Inhalt:
Eine der typischen Macken am Twizy sind defekte, zerbrochene Außenspiegel. Twizy-Eigner scheinen es eng und schnell zu mögen.
Als ich abends vom Einkaufen zurückkam, parkte ich rechts zu dicht an den Mülltonen. Dumm nur, dass ich notorischer Rechtsaussteiger bin und gegen den Außenspiegel stieß, als ich am Twizy vorbeigehen wollte.
Der zeigte sich ob meiner körperlichen Zuwendung undankbar und flog kreiselnd über das Pflaster.
Am nächsten Tag schaute ich mir das Elend an. Jo! Sauber abgebrochen. An der Halterung am Fahrzeug. Das aufnehmende „O“ sah nun wie ein „C“ aus.
Das schlecht ist! Nix gutt!
Zudem sah der Spiegel vom Vorbesitzer aus wie … Entschuldigung … ausgekotzt! Überall seltsame Läufer von einem undefinierbaren Klebstoff uns ein riesiges Loch in der Seite zum Fahrzeug hin. Der störte mich schon immer.
Mopped-Spiegel?
Ein Gestaltungsanlass?! Ich stöberte einen halben Tag auf Ebay und Amazon nach Außenspiegeln für Motorräder (nicht die Innenspiegel für Motorräder!). Die von der Honda CBR sollten … fast passen. Bisschen feilen und eine Base drucken, die das Loch in der Tür des Twizy abdeckt und alles wäre knorke.
Viele Mopped-Spiegel kommen allerdings ohne E-Zulassung oder mit einer gefälschten Zulassung. Dann weiß man oft nicht, ob die Spiegel aus asphärisch (konvex) sind. Die Spiegel kosten nicht die Welt im Vergleich zu den originalen Spiegeln, die mit immerhin 110 EUR das Stück zu Buche schlagen. Allerdings machen sie den Twizy rund vier Zentimeter breiter. Trotzdem: 25 EUR das Paar sind nicht sooo die Investition, aber es geht sicher auch günstiger, oder?
Ja, klar, eine Reparatur!
Reparatur?
Im Twizy-Forum wird gerne vorgeschlagen, den Spiegel stumpf festzukleben. Kann man machen. Nur … wenn ich mit dem Spiegel mit Schwung an etwas hängen bleibe, sitze ich in einem Hagel aus Glas- und Plastiksplittern. Das muss doch nicht sein.
Diese blöde Halterung aus einer Metallhülse und einer starken Feder bekommt man nicht wieder in den Spiegel gedrückt. Renault muss irgendein Spezialwerkzeug haben. Ebenso wie der Vorbesitzer, der hat definitiv die Hülse wieder einpressen können, denn zu diesem Behufe schnitt er ein großes Stück an der Innenseite des Außenspiegels ab.
Ich versuchte es mit Zangen, mit Zwingen und mit Schrauben. Sogar mit bloßen Händen. Keine Chance. Das Ding bekomme ich nicht rein. Aber ich habe doch einen 3D-Drucker und flexibles Filament!
Schnell entwarf ich mir eine Art Feder, die ich in den Spiegel stecken konnte und auf die eine große Unterlegscheibe passt.
Der Trick ist, dass man die Schraube nicht ganz mittig im Spiegel anschrauben kann, weil sie unten an der Halterung wegrutscht. Aber nur so findet sie guten Halt und verklemmt so, dass sie auch dauerhaft hält und nicht mitsamt dem Außenspiegel abfällt.
Die Schraube muss also durch eine eigentlich zu große Unterlegscheibe, deswegen benötigt man eine große und eine kleine Unterlegscheibe. So kann die Schraube ihren optimalen Weg finden.
STL? STL? STL?
—> STL! <—
Einkaufsliste
2 Unterlegscheiben 17 × 30 × 3
Zusammenbau
Die „Feder“ habe ich im Schnellmodus gedruckt. Hier ging es nicht um Schönheit, sondern nur um Funktion.
Auf die „Feder“ passt exakt die Unterlegscheibe.
Und ebenso exakt passt die Feder in den Außenspiegel.
Nun schrauben wir das Ding an das Auto. Wichtig: Die Schraube von unten durchstecken, ist deutlich einfacher.
Man sieht drei Dinge:
- Ich habe die Schrauben und Unterlegscheiben aus dem Keller gekramt. Die kleinen U-Scheiben haben schon bessere Tage gesehen.
- Die Schraube sitzt nicht mittig.
- Die Mutter ist mit Loctide eingesetzt worden.
Die Mutter ziehen wir jetzt so weit an, bis der Spiegel nicht mehr wackelt, sich aber noch einklappen lässt.
Ja, das wackelt etwas mehr, aber das liegt daran, dass die Aufnahme gebrochen ist. Ich kann noch safe die Schraube weiter anziehen, wenn ich will. Dann geht das Einklappen aber entsprechend schwerer.
