Die Kroatienreise-Reise (1)

Der zweite Tag, nach den Vorbereitungen, der Kroatienreise-Reise. Nun geht es los! Wir brechen früh auf, denn am Abend geht unser Nachtzug – und wir wollen noch Verwandte besuchen.

Tag 1, 26.07.2023

08:15 Uhr, Fahrt zum Bahnhof

Abfahrt in Ober Beerbach.

Mit dem Dickschiff Rodius bewältigen wir die ersten Kilometer auf unserer Kroatienreise. Nicht mit dem ÖPNV, denn der Bus fährt zwar alle Stunde von uns direkt zum Bahnhof, aber eben nicht in den Sommerferien. Wir hätten direkt zu Beginn der Reise 1,5 Stunden am Bahnhof gestanden. Uncool.

In Bickenbach suchten wir auf dem Bahnhofsparkplatz ein Plätzchen, auf dem unser Rodius über drei Wochen hinweg am wenigsten störte. Hinter einem die Parkplätze teilenden Grünstreifen parkten wir schräg ein. Ganz hinten auf dem langen Parkplatz. Dort, wo die anderen Busse und Transporter wohlweislich parkten.

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Strecke: 9 km, 19 Minuten, mit dem eigenen Auto. Es wird mit Flüssigdinosauriern betrieben.
Energieverbrauch: 9,2 kWh (damit käme ich mit dem Twizy 100 km weit)

Nun zu Fuß weiter. Vom Parkplatz durch die Unterführung zum Bahnsteig.

Stecke: 400 m zu Fuß, 3 Minuten
Gesamtstrecke: 9 km, 21 Minuten

Energieverbrauch: 75 Kalorien
Gesamtenergieverbrauch: 9,2 kWh und 75 Kalorien

Der Energieverbrauch ist immer für drei Personen gerechnet.
Ist auch nicht ernst gemeint. Just for fun.

Real, die Karte stimmt so nicht, waren es knapp 400 m zu Fuß. Darüber sollten wir noch lachen. 🙂

09:02 Uhr, RE 60 nach Mannheim

Worüber wir nicht lachen konnten, das war die Verspätung des RE 60 nach Mannheim. Wir hatten komfortöse 14 Minuten für den Umstieg in den ICE 571 nach Stuttgart geplant. Klar, Planung und Deutsche Bahn. Wir Idioten!

Der RE 60 rollte auf den Bahnhof zu, da hatte er bereits zwei Minuten Verspätung. Aber was ist das? Warum bleibt der vor dem Bahnhof stehen? So nah und doch so fern!

Die große Kindergartengruppe, die sich zwischen uns und das Gleis schob, wurde noch lauter. Im Wartehäuschen stehen Pendler in Anzügen und Reisende im Casual-Dress. Alle schauen nervös nach links Richtung Zug.

Aber der kommt nicht. Unsere Stimmung geht in den Keller, denn wir rechnen aus, dass wir rennen müssen, um den ICE noch zu erreichen. Aus lauter Stress machten wir keine Bilder oder Videos.

Graue Theorie!

Die Stimmung hob sich nicht, als die einzig freien Plätze nur in einem Wagen war, dessen Fenster „Künstler“ komplett zugesprayt hatten. Wir konnten also nichts sehen, mir wurde mal wieder schlecht. Danke, Ihr Vollpfosten! Was Ihr da macht, ist keine Kunst! Zwei Meter große Tags sind keine Kunst.

Alle im Zug sind still. Nur eine Frau muss die ganze Fahrt über lautstark telefonieren.

Dann das Todesurteil für unseren Anschluss: Mitten auf der Strecke blieb der verdammte Regionalexpress einfach stehen! Voraussichtliche Ankunftzeit: 10:04 Uhr! Unser ICE soll bereits um 09:59 Uhr pünktlich weiterfahren, aber standen wir immer noch unproduktiv in der Botanik herum. Mit unserem Anschlusszug fahren auch unsere Sitzplatzreservierungen von dannen. Tschüss, Sitzplätze, gute Reise!

Strecke: 47 km, 60 Minuten, mit dem Zug.
Gesamtstrecke: 56 km, 81 Minuten mit Auto, zu Fuß und der Bahn.

Energieverbrauch: 87,2 kWh und 75 Kalorien
Gesamtgenergieverbrauch: 98 kWh

In meiner Gunst ging der ÖPV direkt in den Sturzflug über. Speziell die Deutsche Bahn, die von BWL-Clowns kaputtgespart wurde. Wann soll der Deutschlandtakt kommen? In 46 Jahren! 2070! Kein Witz!

