Auf dem zehnten VFCe

Zusammen mit Quarkbeutel gewann ich auf dem Vintage Computer Festival Europe den zweiten Platz der Aussteller in der Publikumswertung.

Ihre Ausstellung hielt sich an das Thema „Daseinskampf der Zahlenfresser: Rechnerarchitekturen im Vergleich“ auf dem VCFe und zeigte das Spiel „Donkey Kong“ auf den verschiedensten Architekturen. Zur Erinnerung: Im Daseinskampf mit Donkey Kong versucht die Spielfigur Mario seine Freundin aus den Klauen eines riesigen Affen zu befreien, der, Level für Level, immer höhere Stockwerke eines Wolkenkratzers im Rohbau erklimmt. :-)


(Quarkbeutels Ecke)

Die Besucher konnten auf den unterschiedlichsten Plattformen (nicht nur) „Donkey Kong“ spielen. Alles Systeme waren frei zugänglich, was das meist jüngere Publikum – durch die Abgabe seiner Stimme für uns – auch honorierte.“Donkey Kong“ trieb sein Unwesen auf VC20, C116, C64, CPC 6128, Konami GameBoy Arcade-Machine, Atari 7800, Coleco Vision und einem Arcade-Automaten. Ein Sega Master System sorgte mit zahlreichen Kassetten und Cards für Abwechslung vom dicken, tonnenwerfenden Affen.


(Holger voll im Stress)

Einige der Aussteller und Besucher zeigten aber auch ihre Mussbilligung ob der wenig ernsthaften Ausrichtung unserer Ausstellung. Erstaunlich war der immer gleiche Satz nach einem abschätzigen bis angewiderten Blick auf unser Sammelsurium, hervorgebracht im arg pikierten Tonfall der Figur „Thaddeus“ aus der Fernsehserie „Spongebob Schwammkopf“: : „Und was wollt Ihr (wollen sie) *damit* zum Ausdruck bringen?“. Einem Aussteller erklärte Quarkbeutel am Ende des VCFe unsere Ausstellung mit dem einleitenden Satz: „Pass auf, ich mal Dir jetzt mal auf, was unsere Ausstellung mit Architekturen zu tun hat…“.

Natürlich war die überwiegende Mehrheit sehr angetan von den vielen Heimcomputerm und Telespielen auf unserem Stand. Eltern wollten oftmals ihre Kinder bei uns parken, blieben dann aber selber doch länger und daddelten mit ihrem Nachwuchs um die Wette. Viele Besucher erkannten wehmütig die Systeme wieder, die ihnen in ihrer Jugend den Einstieg in die Computerwelt ermöglichten.

(Berufsjugendlicher beim Video schauen)


(Anderer Berufsjugendlicher beim daddeln)


(Echte Jugend beim Zocken)

Sogar ein Forum64-User sprach uns an und bat um Hilfe mit seinem waidwunden Commodore 64. Wir testen mit ihm mehrere C64 vom Flohmarkt und Quarkbeutel gab ihm Tipps, wie er das Mainboard in sein makelloses Originalgehäuse umzubauen hätte. Zuvor hatte Hessi, der bereits einige „alkoholische Getränke mit Migrationshintergrund“ („Diesel“, „Dreggisches“, „Colabier“, oder eben auf bayrisch „Neger“) zuviel intus hatte, den CeVi mit den Worten „Ich persönlich würde jemandem wie mich nicht an meinem 64er rumfummeln lassen.“ das Mainboard des alten Rechners durchgemessen.


(Prost Mahlzeit!)

Der schönste Lohn für die Strapazen und die nicht unerheblichen Kosten, die mit dieser Ausstellung verbunden waren, war aber der Spass, den die großen und kleinen Kinder mit leuchtenden Augen auf unserem Stand hatten. Ziel war es, dass uns niemand ohne Lächeln auf den Lippen verliess.


