Autos Reparaturen

Kann man Kratzer wirklich auspolieren?

Lesedauer 2 Minuten

Auf Amazon, Ebay, Youtube & Co werden immer wieder teure Mittelchen angepriesen, die durch magische Weise den Lack „anlösen“ und auch in tiefe Kratzer tragen sollen, so dass diese vollständig verschwinden würden. Das ist natürlich hanebüchener Unsinn, dass sollte jedem klar sein. Bitte? Das ist Dir nicht klar? Ooookay…? Sei es drum: Ein Autolack besteht aus vielen verschiedenen Schichten. Mein Fahrzeug ist zum Beispiel in „Copperorange“ lackiert. Das ist ein orangener Metalliclack. Orange (und auch Rot) ist tatsächlich eher schwierig zu lackieren. Der Untergrund solle dafür zum Beispiel am besten Weiß sein. Aber sehen wir uns mal den Aufbau eines Autolackes von außen nach innen an:

– 2K-Klarlack
– Basislack (die Farbe an sich)
– Füller (gleicht Unebenheiten aus)
– Grundierung (wird im Tauchbad aufgetragen)
– Verzinkung (wird im Tauchbad aufgetragen)
– Metall (Kunststoffe, GFK oder ähnliches)

Ein Lack für einen weichen Kunststoffstoßfänger benötigt mehr Weichmacher als einer für Metall, damit er nicht bei einem Parkrempler gleich abplatzt.

Wir sehen also, dass so ein Autolack nicht einfach mit der Sprühdose aufgebracht wird, wie Traudl Mustermann ihre Blumentöpfe zu Ostern mit Goldfarbe besprüht. Welche Schicht sollen also diese Wundermittel „auflösen“? Den Klarlack? Den Basislack? Die Grundierung? Und wie löst man einen Autolack denn generell bitte an? Gerade die Zwei-Komponenten-Deckschicht ist extrem widerstandsfähig. Spontan fällt mir nur Bremsenreiniger ein, der den Lack angreifen könnte. Aber dann ist der auch wirklich hin – und nicht nur „angelöst“. Weiterhin steht die Frage im Raum, wie der „angelöste“ Lack bitte wieder fest werden soll? Wie dem auch sei: Ich gebe nichts auf Marketing-Gelaber und testete das Zeug einfach mal ohne Erwartungen.

Wie auf den Bildern zu sehen ist, haben freundliche Verkehrsteilnehmer mein Auto seit vierzehn Jahren rundherum angefahren. In der Regel ohne einen Zettel zu hinterlassen. Das begann im zarten Alter von sechs Wochen. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank und ich hoffe, dass Eure Karren mehr Schäden als meine davontrugen. Aber auch so litt der Lack in den vierzehn Jahren durch UV-Strahlung und Umwelteinflüsse. Auf einigen Kunststoffleisten löst sich der Klarlack ab, sehr ärgerlich. Sieht man auch auf den Bildern. Was man nicht sieht, ist, dass der Lack ausbleicht. Das kann man gut an den Aussenspiegeln sehen, die oben blasser als an der Unterseite geworden sind. Typisch für Autos in Rottönen.

Einige Schäden sind schlicht zu tief, als dass irgendeine Politur noch irgendetwas ausrichten könnte. Das ist mir klar. Aber die oberflächlichen Kratzer wurden sehr gut entfernt, gerade an den Türgriffen klappte das wirklich super, aber auch die bösen Macken wurden von den leichten, hellen Kratzern befreit. Das Mittel reichte für alle unschönen Stellen und es blieb auch noch mehr als die Hälfte übrig. Trotzdem würde ich keine 25 Euro mehr für so ein „Wundermittel“ ausgeben. Urteilt aber anhand der Bilder selber, ob die Politur Eurer Wahl nicht ähnliche Ergebnisse erzielt hätte.

Für die tiefen Kratzer habe ich mir im Laden bei Prosol einfach die Farbe meines Autos für IIRC rund 10 Euronen anmischen lassen. Mit einem Pinselchen die schadhaften Stellen ausgetupft und mit Klarlack versiegelt. Der Metalliclack ist nämlich von „Natur“ aus nämlich matt. Ich habe davon aber keine Bilder gemacht. Und wie oben angeführt, funktioniert das an einigen Stellen besser als an anderen, je nachdem, wie weit sie ausgeblichen sind.

Hier einige Vorher-Nachher-Bilder:

 

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