Immer wieder liest man Sätze wie diesen: „Der Golf I kostete im Jahr 1980 nur 10.000 DM, dies sind heute umgerechnet ca. 5.000 EUR.“. Da fällt jedem sofort auf, dass dies Unsinn ist. Hier kannst Du den korrekten Betrag herausfinden.
Bitte nur Zahlen eingeben!
Gültigkeitsjahr: 2021
Stand: 2022
Nächstes Update: ca. Frühjahr 2023
Zu diesem Zeitpunkt war der aktuellste Stand: „BMF-Datensammlung zur Steuerpolitik – 2022“
Stand 12.04.2022
Die Daten entstammen jeweils der Tabelle: „Doppelverdienerehepaar mit zwei Kindern (Aufteilung des Bruttolohns 2/3 zu 1/3; Steuerklasse III“
WARNUNG! Nach dem durch nichts zu rechtfertigenden, brutalen und verachtenswerten Überfall Putins auf die Ukraine stiegen die Preise für Nahrungsmittel und Energie weltweit enorm. Aktuell ist dieser Kaufkraftrechner also mit Vorsicht zu betrachten, schlicht, weil wir durch die Preissteigerungen allesamt ärmer werden. Bitte beachten, dass immer die Kaufkraft des jeweiligen Vorjahres zugrunde liegt.
Das gilt folglich auch für alle Preisangaben, die zur Erklärung nun folgen. Brot ist aktuell rund doppelt so teuer, wie zur Zeit der Erstellung der Texte.
Was ist das hier?
Ein Kaufkraftrechner, mit dem Du selbst ausrechnen kannst, ob früher wirklich alles billiger war.
Früher war alles billiger!
Stimmt das wirklich? Hier kannst Du es mit dem Onlinerechner überprüfen. Die Berechnung nutzt die Daten des Bundesministeriums für Finanzen. Dessen Mitarbeiter sollten am besten wissen, was Otto Normalverbraucher verdient.
Warum das alles?
Immer wieder liest man Sätze wie diesen: „Der Golf I kostete im Jahr 1980 10.000 DM, dies sind heute umgerechnet ca. 5.000 EUR.“. Da fällt jedem sofort auf, dass dies Unsinn ist. Hier kannst Du den korrekten Betrag herausfinden. Es gab nie einen neuen Golf zu so einem Kurs.
Die korrekte Frage wäre also?
Ist ein Golf X heute teurer als damals ein Käfer, Golf I oder Golf II? Daten eingeben und staunen!
Das richtige Ergebnis wäre?
Ca. 12.000 EUR – statt der oft kolportierten 5.000 Euro. (Stand 2014)
Beispiel
Ein Käfer kostete im Jahre 1967 mindestens 4.485 DM, das wären fünfzig Jahre später umgerechnet 14.564 teuer verdiente Euronen. Im Vergleich kostet ein Golf mindestens satte 19.300 Euro. Ein Polo ist aber tatsächlich bereits ab 13.500 Euro zu haben.
Au weia! Alles wird teurer!
Nein, denn umgekehrt geht es aber auch, wie man am Beispiel des Fiat 128, des italienischen Golfs, sieht. Der wurde sogar etwas billiger:
5.500 DM im Jahr 1969 (entsprechen ca. 15.770 Euro im Jahr 2016) – die Fiat Tipo Limousine ist in diesem Jahr erfreulicherweise bereits ab 14.000 Euro im Programm.
Gut, über den Fiat 128 sagte man seinerzeit, er wäre eine hochmoderne Konstruktion, bringe aber keinen Luxus mit. Er böte nur Grundausstattung. Den Luxus von damals hat ein Tipo heute natürlich alle Male – dafür fehlt es ihm an aktuellen Assistenzsystemen. Der Vergleich zwischen 128 und Tipo ist also statthaft, der zwischen Käfer und Gold aber eher nicht.
Wieso ist der Fiat immer noch günstiger als der Golf?
Den Golf als Nachfolger des Käfers zu sehen ist sehr nostalgisch. Ein Käfer bot 1969 weder irgendwelchen zeitgemäßen Luxus noch vergleichsweise hinreichend Platz – und modern war er bereits damals schon sehr, sehr lange nicht mehr. Der Golf ein halbes Jahrhundert später ist modern, hat eine zeitgemäße Ausstattung und bringt auch mehr Assistenzsysteme (wenn auch teils Aufpreispflichtig) mit, als der Tipo – was die Preisdifferenz zwischen Tipo und Golf erklärt.
