stark voneinander und die Aufnahme wird unscharf.
WDR
WDR steht für Wide Dynamic Range. Bei WDR wird ein einzelnes Bild mit einer Technik aufgenommen, die die hellen und dunklen Bereiche des Bildes unterschiedlich belichtet. Dafür benötigt man einen Sensor mit einem erweiterten Dynamikbereich und einen schnelleren Prozessor im Kameramodul. Eine Dashcam mit WDR macht in der Regel wesentlich bessere Aufnahmen als eine mit HDR.
Bildrate (fps)
Die Bildrate gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde in einem Video aufgenommen werden. Eine höhere Bildrate führt zu einem flüssigeren Bild und es werden mehr Einzelbilder geschossen.
Wer nun denkt, dass man auf Aufnahmen mit 60 fps Kennzeichen von Autos besser lesen kann, als auf Videos mit 30 fps, der irrt. Doppelte Bildrate = weniger Belichtungszeit, was gerade im Dunkeln tendenziell ungünstig ist.
Bildkomprimierung
Videokomprimierung funktioniert vereinfacht gesagt so:
- Ein Bild wird vollständig gespeichert. Dies ist das Ausgangsbild.
- Für die nächsten Bilder werden nur die Änderungen gegenüber dem Ausgangsbild gespeichert.
- Dies geschieht so lange, bis das Bild sich so stark vom Ausgangsbild unterscheidet, dass ein neues Bild vollständig gespeichert werden muss.
Die Änderungen zwischen den Bildern werden in einem „Datenstrom“ gespeichert. Dieser „Datenstrom“ enthält Informationen über die Farbe und die Helligkeit der Pixel, die sich von einem Bild zum anderen unterscheiden.
Würde man nur diese Änderungen ohne das Ausgangsbild ansehen, würde man sich bewegende Autos über ein graues, verschwommenes Bild sehen, die Streifen hinter sich herziehen.
Ist das Videomaterial fehlerhaft und das Ausgangsbild fehlt, kann man diesen Effekt tatsächlich erleben.
Beispiel:
Du stehst an einer Ampel. Die Straße, die Häuser und die Bäume bleiben relativ gleich, nur die Fahrzeuge im Querverkehr bewegen sich.
Mit VBR wird die statische Umgebung nun weniger oft gespeichert, da sie sich nicht ändert. Die querenden Fahrzeuge werden jedoch jeweils für sich gespeichert und bei der Wiedergabe über das statische Ausgangsbild gelegt.
Bitrate (Mbps)
Die Bitrate gibt an, wie viele Daten pro Sekunde in einem Video gespeichert werden. Eine höhere Bitrate führt zu einer besseren Bildqualität, aber auch zu einem größeren Dateiformat. Die meisten Dashcams verwenden eine variable Bitrate (VBR).
VBR ist eine Videokomprimierung, die die Bitrate an die Komplexität des Videos anpasst. Das bedeutet, dass Videos mit viel Bewegung oder Details eine höhere Bitrate haben als Videos mit wenig Bewegung oder Details.
CBR, constant bitate, benutzt durchgehend dieselbe Bitrate. Das bedeutet, dass alle Videos unabhängig von ihrer Komplexität die gleiche Größe haben.
VBR hat in der Regel eine bessere Bildqualität als CBR bei gleicher Dateigröße. Dies liegt daran, dass VBR Videos mit viel Bewegung oder Details mehr Daten zuweisen kann, wodurch sie schärfer und detaillierter werden.
Steht man an der Ampel, wird dieses Video deutlich weniger Platz auf der Speicherkarte einnehmen, als eine Fahrt mit 100 km/h über eine Landstraßenallee mit starken Licht- und Schattenspielen. Wird hier die VBR durch die Kamera zu früh begrenzt, sieht man nur noch unscharfen Pixelbrei.
Belichtung
Die Belichtung bestimmt die Helligkeit des Videos. Eine gute Belichtung verhilft dazu, Details bei schlechten Lichtverhältnissen im Bild sichtbar zu machen. Man kann nicht einfach die Belichtung beliebig erhöhen, sonst erhält man bei Bewegungen ein verwaschenes Bild. Für ein gutes Video sollte folglich die Belichtungszeit kurz sein, was sich aber nur mit hochwertigen Optiken und Sensoren erreichen lässt.