(Amiga 600 vom VCFe-Flohmarkt: Läuft 1a)

Insgesamt war nicht viel los, homecomputertechnisch. Echte HomeComputer in 8-Bit gab es nur bei Frank und Wolfgang (MSX) und uns. Klar, die KC-Leute waren da, aber diese Geräte gingen ja eher in die Richtung Profigeräte. Ein einsamer 128D versteckte sich auch zwischen Bergen anderer Rechner.

Hoffentlich ändert sich das nächstes Jahr. Irgendwie hatten sich die HC-Jungs vom Thema des VCFe abschrecken lassen, dabei brauchte man doch nur etwas Phantasie um es auch auf HCs umzusetzen. Ferner muss sich doch niemand an das Thema halten. Hans markierte doch extra die Ausstellungen, die im Thema blieben auf der Website. Matthias zeigte seinen PC mit eingebautenSega MegaDrive und zeigte damit eine ungewöhnliche Architektur. Man sieht: Es geht doch!

Die 16-Bitter waren mit einer handvoll Amigas und zwei ST Falcon (davon einer wieder ein genialer Umbau von Beetle) vertreten. Eine BeBox fand sich auch, aber das war ja schon fast Neuzeit, bedient sich nicht anders als ein aktueller Rechner. Der „Rest“ bestand aus Profi-Maschinen, ein paar SGI-Workstations und sogar eine AS/400 konnte man bestaunen.

Cool waren noch die Stände vom Maddin, der den Besuchern eine absurd-lustige Exkursion vom Lochstreifen bis zum Sharp Zaurus anbot und der Stand von Peter, der so ziemlich alles an Speichermedien zeigte, die sich an einen Computer anschliessen liessen.

Hessi rechnete gar nicht mit einer Platzierung unter den ersten drei Plätzen, so dass er während der Schlussrede des Veranstalters Hans Franke und der folgenden Siegerehrung schnaufend und übernächtigt den Mini-Van mit den abgebauten Gerätschaften vollstopfte. Quarkbeutel nahm folglich im Namen der HomeCon den schokoladengefüllten Pokal auf der Bühne der Mehrzwechhalle entgegen.


(Hans ohne Hut, aber mit bayrischer Piccolo-Weinflasche)

Überhaupt war das Wahlergebnis erstaunlich: Seit gefühlten hundert Jahren belegten immer die gleichen Aussteller den ersten und zweiten Platz und so war der Sieg von zwei Newcomern (aber nicht vom Alter her) die größte Überraschung auf dem dreitägigen Event. O.k., das Thema ihrer Austellung war eigentlich das gleiche, wie das der ewig Erstplazierten, aber wenigstens waren es mal neue Gesichter. ;-)

Das geht nicht gegen das tolle Projekt „MyCPU“! Die Jungs in deren Team sind total nett und erklären unermüdlich, freundlich und ausführlich das Konzept von MyCPU. Aber durch das ewige Gewinnen des ersten Platzes wurde die Siegerehrung in den letzten Jahren nicht gerade spannender. :-)

Alles in allem ein tolles Event, bei dem alle wieder viel Spaß, verdammt viel gegessen (tolles Buffet) und auch viel gesehen hatten.

Als Quarkbeutel und Hessi nach fünf Stunden Fahrt und einem einstündigen Stau völlig übernächtigt wieder mit dem Pokal im Gepäck in der Heimat ankamen, mussten sie auch noch die drei Kubikmeter Ausstellungsmaterial ausräumen.

Natürlich schleppten sie mehr Gerätschaften nach Hause, als sie am Donnerstag Nachmittag verladen hatten. Auf dem Flohmarkt des VCFe fanden die beiden natürlich allerlei Hardware die sie nicht anderen überlassen wollten. Erfreulich war auch, dass sie zwei Atari Mega-STs mit Festplatten vom „Speichermedium-Peter“ geschenkt bekamen. Das schweizer Team baute gerade unter Alkoholeinfluss eine Art Kartenhaus daraus, als Quarkbeutel sie nach der Erlaubnis für diesen Schabernack fragte. Unsinn sei schliesslich die Domäne des HomeCon-Teams.

Alle Bilder dieses Artikels:
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Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

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