Ein kurzer Zwischenbericht aus dem Urlaub in Kroatien.
Inhalt:
Tag 7, vormittags
Meine Frau und ihr Sohn sind gerade zum Strand aufgebrochen. Die Vorbereitungen dazu dauerten lang und waren laut. Ebenso lÀrmend verlassen sie gerade mit einem ganzen Haushalt, also mehr als einem Strandtuch im GepÀck, die Zimmer
Ich bleibe noch einen Augenblick hier, will auf dem Reader noch etwas den Eschbach lesen, ist gerade so spannend. Die TĂŒr fĂ€llt ins Schloss, der Reader auf die Bettdecke und meine Augenlider zu.
Ich wache von einem dumpfen Rumoren auf. Was war das? Feiernde Briten, die ihre Hotelzimmer umdekorieren? Nein, es ist mein Magen. Das FrĂŒhstĂŒck ist bereits eine Stunde her. Ich kĂ€mpfe mit ĂŒbermenschlicher Anstrengung gegen den aufkommenden Hunger.
Aber man muss nicht jeden Kampf gewinnen ⊠đ
Nur ich, die Klimaanlage und die Packung Pringles.
Ob ich aber in meinen geschwĂ€chten Zustand die Packung öffnen kann, ist höchst fraglich. Hoffentlich merken die anderen es nicht. Muss auf KrĂŒmel achten.
Ein Bier wĂ€re nett. Das ist aber â im sicherlich drei Meter entfernten KĂŒhlschrank â fĂŒr mich leider nur ein unerreichbarer Traum. đ
Gerade im Urlaub ist das Leben augenscheinlich oft mit groĂen Entbehrungen verbunden. Und das nennen normale Leute wirklich „SpaĂ und Erholung“?
Tag 7, nachmittags
Meinen vom vielen Liegen geschwĂ€chten, aufgequollenen und sehr weiĂen Körper schleppe ich an den Strand. Obwohl ⊠Strand? Eine scharfkantige Ansammlung von Steinen und Beton sollte man nicht Strand nennen dĂŒrfen.
Mit der Maus im Bild bewegen und zoomen:
Meinen vom vielen Liegen geschwĂ€chten, aufgequollenen und sehr weiĂen Körper schleppe ich an den Strand. Obwohl ⊠Strand? Eine scharfkantige Ansammlung von Steinen und Beton sollte man nicht Strand nennen dĂŒrfen.
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Auf dem Weg dorthin versucht mir die Sonne die Augen aus den Höhlen zu brennen und die Zikaden geben kollektiv ihr Bestes, um mich in einen Hörsturz zu treiben.
Zwischen diesem infernalen LÀrm höre ich schwach fröhliches Kinderlachen. Worauf lasse ich mich hier ein? Warum gehe ich nicht zum Empfang? Dort steht eine Truhe voller tröstlichen Speiseeises.
Ich muss mich aber auf das seltsame Spiel einlassen, das normale Leute âSpaĂ im Urlaubâ nennen, wenn ich nicht als kompletter Nerd gelten will. Also ⊠noch mehr als ohnehin bereits âŠ
Ich beschlieĂe Freude zu simulieren, und lĂ€chele. Endlich am âStrandâ angekommen, fragt mich meine Frau, ob ich einen Krampf im Gesicht hĂ€tte. Abbruch der Simulation.
Braungebrannte, wohlgeformte Einheimische sehen mich mitleidig und etwas angewidert an. Ich fĂŒhle mich, als ob ich im Bademantel und Flipflops in die Oper gehen wĂŒrde.
Ich bin die fleischgewordene Peinlichkeit, der Zerstörer der Ăsthetik. WĂ€re ich Botschafter meines Landes, wĂ€re Liechtenstein â ermutigt durch meine quallenartige, wehrlose Erscheinung â vermutlich bereits bei uns einmarschiert.
Um mein Umfeld nicht weiter zu belasten, beschlieĂe ich, Ă€hnlich derbesagten Qualle oder einer rosa Fettboje, im Wasser zu treiben.
Die Strömung zieht mich bald Richtung offenes Meer hinaus. Mit Entsetzen bemerke ich, dass das Wasser unter mir nicht mehr tĂŒrkisblau, sondern schwarz geworden ist.
Unter mir herrscht folglich gĂ€hnende Leere. Ein kalter Abgrund des Grauens, unbekannter Schrecken und grĂ€sslicher Monster klafft unter meinem hilflos dahintreibenden, weiĂ leuchtenden Körper. So muss sich also ein Regenwurm am Angelhaken fĂŒhlen.
In der Adria gibt es doch weiĂe Haie, oder? Die könnten mich fĂŒr eine Albino-Robbe halten. Und was ist mit dem kroatischen Salzwasserkrokodil? Ich blicke mich hektisch um.
Ist das ein Segelboot oder eine weiĂe RĂŒckenflosse? Und dort! Zwei BĂŒschel im Wasser treibendes Seegras oder die mich taxierenden Augen eines Krokodils?
Panik durchflutet mich. Ich atme Meerwasser ein, als ich hektisch mit meinen kurzen, dĂŒnnen Ărmchen an das Ufer zurĂŒckpaddeln will. Etwas berĂŒhrt meinem FuĂ und zieht mich in die schwarze Tiefe hinab. Hier und so soll es also enden ⊠?
Plötzlich kann ich wieder atmen. Die Sonne blendet meine geröteten Augen. Yasmine zieht mich zurĂŒck an das rettende Ufer. Mir schwant, dass sie das gierige Monster gewesen sein musste, das mich in die eisige Tiefe ziehen wollte.
Am Ufer wehre ich die Versuche von Greenpeace-Aktivisten ab, die mich wieder in das Meer ziehen wollen. Ich hasse diese ĂŒbermotivierten Walretter.
Um weitere Verwicklungen zu vermeiden, gehe ich schnaufend den weiten Weg hoch, zurĂŒck zum Hotelzimmer. Das sind sicherlich 5.000 oder 6.000 zentiMeter. đ
Mit letzter Kraft erreiche ich die Dusche, unter der ich das brennende Salz abwaschen will, welches mir die Haut von den Knochen zu lösen versucht. Aber aus dem verkalkten Duschkopf tropft nur widerwillig etwas lauwarme FlĂŒssigkeit, die nach Chlor riecht.
So fĂŒhlt sich also SpaĂ im Urlaub an? Grandios!
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Und? Wie ist Dein Urlaub so? Schreibe es in die Kommentare.