Picanto: Einbau eines Navigationssystems

Der Einbau eines Navigationssystems in einen Picanto gestaltet sich weit einfacher als zunächst vermutet. Der Aufwand ist nicht viel größer, als wenn man ein etwas aufwändigeres Soundsystem einbauen würde.

Dieser Artikel ist von 2005. Damals waren die mobilen Navis bei weitem nicht so gut, wie ein gebrauchtes Hig-End-System von 1999 mit aktueller CD. Das hier beschriebene Navi hat einen Wegstreckenzähler über den Tachoimpuls, so dass auch bei Fahrten durch Tunnel die Navigation immer korrekt bleibt.

Heute benutzt man zur Navigation ein Smartphone mit Halterung oder man kauft sich ein Doppel-DIN-Radio mit Andoid (kann man updaten) und baut es ein.

Der Einbau eines Navigationssystems in einen Picanto gestaltet sich weit einfacher alszunächst vermutet. Der Aufwand ist nicht viel größer, als wenn man ein etwas aufwändigeres Soundsystem einbauen würde.

Der saubere Aufbau des Fahrzeugs im inneren überrascht bei dem Anschaffungspreis dann doch. Auch die recht großen Platzreserven und der gute Zugang zu allen relevanten Baugruppen ist bemerkenswert. Alles in allem ist der Picanto ein sehr schrauberfreundliches Auto.

Mein bei Ebay erworbenes Navigationssystem bestand aus folgenden Baugruppen:

– Recheneinheit mit dem Laufwerk
– GPS-Antenne
– 4:3 TFT-Farb-Display
– Kabel für Display-Hauptkabelbaum für Tachosignal und diverse Spannungen
– Kabelbaum für einen TMC-Empfänger (nicht mit dabei)
– IR-Fernbedienung

Leider fehlte die Halterung für die Fernbedienung, aber das ist kein Beinbruch. Ausserdem zählt die sowieso zum Sonderzubehör.

Wir benötigen folgendes Werkzeug und Zubehör:

– Akkuschrauber-Bohrer 8mm-Kreuzschlitzschraubendreher (der aus dem Bordwerkzeug ist perfekt!)
– Schraubenschlüssel (ebenfalls der aus dem Bordwerkzeug)
– kleinen Metallspachtel-Isolierband-Kabeldiebe
– Lochband und Dämmband

Im Laufe der Anleitung kann man sich auch ein gutes Bild von den Möglichkeiten eines Radioeinbaus machen.

Haftungsausschluss

ACHTUNG! NICHT NACHMACHEN!

  1. Dies ist keine Anleitung!
  2. Der Artikel dient der persönlichen Dokumentation!
  3. Dieser Artikel soll nicht die beiliegenden Anleitungen, Einbauhinweise oder Installationsanleitungen ersetzen!
  4. Dieser Artikel soll einen groben Überblick über die anfallenden Arbeiten ermöglichen.
  5. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Korrektheit.
  6. Hier beschreibe ich, wie ich diese Arbeiten als Laie erledigt habe – nicht, wie man sie korrekt oder nach handwerklichen Standards, Vorschriften oder Gesetzen erledigt.
  7. Ich lehne jede Verantwortung, Haftung und Gewährleistung ab. Jeder muss selbst wissen, was er macht.
  8. Einige Arbeiten sind durch Fachfremde nicht zulässig, respektive gesetzwidrig und bedürfen teilweise mindestens der Abnahme durch einen ausgebildeten Berechtigten.
  9. Einige Handlungen und Arbeiten sind im öffentlichen Bereich (Straßenverkehr, Stromnetz, Luftraum, Internet, etc.) verboten oder verstoßen gegen Lizenzvereinbarungen, was straf- oder zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
  10. 230 Volt sind tödlich!
  11. Kein Backup? Kein Mitleid!
  12. Meine 3D-Modelle sind nur Machbarkeitsstudien, keine geprüften, funktionsfähigen Bauteile.
  13. Die beschriebenen Tätigkeiten sind in der Folge rein akademischer Natur.
  14. Bedenke, dass durch Deine Arbeiten Dritte an Leib und Leben gefährdet werden können und Du persönlich dafür haftest.

Mit dem Weiterlesen stimmst Du diesem Haftungsausschluss zu.