Warum nimmst Du Autos für dieses Beispiel?
Na ja, soll ich Brot nehmen? 1.000 g Brot kosteten 1967 nach Quellenlage 1,21 D-Mark. Das wären 2017 in etwa 3,90 Euro. Ich bekomme beim Discounter ein Krustenbrot für 1,15 Euro. Brot ist also billiger geworden! Um satte 70%! Wow! Aber welche Brotsorte wird in den Verbraucherpreistabellen angegeben?
Heute haben wir unglaublich viele, unterschiedlich teure Brotsorten – und auch jede Menge verschiedene Anbieter. Ich kann locker beim Bäcker 5 Euro für ein Brot ausgeben. Aber selbst der bietet meist nur noch irgendwelche aufgebackenen Rohlinge, die er aus Fabriken bezieht. Nicht alles was hinkt, ist also ein Vergleich.
Viele Produkte sind durch die fortschreitende Industrialisierung schlicht günstiger geworden. Einige Rohstoffe haben hingegen einen enormen Preisanstieg erlebt, wie insbesondere Gold. Arbeitskraft war in den 1960er billig, heute teuer.
Autos sind ein großer Batzen auf der Ausgabenliste der meisten Menschen. Im Gegensatz zu anderen großen Batzen wie der Miete oder den Heizkosten sind aber Kraftfahrzeuge keine Objekte für Spekulanten. Sie unterliegen, auch wenn sie in Deutschland subventioniert werden, einem halbwegs funktionierenden Marktmechanismus.
Lass mich das mit den Autos noch einmal genauer betrachten: Ein Fahrzeug war vor 100 Jahren ein Luxusgut. Erst mit dem deutschen Wirtschaftswunder wurde es in Deutschland (und anderen Erste-Welt-Ländern) für die Masse der Menschen bezahlbar. Das wandelt sich im Moment wieder. Wären EV (Elektroautos) nicht so massiv durch den Staat subventioniert, so würde sich die breite Bevölkerung keines kaufen können, respektive kaufen wollen. Wobei wir in Deutschland auch nicht vergessen wollen, dass – je nach Fahrzeugklasse – allein durch die Firmenwagenregelung mehr als 95 % der Neufahrzeuge zugelassen werden. Der Rest ist geleast, finanziert oder eben kein Neufahrzeug. Aber das würde Euer Nachbar niemals zugeben. :-D
Autos sind als Vergleich unpassend – aber jeder kann etwas damit anfangen. Was wäre das Internet ohne den beliebten Autovergleich?
Und noch etwas!
Nicht nur die Mehrwertsteuer hat sich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt. In der EU fielen die Zölle weg – auf der anderen Seite erhöhten sich Zölle aus anderen Ländern teils deutlich. So ganz einfach sind Vergleiche also nie.
Klar, das klingt alles langweilig und passt nicht zum Schema: „Früher war alles besser und billiger!“. Aber Ihr seht, dass früher eben nicht alles billiger war. Ganz im Gegenteil.
Wieso rechnest Du nicht mit Brot- oder Immobilienpreisen?
Warum sollte ich das? Die Bedürfnisse der Menschen verschieben sich immer und immer wieder. In der freien Marktwirtschaft herrschen Angebot und Nachfrage. Die Menschen sind (in einer idealisierten Welt) eben nicht bereit mehr als einen gewissen Prozentsatz ihres Einkommens für ein gewisses Produkt (oder eine Dienstleistung) zu bezahlen.
Außerdem: Soll ich den Preis für ein Brot ansetzen, welches Annodunnemal aus lokal angebauten, per Hand geernteten Rohstoffen von Bäcker auf der anderen Straßenseite in Handarbeit gebacken wurde? Heute ist die Brotfertigung bei den meisten Bäckern ausgelagert worden. Die backen nur noch industriell gefertigte Rohlinge auf, die dort produziert werden, wo es momentan am günstigsten ist.
