Schön schnell, schön schön, schön laut!

Geekbuying stellte mir den Sceoan Windstorm S1 zur Verfügung, um ihn zu testen. Unglaublich schön ist der Drucker auf jeden Fall, aber ist er auch gut?

Sceoan Windstorm S1

Der Sceoan Windsttorm S1 ist 500 mm/s schnell und sein Druckbett ist 220 × 220 mm groß. Er ist ein Bettschubser, der von Marilin gesteuert wird.

Was? Du bist von den Eckdaten nicht beeindruckt? Hm, wie kann ich das ändern?
Warte mal:

 

 

Du kannst die Kinnlade wieder hochklappen. Ja, das ist mal ein leckeres und absolut cleanes Design, oder? Wenn auf dem Gerät ein Apfel-Logo prangen würde, wäre niemand verwundert.

Eckdaten

Wir lassen uns nicht vom Design blenden und schauen leidenschaftslos, was der Drucker auf der Pfanne hat.

   
Sceoan Windstorm S1
Typ Kartesisch
Klasse Kompaktklasse
Bauraum 220 × 220 × 250 mm
Beschleunigung X a 10.000 mm/s²
Beschleunigung Y a 7.000 mm/s²
Vmax 500 mm/s
Vtyp 300 mm/s
OS Marlin 2.1.2.1
Druckbettmaterial PEI
Maximale Betttemperatur 140 °C
Lagerung X-Achse Linear
Lagerung Y-Achse Linear
Lagerung Z-Achse Gleitlager
Gewicht 12,7 kg
Abmessungen (cm) 34 x 49 x 62
Z-Achsen-Streben ja
Bedienung  Display
– Display 3,5“ Farbdisplay
– Touchscreen ja
Heizbett  integriert
– Material magnetisches PEI
– Heizleistung 250 Watt, 24 Volt
– Maximale Temperatur 140 Grad (Crash über 110 Grad)
Extruder  Typ
– Typ Direct, Dual, Metall
– Filamentzufuhr manuell
Nozzle  0.4 mm
– Maximale Temperatur 260 Grad
Druckmaterialien 1.75 mm
PLA, PETG ja
TPU ja
ABS, ASA keine Einhausung
Abrasive Materialien mit anderer Düse
Konnektivität  Anschlüsse
WLAN nein
– USB-Stick USB-A
– PC-Anschluss USB-B
– TFT-Display USB-C
– Kartenleser mSD
Zusätzliche Funktionen  Features
– Autoleveling ja
– Filamentsensor ja
– Selbstreinigende Düse nein
– Druckbettbeleuchtung nein
– Inputshaping nein
– Inputshapingsensor nein
Preis bei Markteinführung 419 EUR

An Bord ist kein Input-Shaping-Sensor und WLAN gibt es auch nicht, aber er hat ein Sneaker-Net. 🙂 Warum das mit dem fehlenden WLAN sein größtes Problem ist, wird später noch klar.

 

Unboxing

Ja, Ihr wollt ja immer sehen, wie kompliziert das Auspacken und der Aufbau des Druckers sind. Ich greife vor: Einfacher geht es kaum!

Der Drucker ist gut verpackt angekommen. Da ich noch ein sehr frühes Modell habe, kam es aus China. Die Verpackung hat zwei heftige Knuffe abbekommen, aber dem Inhalt ist nichts passiert. So soll es sein.

 

Zubehör

Mit dem 3D-Drucker kommt das übliche Zubehör. Aber eines fehlt: ein Prittstift. 🙂 Den mag ich ohnehin nicht und der Sceoan benötigt ihn auch nicht.

  • 250 g perlweisses HS-PLA
  • Netzkabel
  • USB-B zu USB-A-Kabel (in schwarz!)
  • Filamentzange
  • schlechtes Werkzeug
  • USB-Stick, 4 GB
  • Kurzanleitung

Endlich liegt mal eine brauchbare Menge an PLA mit dabei! Sogar Highspeed-PLA in Perlmutt-weiß! Richtig gutes Zeug – das kann ich schon jetzt verraten.