Zuerst machte ich mir Gedanken um den geeigneten Einbauort des Displays. Es sollte gut zu sehen sein, aber die Sicht nicht behindern. Zuerst dachte ich an den Platz zwischen Innenspiegel und Innenbeleuchtung. Leider ist das Display zu dick, so dass es bei einem gutenBetrachtungswinkel zu weit nach unten steht und sich im Innenspiegel spiegelt. Von denAbmessungen Höhe und Breite wäre der Platz aber ideal gewesen.

Der Platz zwischen Mittelkonsole und unterer Armaturentafel schied auch aus. Bei der EX-Version sitzen die Schalter für die Sitzheizungen auf der Mittelkonsole. Außerdem wären dieGetränkehalterungen vom Display blockiert worden.

Auf dem Armaturenbrett sah auch sehr merkwürdig aus. Ich hatte zwar einen Arat-Halter,aber ich finde, dass der viel zu hoch aufbaut. Das Display sollte ja nicht so furchtbar auffallen. So blieb mir eigentlich nur der Platz über der Anti-Beschlagdüse auf der Beifahrerseite übrig. Da ist das Display gut sichtbar und es stört die Sicht nicht. Der Airbag ist vom Einbauort auch nicht betroffen, ich habe mir dafür live einen verunfallten Picanto beim Händler angesehen.

Also musste ich erstmal die Verkleidung der A-Säule lösen. Man kann die mit der Hand oben vorsichtig lösen. Die Verkleidung ist nur mit zwei Clipsen eingerastet, unten ruht sie inFührungsschienen. Falls sich die Clipse nicht bei vorsichtigen Zug lösen sollten, so kann manmit dem Schraubenzieher am Clip zwischen Verkleidung und A-Säule vorsichtig hebeln.

An der Säule sieht man das Antennenkabel. Der Knubbel ist ein Steckverbinder. Falls man gleich eine Scheibenantenne nachrüsten will: jetzt ist der Zeitpunkt dafür. Neben dem Multimeter sieht man schon das Kabel des Displays, welches ich bereits verlegt hatte. Aber mehr dazu gleich.

Das hier ist ein Fehlversuch. Ich hatte das Kabel seitlich neben dem Dichtgummi hinter dasArmaturenbrett gewürgt. Das ist vollkommen unnötig. Wie man hinter dem Antennenkabelsehen kann, ist dort Platz genug um den Stecker bequem durchzuziehen. Entweder von oben durchführen oder von unter dem Handschuhfach nach oben durchfädeln.

Jetzt noch das Kabel der GPS-Antenne ebenfalls diesen Weg gehen lassen.

Das Kabel passt hervorragend zwischen Scheibe und Armaturenbrett. Mit einem kleinenSchraubenzieher kann man das Kabel vorsichtig unter die Abdeckung drücken. Das sieht man hier im Bild links.
Nun den Platz in der Mitte auf dem Armaturenbrett mit Spiritus säubern. Dort wo ich geputzt habe ist der Kunststoff leider matt geworden. Einfach mit „Cockpitspray Matt“ wieder auffrischen.

Die GPS-Maus an sich habe ich mit Doppelklebeband befestigt. Ich konnte sie mit dem Spachtel
vorsichtig von der Grundplatte lösen, auf der sie serienmäßig befestigt ist. Diese dient ja nur der Montage durch einen Magneten. Verkleidung der A-Säule wieder aufclipsen.

Die Recheneinheit sollte ihren Platz unter dem Beifahrersitz in der Schublade finden. Daher finden nun die Arbeiten auf der Beifahrerseite statt. Alternativ ist sicher auch eine Befestigung unter dem Fahrersitz möglich.
Nun lösen wir die drei Kunststoffstecker mit einem kleinen flachen Schraubendreher. Die Schwellerabdeckung können wir dann einfach nach oben mit sanfter Gewalt aus den Clipbefestigungen ziehen.

Die Leitungen findet man erst hinter der T-Abzweigung, da die offenbar quer unter dem Beifahrersitz an den Schweller geführt werden. Bitte Obacht, dort laufen auch die Steuerkabel fürdie Gurtstraffer lang!