Und ja: Mir ist klar, dass man von den 100 % Gehalt, die man zur Verfügung hat, heute aus mehr Produktgruppen wählen kann. Früher gab es keine/weniger weiße Ware, einfachere Unterhaltungselektronik und keine Informationstechnologie. Auf der anderen Seite ändert sich aber auch beständig die Wertung, was „notwendig“ für ein Leben in unserer Gesellschaft ist – und was nicht. Früher war ein Radio ein pfändbares Luxusgut, dann wurde es ein unpfändbarer Apparat für die Informationsbeschaffung. Heute ist ein Radio gewissermaßen obsolet und wurde durch das Smartphone ersetzt.
Wie funktioniert das?
Der Rechner setzt das Verhältnis des ehemaligen verfügbaren Einkommens und des ehemaligen Produktpreises auf das aktuelle verfügbare Einkommen und errechnet daraus den Preis, den das Produkt heute kosten würde.
Dieser Rechner benutzt als Grundlage die Datenbasis des Bundesministeriums für Finanzen für einen verheirateten (oder in einer Lebensgemeinschaft lebenden), allein verdienenden Arbeitnehmer mit zwei Kindern. Ab 2005 werden die Daten eines Doppelverdienerhaushaltes mit zwei Kindern (2/3 zu 1/3, Steuerklasse III/V) zugrunde gelegt. Diese sind für frühere Zeiträume nicht verfügbar.
Prinzipiell gilt: das verfügbare Jahresgehalt abzüglich Steuern, zuzüglich Zulagen wie Kindergeld, ist der Geldbetrag, der dem Haushalt zur Verfügung steht. Dieser bildet hier die Berechnungsgrundlage.
Durchgehende Konstante
Die durchgehende Konstante über alle Zeiten hinweg ist einzig das Einkommen der Menschen. Alles andere ist dem dauernden Wandel unterzogen und immer nur eine Teilmenge dieser Konstante. Egal, ob Miete, Brot, Milch, Butter, Eier oder die viel strapazierten Autos: Ich kann davon nur soviel oder wenig kaufen, wie es mein Einkommen zulässt.
Gibt es Diagramme dazu?
Schön dass Du fragst, denn ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.
Hier gibt es die Diagramme zur Einkommensentwicklung, zur Einkommensveränderung und zur Kaufkraftäquivalenz.
Die Daten des DeStatis bezogen sich auf 100 % Gehalt, die im Jahr 1995 festgelegt wurden. Ich habe die Daten des BMF für dieses Jahr verwendet, da ich schauen wollte, ob die Kurve nachvollziehbar ist.
Die Daten des INSM *seufz* rechnen uns alle ärmer. Auch wenn dort die Transferleistungen nicht berücksichtigt sind und es sich um einen Alleinverdiener handelt, so sind deren Gehaltsangaben weit unterhalb der offizieller Quellen.
Ich sage es mal so: Ist halt für Arbeitnehmer bei Gehaltsverhandlungen doof, wenn der Chef einem mit dem INSM-Flyer zeigt, dass man doch bereits ein weit überdurchschnittliches Salär erhalten würde.
Spannend ist, dass die Renteneinzahlungen seit den 1980er-Jahren augenscheinlich nicht mit den Einkommenssteuereinnahmen steigen, sondern stagnieren. Ohne das genauer zu hinterfragen, könnte das ein Zeichen der Überalterung der Gesellschaft sein, denn Rentner zahlen nicht in die Rentenkasse ein. Boomer stellen mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe, was sich immer mehr als problematisch erweist. Dies bremst den Fortschritt in unglaublich vielen Bereichen. Wenn es ein Mindestalter zum Wählen gibt, drängt sich hier die Frage nach einem Höchstalter auf, wenn wir in Deutschland noch zukunftsfähig bleiben wollen.