Ein schwarzes USB-Kabel? Die waren doch eigentlich immer blau. 🙂 Dafür finden wir die übliche Filamentzange mit den blauen Griffen in dem Karton. Ebenso einen 4 GB großen USB-Stick mit Beispiel-Druckdateien und einem Handbuch auf Deutsch und Englisch.

Ich rate davon ab, das Werkzeug zu benutzen, denn es ist schlicht aus zu weichem Stahl gefertigt. Der Inbusschlüssel dreht sich bereits bei den großen Schrauben rund. Schade, es kam zur Abwechslung mal mit einem Halter, statt lose in einem Beutel.

Der Filamenthalter ist aus Aluminium und selbst er erinnert an Produkte aus Cupertino. 🙂

 

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Aufbau

Zuerst müssen wir den Drucker aufbauen. Und das ist unglaublich einfach! Zusammenstecken, zwei Schrauben festdrehen, Filamenthalter oben aufstecken, fertig. Ich hatte noch nie einen Drucker, der so einfach in Betreib zu nehmen war.

Du wirst nun sicher einen fertig aufgebauten Core-XY-Drucker anführen, aber bei diesen sind noch viele Kabelbinder zu lösen, beim Sceoan aber nicht.

Als ich nach einer Minute mit dem Aufbau fertig war, starrte ich den Drucker an. Kann ich den jetzt einschalten? Einfach so? Ich schaute wirklich noch einmal in das Handbuch: ja, das ist wirklich schon der ganze Aufbau gewesen, der Drucker ist nun direkt einsatzbereit. Absolut toll!

Aber bereits beim ersten Druck kommt die Ernüchterung! Leider! 🙁

Lautstärke

Der Sceoan Windstorm S1 macht einem Windsturm alle Ehre, denn er heult schlimmer als ein solcher Sturm. Er hört sich an, wie ein Küchenmixer aus den 1970er-Jahren.

Ich wollte noch mehr Testdrucke machen, aber ich schreibe im selben Raum, in dem der Drucker steht. Die Geräuschkulisse ist nervtötend! Ein wirklich unerträglicher Lärm.

Andere aktuelle Drucker sind auch laut, aber nicht so über das gesamte Spektrum. Wie beim X3 Plus ändert sich manchmal die Tonhöhe, was schon bei diesem nervte, aber nicht im Ansatz so wie beim Sceoan Windstorm S1. Es ist unmöglich, sich dabei zu konzentrieren.

Das Mixer-Geräusch wird dabei von mechanischen Geräuschen begleitet, die teilweise auch klackernde Geräusche sind. Eine wahre Kakofonie.

Reine Zahlen werden der Sache nicht gerecht. Trotzdem habe ich mit meinem einfachen Schallpegelmessgerät die ganze Sache nachgemessen. Abstand von einem Meter, etwa auf Höhe des Druckkopfs, so wie ich alle anderen Drucker ebenfalls gemessen habe.

  • 36 dB(A) Leerlauf
  • 67 dB(A) beim Druck

Das wollte ich genauer wissen und habe mir einen Spectrumanalyzer auf mein Smartphone geladen:
Von 100 bis 10.000 Hz liegt fast jede Frequenz durchgehend bei rund 60 dB.

Die höchsten Peaks finden sich bei 1.200, 2.300 und 21.000 Hz.

Vergleich

  • Sceoan Windstorm S1: 67 dB(A)
  • Artillery Sidewinder X4 Plus: 60 dB(A) 
  • Creality Ender-3 V3 KE: 42 dB(A) 

Da Dezibel logarithmisch sind, gibt die einfache Subtraktion den wahrgenommenen Lautstärkeunterschied nicht wieder.
Der Sceoan Windstorm S1 ist der lauteste Drucker mit einer wahrgenommenen Gesamtlautstärke, die 1,7 mal höher ist als die des X4 Plus und 2,6 mal höher als die des Ender-3 V3 KE.Er ist damit der lauteste Drucker, den ich je hatte.

