Restaurierung eines Gamepads

In diesem Artikel widmen wir uns einem Sega Mega Drive Gamepad, bei dem nur noch die Feuerknöpfe reagierten. Erst dachte ich an einen Kabelbruch. Um das zu verifizieren, öffnete ich das Pad und staunte nicht schlecht! Die KontaktflĂ€chen auf der Platine waren
 oxidiert? Gammelig? Keimig? Kaum noch vorhanden? Lebten?

Ich persönlich habe so etwas noch nie gesehen. Ein bissel Oxid darauf, ja, kein Thema, kann passieren, wenn die lange nicht benutzt wurden und in einem feuchten Keller lagen – aber das? Normalerweise nimmt man die blaue, harte Seite eines handelsĂŒblichen Radiergummis, um hartnĂ€ckige Ablagerungen auf KontaktflĂ€chen zu entfernen.

Leichten Spuren kann man mit der roten, weichen Seite zu Leibe rĂŒcken. Praktisch sind in solchen FĂ€llen auch Radierstifte, das sind Bleistifte, die einen (meist weißen) Radierer als Mine haben.
Das half alles hier aber nicht mehr!
Ich hatte auch leider keinen „Rostradierer“, einen Stift mit vielen dĂŒnnen Glasfasern.

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(Angegriffene KontaktflÀchen)

Vorweg: Man geht nicht mit Sandpapier, DrahtbĂŒrsten oder Feilen an solche KontaktflĂ€chen, da man damit die polierte OberflĂ€che aufraut, damit vergrĂ¶ĂŸert und gleichzeitig jede Menge Riefen fĂŒr neue Ablagerungen und Feuchtigkeit (Handschweiß, Angstschweiß, etc.) schafft. Aber in diesem Fall half wahrhaftig nur noch 600er Schmirgelpapier und anschließenden Polieren mit einem Radiergummi.

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(Eigentlich keine gute Idee: Schmirgelpapier)

Hier kann man hervorragend erkennen, wie tief die Leiterbahnen durch das Oxid geschĂ€digt wurden. Gerade der rechte und der untere Kontakt ist sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Leiterbahn des Ground-Kontaktes ist komplett durch. Da hilft etwas Silberleitlack, wie man ihn zu, Beispiel fĂŒr defekte HeizdrĂ€hte an der Heckscheibe eines Autos benutzt.

Alternativ kann man die Leiterbahnen auch nach löten, aber ob die Pads mit Elektroniklot besser als mit Kupfer funktionieren, wage ich zu bezweifeln, zumal das auch nicht wieder so schön flach wird, sondern einen Wulst bildet.

Es ist eigentlich nicht notwendig (eher kontraproduktiv), Kontaktspray auf die Platine zu geben, aber auch in diesem Fall ist mal wieder alles anders: Um weiteren Oxidfrass zu unterbinden, rieb ich die Kontakte mit einem in WD40 getrĂ€nkten Lappen ein. Das hĂ€lt nicht ewig – dieses Joypad wird also fĂŒr immer ein Kandidat fĂŒr weitere Pflege bleiben, aber wenigstens kann ich damit wieder spielen.

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(Kontaktstempel)

Die Schaltstempel am GegenstĂŒck sahen nicht besser aus. Die Ablagerungen wirkten, als wĂŒrden sie aus Talg- und Schweissresten bestehen. Echt widerlich. Hier reicht eine Reinigung mit Spiritus aber vollkommen aus.

Die Gamepadschalen und Knöpfe kann man bei hartnĂ€ckigen Verkrustungen in warmer Seifenlauge einweichen. Wenn es schnell gehen soll, ist Kunststoffreiniger (z.B. fĂŒr Gartenmöbel) erste Wahl. Allerdings kann es sein, dass dieser die Aufdrucke angreift, also Vorsicht! Vor dem Zusammenbau kann man die Plastikteile mit einem Lappen abreiben, den man mit Kunststoffplegemittel (Cockpitspray, Armor All, etc.) eingesprĂŒht hat. Einige Mittel hinterlassen aber einen unangenehm rutschigen Silikonfilm. Matte Kunststoffpflege hat diesen Nachteil meistens nicht. Beim Kauf auf „nicht glĂ€nzend“ oder „matt“ achten.

Funktioniert das Gamepad noch gut, dann muss man es nicht unbedingt öffnen. OberflĂ€chlichen Schmutz entfernt man mit einen Lappen, den man mit Kunststoffreiniger eingesprĂŒht (Vorsicht bei den Aufdrucken) oder in Seifenlauge getaucht hat. In die Ecken und Spalten kommt man mit einem Borstenpinsel. Trockenreiben, Kunststoffpflege darauf und es ist wieder wie neu.

Na, dann noch viel Spaß mit dem „neuen“ Gamepad.

Über den Autor

Hessi

Michael "Hessi" Heßburg ist ein erfahrener Technik-Enthusiast und ehemaliger Informatiker. Seine Website, die er seit ĂŒber 25 Jahren betreibt, deckt vielfĂ€ltige Themen ab, darunter Haus & Garten, Hausrenovierung, IT, 3D-Druck, Retrocomputing und Autoreparatur. Zudem behandelt er gesellschaftspolitische Themen wie Datenschutz und Überwachung. Hessi ist seit 20 Jahren freiberuflicher Autor und bietet in seinem Blog fundierte Einblicke und praktische Tipps. Seine BeitrĂ€ge sind sorgfĂ€ltig recherchiert und leicht verstĂ€ndlich, um Leser bei ihren Projekten zu unterstĂŒtzen.

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