1892 bis 2020
1921 – 1923: Verfall der Papiermark bis zur Hyperinflation 1923, die durch die Einführung der Rentenmark gestoppt wurde
1929: Weltwirtschaftskrise, 24. Oktober 1929, schwarzer Donnerstag, Aktienkurs fallen in das Bodenlose
1948: Einführung der D-Mark
1948 – 1973: Deutsches Wirtschaftwunder
1973: Erste Ölkrise
1979: Zweite Ölkrise
1990: Wiedervereinigung
1999: Einführung des Euros (Buchungen)
2001: Dotcom-Blase
2002: Einführung des Euros (Bargeld)
2007 (noch anhaltend): Weltfinanzkrise
2010 (noch anhaltend): Eurokrise
ab 2020: Corona-Rezession
Steigt die Kurve, geht es uns finanziell nicht zwangsläufig besser. Das Geld wird nur mehr, aber nicht mehr wert.
Zwei Weltkriege und eine Hyperinflation
Einführung der D-Mark
Deutsches Wirtschaftswunder (1948 bis 1973)
Auswirkung der Wiedervereinigung
Auswirkung der Euro-Einführung
Gibt es Quellenangaben?
Ja, natürlich. Primäre Quelle sind und bleiben die Daten des Finanzministeriums. Das BMF sollte am genauesten wissen, wie hoch die Jahresgehälter der Bevölkerung sind.
Zeiträume und Differenzen
Das BMF liefert also die aktuellen (1960 bis heute) Daten. Für die Zeit davor gibt es aber keine Erhebungen durch das Ministerium. Jetzt kommt das Statistische Bundesamt (DeStatis) ins Spiel, die haben die Daten von 1948 bis heute… aber… huch! Diese Daten unterscheiden sich ja von denen des BMF!
Demnach wären wir alle viel „reicher“ als das BMF behauptet!
Oha!
Also dann eben die Daten der Rentenkassen? Die haben die Daten von 1891 bis heute!
Oh, weia!
Demnach wären wir alle viel „ärmer“ als uns das BMF erzählt! Aber warum ist das so? Das ist sehr komplex. Aber unter anderen, weil die Einzahlungen in die Rentenkasse im Verhältnis zu Gehalt immer weniger werden und immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Das hat demografische, aber auch soziale respektive volkswirtschaftliche Gründe.
Wie zuvor erwähnt
Für mich ist das BMF die vertrauenswürdigste Quelle. Wenn man sich die Daten ansieht, dann bemerkt man, dass die sich immer weniger unterscheiden, je weiter man in der Vergangenheit zurückgeht. Bis in die 1970er-Jahre lag die Differenz zwischen den Angaben des BMF und der Rentenversicherung zwischen 0 und 5 Prozent. Ab 1995 bei 10 %, laufend steigend, bis sie 2015 bei 26 % ankam. Dabei waren die Angaben der Rentenversicherung immer geringer als die des BMF.
Scheren
Ab den 1980er-Jahren (mit dem Ende des Wirtschaftswunders, dessen Abschwung mit der Ölkrise in den 1970ern einherging) ging die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die versicherungspflichtigen Arbeitnehmer verdienten weniger – oder die Rentenversicherungen nahmen weniger Beiträge ein. Ab der Wiedervereinigung steigerte sich dieser Effekt noch.
Da liegt auch das Problem der Daten des Finanzamtes: Die weiter auseinander gehende Schere zwischen Arm und Reich verfälscht diese Daten. Aber laut DeStatis sollen ja die Jahresdurchschnittsgehälter noch viel höher liegen, als nach dem BMF. Dazu kommt noch, dass ich eben hier den klassischen Vier-Personen-Haushalt zugrunde lege. Warum eigentlich? Nun, der Rechner befasst sich mit der Vergangenheit – und früher war ein Vier-Personen-Haushalt eben üblich. DeStatis veröffentlicht aber seit 1999 solche Daten nicht mehr – nur noch einen allgemeinen Verbraucherindex.
Fazit
Wie dem auch sei: Die Daten des DeStatis bekomme ich auch (und gerade) über die Jahre nicht mit den Daten des BMF und denen der Rentenversicherung unter einem Hut. Da stimmt nicht einmal im Ansatz die Steigerungsrate.
Folglich gründet dieser Rechner (siehe auch weiter unten „Teuerungsrate“) von 1891 bis 1960 auf den Daten der Rentenversicherung und ab 1960 auf den Daten des BMF.
Aber die Wikipedia hat eine Inflationsvorlage, die teilweise ganz andere Zahlen ausgibt!
Die machen es sich ganz einfach und nehmen den Verbraucherpreisindex. Warum das ein Denkfehler ist, habe ich schon weiter oben erklärt.