Aber Frau Y.® ist Bahn-Profi. Hektisch tippt sie auf dem Handy herum und findet einen Anschluss in Mannheim, bei dem wir zwei Minuten Zeit für das Umsteigen haben. Sportlich! Aber auch nur, weil dieser ICE nach Esslingen … Verspätung hat. Als ob man es ahnte …

09:59 10:10 Uhr, ICE 571 563 nach Stuttgart Esslingen

In Mannheim dann der Spurt durch die Unterführungen von einem Gleis 6 auf Gleis 4. Frau ist schneller als wir und bleibt in der Tür des ICE stehen. Abgesegnet von einer Bahnmitarbeiterin, die uns hektisch heranwinkt. Mehr als rennen geht aber nicht.

Meine Laune unterschreitet die Null-Linie, als ich bemerke, dass nur noch Sitze entgegen der Fahrt frei sind. Ich setze mich lieber in den Gang neben einer Tür. Dieser Platz zwischen den Waggons bewegt sich heftiger Hin und Her, als ein Platz zwischen den Achsen, das ist klar. Meine Frau bringt mir Vomex und so fange an, das Zeug wie Smarties zu essen. Erwähnte ich, dass ich den ÖPV nicht leiden kann?

Strecke: 115 km, 60 Minuten, mit dem Zug.
Gesamtstrecke: 171 km, 2:21h Minuten mit Auto, zu Fuß und der Bahn.

Energieverbrauch: 184 kWh und 100 Kalorien.
Gesamtenergieverbrauch: 180 Kalorien.

Meine Frau kommt im Zug mit einer Familie ins Gespräch, die das Problem haben, noch ihr Flugzeug in den Urlaub zu erwischen. Die lassen wir natürlich vor, denn unser Bus nach Waiblingen fährt erst eine halbe Stunde später.

11:09 Uhr, Umstieg in den Bus nach Waiblingen

59 Minuten später treffen wir in Stuttgart ein. Der Bus nach Waiblingen (S1) fährt um 11:55 ab. Fahrtzeit: 32 Minuten.

Bus nach Waiblingen? Da fährt doch ein Zug!“ Nein, hier fuhr der Schienenersatzverkehr. Das hätte auch nach Meinung der Pendler so bleiben können, denn die Busse fuhren schneller und pünktlicher als die Züge.

Strecke: 20 km, 32 Minuten mit dem Bus
Gesamtstrecke: 191 km, 2:52 Stunden mit Auto, zu Fuß, dem Bus und der Bahn.

Energieverbrauch: 19,6 kWh 
Gesamtenergieverbrauch: 204 kWh und 280 Kalorien.

12:27 Uhr, Ankunft in Waiblingen

In Waiblingen wollten wir die Oma und die Tante des Sohnes meiner Frau besuchen. Zwar passten unsere drei Koffer tatsächlich hochkant nebeneinander in den Kofferraum des Polos, nur ging dann die Heckklappe nicht mehr zu.

Stichwort Heckklappe: Wer VW kennt, kennt auch dieses elende, overengeneerete, elektrische Schloss dieser Autos. Entweder bleibt die Klappe offen oder zu. In diesem Falle blieb sie zu. Also oft, nicht immer. Aber eben diesmal. Das war kein Problem, denn wir passten ohnehin nicht mit dem Gepäck zusammen in das Auto.

Die Wohnung der Oma lag ohnehin in fußläufiger Entfernung. Und wer wird gefahren? Der, der auch die schweren Koffer wieder ausladen muss: ich. 🙂

Bei der Oma gab es Reisnudeln mit Hühnchen – sehr lecker. Danach fielen wir ins Koma und standen erst wieder auf, als wir zur Tante zum Kaffeetrinken fuhren.

Eine kurze Gesprächsrunde im Designer-Sofa und schon mussten wir mit dem kostenlosen Bus zum Bahnhof Baustelle in Stuttgart.

18:51 Uhr, Abfahrt nach Stuttgart

Der fuhr vom Bahnhof in Waiblingen ab. Wieder ein Schienenersatzverkehr. Diesmal ein komfortöser Doppeldeckerbus.

Der Schienenersatzverkehr (SEV) fuhr tatsächlich alle fünf Minuten von Waiblingen nach Stuttgart. Krass.

In Waiblingen und Stuttgart waren überall Helfer mit Warnwesten verteilt, die die Leute zügig in die Busse verteilten. Wirklich nette, hilfsbereite und motovierte Leute. So landeten unsere Koffer ohne unser Zutun im Gepäckraum des Busses. Ein Trinkgeld lehnte der Mitarbeiter entschieden ab.

