18 Euro Batterieladegerät getestet

Was kann ich von einem billigen Batterieladegerät aus China erwarten? Ich habe mir ein billiges Ladegerät gekauft und es an zwei komplett leeren Autobatterien getestet.

Ich konnte das „Uofun FBC1207D“ auf Amazon für 18 Euro bekommen, aber wir leben in verrückten Zeiten. Nur wenige Tage später ist es nicht mehr lieferbar, weshalb ich einen Suchlink zu baugleichen Geräten auf Ebay gesetzt habe.

Ausgangssituation

Meine Frau ließ versehentlich die Innenraumbeleuchtung in unserem Rodius eingeschaltet. Da wir meistens mit dem Twizy fahren, fiel dies nicht sofort auf und die immerhin 95 Ah große Batterie war nach mehr als einer Woche Standzeit komplett leer. Tiefentladen. Sehr ärgerlich und auch gefährlich für die Batterie und das Portemonnaie. Eine Ersatzbatterie kostet immerhin um die 130 Euro.

Jumpstarter?

Klar, ich könnte mit dem Jumpstarter den Motor starten, keine Frage! Nur gibt es eine seltsame Eigenart am Rodius, die auch schon die Werkstatt bemerkte und nicht erklären konnte: Schließt man die Starthilfe an die Batteriepole an, reicht der Strom nicht zum Starten. Schließt man den Minuspol, also Masse, an einen massiven Massepunkt im Motorraum, wie die Öse zum Herausheben des Motors an, springt der Rodius sofort an.

Leider sind die Leitungen am Jumpstarter dazu viel zu kurz. Die reichen gerade von einem Batteriepol bis zum anderen.

Auswahlprozess

Also musste eine andere Lösung her und ich bestellte einfach das erstbeste Kfz-Ladegerät, das mir bei Amazon über den Weg lief. Okay, das erstbeste Ladegerät, das preiswert war und dessen augenscheinlich baugleichen Brüder gut bewertet waren. 18 Euro sind verdächtig billig, aber auch bei den Markengeräten gibt es von Onlineshop zu Onlineshop massive Preisunterschiede.

Bei Ali fand ich dieses Ladegerät gar für rund sieben Euro zzgl. Versand. Entsprechend niedrig waren meine Erwartungen. Aber Amazon ist eigentlich ein sicherer Kauf mit guten Rückgabemöglichkeiten, wenn man nicht gerade Bremssättel aus China dort ordert.

Fähigkeiten

Die Eckdaten des Ladegerätes in Kürze:

  • Wirkungsgrad von 85 %
  • Ladestrom bis 7 Ampere
  • Batterietypen:
    • Gel
    • Blei
    • AGM
    • 12 Volt Motorradbatterien
  • „intelligenter“ Ladevorgang
  • Reparaturmodus für defekte Batterien
  • Winterprogramm mit höherer Ladespannung
  • Verpolungs-, Kurzschluss- und Überladeschutz
  • automatische Desulfatierungsfunktion
  • Temperaturüberwachung
  • schlichte LCD-Anzeige
  • maximale Leistungsaufnahme: 105 Watt

Desulfatierung?

Einfach gesagt:   Mit der Zeit werden die Kristalle an den Bleiplatten von normalen Autobatterien immer gröber und größer, was die Oberfläche verringert und damit die Kapazität senkt. Ein Desulfatierungsprogramm – wenn man daran glaubt – soll dies durch eine definierte Abfolge von unterschiedlichen Stromstößen und Spannungen rückgängig machen.

Reparatur?

Die Reparaturfunktion soll eine tiefentladene und damit defekte Batterie wieder zum Leben erweckt werden können. Dazu gibt es normalerweise verschiedene Vorgehensweisen:

  • Mehrfaches Entladen und Laden hintereinander
  • Laden mit der ca. 1,5-fachen Nennspannung der Batterie
  • Impulsladen mit variierenden Strömen und Stromstärken

Da das Reparaturprogramm des Ladegerätes generell 16 Stunden lang läuft, aber bereits eine 70 Ah Batterie mindestens 10 Stunden für einen Ladezyklus benötigt, wenn sie komplett leer ist, schließe ich einfach mal die Reparatur durch mehrmaliges Laden und Entladen aus.

Ich habe kein Multimeter mit Speicherfunktion und kann somit nicht das gesamte Reparaturprogramm protokollieren, aber ich schätze, dass es sich dabei um ein längeres Desulfatierungsprogramm handeln könnte.

Vielleicht wird die Spannung auch noch erhöht, das kann ich nicht sagen, denn ich konnte maximal 14,5 Volt als Ladeimpuls messen, das nicht einmal der 1,2-fachen Leerlaufspannung der Batterien entspricht.

Haftungsausschluss

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Batterie laden

Bereits am nächsten Tag konnte ich das Ladegerät testen. Da ich dem guten Stück nicht weiter traute, als ich es werfen könnte – was durch das geringe Gewicht von nur 415 Gramm zugegebener Maßen recht weit wäre – wollte ich das Ladegerät nicht an die angeschlossene Batterie klemmen, auch wenn dies durchaus möglich ist.