Kür
Wie gesagt, der Außenspiegel war eigentlich tot. X-mal gebrochen, Teile fehlten und überall war verlaufene Klebemasse über den Spiegel verteilt.
Plastik-Lötpistole
Zuerst brannte ich mit dieser Plastic-Welding-Pistole Klammern entlang der geklebten Risse. Ich muss sagen, dass das eine wirklich sehr befriedigende Arbeit ist. Das macht richtig Laune! Und das hält wirklich bombenfest. Jeder Twizy-Besitzer sollte eine solche Pistole haben, kein Scheiß! Dauernd bricht doch was an der Karre!
Löcher flicken
Als der liebe Gott den Hang zum Overengineering verteilte, stand ich mehrfach an. Normale Menschen hätten ein Stück Plastik genommen und auf den Riss zugeschnitten.
Ich machte das auch so. Irgendwie.
Abpausen:
Dann vektorisiert und in TinkerCAD importiert und als STL exportiert:
Ausgedruckt und mit den Klammern an den Spiegel getackert.
Warum? Weil ich es kann. ;-)
Hätte ich auch bei dem Seitenteil machen sollen, dann hätte am Ende auch der Feinspachtel darauf gehalten. Aber der Hessi muss ja kreativ sein.
Joar! Die Klammern konnte ich nur von außen einbrennen, innen war kein Platz dafür. Die Winkelklammern, die der Pistole beiliegen, haben 90 Grad. Das hier ist aber weniger. Mist.
Auch ist das Stück aus dem Eimer eigentlich viel zu dünn. Und aus dem falschen Material. Ich hätte auch dieses Stück aus PETG ausdrucken sollen. Das ist dick und fest, da hält auch Feinspachtel drauf.
Egal, jetzt ist es, wie es ist.
Verfüllen / verkleben
Zufälligerweise hatte ich einmal für einen Euro Sekundenkleber gekauft. Sechs Tuben. Vielleicht aus dem Tedi? Mag sein.
Damit habe ich die Spalten zwischen den Bruchteilen und die Risse verfüllt. Eine riesige Sauerei. Sobald ich mit dem Kram hantiere, verklebe ich mir die Finger damit. Da kann ich noch so aufpassen, ich bin einfach zu ungeschickt.
Die Oberfläche habe ich dann abgeschliffen. Mit einem Deltaschleifer, nicht mit der Hand. Dafür war ich zu faul.
Am Rande bemerkt: Wasser als Aktivator für Sekundenkleber funktioniert nicht. Ich sprühte Wasser auf den Klebstoff, aber der verfärbte sich nur weiß und sonst passierte nicht viel.
Trotzdem ist Sekundenkleber eine tolle Sache für das schnelle Verfüllen von kleinen Makeln in der Oberfläche. So wie die, die jetzt kommen.
Spachteln
Ich habe den günstigen Feinspachtel aus dem Action auf Halde hier liegen. Guter Stoff. Kann man immer gebrauchen. So wie jetzt. Gibt es auch bei Amazon.
Ja, der Kenner sieht es gleich: vorne auf dem Spiegelgehäuse sind Macken, die ich übersehen habe. Merkte ich erst nach dem Lackieren, sonst hätte ich die mit Sekundenkleber gefüllt und angeschliffen.
Ich vermute, der Farbeimer ist aus Polypropylen (PP). Doofes Zeug, da hält nichts drauf.
Aber das selbst gedruckte Stück aus PETG ist perfekt! Man kann es super mit den Klammern verbinden, es ist stabil und gut schleifbar. Der Polyester-Feinspachtel hält sehr gut darauf.
Harmonisiert von der Härte und Verarbeitbarkeit gut mit dem ASA, aus dem der Spiegel ist.
Lackieren
Ebenfalls aus dem Action-Markt stammt die mattschwarze Sprühfarbe für Autos (Rally-Spray)
Montage
Knifflig, denn alle Haltenasen hatte der Vorbesitzer abgebrochen und dann den Spiegel mit Klebstoff zusammengeklebt. Den kratzte ich aus allen Ritzen.
Aber was ist das? Der Spiegelfuß ist auch voller Klebstoff! Ebenfalls noch schnell angeschliffen und übergejaucht.
Auch ich klebte das Spiegelgehäuse zusammen und fixierte es bis zur Aushärtung mit Tesaband.
Verkackt
Ich habe aber etwas verkackt: Das Stück Alpina-Eimer! So ein Mist. Bei den Trockenläufen passte es immer. Aber beim Festkleben passt es rein gar nicht. Große Spalten zum Spiegel hin. Das ist ja total doof!
Ach, sei es drum! Wenn das Spiegelgehäuse morgen abfällt, dann drucke ich mit ein Dreieck aus, wenn nicht, dann bleibt es so. Das ist ein Twizy, keine Oberklasselimousine, mit der ich Nachbarn beeindrucken müsste.
Vor allem sah es vorher schlechter aus und nur ich sehe diesen Makel, wenn ich im Twizy sitze. Passt schon.