Um 18:51 legte unser Bus ab und transportierte uns durch den grässlichen Verkehr in Stuttgart zum Bahnhof. Oder zur Baustelle.

Doppeldecker nach Stuttgart, Kroatienreise
Doppeldecker nach Stuttgart

Zwischenfrage: Warum müssen die Leute immer, wirklich immer im Bus lautstark telefonieren? Ich bin ja froh, wenn das jemand in einer fremden Sprache macht, denn dann verstehe ich wenigstens den Inhalt nicht. Ich möchte einfach so wenig vom Leben meiner Mitreisenden mitbekommen, wie irgend möglich.

Doppeldecker nach Stuttgart
Doppeldecker nach Stuttgart
Baustelle Hbf Stuttgart
Baustelle Hbf Stuttgart

An der Endstation des Busses fischten wir die Koffer aus dem Bus und rollten sich zum Gleis. Und rollten sie und rollten sie und rollten sie … es nahm einfach kein Ende.

Fußgängerweg zum Bahnhof Stuttgart
Fußgängerweg zum Bahnhof Stuttgart, ewig lang

Nach fast 800 Metern(!) waren wir endlich am Bahnsteig angelangt. Ich passte auf die Koffer auf, während die beiden anderen Verpflegung kauften. Wir mussten immerhin fast eine Stunde warten, bis der Zug fuhr.

Bahnhof Stuttgart, Bahngleis
Bahnhof Stuttgart, Bahngleis
abgerocktes Gleis, Stuttgart
abgerocktes Gleis, Stuttgart

Warum die Bahn den Stuttgarter Hauptbahnhof loswerden will, liegt auf der Hand: Das Ding ist völlig verwahrlost und aus der Zeit gefallen. Es sollte der letzte Bahnhof auf dieser Reise sein, der sich in einem so desolaten Zustand befindet.

Unser Gepäck für drei Wochen Urlaub
Unser Gepäck für drei Wochen Urlaub

Jeder hatte seinen Rollkoffer und einen Rucksack dabei. Dazu gesellten sich noch zwei Einkaufstaschen mit Verpflegung und … Kuscheltieren. 🙂

Frau gab die Parole aus, dass außer den Smartphones keine elektronischen Geräte mit Datensichtschirm mitgenommen werden sollten. Am Ende war ich der Einzige, der sich daran hielt. Frau hatte ihr Surface und L© seine Switch mit dabei. Danke auch.

In meinem Rucksack befanden sich der alte Fotoapparat, die Videokamera, die Gear 360, eine Powerbank, eine Weitwinkellinse für das Telefon und ein Gimbal. Auf die Linse und das Gimbal hätte ich komplett verzichten können, aber die Powerbank war Gold wert, weil meine Frau ihr Telefon nie lädt, wenn sie kann, sondern nur, wenn sie muss.

Auf Flügen darf man nur Powerbanks bis zu einer Kapazität von 27.000 mAh mitnehmen, das nur am Rande, bevor Ihr Euch eine Powerbank kauft.

Unser Gepäck für drei Wochen Urlaub
Unser Gepäck für drei Wochen Urlaub

Unsere Eagle Creek Rollreisetaschen standen einträchtig nebeneinander. Bisher funktionierten sie gut. Ich bin mir nur nicht sicher, ob vier Rollen nicht besser gewesen wären. Aber vielleicht rollen die dann versehentlich auch mal weg?

Darauf folgten die 800 Meter zu Fuß.

Die Karte spinnt. BRouter kennt keine Routen zu Fuß und sieht auch ein Bahngleis nicht als Ziel an.

Strecke: 5,9 km, 20 Minuten mit dem Auto, zu Fuß und dem Bus
Gesamtstrecke: 211 km, 3:12 Stunden mit Auto, zu Fuß, dem Bus und der Bahn

Energieverbrauch: 5 kWh
Kalorienverbrauch: +4.000 kcal 🙂 aber 150 kcal verbraucht

Gesamtenergieverbrauch: 209 kWh und 480 Kalorien

Mit dem Twizy kann ich mit dieser Energiemenge 2.300 km weit fahren. Wenn jeder von uns drei einen Twizy fahren würde, wären es immer noch 766 km. Krass umweltfreundlich, diese ÖPV. 🙂

20:29 Uhr, im Nachtzug nach Rijeka

 

Der Zug kam sogar pünktlich an. Trotzdem brach unter den anderen Reisenden komplette Hektik aus. Alle stürzten hin und her, weil die Waggons nicht an den Plätzen standen, an denen sie sollten. Auch unsere Zugpositionsangabe stimmte nicht und wir mussten 100 m zurücklaufen – gegen den Strom!