Aufnahmewinkel
Dashcams haben meistens einen Aufnahmewinkel zwischen 140 und 170 Grad. Ein größerer Aufnahmewinkel zeigt im Zweifel das Unfallgeschehen besser, allerdings sind Details, wie Kennzeichen, auf einer solchen Aufnahme auch etwas kleiner abgebildet.
Bildstabilisierung
Es gibt optische (teurere) Bildstabilisierungen und welche, die durch Software stabilisiert werden. Bei Letzteren leidet die Aufnahmequalität, weil nur ein kleinerer Ausschnitt des Videobildes verwendet wird. Wenn man die maximale Auflösung erhalten möchte, sollte man eine Kamera mit optischer Stabilisierung verwenden.
Nachtsicht-LEDs
Wenn WDR an die Grenzen kommt, kann eine IR-Nachtsichtfunktion ein klarer Vorteil sein. Infrarot-LED können eine erstaunliche Reichweite erreichen, wie ich bereits bei meinen Überwachungskameras feststellen konnte. Per se kann man das nicht als Spielzeug abstempeln.
Allerdings ist bei der Montage darauf zu achten, dass sie möglichst dicht an der Scheibe vorgenommen wird, damit die LEDs sich nicht darin spiegeln.
Weitere Ausstattungen
Weiterhin sollte man bei Dashcams auf folgende Ausstattungsmerkmale achten:
G-Sensor
Der Beschleunigungssensor markiert den gerade aufgezeichneten Clip bei starken Verzögerungen als Notfallaufnahme. Dies kann aber auch versehentlich bei einem Schlagloch passieren. Nicht jede Notfallaufnahme ist also ein Unfall.
Parkmodus
Ist die Dashcam im Standby, beginnt sie, aktiviert durch den G-Sensor, erst mit der Aufzeichnung, wenn das Ereignis bereits stattgefunden hat. Ausnahmen gibt es wenige, der Sentry-Mode bei den Fahrzeugen von Tesla ist so eine Ausnahme – die Videos durchgehend aufzeichnet – auch wenn das Auto geparkt ist.
In jedem Fall benötigt man für diese Funktion ein Anschlusskit für Dauerstrom. Dies wird entweder mitgeliefert, oder als Zubehör angeboten.
Akkulaufzeit
Die meisten Dashcams haben einen kleinen Akku oder einen Superkondensator eingebaut, damit sie auch noch einige Zeit nach dem Abziehen des Zündschlüssels – oder gar im Falle eines Unfalls, bei dem der Batterietrennschalter aktiviert wird, noch weiter aufnehmen und vor allem die Aufnahmedatei korrekt abschließen und sicher speichern können. Je länger diese Zeit ist, desto besser.
GPS
Eine Dashcam, die über GPS verfügt, fügt die gefahrene Geschwindigkeit sowie den genauen Standort in das Videomaterial mit ein. Entweder als sichtbaren Timestamp, oder als unsichtbare EXIF-Daten, die mit der passenden App oder dem passenden Programm angezeigt werden können.
Polfilter
Ein Polfilter verhindert Reflexionen in der Windschutzscheibe (oder der Heckscheibe). Einige Dashcams kommen mit einem solchen Polfilter, für andere ist er als Zubehör erhältlich. Der Polfilter muss drehbar sein, damit man ihn optimal auf die Einbauverhältnisse anpassen kann. Günstige Dashcams kommen mit einer einfachen Folie daher, die Spiegelungen reduzieren soll.
WLAN
Eine WLAN-Verbindung ermöglicht es bei Dashcams das Herunterladen der Videofiles, was aber meist vergleichsweise langsam geschieht, – und die Konfiguration der Kamera über eine App. Einige wenige Dashcams haben einen großen Touchscreen, auf dem man dies ebenso gut erledigen kann.
Sprachsteuerung
Es gibt Dashcams mit Sprachsteuerung. Ältere Modelle führen dabei gerne mal ein Eigenleben und führen bei Gesprächen im Auto Aktionen aus, die niemand verlangt hat. Die Tonaufzeichnung abzuschalten als Beispiel. Passiert dauernd bei einer von unseren 70mai. Ein Knopfdruck ist schneller und eindeutiger auszuführen.
