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OMG! Der Hessi hat eine Billig-Maus aus China gekauft! Da bekommt er doch von den ausdünstenden Weichemachern Kopfschmerzen und beim zocken ist er das Opfer im Dauerabo! Genau dies galt es herauszufinden, meine lieben Tellerrandforscher!
Ich benutze nun Mäuse seit fast 35 Jahren und hatte auch schon die skurrilsten Eingabegeräte in allen Größen und Formen gekauft. Diese Maus dürfte so ziemlich die günstigste sein, die ich je erwarb. Baugleiche Mäuse gibt es von vielen chinesischen Herstellern, wie VicTsing und Easterntimes Tech. Der eigentliche Hersteller der Elektronik ist aber wohl immer Sinowealth. Die Preise liegen meist zwischen 10 und 20 Euro.
Dieser Artikel ist rein subjektiv. Andere User/Gamer haben immer andere Präferenzen. Persönlich würde ich mich als Gelegenheitsspieler (meist FPS) bezeichnen, der aber dann nach Möglichkeit das Spiel am Stück durchzockt. Ich wechselte auf die T6 zuletzt von der wirklich hervorragenden Hoorai GM1100, einer reinen Gamingmouse.
Warum teste ich eine Billig-Maus?
Na, na, na! Das ist doch eine „Günstige Gaming-Maus aus China!“ Ich freue mich immer, wenn ich im Netz Testberichte zu Underdog-Geräten finde. Ich bin mittlerweile ein Fan von Krempel aus China. Warum auch nicht? Die meiste Hardware wird soweiso dort hergestellt. Auch – und vor allem – von Premium-Herstellern.
Warum ist der Text so lang?
Hat sich so beim Schreiben ergeben.
Worum geht es?
Um eine günstige Laser-Maus mit 6.400 DPI, zwei Zusatztasten, wählbaren Modi und Macro-Funktion. Die Tasten sollen 5 Millionen Klicks aushalten. Das Ding heißt Easterntimes Tech T6 und kostet rund 12 Euro. Ich habe die Maus über Amazon Prime bestellt, da gibt es keine Stress im Garantiefall – oder wenn ich sie zurückgeben will. Das gilt generell auch für Drittanbieter-Ware, solange die Artikel mit „Versand durch Amazon“ gekennzeichnet sind.
Lieferumfang
Die Maus wird in einer Art „Frühstücksbox“ geliefert. Das ist sehr nett anzusehen und ggf. sogar praktisch. Ein tiefer Atemzug beim Öffnen der Box gibt Entwarnung. Das riecht nicht nach schädlichen Weichmachern. Es riecht eher „wertig“. Fast, als ob man ein Produkt von Apple das erste Mal aus der Packung nimmt und daran riecht. In der Box liegen noch eine Mini-CD mit dem Konfigurationstool (Windows) und ein dünnes Anleitungsheftchen auf deutsch.
(„Frühstücksbox“)
Form
Eigentlich bin ich jemand, der trotz seiner relativ kleinen Hände, eine Maus zwischen Daumen und kleinem Finger bewegt. Als ich die Maus das erste Mal in der Hand hielt, dachte ich, dass ich mit den beiden abgeflachten Fingerauflagen nicht zurecht kommen würde, aber das ist alles nur Gewohnheit. Mein Daumen liegt auf der Ablage, der kleine Finger greift in die Ecke des rechten „Flügels“ und berührt dabei das Mauspad. So kann ich die Bewegung der Maus besser fühlen und die Maus auch besser nach hinten ziehen.
(rechte Seite der Maus)
(Easterntech T6)
Die Form liegt in etwa wie eine Razer Dimondback in der Hand. Tendenziell eher schmal am Handballen und breiter an den Fingern. Dabei ist die T6 eigentlich eine Rechtshändermaus, die man aber durchaus auch mit links bedienen könnte.
Mein Zeigefinger liegt im entspannten „Ruhezustand“ eher auf dem Mausrad. Dieses dürfte auch nicht viel weiter vorne angebracht sein. Das Scrollrad ist sehr leichtgängig und leicht gerastert. Dabei ist das Scrollen nach vorne etwas leichter als zurück.