Nachtzug nach Rijeka
Nachtzug nach Rijeka
Nachtzug nach Rijeka
Nachtzug nach Rijeka
Nachtzug nach Rijeka
Nachtzug nach Rijeka

Der Nachtzugschaffner war Kroate, der Zug kam aus Österreich. Wir konnten also nun Service und eine funktionierende Klimaanlage erwarten. Und wir wurden auch nicht enttäuscht. Ab hier fing eine entspannte Urlaubsreise mit pünktlichen Transportmitteln und passenden Anschlussverbindungen an. <3

Für mich war es das erste Mal seit den späten 1970ern, dass ich solch eine Reise mit dem Zug machte.

Hessi liest Enterprise 3
Hessi liest Enterprise 3

Ihr wollt wissen, welches Buch ich hier lese? —> „Enterprise 3“. Das kann man für rund vier Euro immer noch auf Amazon kaufen.

Damals gab es noch diese Sechser-Abteile im Zug. Die mit den roten Kunststoff-Sitzen, die man zu einem gigantischen Bett umbauen konnte. Das war schon cool. Aber diese Zeiten sind schon lange vorbei.

Auch Schlafwagen gibt es bei der Deutschen Bahn schon lange nicht mehr. Aber was interessierte uns das jetzt noch? Der Zug rollte an und wir hatten damit die DB hinter uns gelassen. Zum Glück!

Ein heutiges Dreier-Schlafabteil hat tatsächlich drei Stockbetten übereinander. Frau® kletterte ganz nach oben. Ein Koffer passte noch auf die Ablage über dem Fenster, aber die Ablage über der Tür erschien uns doch ein wenig zu schmal.

Mittleres Bett im Abteil
Mittleres Bett im Abteil

Wer möchte schon von einem herabfallenden Koffer erschlagen werden? Das soll den Urlaub versauen, hörte ich einmal. Folglich stapelten wir zwei Koffer neben den Betten.

Eng war es schon, aber die Betten waren recht bequem und tagsüber konnte man daraus auch wieder drei Sitze bauen, die zwar schmal, aber wenigstens in Fahrtrichtung ausgerichtet waren.

Für jeden gab es eine Flasche Wasser, fluffige Brötchen und eine Packung undefinierbare, grau Streichwurst. Kenner werden sie kennen. Deswegen heißen die ja auch Kenner. Ich bin kein Kenner. Habe die Wurst trotzdem gegessen. Ach ja, eingeschweißte Croissants gab es auch noch.

Das Abteil war eigentlich zu klein, um sich bewegen zu können. Der Gang im Zug war auch eher schmal und erweckte den Eindruck, dass man ihn in maximal fünf Minuten Tipp-topp auskärchern könnte. Gemütlich war das nicht, aber wenigstens sauber.

Ich wünschte, ich hätte das von den Toiletten sagen können. Da eine der beiden in unserem Waggon ausgefallen war, war die andere stärker frequentiert, als einem lieb sein konnte. Aber bei der DB sehen alle Toiletten so aus.

Da wir vom ersten Reisetag platt waren, schliefen wir früh ein. Meine Frau daddelte noch einige Zeit auf ihrem Gameboy Pocket herum. Bitte? Ja, nein, ein Original.

Wir waren doch auf einem Retro-Trip und seinerzeit drohte Ihr Vater damit, ihren Gameboy in die Adria zu werfen, wenn sie den nicht sofort weglegen würde. Diesen Spruch musste sie sich noch wiederholt in diesem Urlaub anhören.

Ich warf mir wieder eine Vomex ein und hoffte, einigermaßen schlafen zu können. Erwähnte ich, dass ich kein Freund der ÖPVs bin?

Der Zug sauste derweil mit uns in die Nacht hinein, unseren Urlaub entgegen.

In diesem Sinne: Gute Nacht.

Morgen geht es weiter. Dann schauen wir uns auch den Energieverbrauch an. Bisher bin ich wenig begeistert von der Energiebilanz des öffentlichen Personenverkehrs.

1 Gedanke zu „Die Kroatienreise-Reise (1)“

  1. Hallo Hessi, ich liebe Deine Schilderungen, die sarkastischen Formulierungen. Du solltest Romane schreiben. So unterhaltsam. Köstlich gelacht. Und so treffend. Viele Grüße Angela

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