Nur mal so als Denkanstoß
Wenn der Käfer im Jahr 1938 für 990 RM (künstlicher Preis, der etwa dem Jahresgehalt eines Arbeiters entsprechen sollte) angeboten wurde, rechnet die Wikipedia dies in „ca. 4.300 Euro“ um.
Ein Arbeiter verdiente 995 RM im Jahr.
Also entsprechen heute 4.300 Euro einem aktuellen Jahresgehalt?
Na? Klingelt es?
Es gab damals Sparmarken und Sammelhefte für den Kauf eines Käfers. Wäre der so billig gewesen, wären die nicht nötig gewesen.
Die haben damals doch keine Autos verschenkt, Leute!
Selbst die 990 RM waren massiv subventioniert. Oder wären gewesen, wenn es denn den KdF-Wagen regulär zu kaufen gegeben hätte.
Im Übrigen
Die Autobild gibt auch so lustige Zahlen an. Bei denen wurden früher auch alle Autos praktisch verschenkt. Na ja, kennt man ja: Bild bildet.
Das einzige, was die bilden ist Populismus.
Wieso gibt es eine Lücke in den 1920er-Jahren?
1922 und 1923 war die Inflation so hoch, dass es dazu keine Daten gibt. Ältere erzählten dazu immer wieder gerne folgende Geschichten:
„Die Mutter ging mit einem Wäschekorb voller Geld zum Bäcker. Als sie dort ankam, war das Geld wieder so wenig wert geworden, dass es nicht für ein Brot reichte.“
„Der Opa verkaufte 1921 sein Haus und freute sich sehr über den schönen Gewinn. Ein Jahr später konnte er für das Geld nur noch ein Laib Brot kaufen.“
Wieso gibt es in den Diagrammen sonst keine Brüche, wie bei der Euroeinführung?
Beim Euro war der Wechselkurs 1:1,95583. Es gab zwar während der Währungsreform 1948 einen Umrechnungskurs für Barvermögen, der bei ca. 1:0,065 (100:6,5) lag, aber alle laufenden Posten wie Gehälter, Steuern und Mieten wurden mit einem Verhältnis von 1:1 festgelegt – folglich gibt es da keine „Kante“ in den Diagrammen. Wir entsinnen uns: Damals blühte der Schwarzmarkt und es waren Unmengen an Bargeld im Umlauf. Beispiel: Eine Konservendose us-amerikanisches Corned Beef konnte 1947 über 1.000 RM kosten. So wurde der Preis dafür auf 65 DM gedeckelt. Immer noch verdammt viel Geld, aber es galt eben „Angebot und Nachfrage“.
Wie lautet die Formel?
Meine Formel für die Jahre vor 2002:
Heutiger Preis = (aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Preis))/Eurowechselkurs 2002
(Wechselkurs war: 1:1,95583)
…und die für nach 2002:
Heutiger Preis = aktuelles Jahresgehalt/(damaliges Jahresgehalt/Preis)
Letztlich ist aber das Script mit 380 Zeilen weitaus umfangreicher, als man denkt. Aber im Groben ist dies die Formel ohne den Korrekturfaktor (s. u.) für die Einzel- und Doppelverdienerhaushalte.
Wieso gibt es hier keine Teuerungsrate?
Die eigentliche Grundidee ist, dass die durchschnittliche Bevölkerung nicht „reicher“ wird. Einige Publikationen gehen (zu Recht!) sogar davon aus, dass sich jüngere Generationen weniger leisten können als die Elterngeneration. Ich gehe also davon aus, dass die Inflation fortlaufend durch Gehaltserhöhungen mehr oder weniger ausgeglichen wird.
Steigt die Inflation zu schnell, kann es dieser Rechner nicht abbilden. Er arbeitet mit der Datenlage der Haushaltseinkommen des jeweiligen Vorjahres – und selbst diese ändern sich meistens noch leicht in den Folgejahren, je mehr Einkommenssteuererklärungen bei den Finanzämtern nachgereicht werden. Ich lasse nicht Preissteigerungen somit nur indirekt einfließen. Die Umrechnungen ergeben sich rein aus dem Einkommen der Menschen. Man könnte auch sagen, dass dieser Kaufkraftrechner zu träge ist und nur im historischen Kontext zu verwenden ist.