Das braune Massekabel des Navi-Kabelbaums kommt direkt an die Karosserie. Ein geeigneter Platz in der Nähe des Rechners erschien mir die hintere Befestigungsschraube der Mittelkonsole zu sein.

Das Massekabel an dem vorhandenen Kabelhalter befestigen, damit es nicht mit den Füssen herausgerissen werden kann.

Nun legen wir die Kabel des Kabelbaums, des Displays und der GPS-Antenne mitausreichender Länge unter den Sitz und clipsen die Schwellerverkleidung wieder an. Die Befestigungsstifte nicht vergessen!

Nun können wir noch die Kabel mit einem Schlauch verkleiden. Ich habe einen Unterputzkabelsammler von unserem Hausbau dazu verwendet. Diesen habe ich einfach längs aufgeschnitten und mit schwarzen Isolierband wieder geschlossen, so dass das Kabel nicht wieder herausrutschen kann. Alternativ bietet IKEA ähnliche Kabelsammler an.

Hier kann man sehr gut die Kabel für die Sitzbelegung / Seitenairbags und die Sitzheizung sehen.

Nun kommt der Rechner in die Schublade. Hinten für die Stecker und den Lüfter Platz lassen. Die Serienhalterungen als Schablone für zwei Löcher nehmen und die Rechneneinheit dadurch mit den Originalschrauben verschrauben. Ich habe den Rechner noch mit selbstklebenden Dichtungsband von unten gepolstert.

Der Rechner passt perfekt! Die CD lässt sich auch gerade so wechseln.

Um besser den Kabelbaum unter dem Armaturenbrettträger verlegen zu können, klappen wir das Handschuhfach ab. Dazu einfach die schwarzen Clipse innen in Fahrtrichtung nach hinten ziehen. Die Seitenteile etwas nach innen biegen und das Fach nach unten klappen.

Jetzt das Radio herausnehmen. Wir brauchen dort Batterieplus und müssen dort auf dem Weg zum Kombiinstrument vorbei.

Nun kommen die Instrumente dran. Dazu lösen wir die beiden Schrauben oben unter der Blende und ziehen den vorderen Rahmen unten aus der geclipsten Halterung nach vorne.

Links unten sieht man den gelben Halter des Befestigungsclips. Rechts sieht man… nichts. Möge der Clip in den unendlichen Weiten des Armaturenträgers ruhen. *sic*

Nun noch die vier Schrauben links und rechts vom Kombiinstrument lösen und die Instrumente nach vorne kippen.

Den blauen Stecker rechts und den weißen Stecker links lösen und das Instrument herausnehmen.

Uns interessiert der blaue Stecker, dort speziell das blaue Kabel ganz außen. Dazu entfernen wir den Klapper- und Scheuerschutz. Der klebt wirklich widerlich.

Mit einem Stromdieb nehmen wir dort das Tachosignal ab und befestigen es am schwarz-weißen Kabel des Navi-Kabelbaums. Ich hatte es einfach verlängert, deswegen das braune Kabel. Instrumente wieder einbauen und auf Funktion testen.

Man darf wohl im Allgemeinen davon ausgehen, dass die Farben der einzelnen Kabel sich im Laufe des Produktionszeitraumes nicht ändern werden. Wer alleine die veränderten Farben der Elektrik im Renault Espace J63 über den Produktionszeitraum von nur rund fünf Jahren sieht, der findet die asiatische „Nicht-Kreativität“ doch recht beruhigend.

Trotzdem zur Info: Dies ist ein Picanto aus dem Oktober 2004, also erste Serie. Links unten auf der Frontscheibe findet Ihr einen kleinen Aufkleber, der das „Geburtsdatum“ von Eurem Pic sogar mit Uhrzeit angibt.

Ich wollte das Navigationssystem abschaltbar machen. Normalerweise schaltet es sich mit dem Motorstart ein, aber so oft brauche ich es ja nicht. Also benötigte ich einen Schalter. Dieser sollte nicht in einem Bauteil befestigt werden, das man nicht einfach für einenRückbau wechseln kann. Daher wählte ich die untere Abdeckung der Lenksäule aus. Der Schalter sollte links seinen Platz finden.

Zuerst das Lenkrad so drehen, dass man an die beiden Schrauben links und rechts unter demLenkrad kommen kann.

