Reifendruckkontrollsystem nachrüsten

Die Winterreifen auf dem Twizy verloren sporadisch Luftdruck. Gerade bei einem Elektrofahrzeug mit eher geringer Reichweite ist das suboptimal, denn die wird ja nicht höher dadurch. 🙂

Meine Wahl

Ich wollte ein Reifendruckkontrollsystem haben, um das ich mich nicht kümmern muss. Einbauen und fertig. Kein Smartphone, keine Apps starten, keine Menüs einstellen. Ein Blick muss reichen, um zu wissen, was los ist. Da der Twizy ohnehin kein RDKS besitzt, fiel meine Wahl natürlich auf eine Nachrüstlösung.

Auch wenn der Twizy nicht sonderlich schnell und die externen Sensoren nicht sonderlich schwer sind, wollte ich doch gerne interne Sensoren habe. So ein Gebamsel am Ventil ist einfach nicht mein Ding.

Ich bestellte folglich bei eBay ein Reifendruckkontrollsystem mit Solar und internen Sensoren. Kostenpunkt: 30 bis 35 EUR mit Versand aus Deutschland. Mehr muss man nicht ausgeben.

Aber man kann weniger ausgeben, indem man das RDKS bei Aliexpress für nur 25 Euro bestellt.

Es gibt natürlich auch das gleiche System mit externen Sensoren, die man einfach gegen die Ventilkappen tauscht. Beim Ali bereits ab 18 EUR zu haben. Der große Vorteil daran ist, dass man beim Wechsel von Sommer- auf Winterreifen neue Sensoren nicht anlernen muss.

Einbau

Meinen Reifenfuzzi stellte der Einbau der eindeutig beschrifteten Sensoren vor kein Problem. Routiniert nahm er die passenden Dichtungen aus dem Lieferumfang und setzte die Sensoren ein. Das war ihm keine Bemerkung wert und kostet auch kein Geld extra. Schließlich sparte er sich die eigenen Ventile und er musste auch nichts über eine OBD2-Schnittstelle konfigurieren.

Bei meinem Auto sind die Reifen vorn schmaler als hinten, daher hatte ich etwas Sorge, ob der Monteur alles richtig macht. Aber die Sorge war unbegründet, denn auch bei Mänteln mit Laufrichtung muss man halt darauf achten, den passenden Sensor zum späteren Montagepunkt am Fahrzeug zu wählen.

Reifendruckkontrollsystem Sensor eingebaut
Nachgerüster interner RDKS-Sensor

Anlernen

Da das Reifendruckkontrollsystem neu war und noch keine Sensoren angelernt waren, suchte es sich die passenden Sensoren selbst und zeigte sie auch passend im Display an. Frot left, Rear Right, etc.

Sobald Druck auf dem Reifen war, der Sensor also das erste Mal Daten sendete, piepte das Reifendruckkontrollsystem kurz und das war auch schon die ganze Anlerngeschichte. Einfacher geht es nicht.

Ventile / Sensoren

Der Sensor selbst, der sich in der Felge befindet, ist komplett vergossen. Er sieht so aus, wie die üblichen 433 MHz Sensoren der Automobilhersteller.

Die Reifenventile sind aus Metall. Ebenso die Deckel. Das macht alles einen mehr als wertigen Eindruck. Es ist geradezu befriedigend, diese metallenen, hochwertigen Deckel auf die Ventile zu schrauben.

Schade, dass ich das nicht öfter machen muss, denn die Ventile halten den Luftdruck seit mehr als einem halben Jahr auf dem gleichen Level. Ich hatte es bisher noch nicht, dass ich keine Luft nachfüllen muss – auch das spricht für die hervorragende Qualität.

Müsste ich raten, so handelt es sich bei diesen 433 MHz Sensoren um Standard-Sensoren der Generation 2/3.

Konfigurieren

Man kann sich Alarmschwellen für den Luftdruck und die Temperatur einstellen, aber die Vorgaben sind schon passend gewählt. Diese zu ändern ist aber kein Problem, die farbige Anleitung ist aussagekräftig genug und nach wenigen Knopfdrücken ist auch das erledigt.

Abmessungen

Display

  • Breite: 97 mm
  • Höhe: 31 mm

Solarpad

  • Breite: 97 mm
  • Höhe: 47 mm

Installation

Ich wählte die rechte obere Ecke der Windschutzscheibe als Montagepunkt aus. Dort, wo bei normalen Autos der Innenspiegel sitzt. Das war ein Fehler! Gerade nachts stört mich die leuchtende Anzeige ungemein im Twizy. Ständig denke ich, dass etwas im Rückspiegel sei und schaue auf das Display. Das nächste Mal würde ich das Reifendruckkontrollsystem links oben ankleben.

Ob das hält? Auch in der Sonne? Aber so was von! Ich versuchte natürlich die Einbauposition nachträglich zu ändern. Keine Chance. Jedenfalls nicht, ohne das Solarpanel dabei zu beschädigen.

Ausrichtung

Man kann das Display noch ein wenig auf einem Kugelkopf mit Feststellschraube verdrehen, sodass sich aus der Fahrerposition möglichst wenig Spiegelungen ergeben. Die Winkel sind hierzu ausreichend.

Der Twizy ist knüppelhart, jedes Schlagloch erschüttert Auto, Fahrer und Material. Aber dieses Display verstellt sich nicht von selbst. Die eingestellten Winkel sind wie am ersten Tag. Besser geht es nicht.

Helligkeit

Ich hatte Sorge, dass mich nachts die Helligkeit stören würde, da bin ich wirklich empfindlich. Aber nein, bis auf die von mir gewählte Einbauposition habe ich nichts daran auszusetzen.

Ob sich das Display tagsüber oder nachts in der Helligkeit automatisch verändert, kann ich nicht sagen. Es passt halt immer – kann man nicht besser beschreiben.