Ursachen

Der Lüfter in der Mainboardschublade ist durchgehen hörbar, aber nicht lauter als bei vergleichbaren 3D-Druckern. Das gilt auch für den Lüfter des Hotends Der Übeltäter ist aber der Bauteillüfter, oder dessen Steuerung. Das PWM-Signal ist nicht stabil, wie es scheint.

Vielleicht ist der 4020 Lüfter von xingaojing mit seinen 3,6 Watt zu stark für die regelnde Elektronik? Ich habe einen leiseren und schwächeren Ersatz von Sunon bestellt. Die Sunon-Qualität ist über jeden Verdacht erhaben. Dann werden wir weitersehen.

Kein WLAN

Zusammen mit der Lautstärke hat der Sceaon Windstorm S1 damit ein echtes Problem: Ein solch lautes Gerät will man höchstens im Nebenraum, am liebsten aber im Keller stehen haben. Wer keinen Raspberry Pi mit Octoprint am Start hat, sollte sich spätestens jetzt einen zulegen.

Daraus ergibt sich

Was will man mit einem Drucker, der so verdammt gut aussieht, aber so verdammt laut ist, dass man ihn de facto nicht sehen und damit auch nicht hören will. Man könnte die Lüfter durch leisere ersetzen. Aber der Sceoan Windstorm S1 ist in erster Linie ein 1A-Einsteigerdrucker. Und Anfänger wollen nicht basteln.

Ein echtes Dilemma! 🙁

Ich hoffe, das hier noch nachgebessert wird.

Octoprint?

Die Verwendung mit Octoprint ist kein Problem. Mit wenig Aufwand und Kosten kann man den Sceoan mit WLAN aufrüsten. Toll dabei ist, dass sich der USB-Anschluss dafür hinten am Gerät befindet, sodass keine hässlichen Kabel das gute Design des 3D-Druckers verschandeln.Will man einen Raspberry Pi aber in den Drucker integrieren, so ist auch dies leicht möglich, denn der hintere USB-Anschluss ist nur mittels eines absteckbares USB-Kabel realisiert. Vorbildlich.Ein Spar-Tipp, den ich selbst mit dem Sceoan ausprobiert habe, ist, auf ein altes Smartphone Octo4A zu installieren. Das hat einwandfrei funktioniert. Leider habe ich keinen separaten Raum für den Drucker, aber ich wollte für diesen Bericht testen, ob es generell mit dem Windstorm S1 funktioniert.

Gehäuse

Nun geht es deutlich erfreulicher weiter. 🙂

Das Gehäuse ist unglaublich steif und robust. Das Portal bewegt sich nicht einem Mikrometer. Ich habe noch nie einen Bettschubser gesehen, der so massiv gebaut ist. Toll!

„Kabelloses“ Design

Aber wie funktioniert das mit dem Kabellosen Design? Natürlich hat der Sceoan Kabel. Aber die sind eben versteckt. Ähnlich wie noch beim Sidewinder X3 verwendet auch Sceoan für den S1 Flachbandleitungen. Diese laufen, ebenso wie die Spindeln der Z-Achse, im Inneren des Gehäuses. So sind sie vor Beschädigungen und Verschmutzungen hervorragend geschützt:

Natürlich muss man im Falle von Wartungsarbeiten am Drucker auch mehr Schrauben, als an gewöhnlichen Druckern.

Modularer Aufbau

Eines der Buzzwords, das Sceoan gerne verwendet. Zurecht! Die gesamte Elektronik und das Netzteil befindet sich in einer Kassette, die man hinten aus dem Drucker herausziehen kann. Dazu müssen nur zwei(!) Schrauben gelöst werden.