Wieso steigt mein eigenes Einkommen nicht so wie im Diagramm dargelegt?
Das liegt an der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich. Steigt Dein Gehalt nicht, gehörst Du vermutlich eher zur (weiter schwindenden) Mittelschicht. Die Hans-Böckler-Stiftung stellte 2016 fest, dass 10 % der Bevölkerung über 50 % des Nettovermögens besaßen (Vermögen ist nicht gleich Einkommen, aber es gibt natürlich auch Kapitalerträge – und Steuern sowie ggf. Abgaben darauf). Die untersten Schichten besitzen nur 1% des Nettovermögens. Menschen aus der Mittelschicht steigen aber immer seltener auf, sie rutschen heute schneller in die Armut als früher. Das Jahresdurchschnittsgehalt wird also weiter steigen – nur eben ohne Dich.
Wofür ist der Korrekturfaktor gut?
Das Verhältniss des Einzelverdienerhaushaltes zu einem Doppelverdienserhaushalt lag 2005, der erstmaligen Veröffentlichung dieser Daten, bei 1:1,598. Dieses Verhältnis stieg bis 20014 – im Schnitt um 0,01 Punkte – auf letztlich 1:1,628 (Stand 2016).
Leider benötige ich für die Datenbasis von vor 2005 diesen Korrekturfaktor. Dieser wird auch künftig jedes Jahr um 0,1 Punkte steigen, da alle älteren Daten vor 2005 mit 1:1,5945 (-0,1/Jahr) umgerechnet werden. Dies ändert nichts an den Daten an sich, die bleiben natürlich völlig unverändert, sondern hilft, nur sie auch weiterhin vergleichbar zu machen. Es zählt nur das Verhältnis der Einkommen zueinander.
Die Gegenprüfung fand mit den Daten für den Einverdienerhaushalt der letzten 55 Jahre statt. Die Abweichung von den echten Daten, zu den durch den Korrekturfaktor errechneten liegt, in den Endergebnissen der jeweiligen Jahre bei 100,- EUR/DM Ausgangswert bei maximal +/- 1,- EUR/DM. Der Korrekturfaktor hat also ca. 1 % nicht-progressive Ungenauigkeit. Damit kann ich leben.
Die Gründe für die sich öffnende Schere zwischen den Einzel- und Doppelverdienerhaushalten liegen primär darin, dass der klassische Einzelverdienerhaushalt der Wirtschaftswunderjahre nicht mehr die Lebenswirklichkeit in der Bundesrepublik widerspiegelt. Diese Daten weiterhin zu verwenden, würde den Rechner am Ende unbrauchbar machen.
Ist das Ergebnis genau?
Dieser Rechner ist so „genau“, wie es die Daten des Bundesministeriums für Finanzen sind. Ich habe ihn nach besten Wissen und Gewissen erstellt und mir sehr viele Gedanken gemacht, welche Datenbasis vertrauenswürdig ist. Man darf aber nicht vergessen, dass sich viele Produkte (nicht nur Produktkategorien!) im Laufe der Zeit unterschiedlich entwickelt haben.
Letztlich spielen auch viele volkswirtschaftliche Faktoren eine Rolle, sodass das Ergebnis natürlich nur eine grobe Näherung darstellen kann. Die eigentliche Grundidee ist, dass die durchschnittliche Bevölkerung nicht „reicher“ wird. Einige Publikationen gehen sogar davon aus, dass sich jüngere Generationen weniger leisten können als die Elterngeneration.
Ja, die durchschnittliche Bevölkerung und deren Einkommen… was ist das genau? Es liegt natürlich auf der Hand, dass die Einkommensverteilung keiner gaußschen Normalverteilung entspricht. Tatsächlich geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf, was auch schon die OECD festgestellt hat. Der Ginikoeffizient verschlechterte sich in Deutschland weit mehr als in jedem anderen Land der OECD.
Eigentlich müsste ich den Ginikoeffizienten, respektive die Lorenz-Kurve auch noch in meine Berechnungen einfließen lassen. Die durchschnittliche Kaufkraft nach meinem Rechner würde dann aber extrem abnehmen – und mit ihr vermutlich auch die Akzeptanz des Rechners, oder? Es ist alles nicht einfach.