Funktion
Vom Mausrad aus ist der DPI-Taster nicht direkt erreichbar, um zum Beispiel im Spiel eine andere DPI-Zahl für den Sniper-Mode zu ändern. Er könnte näher am Mausrad sitzen. Das Wechseln des DPI-Modus geht sehr schnell und wird OOTB durch verschiedene Farben der Beleuchtung von Mausrad und Body angezeigt. Die Maus „vergisst“ die gewählte DPI-Zahl, die Macors und die Farben auch bei einem Neustart des Rechners (mit Wechsel des Betriebssystems!) nicht. Hervorragend!
(Scrollrad mit DPI-Taster)
Laser
Die T6 bietet Auflösungen in Stufen zwischen 600 und 6.400 DPI. Über den Wahlschalter kann man fünf verschiedene Settings abspeichern. Ich benutze den Modus 1.600 DPI (default: „blau“) unter OSX (macOS).
Der Lasersensor ist gut. Latenz und Auflösung sind besser, als der Preis es vermuten lässt. Mit der T6 kann man spielen. Ich gehöre nicht zur Fraktion der „Mausumsetzer“, ich bevorzuge ein großes Mauspad und benutze immer noch eines vom MTW (Razer Dimondback-Beigabe). Ich vermute, dass die „Umsetzern“ die Empfindlichkeit des Sensors zufrieden stellt. Ich vermute, dass er ab etwa 1,5 bis 2mm nicht mehr reagiert.
(Lasersensor)
Guten Rutsch?
Auf einem Gamingpad wie dem von MTW, mit harter Oberfläche, sind die Gleiteigenschaften der Maus zufriedenstellend bis gut. Das Losbrechmoment ist gut. Das Gewicht der Maus ist angenehm hoch, aber das stoffumantelte, schön lange Kabel könnte doch flexibler sein. Trotzdem besteht nicht die Gefahr, dass die Maus durch das Kabel verschoben wird, wenn man sie nicht in der Hand hält. Wie sich das mit Silikonspray verhält, habe ich aber nicht getestet. Ich vermute, dass sich dann die Maus durch das Kabel von alleine verschieben könnte.
Nach einiger Zeit fällt auf, dass die Maus es dankt, wenn man sie ab und zu reinigt. Die Pads klauben recht schnell Schmutz auf, so dass die Maus unmerklich immer langsamer wird. Dieser Effekt ist zwar normal, fiel mir aber hier etwas mehr als bei anderen Mäusen auf.
(stoffummanteltes Mauskabel)
Tasten
Beide Maustasten sind sogar noch hinter dem DPI-Schalter mit dem fast gleichen Druckpunkt zu bedienen. Wie man auf dem Bild unten sieht ist so quasi die gesamte Fläche der Mausbuttons benutzbar. Das ist gut. Die linke und rechte Maustasten haben keinerlei Spiel. Die Tasten sind relativ laut, das Scrollrad ist nahezu unhörbar beim Scrollen. Beim Klick ist die Kraft, die man aufbringen muss deutlich höher und man bemerkt etwas Spiel. Naja, besser, als wenn man beim Scrollen gleich klickt. Die hintere Zusatztaste hat kein Spiel, bei der vorderen bemerke ich etwas Spiel und einen deutlichen Tastenweg.
(lange Maustasten)
Der Druckpunkt der gummierten Maustasten könnte für eine Gamingmaus eine Nuance kürzer und leichter ausfallen und einen etwas höheren Rückstellmoment haben. Klingt wie ein Widerspruch, aber das ist keiner, denn die Hoorai hatte dies z.B. so. Persönlich gefällt mir zudem nicht, dass sich linke und rechte Maustaste unterschiedlich anhören und die rechte Maustaste einen minimal längeren Weg hat.
Die klar haptisch unterscheidbaren Zusatz-Maustasten für den Daumen an der linken Seite sind schnell zu erreichen und haben einen festen Druckpunkt. Mich störten die Tasten an der Diamondback, die viel zu leichtgängig waren und auch versehentlich betätigt werden konnten. Die T6 leistet sich hier keine Schwäche.
Konfigtool
Ohne Konfigurationstool (Windows) kann man das vom Werk aus eingestellte ständige Pulsieren („Atmen“) der Mausbeleuchtung nicht abschalten. Das könnte nachts beim Filmschauen störend sein, auch wenn das Licht an sich eher dezent ist. Man kann aber einer der Maustasten so mit „RGB aus“ belegen und so das Licht abschaltbar machen – oder das Licht einfach auf „schwarz“ stellen… :-)
Mit dem Windows-Tool, welches die Settings in der Maus abspeichert, kann man vielerlei Einstellungen vornehmen:
– Modi: das sind die Tastenbelegungen des Gerätes, die man mit der Modus-Taste am Boden der Maus auswählen kann. Es gibt drei Modi.
