Espace: Wischwasch-Pumpe reparieren

Eine der typischen MĂ€ngel an einem Ă€lteren Espace J63 sind die Pumpen fĂŒr die Wischwasch-Anlage. Egal ob fĂŒr Front- oder Heckscheibe oder aber fĂŒr die Scheinwerferwaschanlage, diese kleinen Pumpen sind immer gleich aufgebaut. Der Ausfall der Frontscheibenwaschanlage kann zudem zu UnfĂ€llen fĂŒhren.

Renault möchte fĂŒr dieses GlanzstĂŒck moderner Ingenieurskunstrund 50,- Euro haben. Die wollen wir aber nicht bezahlen. Vor allem, nachdem wir einen Blick in die Pumpe geworfen haben. Wir könnten einen Ersatz jetzt fĂŒr 10 Euronen in der Bucht ordern, schließlich steckt so eine identische Pumpe in fast jedem Auto. Aber warum nicht einmal der Umwelt zuliebe einen Reparaturversuch wagen? Um es vorweg zu nehmen: Meine Reparatur hielt mehrere Jahre. Also nur Mut!

ACHTUNG!

Egal was Ihr beim Aus- oder Einbau kaputt macht, egal ob Ihr Euch nur die Finger aufreisst oder zu Tode kommt:
Ich bin nicht Schuld daran!

Ebenso bin ich nicht fĂŒr irgendwelche KabelbrĂ€nde verantwortlich.
Jeder sollte selber wissen, was er kann und was er besser sein lassen sollte.

FĂŒr den Ausbau der Pumpen benötigt man lediglich einen Schraubendreher um damit die Schlauchschellen am Luftfilter zu lösen. Der restliche Ausbau erfolgt werkzeuglos.

Im Bild unten könnt Ihr den Luftfilter (das grosse schwarze Ding rechts) sehen. Ihr zieht vom Schlauch zwischen DrosselklappengehÀuse (Injection Renault steht da drauf) und Luftfilter den Ansaugluftsensor und den Unterdruckschlauch ab. Danach löst Ihr die Schlauchschelle am DrosselklappengehÀuse und zieht den Luftfiler einfach nach oben raus.

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Jetzt werfen wir einen Blick unter den Scheinwerfer und können dort die beiden (oder drei) Pumpen bereits erblicken. Besonders gut ist rechts (aus Fahrersicht) der freie Platz fĂŒr die Scheinwerferwaschpumpe zu sehen.

Nun sollten wir ersteinmal die defekte Pumpe lokalisieren. Die mittlere Pumpe ist gewöhnlich die fĂŒr die Heckscheibe. Links (aus Fahrersicht) die fĂŒr die Frontscheibe. Ein Kreuztest, bei dem wir die Stromstecker vertauschen gibt uns die Gewissheit, ob nicht ein Kabelbruch in der Zuleitung vorliegt und die Pumpe selbst gar nicht defekt ist.

Wir stellen aber fest, dass die Pumpe defekt ist und konnte sie auch lokalisieren. Wir ziehen die defekte Pumpe oben nach vorne und dann nach oben aus der Gummidichtung heraus. Dabei verlieren wir aber das gesamte Waschwasser. Halb so wild. Ist die Pumpe draussen, so entfernen wir den Stecker und die Wasserleitung.

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Ja, aber nun wird es wild! Das Problem ist, wie wir die Pumpe aufbekommen. Ich habe die Pumpe mit einer Rohrzange ĂŒber der sichtbaren Naht leicht zusammengedrĂŒckt und das Oberteil mit einem kleinen Schraubendreher rundum nach oben aufgehebelt. Irgendwo sitzt da leider eine grĂ¶ĂŸere Nase. Wenn wir die nicht aufbekommen, so hilft auch rohe Gewalt, sofern man nicht das GehĂ€use dabei völlig zerbricht. Ich habe meine Pumpe, die nur einen Riss oben hatte, schlicht mit einem Kabelbinder wieder zusammengedrĂŒckt.

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Auf dem nÀchsten Bild ist die geöffnete Pumpe zu sehen. Sie ist voller voller Fett, das als Dichtmittel dienen soll. Dieses Fett ist aber im laufe der Jahre durch Schmutz und Wasser verunreinigt worden. Es ist zudem in den Motor eingedrungen und hat diesen ausser Gefecht gesetzt.