Allerdings ist der Deckel der Kassette an sich mit acht Schrauben gesichert. In der Kassette befindet sich noch viel Platz, beispielsweise für einen Raspberry Pi oder Ähnliches. Ich gestehe, dass ich leider die zwei freien Klemmen am Ausgang des Netzteils nicht gemessen habe. Mit etwas Glück haben wir hier einen Ausgang mit 5 Volt.

 

Mainbaord

Da der Drucker mit Marlin läuft, erwartet und als SoC nur ein STM32F407/417 mit 168 MHz. Das reicht auch vollkommen aus. Das Mainboard trägt die Bezeichnung „Nano V3.1_001“ und verfügt erfreulicherweise über gesockelte Treiber für die Steppermotoren. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich bin begeistert!

Mir fiel noch ein mSD-Karten-Slot auf dem Mainboard auf, aber ein Versuch mit einer Speicherkarte blieb erfolglos. Man hat keinen Zugriff über das Menü darauf.

 

Anschlüsse

Am Gerät finden sich je ein USB-A, USB-B und USB-C-Anschluss.

Letzterer dient vermutlich nur dazu, das Display zu flashen, denn es meldet sich hier ein QinHeng Electronics CH340 serial converter. Dass sich dieser Anschluss an der Front befindet, ist durchdacht, denn ohne zu schrauben, kommt man überhaupt nicht an das Display heran.

Wir entsinnen uns, dass unter Marlin die Displays in der Regel eigene kleine Computer sind und daher das Mainboard des Druckers bei der Grafikausgabe entlasten. Möchte man die Menüs ändern, muss man das Display mit einer neuen Firmware versehen.

Datenträger

Der Sceoan Windstorm S1 nimmt Druckdateien via USB-Stick und microSD-Karte entgegen. Im Gegensatz zu anderen 3D-Druckern mit solch einem winzigen Slot empfinde ich das Einsetzen der Karte als erfreulich einfach.

Trotzdem bin ich ein Freund von USB-Sticks, da man diese einfach in den Rechner einstecken kann. Für microSD-karten benötigt man in der Regel einen Adapter. Schön also, dass der Drucker einem die Wahl lässt.

Platzbedarf

Der Sceoan nimmt dank des integrierten Druckbetts und des integrierten Displays nicht wesentlich mehr Platz auf dem Schreibtisch ein, als seine Gehäuseabmessungen vermuten lassen. Er ist erfreulich kompakt:

  • Breite: 34 cm
  • Tiefe: 50 cm
  • Höhe: 47,5 cm
  • Höhe mit Filamenthalter: 62 cm
  • Höhe mit Filamentrolle: 69,5 cm

Die Grundfläche beträgt also 1.700 cm² Das ist super!

Im Vergleich sieht der Ender-3 V3 KE kleiner aus. Aber das täuscht gewaltig, denn dieser ist durch sein in Betrieb weit ausladendes Druckbett mit weit abstehender Stromversorgung satte sieben Zentimeter tiefer und 16 Zentimeter breiter! Er nimmt 2.850 cm² Grundfläche auf dem Schreibtisch weg,

  • Der S1 benötigt nur 60% der Stellfläche des Ender-3
  • Der S1 spart 1150 cm² an Platz gegenüber dem Ender-3

Der Sceoan Windstorm S1 ist also deutlich kompakter als der Ender-3 V3 KE und benötigt 40% weniger Platz auf dem Schreibtisch. Dies kann ein wichtiger Faktor sein, wenn man nur wenig Platz hat.

Größenvergleich Ender Sceoan
Größenvergleich Ender Sceoan

Druckkopf

Ein Dualextruder mit Metallfilamentantrieb, Keramikheizelement und integriertem Filamentsensor – das ist wirklich gut gemacht!