Meine Angst war, dass dieses Ladegerät Ströme und Spannungen im Falle eines Defektes abgeben könnte, die den Steuergeräten des Fahrzeuges schaden könnten. Die sind gut geschützt, das ist klar, aber sicher ist eben sicher.
So klemmte ich die Batterie vom Fahrzeug ab.

Anschluss

Für Starthilfe oder den Anschluss eines Ladegerätes an eine Autobatterie muss man folgende Reihenfolge einhalten:

  • Zuerst den Pluspol (rot)
  • dann den Minuspol (schwarz)

Das Starthilfekabel oder das Ladegerät entfernt man in folgender Reihenfolge:

  • zuerst die Masseleitung (schwarz)
  • dann den Pluspol (rot)

Laut Anleitung sollte man das Ladegerät erst an die Batterie und dann an das Stromnetz anschließen. Aber bei meinem Ladegerät kann man dann nicht mehr den Modus einstellen. Also steckte ich das Ladegerät nur in die Steckdose, stellte den Modus auf Laden, wieder raus aus der Steckdose, an die Batterie angeschlossen, den Stecker wieder rein und das Laden begann mit dem Desulfatierungsprogramm. Wir hatten unter null Grad Außentemperatur, sodass das Winterprogramm mit erhöhter Spannung hinzugeschaltet wurde.

Das Ladegerät misst die Temperatur im Inneren des Gerätes und erfasst so beim erstmaligen Einschalten grob die Umgebungstemperatur. Es kann nicht die Temperatur der Batterie messen, da kein Sensor beiliegt. Bei den relativ geringen Ladeströmen und den Batterien, für die das Gerät gemacht wurde, ist das auch kein Problem. Keinesfalls sollte man damit Lithiumbatterien u.ä. laden!

Ladedauer

Rein rechnerisch wäre die 95 Ah Batterie in rund 14 Stunden – also bequem über Nacht – geladen. Vermutlich dauert es etwas länger, denn ich weiß nicht, wie viel Zeit das Desulfatierungsprogramm in Anspruch nimmt.

Von Zeit zu Zeit schaute ich nach dem Rechten. Laut Anzeige war immer alles in Ordnung.

Resultat

Am nächsten Morgen war die Batterie laut Anzeige vollgeladen und so klemmte ich das Ladegerät ab und prüfte mit einem Multimeter die Spannung. Mit 13,2 Volt ließ diese auf eine gesunde Batterie mit sechs Zellen zu je 2,2 Volt schließen.

Der Rodius sprang auch sofort an. Prima!

Reparaturmodus

Was kann aber der Reparaturmodus?

Ausgangslage

Coronabedingt fuhr ich den Picanto gar nicht mehr. Er stand ein halbes Jahr nur herum. Mittlerweile war die Batterie komplett leer. Mit dem Jumpstarter erwachte er zum Leben und ich fuhr 85 Kilometer am Stück. Völlig unbeeindruckt war davon die 40 Ah kleine Batterie, die keinen Mucks mehr machte. Alt war sie nicht zu diesem Zeitpunkt, denn sie hatte erst etwas mehr als zwei Jahre auf dem Buckel.

Wie dem auch sei, seitdem stand sich der Pic ein weiteres Jahr und drei Monate auf der gleichen Stelle die Räder platt. Die Batterie war angeklemmt, sodass die Bordelektronik jedes kleine Amperestündchen aus der bereits toten Batterie nuckelte. „Tiefentladen“ bekommt hier eine völlig neue Bedeutung.

Ladeversuch

Ein ideales Versuchskaninchen für den ominösen Reparaturmodus. Aber ich stellte mich dumm und klemmte das Ladegerät im Lademodus an die Batterie. Korrekterweise verweigerte es die Ladung.

Reparatur und Laden

Im Repair-Mode ging es aber an die Arbeit. Ich kontrollierte die Sache erst am folgenden Morgen, denn dieses Programm soll immerhin 16 Stunden dauern. „End“ stand auf der Anzeige. So sollte das laut Handbuch auch sein. In den Lademodus gestellt und nach sechs Stunden (40 Ah / 7 A = 5,7 h) meinte das Gerät, dass die Batterie voll wäre.

Ergebnis & Kritik

Das Multimeter zeigte etwas weniger als acht Volt an. Die lässt darauf schließen, dass zwei Zellen einen Zellschluss hat, was das Ende für die Batterie bedeutet. Kein Ladegerät der Welt kann sie mehr retten. Enttäuschend ist aber, dass das Ladegerät die Batterie als vollgeladen meldete.

Das ist auch schon der einzige Kritikpunkt bisher.

Das Video zum Ladegerät

https://youtu.be/pOLoFGdW4hc

Über den Autor

Hessi

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit über 25 Jahren betreibt, deckt vielfältige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine Beiträge sind sorgfältig recherchiert und leicht verständlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstützen.

2 Gedanken zu „18 Euro Batterieladegerät getestet“

    • Danke für den Hinweis, bei Gelegenheit schaue ich mal, was auf dem Teil steht. Wenn ich aber den Text korrekt verstanden habe, würde der Sensor doch verhindern, dass bei zu geringer Spannung, das Fahrzeug startet, bzw. der Anlasser dreht. … processing … connect to database … recall memories … Verdammt, das könnte tatsächlich sein, dass der nur bei Starversuch klackte und nicht drehte. Bin mir aber nicht ganz sicher.

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