Das Lenkrad ganz nach oben stellen und die Schraube unten lösen. Ist etwas knifflig, aber es geht. Blende nach unten abnehmen.

Ich habe zwei Löcher mit dem 8ter-Bohrer in die Blende bebohrt. Abstand bitte nach der Schaltergröße wählen.

Dann mit einer kleinen Feile die Öffnung passend für den Schalter rechteckig vergrößern.

Den Schalter einclipsen.

Zwei Kabel zum Radioschacht legen. Bitte ausreichend befestigen und darauf achten, dass sie nirgends scheuern können.

Lenkrad nach unten stellen, obere Abdeckung entfernen, untere Abdeckung lose aufstecken.Nun wird von oben der Abstand zwischen dem Schalter und dem Hebel der Höhenverstellung des Lenkrades geprüft. Hier war er mir ein wenig zu knapp. Klar, das kann man lockerer sehen, aber mit Strom im Auto bin ich humorlos.

Deshalb schaffte ich Abhilfe. Nur am Rande: Kauft kein billiges Isolierband im Sparpack. Gutes band ist sicher teuer, aber dafür löst es sich nicht bei Temperaturschwankungen oder einfach im Laufe der Zeit von alleine. An dieser Stelle hätte es auch ein Kabelbinder getan, aber ich hatte keinen kleinen mehr griffbereit.

Obere Abdeckung wieder auflegen, Lenkrad nach oben stellen und die untere Abdeckung festschrauben.

Ein Kabelende mit dem violetten Kabel des Kabelbaumes verbinden, das andere Ende mit dem „Battery“-Kabel des ISO-Adapters des Radios verbinden. Die Funktion des Kabels ist in der Regel auf die Kabel des Adapters gedruckt.

Das rote Kabel des Kabelbaums kommt ebenfalls an das „Battery“-Kabel des ISO-Steckers. Das Radio wieder einbauen.

Da die Kabel des Navigationssystems auch in einer S-Klasse oder einen Van passen müssen, sind sie für den Picanto ein wenig zu lang. Hinter dem Handschuhfach ist aber enorm viel Platz. Wir wickeln die Kabel zusammen, stecken sie am besten rechts neben dem Handschuhfach in die Lücke, die wie dafür gemacht zu sein scheint und sichern sie mit Kabelbindern. Handschuhfach wieder einhängen.

Seitliche Abdeckung des Armaturenträgers auf der Beifahrerseite lösen. Dazu den Spachtel benutzen. Nun ein Stück Lochband passend biegen und mit Dichtungsband bekleben.Vorsicht, das Lochband ist sehr scharf. Eventuell die Bohrungen vergrößern.

Obere Schraube des Armaturenträgers lösen, Lochband darunter klemmen und wiederfestschrauben. Seitliche Abdeckung wieder anbringen. Diese Lochbanlösung mit dem selbstklebendem Dämmband als Schutz ist zugegebener Maßen etwas… rustikal und war eigentlich als Provisorium gedacht, bis ich eine bessere Lösung überlegt habe. Aber wie das mit Provisorien so ist, funktioniert sie zwei Jahre und 50.000 km später immer noch wie gedacht und weit besser als erwartet.

Das Ganze ist natürlich keine Arat-Befestigung, aber es hält erstaunlich gut. Der Bildschirm wackelt während der Fahrt auch nicht – man mag es kaum glauben.

So sieht das nachts aus (nein, die Reflektion kommt durch den zu niedrigen Aufnahmewinkel zustande, ca. Oberkante Lenkrad. Aber selbst wenn, durch das Lochband kann man den Anstellwinkel des Displays ändern.

Fertig!
Das war es!

Jetzt noch die Kalibrierungsfahrt nach den Einbauvorschriftendurchführen und hoffen, dass man sich so bald nicht mehr verfährt!

Viel Spaß beim Einbau und allzeit gute Fahrt!

Euer Michael

P.S.: Der Artikel ist 2005 entstanden, da waren die mobilen Navis bei weitem nicht so gut, wie ein gebrauchtes Hig-End-System von 1999. Dieses Navi hat einen Kompass und einen Wegstreckenzähler über den Tachoimpuls, so dass auch bei Fahrten durch Tunnel die Navigation immer korrekt bleibt.

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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