 

Druckbett

Das Druckbett besticht durch Licht und Schatten. Es ist im Gehäuse integriert, was zwar nett aussieht, aber ich persönlich habe damit drei kleinere Probleme:

  • Das Entfernen von Filamentreste ist kniffliger, sie können in die Führungsschlitze fallen. Wenn man nicht aufpasst, kann man vorne rechts den Endschalter dabei verschieben, sodass der Drucker das Bett bis in den Anschlag fährt und dann mit einem Fehler im Display die Sache beendet. Das ist mir so bereits passiert.
  • Es gibt keine Führungsnuten hinten am Bett. Es ist schwierig mit nur einer Hand die magnetische PEI-Platte gerade wieder aufzulegen.
  • Das Druckbett ist schlecht oder gar nicht isoliert.

Das ist aber nicht das Hauptproblem, denn Sceoan gibt eine Druckbetttemperatur von bis zu 140 Grad an, aber bereits ab 111 Grad hängt sich der Drucker auf. Also kann man das Druckbett „nur“ bis 110 Grad aufheizen. Gut, ohne Einhausung sollte man mit dem Drucker ohnehin kein ABS oder ASA drucken. Also ist das eher ein kosmetisches Problem, aus meiner Sicht.

Licht

Trotzdem haben wir hier eines der besseren Druckbetten vor uns:

  • Das Druckbett ist in ziemlich genau drei Minuten von 20 Grad auf 65 Grad aufgeheizt. Ein guter Wert für 24 Volt und 250 Watt.
  • Gut gefällt mir hingegen, dass die PEI-Platte relativ dünn ist, die Drucke lassen sich so hervorragend wieder lösen.
  • Wo wir gerade davon sprechen: die Haftung ist absolut exzellent. Selten eine solche gute Druckbetthaftung gehabt. Ich hatte nicht einmal ein Problem damit.

Leveln?

Ich habe den Drucker eingeschaltet und einmal das Autoleveling durchgeführt. Der Drucker verfügt nicht explizit über eine automatische Z-Offset-Einstellung, trotzdem musste ich den Z-Offset nicht einstellen. Das mag Zufall sein, oder ein Hinweis auf die hervorragende Verarbeitung und Fertigungstoleranz des Druckers sein – ich kann es nicht sagen. Selbstverständlich ist aber die klassische Einstellung des Z-Offsets über das Menü möglich.

Das Druckbett verfügt nicht über Einstellräder, aber es scheint erfreulich plan zu sein.

Display

Das integrierte Display ist zwar eher klein, aber in jeder Hinsicht hervorragend.

Alles, wofür ein Klipper-Drucker eine grafische Oberfläche benötigt, lässt sich übersichtlich und schnell über das Display einstellen. Ich habe selten einen Drucker gesehen, der so komplett über das Display einstellbar ist. Hier nur eine Auswahl:

Sogar PID-Tuning und E-Steps sind über das Menü möglich. Absolut top! Heutige Drucker mit Klipper bieten auf ihren viel größeren Displays weniger Informationen, weniger Einstellmöglichkeiten und sind auch noch schlechter zu bedienen. Da hat Sceoan alles richtig gemacht.

Und es gibt sogar eine Konsole! Proterface benötigt man mit diesem Drucker nicht mehr!

Bei meinem sehr frühen Modell finde ich allerdings auch Einstellmöglichkeiten, die keinen Sinn ergeben. Unter anderem die Einstellung der RGBW-LED-Beleuchtung. Außerdem konnte ich reproduzierbar erreichen, dass der Drucker beim Anklicken von „BL-Touch“ im Menü hängen blieb, sodass ich das Gerät ausschalten musste.

Filemantzufuhr

Ein Druckkopf mit integrierten Filamentsensor ist eine feine Sache. Das Filament ist auf diese Weise schnell geladen. Auch der genial einfache Filamenthalter gefällt mir hervorragend. Hier gibt es nichts zu meckern.

3D-Drucker sollen drucken

Gut, lassen wir das Design und die Lautstärke mal außen vor. Ein Drucker soll hauptsächlich gut und schnell drucken, richtig? Kann er das? Durchaus! 🙂

15-Minuten-Benchy

Beim extrem schnellen 15-Minuten-Benchy patzt er allerdings auf ganzer Linie. Die Ergebnisse wurden mit dem beiliegenden HS-PLA gedruckt. Wer die Schuld beim Filament sucht, liegt falsch, denn mit anderem HS-PLA wurden die Ergebnisse noch schlechter!