– Profile: das sind die durch das Konfig-Tool in die Maus ladbare Profile, also komplette Konfigurationen mit jeweils drei Modi.
– Makros: man kann unbegrenzte(?) Tastenkombinationen einer Tastatur (nicht der Maus!) definieren. Die Makros sollten eindeutige, „sprechende“ Namen haben.
– Farben: die Farben lassen sich leider nur profilübergreifend definieren und sind immer der Indikator für die ausgewählte DPI-Zahl, nicht für den Modus.
Die Lokalisierung der Sprache ist… nunja… rustikal. „Bewerben“ steht hier für „Übernehmen“ und auch an anderen Stellen („Bericht-Rate“) würde sich Konrad Duden verwundert die Augen reiben. Sei es drum: Weder die Bedienung noch die Funktionalität leiden darunter.
(Modus-Taste)
(Konfigurationstool)
Farbig
Die Farben lassen sich alle stufenlos einstellen, auch schwarz oder grau. Die Farbreinheit ist einwandfrei. Die LED-Helligkeit kann man in hinreichend genauen Stufen einstellen. Ich habe meine Default-DPI-Wahl schlicht auf „schwarz“ gestellt, so ist die Beleuchtung abgeschaltet wenn ich arbeite.
(Farbeinstellungen, angepasst: grau und schwarz! :-) )
Makros
(Macros definieren, Beispiel GTA V)
(Macro zuweisen)
Die Einstellungen kann man im- und exportieren. Sie werden leider als binäre .cjg-Datei gespeichert. Als reine Textdatei wäre die Nutzung sicher flexibler gewesen, schade.
Andere Betriebssysteme
Leider funktioniert das Tool offensichtlich nicht unter macOS (OSX) und Wine/PlayOnLinux, so dass man Windows booten oder in VirtualBox starten muss. Kein großes Problem, da sich die Maus alle Settings und Makros speichert.
Für die Konfiguration der Tastenbelegungen und für Makros kann man aber auch die Shareware „USB Overdrive“ benutzen. Wie der Name aber schon sagt: Overdrive im Betriebssystem. Die Maus speichert die Tastenbelegung und Makros daher nicht.
Design
Das Design ist mir fast egal. Ja, es ist erträglich, auch wenn ich kein Fan von Mausbeleuchtungen und diesem Stealth-Design bin. Das T-Logo könnte gleichmäßiger beleuchtet sein, was gerade vom seitlichen Blick auffällt.
(T6 in rot)
(T6 in violett)
Zielgruppen
Klang das alles irgendwie negativ? War es aber nicht. Die T6 bietet Leistung und Ergonomie, die weit über das einer Desktop-Maus z.B. von Logitech hinausgehen. Der reine Desktop-User könnte sich an dem etwas härteren („spitzeren“) Geräusch der Maustasten stören, das aber auch nicht lauter als bei den üblichen Mäusen ist.
Der Gamer freut sich über eine sehr günstige Maus, die einem Markenprodukt in Haptik und Funktion nicht signifikant unterlegen ist. Die Aufbewahrungsbox soll wohl etwas für LAN-Party-Gänger sein, aber diese Zeiten sind wohl vorbei. Trotzdem wäre sie dafür sehr geeignet. Man kann die Maus inklusive Kabel (mit dem angebrachten Klettband) sehr schnell in der Box verstauen. Sie sitzt dort, durch ein Plastikinlay und einem Schaumstoof-Pad, für den Transport gut geschützt.
(Maus in der Box)
Fazit
Alles in allem bin ich von der Maus sehr angetan und bereue den Kauf keineswegs. Die günstige Gaming-Maus aus China leistet sich keine relevante Schwäche. Von mir gibt es daher die volle Punktzahl und eine klare Kaufempfehlung.
Nachtrag 2021
Nach vier Jahren ist die Maus immer noch bei meiner Frau im Betrieb. Langzeittest bestanden, kann man wohl sagen. Schlecht ist sie wohl auch nicht, denn sie tauschte sie gegen recht teure Gaming-Markenmäuse aus, mit denen sie nicht zufrieden war.