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Wir ziehen alle Einzelteile aus dem PumpengehĂ€use und reinigen sie grĂŒndlich mit Fettlöser, Wasser (hey, ist ja schon genug Wasser drangekommen), QTips und einem Zahnstocher. Das große „Pumpenrad“ ist kein Pumpenrad, sondern ein Abstandshalter mit Dichtring fĂŒr den Motor.

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Wir öffnen den Motor. Dazu schauen wir, wo eine Nase aus dem MotorengehÀuse in den KohletrÀger eingepresst wurde und versuchen diese ohne abzurutschen und uns zu verletzen wieder raus zu biegen. Danach ziehen wir den Kopf ab. Achtung! Dabei nicht das obere Lager verlieren!

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Sehr gut sieht man rechts die beiden völlig verdreckten Kohlen, die durch ihre Federn zusammengedrĂŒckt werden. Um den Motor wieder zusammen zu setzen und die Kohlen vorher auch an deren LaufflĂ€chen gut zu sĂ€ubern, drĂŒcken wir die Kohlen nach außen und arretieren sie mit je einem Zahnstocher durch die dafĂŒr vorgesehenen Löcher.

Ja, gut, ich hĂ€tte gerade das RotorgehĂ€use sauberer bekommen können. Aber ich war mir selber gar nicht so sicher, ob die ganze Aktion ĂŒberhaupt von einem Erfolg gekrönt sein wĂŒrde, von daher habe ich nur das Nötigste heruasgekratzt. Auf dem Bild ist der Motor ohne oberes Lager zu sehen, das liegt ausserhalb der Bildbereiches (nein, ich habe es nicht verloren!) 🙂

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Ich habe den Motor nun innen mit WD40 eingesprĂŒht, da dies wasserverdrĂ€ngend ist. Wie im nĂ€chsten Bild zu sehen, wird der Kopf so wieder auf das GehĂ€use gesteckt und durch umbiegen der Nase wieder befestigt.

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Das PumpengehÀuse wird nun wieder zusammengebaut: Zuerst das kleine Pumpenrad mit der langen Plastikachse einstecken, darauf der Abstandhalter mit der Gummidichtung nach unten.

Den Abstandhalter sollte man in den Ecken und an dem vermutlich undicht gewordenen Gummiring in der Mitte mit wasserunlöslichen Fett ausfĂŒllen (gibt es im SanitĂ€rfachhandel oder im Baumarkt). Ich habe den Zwischenraum zwischen Motor und GehĂ€use ebenfalls mit Fett ausgefĂŒllt.

Danach dem Motor vorsichtig einfĂŒhren, damit die Kerbe in der Welle nicht das Pumpenrad beschĂ€digt.

Wenn man das GehĂ€useoberteil nun soweit aufdrĂŒckt, bis es einrastet, so wird der Abstandhalter mit der Dichtung in die konische FĂŒhrung des PumpengehĂ€uses gedrĂŒckt.

Ein Probelauf an einer 12V-Quelle kann nicht schaden, bevor wir uns die Arbeit machen und die Pumpe wieder einbauen.

Die Pumpe wird wieder in die Dichtung gesteckt und in die Halterung gedrĂŒckt. Wasser nachfĂŒllen und einen kurzen Probelauf starten.

Haben wir die WasserschlÀuche auch nicht vertauscht?
Prima!

Nun bauen wir das alles wieder in umgekehrter Reihenfolge ein:

Der Ansaugschlauch vom Luftfilter kommt in eine Aussparung unterhalb des Scheibwerfers. Der Motor sollte schon kĂŒhle Aussenluft ansaugen können, also da nicht schludern!

Bitte an den Unterdruckschlauch und den Luftsensor denken, wenn der Luftfilter wieder in seiner Halterung sitzt und die Schlauchschelle noch nicht festgeschraubt wurde.

Mit einer halben Stunde Arbeit mal eben 50,- EUR zzgl. Einbau gespart. Damit kann man leben, zumal es abzusehen ist, dass unsere reparierte, sowie eine neue Pumpe nicht sehr lange halten werden.
Edit: Doch, die Pumpe hielt danach noch viele Jahre, bis ich das Auto verkaufte.

Viel Spaß!
Michael

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit ĂŒber 25 Jahren betreibt, deckt vielfĂ€ltige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine BeitrĂ€ge sind sorgfĂ€ltig recherchiert und leicht verstĂ€ndlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstĂŒtzen.

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