Die Helligkeit lässt sich davon abgesehen auch im Menü manuell einstellen.

Nach ca. 10 Minuten ohne Erschütterungen schaltet sich das RDKS aus. Öffnet man die Tür und setzt sich in das Auto, schaltet sich das Display sofort wieder ein. Das funktioniert in der Praxis vollkommen perfekt.

Ablesbarkeit

Auch hier bin ich empfindlich, ich mag keine schlecht ablesbaren Displays. Aber wieder habe ich nichts zu meckern. Die Position der Daten entspricht der Position der Räder am Auto.

Luftdruck Groß und Weiß, Temperatur daneben in Klein und Gelb. In der Mitte sieht man die Uhrzeit im zurückhaltenden Blau. Links oben wird der Akkustand angezeigt. Bisschen verspielt, das Ganze, aber passt schon.

Anzeigegenauigkeit

Die Anzeigegenauigkeit entspricht dem Druck, den ich an der Tankstelle mit dem geeichten Luftdruckauffüll …. dingens auf die Reifen gegeben habe. Tendenziell zeigt allerdings der Sensor am linken Hinterrad etwas zu hohe Werte an. Müsste ich raten, würde ich sagen …. vielleicht 0,03 bar und 0,5 Grad werden mehr angezeigt.

Steigt der Luftdruck in den Reifen während schneller Fahrt im Sommer an, so ist es dieser Sensor, der immer früher höhere Werte anzeigt. Mich stört es nicht.

Die Vorgaben des VDA sehen eine Abweichung von bis zu 0,2 bar vor! Warum erwähne ich dann überhaupt diese mikroskopisch kleine Abweichung? Weil ich ein nerviger Pedant bin, schätze ich. Die 0,03 bar Abweichung kann man folglich wohl als Goldstandard bezeichnen.

Haptik

Oh weia! Da ist noch Luft nach oben! Das Display fühlt sich irgendwie billig und hohl an, aber wenigstens ist der Druckpunkt der Tasten knackig. Das ist alles aber kein Problem, weil man im Betrieb das RDKS niemals anders einstellen muss (außer die Uhrzeit auf Sommer-/Winterzeit einstellen).

Die Haptik könnte also besser sein. Da man den Bildschirm allerdings nur selten berühren muss, kann ich darüber hinwegsehen.

Alarmierung

Bewegt sich der Reifendruck oder die Reifentemperatur außerhalb des definierten Bereiches, so ertönt ein kurzes Piepen und die Anzeige mit dem betroffenen Reifen beginnt zu blinken.

Der Alarm ertönt auch, wenn der Sensor nicht mehr gefunden werden kann. Das passiert manchmal, wenn das Fahrzeug mehrere Tage lang nicht bewegt wurde und der Sensor lange Zeit keine Daten übermittelt. Nach wenigen Metern Fahrt verschwindet der Fehler von alleine.

Zuverlässigkeit

Nach drei Wochen Urlaub setzte ich mich in den Twizy und auf dem RDKS waren alle Sensoren verschwunden! Schreck! Nun, in der langen Zeit änderten sich der Luftdruck eben nicht, also gingen wohl alle Sensoren und das RDKS in einen bisher nicht gekannten Tiefschlaf.

Rückwärts die Einfahrt herunter gefahren und schon war ein Sensor wieder online. Bis ich nach 200 Metern unten auf der Hauptstraße ankam, zeigte das RDKS wieder alle Reifenwerte korrekt an.

Akkulaufzeit

Der Akku ist solar gestützt. Ich sah die Akkuanzeige in sechs Monaten Benutzung noch nie anders als „voll“.

Lebensdauer

Ich kann nur raten, dass der winzige 400 mAh Akku im Display die Batterien der Sensoren nicht signifikant überleben werden wird. Die Lebensdauer ist folglich begrenzt. Neue Sensoren wird man für das System ohnehin nicht kaufen, denn diese sind einzeln teurer als das gesamte Set.

Allerdings ist ein Anlernen neuer Sensoren, beispielsweise für Sommer- und Winterreifen im Menü möglich. Um den neuen Sensor dazu zu bringen, Daten zu senden, damit er erkannt werden kann, muss man nur kurz den Luftdruck an der Tankstelle ändern.

Kosten

Die Kosten sind für solch ein Nachrüstsystem deutlich günstiger als für ein Serien-System. Bei Autohersteller kostet ein einzelner Sensor rund 80 EUR. Hinzu kommen noch die Kosten für das Anlernen. Wir zahlen für vier Sensoren (mit dem Display) nicht einmal die Hälfte davon.

Interne Aftermarket 433 MHz-Sensoren der Generation 2/3 kosten allerdings rund 20 € das Stück. Das ist aber immer noch deutlich teurer als das Set.

Die Kosten für die Umwelt finde ich da deutlich bedenklicher. Aber klar, so ein Sensor mit einem Ventil unterliegt auch einem mechanischen Verschleiß, daher ist es unter dem Sicherheitsaspekt schon sinnvoll, die Sensoren mit den Reifendecken zusammen auszutauschen.

Fazit

Für unseren Rodius, der wohl unter eine Ausnahmegenehmigung fiel und daher noch kein Serien-Reifendruckkontrollsystem besitzt, werde ich auch dieses günstige System anschaffen. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich sehr zufrieden bin und das System immer wieder kaufen würde.

Für die Winterreifen des Twizy werde ich mir diese Ventilkappen-Sensoren für zwölf EUR testweise kaufen und mit dem vorhandenen RDKS verbinden. Das System gibt es ja schließlich auch mit diesen Kappen, das sollte also funktionieren. Mal schauen, ob die nicht zu weit über das Felgenhorn stehen.

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