Je weiter man in die Vergangenheit geht, um Einkommens- und Ausgabendaten mit denen von heute zu vergleichen, desto ungenauer wird die ganze Sache selbstverständlich ebenfalls.
Die Bundesbank hat die Problematik des Kaufkraftvergleiches historischer Währungen genauer ausgeführt.
Sind die anderen Kaufkraftrechner im Netz falsch?
Nein, die nehmen nur andere Daten oder Formeln. Die rechnen auch mit komplett unterschiedlichen Grundannahmen – und einige folgen natürlich auch einer Agenda. Das hat nichts mit Aluhüten zu tun, denn z. B. ist das INSM ganz offen eine Lobbyorganisation der deutschen Arbeitgeberverbände.
Ist das aktuell?
Nicht ganz. Das BMF veröffentlicht die Daten meist Ende März, oder Anfang April des Folgejahres. Ich muss diese dann noch einpflegen. Manchmal erscheinen aber auch Doppelausgaben, deren Daten sich noch leicht ändern können.
Warum habe ich manchmal das laufende Jahr und nicht das Vorjahr im Rechner?
Das BMF kann hellsehen. :-) Nein, ich nehme an, dass die laufenden Einkünfte hochgerechnet werden. Das ist nicht schlimm, denn diese Zahlen fliegen mit der nächsten Datensammlung aus dem Rechner.
Was ist mit der DDR-Mark?
Ich arbeite daran. Eine belastbare Datenbasis dafür zu finden ist nicht trivial. Die Mark der DDR war eine Binnenwährung.
Der offizielle Kurs in der DDR war 1:1.
Inoffiziell konnte man die Mark im Westen
1950 1:6,
1970 1:1,8,
1975 1:2,2
1980 1:2,5
1987 1:4
1988 1:4,4
1989 1:3
1990 1:1, 1:3 und letztlich 1:2
tauschen.
Auf der Straße lagen die Kurse zwischen 1:5 und 1:20, je nach wirtschaftlicher und politischer Lage.
Das Problem war auch die Illegalität der Ausfuhr (und damit natürlich auch der Einfuhr!) der Mark aus der DDR.
Ich kann keine Preise von Produkten des täglichen Lebens als Anhalt oder auch nur für eine Verifizierung der spärlich vorhandenen Daten verwenden, denn die meisten Produkte hatten eine staatliche Preisbindung (Einzelhandelsverkaufspreis, auch bekannt als EVP).
Im Netz kann ich nur Bruchstücke von Daten finden. Einige scheinen völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein. Andere wurden offenbar aus dem offiziellen Inlandsprodukt der DDR genommen und einfach durch die Zahl der Erwerbstätigen geteilt. Dolle Show.
Die Quellenlage ist ein Desaster, vieles scheint nicht digitalisiert worden zu sein. Ich werde Antiquariate für weitere Recherchen besuchen müssen.
„Pffffft!“ – das war tatsächlich(!) das Geräusch der Mitarbeiter bei der Bundesbank, dem Statistischen Bundesamt und des Bundesamtes für Finanzen, als ich von denen Daten für die Jahre von 1960 bis 1989 aus der DDR haben wollte. Aber wir bleiben in Kontakt. :-)
Und andere Währungen?
Die kannst Du bei Bedarf mit dem Big-Mac-Index selbst anpassen. Alles dazu nötige findest Du in diesem PDF. Die unterschiedliche Kaufkraft verschiedener Währungen wird mit einem Produkt abgeglichen, das es überall auf der Welt gibt: dem Big Mac von McDonald’s. Der BigMac-Index wurde 1986 erdacht. Du kannst hier die Daten ab dem Jahr 2000 online miteinander vergleichen.
Ich will aber auch die Preise von vor 1891 umrechnen!
Das geht immer weiter in die Richtung, dass es absurd wird, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Es spielen dermaßen viele Faktoren eine Rolle, die man entweder gar nicht übertragen kann, oder die früher gar nicht dokumentiert wurden.
