Waschbärenbergung

Es wurde viel probiert und diskutiert, wie man den Waschbären aus dem Loch bergen kann, bevor das verwesungstechnisch nicht mehr möglich ist. Der Nachbar versuchte es erfolglos mit einem Fleischhaken (was ein Wort! *guselgrusel*).

Aus den sozialen Medien kamen Stimmen, die eine natürliche Lösung vorschlugen. Wir sollten doch einfach einen Eimer mit Maden in den Schacht kippen, dann würden nur noch Knochen und Fell übrigbleiben. Richtig, der Bekannte treibt sich gerne auf Mittelaltermärkten herum.

Meiner Frau gefiel der Vorschlag, versprach er doch eine enorme Kostendämpfung. Mein Einwand, dass sie dann die nächsten Wochen besser nicht die Fenster öffnen solle, weil aus Maden Fliegen werden, hat sie irgendwie irritiert. Akademiker sind manchmal so realitätsfern…

Aber es kamen auch Fragen auf. Wieso kam die Feuerwehr? Hatte der Waschbär sie mit seinem Handy gerufen? Irgendwie fehlte die Information über den Nachbarn im Posting meiner Frau.

Ausgraben war auch eine Option. Alter, ich grabe doch nicht mit einer Schaufel so tief!
Also doch verwesen lassen?
An der Hauswand?
Durch die bei Regen Wasser sickert?
Uns gefiel die Vorstellung nicht, dass wir toten, verflüssigten Waschbären aufwischen müssten.

Zur Nachbarin meinte ich noch, dass ich als Großstädter keine Ambitionen hätte ein totes Tier aus einem Schacht zu graben. Vielleicht mache ich das mal in dreißig Jahren, wenn ich mich hier eingewöhnt hätte.
Ich irrte gewaltig. Es dauerte nämlich keine dreißig Minuten…

Der Schwiegersohn vom Mann mit dem richtigen Werkzeug stand auf einmal im Garten. Frau™ hatte ihn gefragt, ob man den ausgraben könne. Statt einer Antwort stand nun eben der Schwiegersohn im Garten und meinte: „Ich bin der Schwiegersohn und ich habe den kleineren Bagger!“. 🙂
Er sah sich das Drama an und verlangte einen Kurs für seine Arbeit, den wir mehr als angemessen fanden. Wir ließen ihn also gewähren.


Ein Häufchen im Garten! Unser schöner englischer Rasen!


Das Rohr liegt frei.


Der Hessi wird auf der Schaufel in den Schacht gelassen und bindet einen Spanngurt um das Rohr, sodass es der Bagger herausziehen kann.

Man ahnt es auch schon. Die Wand ist immer nass, weil der Boden quasi eine Lehmrutsche für Wasser darstellt und die Wand maximal einmal(!) vor 55 Jahren mit Bitumen gestrichen wurde. Ein echtes Drama!
Das muss alles noch einmal geöffnet und dann ordentlich abgedichtet werden. Mit Bitumen, einer Noppenbahn, einer ordentlichen Hohlkehle und dann einer guten Perimeterdämmung.
Eine Drainage ist hier ziemlich sinnfrei, denn es gibt an der Hausseite keinen Zugang zur Kanalisation. 🙁


Beim Rausziehen rutschte der umliegende Drainagekies ab und begrub den Waschbären, der beim Anheben aus dem Rohr gerutscht war.


Was musste ich graben und graben! Ich wollte das Tier ja nicht mit dem Spaten irgendwie zerteilen.


Ich bin nicht in der Berufsgenossenschaft und darf das!


Der arme, arme Waschbär! 🙁
Als ich ihn ausgrub war ich heilfroh, nicht sein Gesicht sehen zu müssen. Er lag wie schlafend zusammengerollt da. Anderes hätte ich echt nicht ertragen!

Der Nachbar nahm den Waschbären und begrub ihn im Wald. Er hat vermutlich eine Stelle, die mittlerweile der reinste Tierfriedhof ist. In der Randlage des Ortes haben wir öfter tote Tiere in unseren Gärten, als uns lieb ist.


Der Mann mit dem kleinen Bagger schloss noch flugs das Loch.


Wieso stürzt man sich in so ein Loch?


So gefällt mir der Garten echt besser als vorher. Wir brauchen mal größeres Gerät, das den Garten komplett links macht.
Geradeziehen, walzen und dann Rasen drauf.
Mähen, mähen, mähen, sodass andere Pflanzen keine Chancen mehr haben.

Als ich wieder in das Haus zurückkam, traf ich unseren Fliesenleger, der nur trocken meinte:
„Tote Tiere vergräbt man doch normalerweise und buddelt sie nicht aus, oder?“

Neulich stritt ich mich erst mit der Remondis rum, dem Abfallunternehmen. Ich hätte gerne auf dem freien Markt eine gelbe Tonne gekauft. Diese gelben Säcke sind ein riesiger Schwachsinn (wie das gesamte „Duale System“, BTW).
Nein, das ginge nicht, ich könne aber doch die gelben Säcke in der Tonne sammeln und vor der Abholung wieder herausholen. LOL! Aus Haftungsgründen dürften sie keine privaten gelben Tonnen entleeren.

Häh? WTF? Der Tom, ein Kumpel aus Kassel hat aber doch eine eigene gelbe Tonne, die auch abgeholt wird.

Rücksprache mit ihm: WARUM darf er eine eigene Tonne haben?
Na, wegen der Waschbären!“

Hey, Remondis! Wir haben hier auch Waschbären! Eine gelbe Tonne ist aktiver Tierschutz!

Schreibe einen Kommentar

Ich bin mit der Datenschutzerklärung und der Speicherung meiner eingegebenen Daten einverstanden.