360 Grad Aufzeichnungen
So wie in einem Tesla? Kann man mit einfach zu installierenden Nachrüstlösungen vergessen. Von 70mai gibt es die x200, die ein 140 Grad Objektiv und einen motorbetriebenen Schwenk besitzt. Dank AI soll sie in die richtige Richtung schauen. Ich nehme Wetten an, dass das eher suboptimal klappt.
Display
Ich weiß nicht recht. Unter 3,5″ mit Touch ergibt das nicht viel Sinn. Die Grundeinstellungen nimmt man ohnehin über eine App vor – und *schwupp* schon hat man ein deutlich größeres Display in der Hand als die üblichen Dashcams mit briefmarkengroßen Bildschirm, auf dem man ohnehin keine Details erkennen kann.
Preis
Ganz ehrlich? Der Preis korreliert mit der Videoqualität. Unter einem regulären Preis von 50 EUR erwartet einen nur Pixelbrei am Tag und flirrendes Rauschen in der Nacht.
Hersteller
Man kann sicherlich einen guten Chinakracher erwischen, aber ich würde immer zu einem Markengerät greifen.
Einige interessante Hersteller wären:
Montage
Dashcams werden entweder mit einem Saugnapf oder einem Klebepad an den Scheiben befestigt. Eine Saugnapfhalterung bietet sich an, wenn man die Dashcam in verschiedene Autos mitnehmen will. Ich bevorzuge die sichere Befestigung mit einem Klebepad.
Speicherbedarf
Da der Speicherbedarf davon abhängt, wie stark die Komprimierung der Dashcam zuschlägt, habe ich folgende Eckdaten zugrunde gelegt:
- 1 min FHD, 60 FPS = 180 MB = 3 MBps = 24 Mbps
- 1 min 4k, 60 FPS = 400 MB = 6,6 MBps = 54 Mbps
Ja, viele Dashcams komprimieren höher, das mag sein. Aber manche auch weniger. Diese Daten sind an die eines iPhones angelehnt.
Bitte nicht vergessen: Die meisten Dashcams komprimieren mit einer variablen Bitrate (VBR). Je mehr feststehende Elemente, wie ein Armaturenbrett und die Motorhaube auf einer Aufzeichnung zu sehen sind, desto höher wird die Komprimierung und desto kleiner die aufgezeichnete Datei sein.
Hier eine Tabelle, die den Speicherbedarf für die verschiedenen Auflösungen und Anzahl von Kameras, sowie die maximale mögliche Aufzeichnungsdauer für 128, 256 und 512 GB mSD-Karten auflistet:
Anazhl Kameras | FHD MB/s | 4k MB/s | GB/h FHD | GB/h 4k | h/128 GB | h/256 GB | h/512 GB |
1 | 3 | 6,6 | 10,5 | 24 | 12 / 5 | 24 / 10 | 48 / 20 |
2 | 6 | 13,2 | 21 | 48 | 6 / 2,5 | 12 / 5 | 24 / 10 |
3 | 9 | 19,8 | 31,5 | 72 | 3 / 1,25 | 6 / 2,5 | 12 / 5 |
4 | 12 | 26,4 | 42 | 96 | 1,5 / 0,6 | 3 / 1,2 | 6 / 2,5 |
Geeignete mSD-Karten
Spart man bei der SD-Karte, kann man bereits nach wenigen Wochen des Betriebes eine böse Überraschung erleben. Dashcams schreiben sehr viele Daten auf die Speicherkarte, sind großen Temperaturschwankungen ausgesetzt und daher sollte man hier nicht sparen. Aber was heißt schon sparen? Diese Karten sind nur marginal teurer als normale microSD-Karten.
Ich empfehle die Verwendung von microSD-Karten, die für die Nutzung in Überwachungskameras vorgesehen sind. Das habe ich im Detail hier erklärt.
Dashcams auf YouTube vergleichen
Du glaubst, Du kannst Dashcams anhand von YouTube-Videos vergleichen? Weit gefehlt! YouTube komprimiert Videos von kleinen Kanälen (> 1.000 Abonnenten / nicht monetarisiert) in der Regel stärker als Videos von großen Kanälen. Diese Praxis hat bereits Kritik von YouTubern und Zuschauern hervorgerufen, die meinen, dass dadurch die Qualität kleiner Kanäle beeinträchtigt wird.