Die Gesellschaft ist im ständigen Wandel
Nimm bitte das übliche Familienmodell des Wirtschaftswunders (1950er bis 1980er): Vater Hauptverdiener, Hausfrau, zwei Kinder. Und heute? In der Regel sind beide Elternteile berufstätig (müssen es sein) und Kinder gibt es immer weniger. Die Mittelschicht schrumpft, die Einkommens-Schere immer weiter auf, aber auch die großen Erbschaften nehmen zu. Die Erbschaften zählen nicht als Einkommen. Auf der anderen Seite haben wir die Generation Y, die erste Generation, der es schlechter als der Elterngeneration ging. Andere sagen, das wäre einfach nur eine Generation, die gerne jammert (das glaube ich allerdings nicht). Hinzu kommen solche substanzlosen Schattenwährungen wie Bitcoin & Co, die nicht goldgedeckt sind und ihren Wert rein durch die Fantasie der Menschen erhalten. Das wird in der Zukunft noch alles sehr spannend werden.
Zurück zum Thema: Wie definiert man denn die „Mittelschicht“ z. B. im Mittelalter (das weder finster, noch mehr oder weniger homogen war)? Die meist lokalen Währungen wurden früher mehr durch Tauschhandel umgangen, als heute. So gerne ich das selbst wüsste, so unseriös wäre eine Kaufkraftumrechnung aus Zeiten, von denen wir zu wenig Aufzeichnungen haben, und die einfach viel größere regionale Unterschiede hatten.
Noch ein Einwand
Was ist mit der Arbeitszeit? Soweit mir bekannt ist, mussten die Menschen im Mittelalter unter dem Strich weniger für ihren Lebensunterhalt arbeiten, als wir heute. Ist Lebenszeit eine Art Währung? Dann waren die Menschen früher reicher als wir heute. ?
Eine Kaufkraftumrechnung in diesen Zeiten kann man nur in einem engeren Zeitraum vergleichen und auch da eher mit materiellen Tauschgütern, als mit Währungen. Damals konnte man wohl als Beispiel noch Dörfer inklusive Menschen „kaufen“. Laut Adrian Latsch, einem Historiker, war so ein Dorf in etwa so viel wert wie die Rüstung eines Edelmannes. Wie willst Du das heute berechnen? In unserem Kulturkreis stehen Menschen gewöhnlich nicht mehr zum Verkauf. ?
Wo wir gerade bei schlechter Umrechnung sind: Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Leute Schmuck gegen Kartoffeln getauscht und der Schwarzmarkt in den Städten florierte. Der Übergangswährung wurde nicht vertraut. Soll ich nun einen Kartoffel-Euro-Rechner entwerfen?
Ich kann die Daten teilweise nicht verifizieren
In den Datensammlungen erscheinen leicht abweichende Zahlen? Tja, dafür kann ich nichts. Die Leute geben Ihre Steuererklärungen eben nicht immer zeitnah ab. Ich verwende aber für einen aktuellen Rechner immer die neuesten Datensammlungen und ändere die Daten nicht nachträglich um die wenigen Euro im Jahr.
Das Bundesministerium der Finanzen hat einige Publikationen der Datensammlung zur Steuerpolitik nachträglich verändert und neu hochgeladen. Du kannst aber in freien Quellen wie dem DocPlayer (hier: 2017) suchen.
Die Daten, die den Kaufkraftrechner betreffen, wurden aber nur marginal um ca. einen zweistelligen Betrag im Jahr geändert.
Datensammlung aus 2017:
2016: 48.605 EUR
Datensammlung aus 2019:
2016: 48.509 EUR
Nun ja, was sagt uns das? Haben geringer verdienende Haushalte Ihre Steuererklärung um Jahre verspätet abgegeben? Das steht tatsächlich zu vermuten.
Ich will auch Autopreise umrechnen, finde aber keine originalen Preislisten!
auto-preisliste.de ist Dein Freund. Wenn es diese Seite nicht geben würde, müsste man sie erfinden! Meine Hochachtung vor dieser wunderbaren und vor allem kostenlosen Sammlung, die Alexander Seidt zusammengetragen hat.
Weiterführende Links
Bundesministerium für Finanzen: Datensammlungen zur Steuerpolitik
Deutsche Bundesbank: Kaufkraftvergleiche historischer Geldbeträge