Warum Du DE-Mail meiden solltest

Bringt uns die verschlüsselte und signierte DE-Mail, die von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde, irgendwelche Vorteile? Nein, denn DE-Mail ist ein hervorragendes Beispiel, bei dem eine an sich gute Idee durch Unwissenheit, Geiz und falsche Versprechungen gründlich in den Sand gesetzt wurde. DE-Mail ist unsicher.
Punkt.

DE-Mail verfügt nicht über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Es verschlüsselt nur den Transportweg. Die Nachrichten sind beim Absender, auf den DE-Mailservern und beim Empfänger unverschlüsselt. Ein Service von DE-Mail stellt der Virenscan dar, der aber natürlich nur mit unverschlüsselten Emails möglich ist. Auf den Servern von DE-Mail werden somit die (transport-) verschlüsselten Mails sowie die Schlüssel dafür zusammen gespeichert. Die zentralisierten Servern mit de facto unverschlüsselter Mailablage stellen ein attraktives Ziel von Hackern und Geheimdiensten dar. DE-Mail ist nicht anonym, es ist eine Identifikation vor der Nutzung nötig. Da dies auch in Paketannahmestellen wie Tankstellen möglich ist, besteht die Gefahr, dass die Identitätsüberprüfung dort nicht hinreichend gründlich festgestellt wird. Betrüger könnten fremde Identitäten übernehmen.

Gegen die Stimmen von IT-Sachverständigen und wider besseren Wissens wurde DE-Mail per Gesetz zum sicheren Übertragungsmedium erklärt.

„Keine Regierung ist so blöd, ihren Bürgern ein abhörsicheres Kommunikationsmedium zu bieten.“
Linus Neumann, 30c32

DE-Mail hat massive Nachteile für die Nutzer: Unliebsame Personengruppen könnten durch eine eindeutige Identifizierung von der Kommunikation ausgeschlossen werden. Schlechte Kunden mit mangelnder Bonität, Kritiker von Firmen, Journalisten und andere Personen könnten DE-Mail nicht mehr benutzen. Bei DE-Mail besteht ein Rechtegefälle zum Privatnutzer hin. Mails können behördliche Bescheide beinhalten, welche auch ohne Empfangsbestätigung automatisch nach drei Tagen als zugestellt gelten. Damit laufen evtl. bereits Fristen, ohne dass man davon weiß. Franz Kafka und Douglas Adams hätten es sich nicht zynischer ausdenken können.

DE-Mails sollten nur von Rechnern aus abgerufen werden, denen man auch vertraut. Eine Nutzung im Urlaub von einem Computer im Internetcafé scheidet somit aus. Generell sollte man keinerlei persönliche Zugangsdaten an fremden Rechnern oder in fremden WLAN verwenden. Bei der Entwicklung von DE-Mail arbeitete die us-amerikanische Firma „Computer Sciences Corporation“, kurz CSC, mit. Sie ist ein Zulieferer der NSA für Hackingtools. CSC entwickelte auch den deutschen Staatstrojaner mit.

So einfach wie E-Mail, so sicher wie Papierpost.
Dieser Werbeslogan für DE-Mail war und ist schlicht falsch.

Neben den oben angeführten Designfehlern gibt es weitere gesetzliche Vorgaben, die DE-Mail unsicher machen. Ein klassischer Brief unterliegt dem Briefgeheimnis, er ist durch §10 des Grundgesetzes geschützt. Niemand darf Ihren Briefkasten aufbrechen und Ihre Post lesen. Sie werden jetzt sagen, dass das nicht ganz stimmt und die G 10-Kommission den Nachrichtendiensten des Bundes Ausnahmen gewähren kann. Das ist richtig, aber es gibt hier ja immerhin noch eine Kontrollinstanz. Die fällt aber bei DE-Mails komplett weg.

Nach § 113 des Telekommunikationsgesetzes darf so ziemlich jede Behörde, die sich mit der wie auch immer gearteten „Sicherheit“ unseres Landes befasst, von der Polizei über den MAD bis zum BND, von den jeweiligen DE-Mail-Anbietern die Zugangsdaten zum Postfach eines Nutzers anfordern. Ganz ohne richterlichen Beschluss oder eine Kontrollkommission.

Welche Vorteile bietet DE-Mail also dem Bürger? Außer dass er behördliche Bescheide auf dem Rechner empfangen und rechtsverbindliche Verträge abschließen kann? Absolut keine! Da in Deutschland Vertragsfreiheit gilt, können Verträge mündlich, schriftlich oder in anderer Form geschlossen werden. Die wenigen Verträge, die der Schriftform bedürfen, Arbeitsverträge zum Beispiel, und die mit DE-Mail einzig einen Komfortgewinn (mehr nicht!) bringen würden, rechtfertigen kaum die massiven Nachteile, die der Dienst den Bürgern aufbürdet. Die größten Vorteile haben die Behörden, die Sicherheitsorgane und die Firmen.
Nutze also kein DE-Mail!

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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