Das führt zu einer absurden Situation: Kleinere YouTube-Kanäle wählen oft weniger populäre und billigere Nischenprodukte zum Testen aus, da sie nicht wie große Kanäle kostenlose Testmuster zur Verfügung gestellt bekommen. Durch die höhere Komprimierung sehen solche Dashcam-Aufnahmen noch schlechter aus.
Aber auch wenn man sich Testvideos bei einem Hochglanztuber anschaut, erreichen diese nicht einmal im Ansatz die Qualität des Quellmaterials direkt aus der Dashcam.
Influencer versuchen, Dashcams zu verkaufen. In der Regel werden die Kameras deutlich besser dargestellt, als sie sind, oder die negativen Punkte werden heruntergespielt und auf ein „sicher bald kommendes Update“ verwiesen. Reputation zählt für viele ohnehin nicht. „Super Dashcam, Link in der Beschreibung!“
Natürlich erfährt man aus den Videos am Ende doch das eine ohne andere über die gewünschte Dashcam. Gerade in Bezug auf die Montage und die Bedienung. Zu glauben, dass die Videoqualität exakt der entspricht, die Du siehst, ist aber Unsinn.
Fazit
Welche Dashcam sollst Du nun kaufen? Ich könnte hier einige Dashcams als empfehlenswert darstellen, die mir die Hersteller kostenlos zur Verfügung stellen. So machen das die meisten. Aber ich nicht.
Ich lasse Dich mit dieser Entscheidung allein. Aus den folgenden Gründen:
- Ich kenne Deine Ansprüche nicht
- Ich kenne Dein Budget nicht
- Der Dashcam-Markt ist in ständiger Bewegung
Ich würde beispielsweise auf MyDealz (Link = Dashcamsuche) nach einem guten Angebot schauen, mir dann die Kommentare dazu ansehen und zuschlagen, wenn mir die Cam gefällt.
Und ich?
Welche Dashcam ich habe? Eine Blueskysea 988. Das ist eine Motorraddashcam, die ich seit Jahren im Twizy umherfahre. Ich liebe das Ding, denn es ist wettergschützt, hat zwei HD WDR-Kameras für vorn und hinten, sowie einen Rückspiegelmodus.
Ja, neulich erschienen die ersten Dashcams mit dem Sony Starvis-2 Sensor und meine hat nur einen Starvis-1. Ist meine Dashcam damit Schrott? Wohl kaum. Die macht deswegen keine schlechteren Videos als vorher. :-)
Mich begeistert die gute Nachtsichfähigkeit, die extreme Robustheit und die sagenhafte Zuverlässigkeit. Diese Kamera nervt mich nicht, sondern funktioniert einfach durchgehend. Über den großen Touchscreen lässt sie sich sehr übersichtlich einstellen.
Es ist bei dieser Dashcam das Gesamtpaket, das in den Twizy wie Arsch auf Eimer passt. Würde sie kaputtgehen, würde ich sie auch heute wieder kaufen. Es gibt einfach noch keine Motorraddashcam mit dem Sony Starvis-2-Sensor. Solange bleibt diese Cam meine erste Wahl.
Hallo Hessi,
sind Dir denn Dashcams untergekommen, die (zuverlässig) Verkehrszeichen erkennen können und permanent, so wie die ganz modernen Autos das grade gültige Geschwindigkeitslimit anzeigen können ? Gibt’s sowas ?
Grüße, Gerd
Von Xiaomi und anderen gibt es Cams mit Abstandswarner und Spurhalteassistenten.
Guter Hinweis, muss ich recherchieren und nachtragen.
Ich hatte mal vor Jahren eine Dashcam-App auf dem Telefon, die das auch konnte und zudem noch die Verkehrszeichen erkannte. Ich weiß nicht mehr, ich glaube, die hieß „ACopilot“, aber ich finde die nicht mehr.
Mir hatte mal vor fünfzehn Jahren das Navi den Arsch gerettet, als ich nachts auf einer leeren Autobahn in einen 100er-Zone bretterte und es nicht merkte.
Für Google Maps gibt es eine App, die das da auch freischaltet: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.pluscubed.velociraptor&hl=de&gl=US
Klar, neue Tempolimits sind da nicht drin, aber eine Baustelle sollte man auch so schon mitbekommen. :-)