Kritik zu „John Wick Kapitel 2“

pistolNach anfänglichen Irritationen beim Zuschauer ob der Beweggründe John Wicks, wieder in den Krieg gegen finstere Burschen zu ziehen, entwickelt der Film doch bald eine nachvollziehbare, mitreissende Rachestory. Die Bild-Ästhetik sucht ihresgleichen und unterstreicht den dunklen, coolen Charakter des Filmes.

Es mag sein, dass ich zu penibel sind, denn ich kam nicht umhin zu bemerken, dass in einigen Szenen die Zahl der abgegebenen Schüsse die der Magazinkapazität übersteigt. Mir fiel auch auf, dass für ein Luxushotel das gezeigte Telefon ein wenig zu viele Spuren der Benutzung aufweist. Auch sind einige der gesichtslosen Bösewichte, die in Wellen auf den Helden der Geschichte einprasseln, etwas zu ungeschickt für Profis. Oh bitte! Actionsfilme und Realismus, was soll die Aussage? Mir ist auch klar, dass ich nicht der übliche Zuschauer bin und zu viel auf die Details der Ausstattung und die Techniken des Storytellings achte. Trotzdem (oder gerade?) habe ich Spaß an solchen Filmen. Persönlich spricht mich sehr an, dass ein Commodore VC20 zur Fakturierung eines Mordauftrages benutzt wird. Hach, das Mordbüro ist sowieso herrlich retro.

„John Wick Kapitel 2“ gehört, wie der erste Teil, zu den Actionfilmen, die ich wirklich genießen kann. Es ist das kleine, coole Augenzwinkern, welches von den vielen guten Nebendarstellern gezeigt wird und das dem sonst eher brutalen Film wirklich gut tut. Abseits des Protagonisten versteht sich, denn John Wick macht keine Gefangenen und hinterlässt keine Verletzten. Er redet nur soviel wie nötig – meist aber nicht einmal das. Keanu Reeves gelingt trotz sparsamer Mimik und steifer Gestik der Figur eine mehr als ausreichende Tiefe zu verleihen. Reeves will kein junger Softie mit Dackelblick mehr sein – und mit der John-Wick-Reihe etabliert er auch überzeugend einen neuen Charakter, den man nicht nur als Genre-Fan kennen muss.

„John Wick Kapitel 2“ ist einer der wenigen Actionfilme, die ohne Schnörkel, endloses Gequatsche, einer raumgreifende Liebesgeschichte oder gar Klamauk die Story voranbringen. Die dargestellte Gewalt ist nicht elegant – sie ist brutal, effektiv und zielgerichtet. Die Gegner werden meist mittels finalen Kopfschuss ausgeschaltet. Das gefällt sicher nicht jedem, der Film will aber auch keine Episode von „Das A-Team“ sein, in der zwar eimerweise Patronenhülsen auf den Zuschauer prasseln, aber niemand einen Kratzer davon trägt.

Ein sehenswerter, cooler Rache-Film mit angenehm flotten Tempo, tollen Bildern und geradliniger Gewalt. Zeitgemäßes Popcorn-Kino.

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