Bei so hohen Geschwindigkeiten, die man in der Realität ohnehin nicht fahren würde, kommt die Bauteilkühlung an ihre Grenzen. Die kommt beim Sceoan ganz ohne Fanduct, einer Führung des Luftstroms, aus. Abhilfe könnte man sich selbst drucken und es steht zu hoffen, dass Sceoan bald eine STL dafür bereitstellt.

 

25 Minuten-Benchy

Das bedeutet aber nicht, dass der Drucker wählerisch beim Material ist. Ich druckte das 25-Minuten-Benchy mit ganz normalen PLA. Das Ergebnis überzeugt:

 

 

Rüdiger

Als meinen persönlichen Benchmark nehme ich gerne Rüdiger. Rüdiger heißt eigentlich „Hairy Unicorn“ und wurde von Geoffro entworfen. Hier habe ich viele Dinge, die mir wichtig sind: glatte Flächen und normale sowie sehr lange Überhänge.

Geeetech Silk PLA

Ich wollte es wissen und druckte Rüdiger mit dem „Storm-PLA“-Profil von Sceoan. Ausgerechnet ein Silk-PLA damit zu drucken ist schon mehr als blauäugig! Das kann nur in die Hose gehen. Aber das ging es nicht! In 55 Minuten(!) war Rüdiger in sehr erstaunlicher Qualität fertig!

Die Haare habe ich selten aus einem Drucker – vor allen in dieser sehr hohen Geschwindigkeit – in so einer guten Qualität bekommen. Chapeau, Sceoan!

Aber: Die Überhänge am Kinn sind wirklich verbesserungsfähig. Hier wird eine bessere Führung der Bauteillüftung sicher Abhilfe schaffen.

Dass das Horn schmilzt war absolut nicht anders zu erwarten, das haben schon andere Drucker, wie der X3, bereits bei weitaus niedrigeren Geschwindigkeiten schlechter gedruckt.

Kingroon PLA vs Sceoan HS-PLA

Ich sagte ja, dass der Drucker nicht wählerisch ist! Ich testete das billige PLA von Kingroon gegen das Highspeed-PLA von Sceoan. Natürlich ist das Kingroon eine ganze Kante schlechter, vorwiegend bei den Haaren, aber beider Drucke dauerten auch nur knapp mehr als 50 Minuten, was ohnehin einen Rekord für Rüdiger darstellt.

Super, ich bin sehr angetan von den Ergebnissen!

Aber warum habe ich Rüdiger nicht in 0.1 mm gedruckt? Weil mir das zu lange dauerte und mir der Drucker einfach zu laut war.

Softwareausstattung

Jeder Hersteller, der etwas auf sich hält, hat einen der üblichen Slicer wie Cura oder Orca teils massiv opti… angepasst. Das finde ich schrecklich! Ich will einen Standard-Slicer wie Cura oder Orca benutzen dürfen. Ohne Profile kopieren zu müssen! Ich möchte mich nicht umgewöhnen. Ich hasse es, zig Slicer auf dem System haben zu müssen.

Sceoan hat solche Ambitionen nicht! Die liefern Profile für Cura mit, die man unter macOS, Linux und Windows benutzen und eine Windows-Version von Orca mit, aus der man im Bedarfsfall die Profile für Linux und macOS exportieren kann. So sollte es immer sein! Danke, Sceoan! Das ist eine saubere Sache!

Stromverbrauch

Gemessen mit einem Gosund WLAN-Smartplug bei 20 Grad Raumtemperatur. Zirka-Werte sind Durchschnittswerte.

Leider ist der Stromverbrauch vergleichsweise recht hoch:

  • Leerlauf: ca. 10 Watt
  • Aufheizphase: max. 260 Watt
  • Schnelles Benchy: ca. 200 Watt
  • PLA, 210 Grad Düse, 60 Grad Bett,60 mm/s: ca. 200 Watt
  • PLA, 210 Grad Düse, 60 Grad Bett, 300 mm/s: ca. 255 Watt

Vermutlich hat man aus Designgründen auf eine zeitgemäße Isolierung des Druckbetts verzichtet, denn anders kann ich mir diese Werte nicht erklären.

Die Druckstunde mit PLA, das die meisten Anwender verwenden werden, kostet bei 30 Cent pro Kilowattstunde nach Adam Riese etwa 6 Cent. Meine anderen Drucker benötigen etwa 4,5 bis 5 Cent Strom pro Druckstunde.

Support

Das Erstlingswerk einer chinesischen Firma. Da ist man erst einmal skeptisch. Man liest ja immer so viel von Problemen mit diesem neumodischen Teufelszeug, diesen 3D-Druckern. 🙂 Gut zu wissen, dass Sceoan auf seiner Website als Support-Partner das deutsche Unternehmen 3D-Partner angibt.

Fazit

Kommen wir zum Fazit. Wie bei jedem meiner Tests versuche ich trotz meiner Begeisterungsfähigkeit und der kostenlosen Teststellung seitens Geekbuying doch objektiv zu sein. Ich fange mit den mir aufgefallenen negativen Punkten an.

Contra

Was gefällt mir nicht am Sceoan?

  • viel zu hohe Lautstärke
  • kein WLAN
  • Bauteillüftung muss verbessert werden
  • PEI-Platte hat keine Führungen
  • schlechte Wartbarkeit
  • erhöhter Stromverbrauch

Sollte ich den hohen Preis erwähnen? Der ist den verwendeten Materialien und der aufwändigen Montage in der Fabrik geschuldet. Ein Gerät von Apple hat durch das Design und die Materialien auch einen höheren Preis. Das ist eben so.

Pro

Was gefällt mir am Sceoan?

  • echter deutscher Support
  • Design
  • einfachster Aufbau
  • hochwertige Materialien
  • planes Druckbett
  • modularer Aufbau
  • geringer Platzbedarf
  • sehr verwindungssteifer Rahmen
  • hohes Gewicht
  • guter Stand
  • unempfindlich gegen Fingerabdrücke und Staub
  • einfache Bedienung
  • guter Bildschirm
  • rasanter Bootvorgang
  • mitgelieferte Profile für Cura
  • Orca-Slicer mit guten Profilen

Zielgruppe

Der Sceoan Windstorm S1 richtet sich an Anfänger und fortgeschrittene Schmelzer, die hochwertige Materialien, gutes Design und einfache Bedienung zu schätzen wissen.  Allerdings sollten diese auch lärmresistent sein oder den Willen haben, die Lüfter selbst auszutauschen.

Meine Meinung

Ich mag das Design und die Materialien sehr. Auch die Druckergebnisse stellen mich zufrieden. Ich werde die Lüfter austauschen und einen Raspberry Pi mit Octoprint in die Kassette des Druckers einbauen.

Endlich habe ich einen Drucker, an dessen Kabel ich nicht dauernd Gefahr laufe hängen zu bleiben, oder die etwas im Betrieb mit sich reißen. Kein Druckbett fahrt gegen Dinge, die ich auf dem Schreibtisch abgestellt habe. Vom Bedienkomfort hat man hier quasi einen Core-XY-Drucker. Es sind die kleinen Dinge, die man erst zu schätzen weiß, wenn man sie einmal erlebt hat.

Das perfekte Gerät gibt es ohnehin nicht, aber wenn Sceoan ein klein wenig Hand an die Hardware und die Software legt, ist ihnen ein großer Wurf mit viel Potenzial gelungen. Vor allem für den ersten Drucker eines Unternehmens.

Kaufen

Den Sceoan Windstorm S1 kann man aktuell bei Geekbuying inklusiver Versand aus Deutschland für 419 EUR kaufen.

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